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23.05.2019, 08:39 | #1 |
Ein Triumph
Vom Balkon aus war nur der Schwanz des Katers zu sehen, mit dem er langsam hin und her wedelte. Stefanie, die rauchend in der morgendlichen Kühle auf dem Balkon stand, beobachtete ihn amüsiert. Was hatte seine Aufmerksamkeit denn so gefesselt? Sie trat langsam näher und sah nun, dass der Kater, offenbar zum Sprung bereit, vor dem großen Sessel im Wohnzimmer stand, auf den sie gestern Abend achtlos die Wäsche geworfen hatte. Eigentlich war das nichts Ungewöhnliches.
Stefanie dachte an Tante Mona, die morgen zu Besuch kommen würde und ging im Geiste nochmal durch, ob alles für den anstehenden Besuch erledigt war: Gästezimmer fertig hergerichtet, genug Essen eingekauft? Es müsste alles in Ordnung sein. Sogar einen neuen Pyjama hatte sie ihrer Tante auf deren Bitten hin noch besorgt. Nur schade, dass Tante Mona keine Katzen mochte (angeblich hatte sie eine Katzenhaarallergie, Stefanie wusste aber, dass das nicht stimmte) und Stefanie den Kater jedes Mal ausquartieren musste, wenn Tante Mona zu Besuch kam. Ob der Kater sich das gemerkt hatte? Aber er konnte ja nicht wissen, dass Tante Mona der Grund dafür war, dass er zwei Wochen lang in der Katzenpension bleiben musste. Das Fauchen des Katers riss sie aus ihren Gedanken. Sie betrat das Wohnzimmer und sah, wie der Kater triumphierend ein Wäschestück zwischen seinen Krallen zerfetzte. Beim genaueren Hinschauen erkannte sie es: Es war das Oberteil von Tante Monas Pyjama. Geändert von DieSilbermöwe (23.05.2019 um 13:37 Uhr) |
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23.05.2019, 22:25 | #2 |
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gefällt mir ausnehmend gut. ein text der kreativ und amüsant ist.
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23.05.2019, 23:21 | #3 | |||
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Stringent erzählt. Zudem ein schönes Beispiel dafür, dass Katzen über die Fähigkeit verfügen, Zusammenhänge herzustellen und zu äußern, was ihnen nicht passt. Als ich einmal meine Eltern als Katzensitter einspannte, weil ich für drei Wochen in die U.S.A. abdampfte, setzte meine Katze aus Protest, dass mein Vater in meinem Bett schlief, ein Kackhäufchen davor ab.
Ich habe allerdings ein paar kleinere sprachliche Unsauberkeiten in dem Text festgestellt: Zitat:
Aber auch das könnte noch missverständlich klingen. Ich hätte geschrieben: "Vom Balkon aus war nur der graugetigerte Schwanz zu sehen, der langsam hin und her wedelte." Aus dem Kontext wäre später klar geworden, dass es sich um einen Kater handelt. Zitat:
Soweit zum Spachlichen. Am Ende der Geschichte fehlte mir eine Emotion: Zitat:
Dies aber nur zur Anregung, um die Anekdote "rund" zu machen. Mir kam das Ende zu abrupt vor. |
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24.05.2019, 06:58 | #4 |
Hallo Ilka-Maria,
ich freue mich sehr über deinen Kommentar! Schön, dass dich die kleine Katzengeschichte angesprochen hat. Zunächst zum Ende: Der Text ist auf die letzten drei Worte hingearbeitet, deswegen ist das Ende so abrupt. Ich lese zurzeit das Buch "Kurz und gut schreiben" von Roy Peter Clark. Darin erwähnt der Autor unter anderem "Zielschießen" als Strategie (das Kapitel heißt "Treffen und Versenken"). Der gesamte Text soll auf die letzten Worte hinarbeiten. Der Autor liefert ein paar Beispiele, an denen man die Zielgenauigkeit üben kann, d. h. man soll einen Text schreiben, in dem als die letzten Worte die vorgegebenen Beispiele stehen. Ich habe mir "Tante Mabels Pyjama" ausgesucht, nur aus Tante Mabel Tante Mona gemacht. Auch mir erscheint die Geschichte übrigens noch nicht allzu rund, aber zum Üben hat es sich gelohnt, sie zu schreiben, denn jetzt weiß ich ungefähr, wie man zum letzten Satz kommt. Ich war ziemlich gespannt, wie die Geschichte aufgenommen werden würde und bin positiv überrascht