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Alt 11.12.2009, 19:05   #1
weiblich Strawbellycake
 
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Standard Liebe&Geheimnis

Ich saß voller Aufregung im Flugzeug und goss mir erst einmal den Tomatensaft über die Hose. Das fängt ja schon toll an, dachte ich und ließ mir von der Stewardess bei der Beseitigung des Malheurs helfen. Nach Jahren treuen Briefwechselns würde ich meinen Schottischen Brieffreund Sean endlich persönlich kennen lernen. Das war mein einziger Wunsch gewesen und meine und seine Eltern hatten ihn mir nun zum vierzehnten Geburtstag erfüllt. Schon als Sean mich am Airport in Glasgow abholte, war zwischen uns eine unglaublich schöne Vertrautheit und es war geradezu selbstverständlich, dass er mich in seine Arme zog und mit einem Küsschen auf die Wange begrüßte. Hach, was kribbelte es da in meinem Bauch. Noch mehr kribbelte es allerdings, als sein Vater nach etwa einer Stunde Fahrt mit dem Landrover in eine prachtvolle Eichenallee einbog, an deren Ende auf einer Anhöhe ein richtiges Schloss stand. Ups, da rutscht mir aber plötzlich das Herz ganz schön in die Jeans.
Ich hatte ja schon viel von Schottischen Schlössern gehört, vor allem ziemliche Gruselgeschichten, und da ich von der Reise auch ziemlich erschöpft war, hatte ich nicht wirklich Bock auf eine Sightseeingtour durch dieses düstere Gemäuer. Irgendwie hatte ich das Gefühl, von den vielen Erkern und Türmchen, den wehrhaften Zinnen geradezu erdrückt zu werden. Ein kleines Keuchen entrang sich meiner Kehle. „Geht es dir nicht gut?“, fragte Sean freundlich. „Doch, doch, aber die lange Reise, äh, für eine Schlossbesichtigung bin ich eigentlich gar nicht richtig aufgelegt. Wollen wir nicht erst mal zu euch nach Hause fahren und das vielleicht morgen machen?“ Sean lacht. „Das ist mein zu Hause. Herzlich willkommen auf Schloss Waldmoral.“ Das haute mich nun aber fast um. Wow! Mein Brieffreund wohnt in einem Schloss! Mit keinem Wort hatte er das je erwähnt. Na, das konnten ja spannende Ferien werden. Ich bezog ein wahrhaft fürstliches Gästezimmer. Es glich einer richtigen kleinen Suite mit Schlafzimmer, Sitzecke und luxuriösem Bad. Ein Bademantel und weiche Hausschuhe lagen einladend auf dem Bett. „Das ist ja der reinste Fünfsternehotel-Service“, sagte ich und erinnerte mich an einen Film, in dem ein vergleichbarer Luxus herrschte. „Dann genieße es“, meinte Sean lachend. „Möchtest du noch etwas unternehmen oder hättest du lieber deine Ruhe jetzt?“ Auch wenn es vielleicht unhöflich war, ich wollte eigentlich nur noch in dieses prachtvolle Bett und meine Augen zumachen. Sean erriet meine Gedanken. „Ich sehe schon, du brauchst erstmal Ruhe. Erhol dich gut. Wir sehen uns morgen zum Frühstück.“ Ich begleitete ihn noch zur Tür und dankte ihm für sein Verständnis. „Schlaf gut und hab keine Angst“, sagte Sean und küsste mich erneut auf die Wange. Ich war irritiert. Angst? Warum sollte ich denn wohl Angst haben?
