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Philosophisches und Nachdenkliches Philosophische Gedichte und solche, die zum Nachdenken anregen sollen.

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Alt 26.09.2011, 09:57   #1
weiblich muse
 
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Standard Satans Erbe

Mit Stolz sieht er auf uns herunter,
oh ja, wir sind auch seine Kinder,
erfüllt von Sucht und Hass, und das nicht minder,
so sind wir auch seines Lebens Zunder.

So bringt er unseren Puls zum Rasen,
Adrenalin schießt in die Adern,
Vernunft kann nicht mehr länger hadern,
ergießen sich die Ausbrüche in Ekstasen.

Natürliche Bedürfnisse lässt er ausarten,
so dass wir beim Anblick eines Schenkels, einer zarten Brust
verfallen grenzenlos der Fleischeslust,
und gnadenlos vertrieben sind aus Edens Garten.

Er lässt uns nicht zufrieden sein
mit dem, was wir uns erworben,
durch Gier nach mehr und mehr verdorben,
jed’ unerfüllter Wunsch ist eine Pein.

Und manchmal stielt er uns die Lebenskräfte, den Elan,
die Glieder straff mit Seil gefesselt,
die Kette mit dem Bleigewicht am Beine rasselt,
so schleppen wir uns antriebslos voran.

Er lässt uns in des Nachbars Haus stieren,
die Augen vor kochend Blut gequollen,
der Hals vor Wut dick angeschwollen,
wenn wir sein Hab und Gut fest anvisieren.

Wir wissen nicht, wann wir aufhören müssen,
das Sättigungsgefühl ist für uns fremd,
und platzt bereits die Hose und das Hemd,
wir werden noch mehr dafür büßen.

Zwar gibt er uns das Selbstvertrauen und den Mut,
doch überschätzen wir uns auch hier,
und umso mehr, umso tiefer fallen wir,
denn wer die Ebbe nicht gelernt, der lernt die Flut.

So lernen wir, dass wir nicht vollkommen,
wir sind nicht ideal und nicht perfekt,
für diese Einsicht leben wird im Endeffekt,
die uns von Anfang an genommen.
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Alt 26.09.2011, 10:24   #2
Thing
R.I.P.
 
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Halli Hallo, muse -


ich bin über manche Verse gestolpert. Vielleicht lese und betone ich anders als Du.
Aber es gehört wahrhaft ein starker Glaube an den Satan dazu, solch ein Gedicht zu verfassen.

Ich bleibe dennoch bei Darwins "Struggle for Life".

Habs aber gern gelesen.
Schöne Wendungen dabei.

Thing
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Alt 26.09.2011, 12:10   #3
weiblich muse
 
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Hallo Thing,

neeeeiiin, ich glaube weder an Gott noch an Teufel, weder an Paradies noch an die Hölle. Lediglich die Aussage, der Mensch wäre von Natur aus gut, sehe ich als falsch an. Die negativen Gefühle, die ich hier als die sieben Todsünden beschreibe, sind ein Teil unserer Natur. Sich vom Teufel verführen zu lassen, heißt ja nur, sich von negativen Gefühlen überrollen zu lassen. Die Aufgabe ist eher, zu versuchen, Yin und Yang im Gleichgewicht zu halten.
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Alt 27.09.2011, 08:01   #4
männlich AndereDimension
 
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Hallo Muse

mir gefällt dein Gedicht, die Wortwahl und auch die Wahl der Bilder.
Noch besser würde mir dein Gedicht gefallen, hättest Du es in einem
durchgängigen Rhythmus geschrieben.

Viele Grüße, A.D.
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Alt 27.09.2011, 17:25   #5
weiblich muse
 
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Hallo A.D.,

ich freue mich über die positive Resonanz. Den Rhythmus hat auch Thing schon bemängelt. Auch bei anderen Gedichten war dieser Punkt ein Bestandteil der Kritik. Das schein, ein persönliches Problem von mir zu sein. Vielleicht fehlt mir, was die Lyrik angeht, der Rhythmus im Blut?!
Ich habe mir das Gedicht mehrmals durchgelesen - keine Stolperer.

Ein paar Hinweise, welche Verse betroffen sind, wären sehr hilfreich.
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Alt 27.09.2011, 19:20   #6
männlich AndereDimension
 
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Hallo Muse

ich gebe Dir gerne eine Beispiel, ohne Dich mich Fachbegriffen zu überschütten.

Wenn man sich mit dem Rhythmus schwer tut, dann ist es ganz hilfreich, wenn man sich erst mal an den Silben orientiert.

