Vögel der Nacht

[Rosenblüte]

Mit Rabenflügeln stürzt die Nacht hernieder,
stakst Aas sich suchend durch die stillen Räume,
schleicht diebisch sich in meine leisen Träume,
krächzt heiser düstre Galgenvogellieder.

Den Kopf verwirrt vom Nachtmahr, schwer die Glieder,
so lieg ich wach und stell mir bange Fragen,
hör plötzlich hell die Nachtigallen schlagen
und schließ beglückt, entrückt die Augenlider.

Und träum von all den Vögeln unter Sternen,
von Dodos, Kiwis in den weiten Fernen,
von Eulen, Käuzen, Uhus in den Wäldern.

Von Vögeln, die am Morgen erst erwachen -
werd morgen über meine Dummheit lachen,
wenn kluge Raben kreisen über Feldern.

[Thing]

Halli Hallo -

es fraß der Aar -

noch nicht mein Aas.
Das ist eine Mischung aus Villon und Morgenstern.

Komm, mein Mädel! Küß mir den Schädel!
Auch ich bin ein Galgenkind.

Denn nur dieser Humor hilft (darüber hinweg).

Kompliment!

Thing

[Ex-Odiumediae]

Lecker! Diese Sprache, das Vokabular und die Reime, einfach köstlich.

[Ex-Schamanski]

Jawoll. Die reine Lehre.

[Ex-Odiumediae]

Auch die etwas subtilen Antithesen... Ich bin begeistert.

[Rosenblüte]

Ich danke euch! Dachte mir, wenn hier schon das Sonettfieber ausgebrochen ist, möchte ich auch was beisteuern.

Liebe Grüße
Rosenblüte

[Ilka-Maria]

Die Ansteckungsgeschwindigkeit dieses Fiebers ist beeindruckend. Das Sonett ebenfalls - rundum gelungen.

Nur die "Dodos" haben mich etwas irritiert, weil sie schon lange ausgestorben sind, sich im Gedicht aber neben quicklebendigen (und allesamt nachtaktiven) Vögeln tummeln. Aber im Traum darf so etwas wohl sein.

LG
Ilka-M.

[Rosenblüte]

Liebe Ilka-Maria,

genau, die liebenswerten Dodos können leider nur noch im Traum erscheinen. Diese nachtaktiven, arglosen Tiere, die auf Mauritius lebten, hatten keine natürlichen Feinde. Doch dann wurden sie von Seefahrern entdeckt und von ihnen oder durch von ihnen eingeschleppte Tiere innerhalb von nicht einmal hundert Jahren ausgerottet.

Lieben Gruß
Rosenblüte