Einiges war mir fremd und darum etwas unheimlich, aber ich hatte doch meinen Grund, in diesem Schloss Angst zu haben?! Schließlich glaubte ich nicht an Spukgeschichten. Ich ging erst mal unter die Dusche. Als ich herauskam, stand ein Tablett mit Tee und leckeren Häppchen auf dem Tisch. Ich hockte mich im Bademantel auf das Sofa und vertilgte hungrig den kleinen Imbiss. Dann schlüpfte ich ins Bett und nachdem ich die Nachttischlampe gelöscht hatte, fiel ich in einen unruhigen Schlaf. Ich träumte allerlei wirres Zeug und wachte mehrmals schweißgebadet auf. Liebes Lieschen, ich hätte nie gedacht, dass alleine die Atmosphäre eines schottischen Schlosses so beunruhigend auf mich wirken könnte. Das war ja nicht gerade die heiterste Aussicht für diesen Urlaub. Ich schlief wieder ein und träumte erneut. Doch diesmal war der Traum schön und er lief vor meinem inneren Auge ab wie ein romantischer Spielfilm im Kino. Ich sah einen jungen Mann und eine junge Frau in historischen Gewändern lachend das Zimmer betreten, in dem ich zurzeit schlief. Jedenfalls war die Einrichtung genau dieselbe. Das große komfortable Bett, die elegante Sitzgruppe, der historische, nur noch Dekorationszwecken dienende Waschtisch mit Krug und Waschschüssel und der mannshohe Spiegel mit seinem vergoldeten Rahmen. Die beiden tauschten Zärtlichkeiten aus und ließen sich schließlich auf das Bett fallen und gaben sich ihrer Liebe hin. Irgendetwas ließ mich plötzlich aufschrecken.
Als ich mich im Bett aufsetzte, stellte ich fest, dass ich fror. Meine nackten Arme waren von einer Gänsehaut bedeckt und meine Hände waren eiskalt. Eine unwirkliche Dudelsackmusik erfüllte den ganzen Raum, als ich sie plötzlich sah. Eine weibliche Gestalt, eingehüllt in einen Schleier ais irisierendem Licht. Sie ging, nein, schwebte am Fußende des Bettes vorbei direkt auf den kleinen Waschtisch zu. Sie goss aus dem Krug Wasser in die Waschschüssel, aber als sie sich darin die Hände wusch, sah ich zu meinem Entsetzen, dass es Blut war. Ich war noch wie erstarrt, als sie sich umdrehte, auf den riesigen Spiegel zuschwebte und einfach darin verschwand. Kaum war sie im Spiegel verschwunden stieg die Temperatur schlagartig an, die Musik verstummte und das Zimmer lag wieder im Dunkeln.
Panisch knipste ich mit zitternden Fingern die Nachttischlampe an und dann alle weiteren Lichter im Raum. Ich griff zum Telefon und wählte Seans Nummer. „Sean“, stammelte ich, „wieso hat mir niemand gesagt, dass es in diesem Zimmer spukt?“ Er war bei mir, noch bevor ich den Hörer aufgelegt hatte. Auf sein leises Klopfen hin warf ich mir schnell den Bademantel über und öffnete ihm zögernd die Tür. Er nahm mich in seine Arme und führte mich dann zum Sofa, wo wir uns eng aneinandergeschmiegt setzten. „Du hast sie also auch gesehen“, sagt er. „Wer, wer ist sie?“, fragte ich. Er zuckte die Schultern. „Ich weiß es nicht. Ich habe nie ihr Gesicht sehen können. Es heißt, dass sie seit vier Jahrhunderten hier umgeht, weil in der Hochzeitsnacht ihr Liebster von einem Meuchelmörder aus feindlichen Clan in diesem Raum ermordet wurde.“ Ich sah das Bild der Frau vor mir, wie sie sich die Hände mit Blut wusuch und zitterte noch einmal wie Espenlaub. Sean zog mich in seine Arme. „Es war eine Tragödie“, sagte er, „aber es ist lange, lange her. Und einen Trost habe ich für dich.“ Ich sah ihn fragend an. „Erstens erscheint die Geisterfrau jedem Menschen nur einmal, das heißt du hast von nun an Ruhe hier und …“ Er machte eine kleine Kunstpause, wobei er mich schelmisch angrinste. „… und zweitens habe ich mich total in dich verliebt.“ Als er mich küsste, machte mein Herz einen freudigen Hüpfer und ich wusste, dass nun alles gut werden würde.
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Alt 11.12.2009, 19:13   #2
weiblich Strawbellycake
 
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Beiträge: 4


danke^^ naja ich finds nicht soo-ooo übaweltigend
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