Die ersten zwei Verse als Beispiel:

Mit Stolz sieht er auf uns herunter, 9
oh ja, wir sind auch seine Kinder, 9
erfüllt von Sucht und Hass, und das nicht minder, 11
so sind wir auch seines Lebens Zunder. 10

So bringt er unseren Puls zum Rasen, 10
Adrenalin schießt in die Adern, 9
Vernunft kann nicht mehr länger hadern, 9
ergießen sich die Ausbrüche in Ekstasen. 12

Du siehst schon an der Silbenzahl; da kann etwas nicht stimmen.

die Zeilen- Reime> herunter/Zunder (9/10)
> Kinder/minder (9/11)

hätte der zweite Vers das gleiche Maß, könnte man fast schon von Absicht bzw Schema sprechen.

Nun mal eine andere Variante:

Mit Stolz sieht er auf uns herunter, 9
oh ja, wir sind der Hölle Kinder, 9
erfüllt von Sucht- und Hass nicht minder, 9
auch seines Lebens Rache, Zunder. 9

So bringt er Puls und Herz zum Rasen, 9
das Stresshormon schießt in die Adern, 9
der Kopf so müde, will nicht hadern, 9
doch Wut und Zorn führt zu Ekstasen. 9

Jetzt hast Du ein Maß

Dafür mußt Du Sätze umbauen, Synonyme finden - und dabei versuchen den Sinn zu erhalten.
Du kannst natürlich auch ein anderes Schema wählen, wenn Du z.B. mit 9 Silben nicht auskommst. Es muß auch nicht 9/9/9/9/, möglich wäre z.B. auch
12/10/10/12
Gerade beim umarmenden Reim, ist der Rhythmus sehr wichtig.

Wenn Du so arbeitest, hast Du zumindest mal einen Anfang und eine gewisse Sicherheit. Andere Baustellen bearbeitest Du dann automatisch mit.
So mußt Du z.B. auf die Zeilenanfänge achten:

Mit Stolz (Silben 1/1)

oh ja (Silben 1/1)

erfüllt von (Silben 2/1)

so sind (Silben 1/1)

ist so ok...aber dann:


So bringt (1/1)

Adrenalin schießt (4/1)

Vernunft kann ( 2/1)

ergießen sich ( 3/1)

..............merkst Du was ich meine?


Ich könnte Dir jetzt noch einige Dinge mehr aufzweigen die den Rhythmus stören, aber dazu vielleicht später mal mehr.

Viele Grüße, A.D.
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Alt 28.09.2011, 00:38   #7
weiblich muse
 
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Ich danke dir für die große Hilfe und die Anregungen, A.D.

Ich muss zugeben, die Silben habe ich nie so genau gezählt.
Heut habe ich es ausprobiert, und mir schwirrt immer noch der Kopf. Das war schwerer als ich dachte, und leider konnte ich nicht alles korrigieren, aber ich hoffe, dass das Ergebnis besser ist als das Original.


Mit Stolz sieht er auf uns herunter,
oh ja, wir sind auch seine Kinder,
von Sucht und Hass erfüllt nicht minder,
sind wir auch seines Lebens Zunder.

So bringt er uns'ren Puls zum Rasen,
Adrenalin schießt in die Adern,
Vernunft kann nicht mehr länger hadern,
es mehren sich die Tobsuchtsphasen.

Er lässt natürliches Verlangen ausarten,
beim Anblick eines Schenkels, einer zarten Brust
versinken wir im tiefsten Sumpf der Fleischeslust,
verstoßen und verjagt aus Edens reinem Garten.

Er lässt uns nicht zufrieden sein
mit dem, was wir uns erworben,
durch Gier nach noch mehr verdorben,
jed’ unerfüllter Wunsch ist Pein.

Und stielt er uns die Lebenskräfte, den Elan,
so scheinen Glieder straff mit Seil geknebelt,
wie vom Opium berauscht und benebelt,
so schleppen wir uns kraft- und antriebslos voran.

Er lässt uns in des Nachbars Haus stieren,
die Augen vor kochend Blut gequollen,
der Hals vor Wut gar mächtig angeschwollen,
wenn wir sein Hab und Gut fest anvisieren.

Verlernt, wann wir aufhören müssen,
ist Sättigungsgefühl für uns so fremd,
und platzt bereits die Hose und das Hemd,
wir werden noch mehr dafür büßen.

Zwar gibt er uns das Selbstvertrauen und den Mut,
doch überschätzen wir uns auch hier,
und je mehr, desto tiefer fallen wir,
denn wer die Ebbe nicht gelernt, der lernt die Flut.

So lernen wir, dass wir nicht vollkommen,
wir sind nicht ideal und nicht perfekt,
für diese Einsicht leben wird im Endeffekt,
die uns von Anfang an genommen.