ich hatte mit mehr Kritik gerechnet oder aber damit, dass sie sang- und klanglos untergeht. Vor ein paar Tagen sah ich auf einem Balkon einen mir bekannten Kater (eigentlich mache ich mir nicht mehr viel aus Katzen, aber den mag ich. Woher weißt du übrigens, dass er graugetigert ist? Ist er wirklich ), allerdings nur dessen Schwanz, mit dem er hin und her wedelte. Deswegen habe ich es wohl auch so ausgedrückt, du hast natürlich recht mit der sprachlichen Kritik, auch bei den anderen beanstandeten Sätzen. Die Besitzerin war auch auf dem Balkon. Ich fragte mich, was der Kater wohl gesehen haben mochte und dachte dann an diese kleine Szene zurück und verband sie mit meiner Geschichten-Übung. Freue mich wirklich sehr, dass so ein langer Kommentar dazu von dir kam. LG DieSilbermöwe Geändert von DieSilbermöwe (24.05.2019 um 08:23 Uhr) |
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24.05.2019, 09:55 | #5 | |
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Zitat:
Beim genaueren Hinschauen blieb ihr fast das Herz stehen: Es war das Oberteil von Tante Monas Pyjama. Oder: Beim genaueren Hinschauen traute sie ihren Augen nicht: Es war das Oberteil von Tante Monas Pyjama. So etwas in der Art. Finde ich übrigens gut, dass du die Übungen im Hinblick auf zielgerichtetes Schreiben durcharbeitest. Das schärft die Sinne für das Wesentliche. Michael, mein Tutor, macht das, indem er für eine Story nur eine bestimmte Anzahl von Zeichen (inklusive Leerzeichen) zulässt. Da schreibt man erst einmal drauf los, und dann ... na ja, dann kommt das Streichen und die Suche nach kürzeren Wörtern, die dann, man staune, fast immer der griffigere Ausdruck sind. Frohes Weiterschaffen! |
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24.05.2019, 17:32 | #6 | ||
Zitat:
Zitat:
Aber diese Geschichte hier war für mich auch eine ganz neue Erfahrung. Zielgerichtet habe ich noch nie geschrieben und es ist wirklich interessant. Dir auch frohes Weiterschreiben! LG DieSilbermöwe |
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25.05.2019, 17:29 | #7 |
Ich habe die kleine Geschichte jetzt noch ein wenig überarbeitet:
Vom Balkon aus war nur der graugetigerte Schwanz zu sehen, der langsam hin und her wedelte. Stefanie, die rauchend in der morgendlichen Kühle auf dem Balkon stand, beobachtete ihn amüsiert. Was hatte seine Aufmerksamkeit denn so gefesselt? Sie trat langsam näher und sah nun, dass ihr Kater, offenbar zum Sprung bereit, vor dem großen Sessel im Wohnzimmer stand, auf den sie gestern Abend achtlos die Wäsche geworfen hatte. Eigentlich war das kein ungewöhnlicher Anblick für ihn und er wusste, dass er auf dem Sessel nichts zu suchen hatte. Da konnte sie ganz beruhigt sein. Stefanie dachte an Tante Mona, die morgen zu Besuch kommen würde und ging im Geiste nochmal durch, ob alles für den anstehenden Besuch erledigt war: Gästezimmer fertig hergerichtet, genug Essen eingekauft? Es müsste alles in Ordnung sein. Sogar einen neuen Pyjama hatte sie ihrer Tante auf deren Bitten hin noch besorgt. Nur schade, dass Tante Mona keine Katzen mochte (angeblich hatte sie eine Katzenhaarallergie, Stefanie wusste aber, dass das nicht stimmte) und Stefanie den Kater jedes Mal ausquartieren musste, wenn Tante Mona zu Besuch kam. Ob der Kater sich das gemerkt hatte? Aber er konnte ja nicht wissen, dass Tante Mona der Grund für seinen zweiwöchigen Aufenthalt in der Katzenpension war. Das Fauchen des Katers riss sie aus ihren Gedanken. Sie betrat das Wohnzimmer und sah, wie er triumphierend ein Wäschestück zwischen seinen Krallen zerfetzte. Beim genaueren Hinschauen blieb sie wie vom Donner gerührt stehen: Es war das Oberteil von Tante Monas Pyjama. |
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25.05.2019, 18:16 | #8 | |
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Silbermöwe, du must dich konzentrieren! Jetzt bist du prompt in eine Falle getappt.