PS: Die letzte Strophe wollte und wollte nichts werden. Wenn du Vorschläge hast - gerne!

Puuuhhh...

Fix und fertig, Muse.
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Alt 28.09.2011, 00:48   #8
weiblich muse
 
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Ich danke dir für die große Hilfe und die Anregungen, A.D.

Ich muss zugeben, die Silben habe ich nie so genau gezählt.
Heut habe ich es ausprobiert, und mir schwirrt immer noch der Kopf. Das war schwerer als ich dachte, und leider konnte ich nicht alles korrigieren, aber ich hoffe, dass das Ergebnis besser ist als das Original.


Mit Stolz sieht er auf uns herunter,
oh ja, wir sind auch seine Kinder,
von Sucht und Hass erfüllt nicht minder,
sind wir auch seines Lebens Zunder.

So bringt er uns'ren Puls zum Rasen,
Adrenalin schießt in die Adern,
Vernunft kann nicht mehr länger hadern,
es mehren sich die Tobsuchtsphasen.

Er lässt natürliches Verlangen ausarten,
beim Anblick eines Schenkels, einer zarten Brust
versinken wir im tiefsten Sumpf der Fleischeslust,
verstoßen und verjagt aus Edens Garten.

Er lässt uns nicht zufrieden sein
mit dem, was wir uns erworben,
durch Gier nach noch mehr verdorben,
jed’ unerfüllter Wunsch ist Pein.

Und stielt er uns die Lebenskräfte, den Elan,
so scheinen Glieder straff mit Seil geknebelt,
wie vom Opium berauscht und benebelt,
so schleppen wir uns antriebslos voran.

Er lässt uns in des Nachbars Haus stieren,
die Augen vor kochend Blut gequollen,
der Hals vor Wut gar mächtig angeschwollen,
wenn wir sein Hab und Gut fest anvisieren.

Verlernt, wann wir aufhören müssen,
ist Sättigungsgefühl für uns so fremd,
und platzt bereits die Hose und das Hemd,
wir werden noch mehr dafür büßen.

Zwar gibt er uns das Selbstvertrauen und den Mut,
doch überschätzen wir uns auch hier,
und je mehr, desto tiefer fallen wir,
denn wer die Ebbe nicht gelernt, der lernt die Flut.

So lernen wir, dass wir nicht vollkommen,
wir sind nicht ideal und nicht perfekt,
für diese Einsicht leben wird im Endeffekt,
die uns von Anfang an genommen.

PS: Die letzte Strophe wollte und wollte nichts werden. Wenn du Vorschläge hast - gerne! Ich weiß, bei manchen Strophen stimmt die Silbenanzahl nicht überein, aber da sträubt sich mein ganzes Innerstes dagegen. Ich kann es auch nicht erklären.

Puuuhhh...

Fix und fertig, Muse.
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Alt 28.09.2011, 06:20   #9
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Guten Morgen Muse

nichts überstürzen - Gut Ding will Weile haben.
Verbeiße Dich nicht in den Silben, sie dienen nur zur Orientierung.
Es ist wie beim Tanzen. Der Eine hat Rhythmus im Blut, der Andere nicht,
aber beide müssen die Schritte erst lernen. Der mit dem Rhythmus tut sich einfacher, weil sein natürlicher Bewegungsablauf den Schrittfolgen nicht im
Wege steht. Der Andere braucht halt etwas mehr Geduld und Übung.
Selbst wenn derjenige mit weniger Rhythmus im Blut 100.000 Stunden übt,
wird der Fachmann sehen, dass der Andere mehr Rhythmus im Blut hat.
Der Laie wird es nicht sehen, aber spüren. Das Dichten ist eine Kunst - man kann durch das Handwerk einiges kompensieren, aber Künstler ist man von Geburt an. Gib tausend zweijährigen Kindern eine Geige und lasse sie täglich 5 Stunden üben - nur ein Kind, wenn überhaupt, reift zum Virtuosen.

Liebe Muse, unterwerfe Dich nicht den Silben und opfere dabei deinen Stil.
Den mußt Du beibehalten und versuchen an den Ecken und Kanten zu schleifen. Ein Gedicht darf aber niemals ein Kompromiss sein. Lieber ehrlich und schräg, als unehrlich und glatt.

Viele Grüße, A.D.
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Alt 28.09.2011, 07:19   #10
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Ha! Dabei tanze ich Salsa. Wenn das keine Ironie ist!

Aber ich weiß, was du meinst. Auf jeden Fall werde ich bei meinem nächsten Gedicht auf eine möglichst symetrische Silbenanzahl achten.
Ich glaube, es ist einfacher, wenn das Gedicht gerade am Entstehen ist. Dieses ist ein wenig älter, da fiel es mir schwer wieder reinzukommen.

Leider hast du nichts zu meiner Veränderung gesagt. Habe ich einen besseren Rhythmus erreicht? Und was auch sehr wichtig ist: hat der Inhalt an Qualität einbüßen müssen?

Danke für die Unterstützung!

Wünsche einen schönen Tag.
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Alt 28.09.2011, 07:38   #11
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Hi,

ich sage heute Abend etwas dazu, muß mir dafür etwas Zeit nehmen.

Vorab ein zwei Dinge:

Zitat:
Adrenalin
ein viersilber Auftakt ist ein Rohrkrepierer

Er lässt natürliches Verlangen ausarten,
beim Anblick eines Schenkels, einer zarten Brust
versinken wir im tiefsten Sumpf der Fleischeslust,
verstoßen und verjagt aus Edens Garten.


bei diesem Vers,
kommst Du vom "Singen" ins "Reden"

Später mehr


Danke und auch Dir einen schönen Tag
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Alt 28.09.2011, 18:38   #12
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Hallo A.D.!

Zum ersten Einwand muss ich sagen, dass ich da anderer Meinung bin. Es mag sein, dass der Beginn mit Vierzeilern unkonventionell, oder ein stilles, lyrisches Tabu ist, aber subjektiv gesehen, stört es mich nicht. Ich habe mir meine Gedichte noch einmal angeschaut und habe festgestellt, dass ich doch öfter und gerne mit langen Worten einen Vers anfange. Verbuchen wir's unter Vorliebe.
Du hast schon richtig gesagt: Schritt für Schritt! Ehrlich gesagt überfordern mich momentan die Versanfänge. In erster Linie möchte ich allgemein ein gutes Gefühl für Rhythmus bekommen. Jetzt, da ich weiß, wo mein Fehler war, macht es richtig Spaß, an sich zu arbeiten.

Zum zweiten Einwand: du hast recht. Jetzt, nach ein paar Stunden Abstand, sehe ich das Problem auch. Zusammengefasst könnte man sagen, ich habe mächtig übertrieben. Kleine Abweichungen hätten für den Anfang auch gereicht.

Mein Problem ist, ich möchte den Inhalt nicht zu sehr verzerren, da jede einzelne Strophe für eine der Sünden steht und nicht wörtlich genannt werden sollte. Ich bin mit den Metaphern auch eigentlich recht zufrieden, deswegen fällt es mir vielleicht auch so schwer, Alternativen zu finden. Mangelnde Fähigkeiten schließe ich natürlich auch nicht aus.

Ich möchte noch dein Kommentar abwarten, bevor ich das Gedicht noch einmal bearbeite. Halte dich mit Kritik nicht zurück. Ich berücksichtige immer alle Hinweise, obwohl ich letztendlich nicht alle Punkte umsetze. Eine gewisse Individualität möchte ich mir vorbehalten.
muse ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.09.2011, 07:58   #13
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Hallo Muse

Zitat:
Zum ersten Einwand muss ich sagen, dass ich da anderer Meinung bin. Es mag sein, dass der Beginn mit Vierzeilern unkonventionell, oder ein stilles, lyrisches Tabu ist, aber subjektiv gesehen, stört es mich nicht.
das war nicht wirklich ein Einwand. Regeln gelten nur dann, wenn Du nach Regeln schreibst- z.B. ein Sonett. Aber selbst in solchen Fällen wurden/werden die Regeln mit der Zeit aufgeweicht. Das ist eigentlich schade, denn so glaubt heute jeder der seine Worte in Verse kleidet, er hätte ein Gedicht geschrieben.
Wenn sich dann auch noch ein Lieschen Müller, oder ein Heinz Schmitt findet,
die/der das für gut empfindet, manifestiert sich dieser Glaube. Spätestens vor
dem seriösen Verlag, kommt dann die ganze Wahrheit auf den Tisch.
Wenn die 4-jährige Tochter ein Bild malt, dann findet die Mutter dieses Bild schön - egal was sie da malt. Die Mutter wird nicht vom Verstand geleitet, sondern von den Emotionen verleitet.
Foren wie poetry.de (gilt für alle anderen auch) sind ein Auffangbecken für die Lieschen Müller und Heinz Schmitt dieser Welt. Hier bewerten i.d.U. Amateuere Amateure, so entsteht dann ein schiefes Bild. Hier entscheidet weniger die Qualität, sondern mehr das eigene Verhalten und die Gruppendynamik was gut und was böse ist. In Wirklichkeit sind es aber nur
0,0001 % aller Dichterinnen und Dichter dieser Welt, die es überhaupt wert sind genannt zu werden. Ich kenne Leute die haben schon ihr zwanzigstes Gedichtband veröffentlicht, ohne auch nur die leiseste Ahnung von Lyrik
zu haben. Verantwortlich dafür sind die vielen Verlage, die jeden Mist drucken, hauptsache du übernimmst die Kosten oder beteiligst dich zumindest daran. 99,99% aller Gedichtbände kommen so zur Welt.
Das alles ist auch überhaupt nicht schlimm, es soll ja in erster Linie Spaß machen - und nicht jeder tritt an um Kunst zu schaffen.
Schade ist nur; das macht es einem fast unmöglich konstruktive und sachliche Kritik zu üben, aus der man wirklich etwas lernen kann - vorausgesetzt man will das auch.
Entschuldige meinen Ausflug- zurück zu deiner Aussage.
Du hast schon die richtige Einstellung, man braucht ein gesundes Selbstbewusstsein, um in diesem Dschungel die Orientierung zu behalten.