Zitat:
Vom Balkon aus war nur der graugetigerte Schwanz zu sehen, der langsam hin und her wedelte. Stefanie, die rauchend in der morgendlichen Kühle auf dem Balkon stand, beobachtete amüsiert die Szene. Was hatte die Aufmerksamkeit ihres Katers so gefesselt? Sie trat langsam näher und sah nun, dass er, offenbar zum Sprung bereit, vor dem großen Sessel ... "vom Donner gerührt" gefällt mir, tolle Variante. Weiter üben! Es wird immer besser. *überflüssiges Füllwort |
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27.05.2019, 06:46 | #9 | ||
Zitat:
du hast natürlich recht. Da habe ich wirklich gepennt. Zitat:
LG DieSilbermöwe |
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08.06.2019, 13:25 | #10 | |
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Zitat:
mit wem wedelte der kater hin-und-her? mit seinem schwanz. so gesehen müsste der satz richtig gewesen sein. lustiger wäre etwa gewesen zu schreiben: Vom Balkon aus sah ich etwas buschiges langsam hin und her wedeln. Es war der Schwanz... |
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08.06.2019, 14:20 | #11 |
Forumsleitung
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Der Satz ist missverständlich, denn das Objekt, mit dem etwas gemacht wird, ist und bleibt der Kater, also wedelt der Schwanz (Subjekt und somit der Handelnde) mit etwas (dem Objekt). Ich schreibe grundsätzlich Sätze, die zu Missverständnissen führen, so um, das sie klar sind und solche Diskussionen erst gar nicht aufkommen, deshalb wies ich darauf hin. Es bleibt aber natürlich jedem Autor selbst überlassen, ob er es so genau nehmen möchte oder nicht.
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08.06.2019, 14:37 | #12 |
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ok alles klar...soweit
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09.06.2019, 12:48 | #13 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
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Liebe Silbermöwe,
am besten gefiel mir der Verbesserungsvorschlag Ilka Marias zu dem Satz: "Vom Balkon aus war nur der Schwanz des Katers zu sehen, mit dem er langsam hin und her wedelte." Ilka Marias Vorschlag ist göttlich! "Vom Balkon aus war nur der graugetigerte Schwanz zu sehen" Was hältst Du von meinemVorschlag: "Vom Balkon aus war nur des Katers Schwanz zu sehen, mit dem er langsam hin und her wedelte." ? Liebe Grüße! Heinz Geändert von Heinz (09.06.2019 um 21:35 Uhr) |
10.06.2019, 11:02 | #14 |
Hallo Heinz,
sprachlich ist das natürlich richtig, aber Ilkas Vorschlag zielt ja darauf ab, dass sich erst später aus dem Kontext ergibt, dass es sich um einen Kater handelt. Und jetzt nicht auf nicht jugendfreie Gedanken kommen: Es könnte ja auch eine Katze sein. LG DieSilbermöwe |
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10.06.2019, 14:55 | #15 | |
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Zitat:
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