Viele Grüße, A.D.
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Alt 01.10.2011, 09:19   #14
weiblich muse
 
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Hallo A.D.,

ich weiß nicht, ob das etwas mit Selbstbewusstsein zu tun hat, aber auf jeden Fall hat es bei mir was mit der Einstellung zur Kunst zu tun, die ja nun mal keine Naturwissenschaft ist, sondern ein kreativer Prozess. Und Kreativität kennt keine Gesetze, Regeln oder Schranken.
Ich sehe das ganze nicht so eng. Wenn jemand ein Sonett schreibt und es in seiner Definition ein wenig verändert oder erweitert, dann ist es eben kein klassisches Sonett mehr, aber man könnte es ...sonett nennen. Wie wäre doch die Kunst langweilig, wenn alles stets gleich bleiben würde.

Ich habe gegen Kritik nichts einzuwenden. Ich sehe auch keine Schwierigkeit darin, Kritik zu üben. Die Schwierigkeit liegt eher darin, die Entscheidung zu akzeptieren, wieviel der Dichter bereit ist an seinem Werk zu ändern.
Jeder hat das Recht, seine Meinung zu äußern, aber diese Meinung auf Biegen und Brechen durchsetzen zu wollen ist nicht der richtige Weg.
Was nützt es einem, wenn man sich der breiten Masse fügt, aber sich selbst letztendlich in dem Werk nicht wiedererkennt.
Die größte Herausforderung liegt, glaube ich, darin, hilfreiche Tipps für sich herauszufiltern, ohne dem eigenen Stil untreu zu werden.

Ich habe hier eine weiter Variante, die vielleicht uns beide einigermaßen zufriedenstellen könnte (Veränderungen sind fett markiert):


Mit Stolz sieht er auf uns herunter,
oh ja, wir sind auch seine Kinder,
von Sucht und Haß erfüllt nicht minder,
sind wir auch seines Lebens Zunder.

So bringt er uns'ren Puls zum Rasen,
Adrenalin schießt in die Adern,
Vernunft kann nicht mehr länger hadern,
es mehren sich die Tobsuchtsphasen.

Natürliche Bedürfnisse lässt er ausarten,
so dass wir beim Anblick einer zarten Brust
verfallen grenzenlos der Fleischeslust,
und gnadenlos vertrieben sind aus Edens Garten.

Er lässt uns nicht zufrieden sein
mit dem, was wir uns erworben,
durch Gier nach mehr und mehr verdorben,
jed’ unerfüllter Wunsch ist eine Pein.

Und stielt er uns die Lebenskräfte, den Elan,
so scheinen Glieder straff mit Seil geknebelt;
und wie vom Opium berauscht und benebelt,
so schleppen wir uns antriebslos voran.

Er lässt uns in des Nachbars Haus stieren,
die Augen vor kochend Blut gequollen,
der Hals vor Wut gar mächtig angeschwollen,
wenn wir sein Hab und Gut fest anvisieren.

Verlernt, wann wir aufhören müssen,
ist Sättigungsgefühl für uns so fremd,
und platzt bereits die Hose und das Hemd,
wir werden noch mehr dafür büßen.

Zwar gibt er uns das Selbstvertrauen und den Mut,
doch überschätzen wir uns auch hier,
und je mehr, desto tiefer fallen wir,
denn wer die Ebbe nicht gelernt, der lernt die Flut.

So lernen wir, dass wir nicht vollkommen,
wir sind nicht ideal und nicht perfekt,
für diese Einsicht leben wird im Endeffekt,
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