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Sonstiges und Experimentelles Andersartige, experimentelle Texte und sonstige Querschläger.

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Alt 01.10.2006, 09:17   #1
lichtelbin
 
Dabei seit: 07/2006
Beiträge: 626

Standard Hyperbel... Über die Grenzen hinaus

Ihr kennt doch sicher die Geschichte von der Farbenwelt, die in vier Teile geteilt ist (rot, grün, gelb, blau). Alle Menschen haben Vorurteile gegen die Farben jenseits ihrer eigenen Grenzen, bis die Kinder kommen und auf die Grenzen spucken und diese wegwischen (sie sind interessanter weise aus Kreide). Von da an sind alle glücklich und vermischen sich untereinander. Diese Geschichte haben wir oft gehört (Ministranten, Erstkommunion, Firmung, Jugendtage, ect.)
Nun will ich eine neue Geschichte erzählen, in der die Leute „normale“ Menschen sind und keine erfundenen Gut-Menschen.
Es war einmal eine Welt, die war in zwei deutlich gekennzeichnete Hälften geteilt. Es gab eine schwarze Hälfte mit schwarzen Straßen, schwarzen Bäumen, schwarzen Menschen, schwarzen Tieren und schwarzen Häusern. Diese schwarzen Menschen haben früher einmal gelernt, dass die Weißen ganz anders denken und aussehen und sich ganz anders benehmen. Sie halten die anderen für seltsam und sonderlich und manche auch für ein wenig gefährlich. Die Schwarzen finden halt das schwarz für schöner und wenn ein schwarzes Kind sein Bild ganz weiß anmalen würde, würde man denken, diesem Kind sei etwas furchtbares passiert und es zum Psychiater schleppen, der dann die Gründe für dieses schräge Verhalten herausfinden muß.
Die andere Hälfte der Welt war, wie könnte es anders sein, ganz weiß. Sie hatte weiße Häuser, weiße Erde, weiße Vögel, weiße Menschen, weiße Straßen, weißes Essen und weißes Denken. Die Weißen denken nämlich ganz anders, als die Schwarzen – glaubten zumindest die Weißen selbst - . Wenn eine Fliege die Wand hinaufkrabbelt, würden die Weißen sagen: die Fliege krabbelt zur Decke. Die Schwarzen aber würden sagen, die Fliege krabbelt aufwärts. So war es mit allem. Das fing beim halben Wasserglas an und hörte damit auf, welcher Teil ihrer Welt nun der Obere war und welcher der Untere (so würde ein Schwarzer es sagen… ein Weißer würde sagen: Das fing mit der Streitfrage, welcher Teil der Welt unten und welcher oben ist, an und hörte beim halben Wasserglas auf) – kurz… sie waren zu verschieden. Dann gab es noch Grenzgänger. Die lebten auf den Grenzen und sahen von weitem die Städte der Anderen. Dann erzählten sie den Leuten aus ihrem Land, wie es da drüben aussah und das schockierte sie sehr.
Eigentlich war alles gut so (wer hat denn keinen Nachbarn, den er sonderbar findet?), aber dann kam eine Generation von Jugendlichen, die zu viel Fernsehen sahen und zu wenige alte Bücher lasen. Ganz besonders beliebt war (schwarz, wie weiß) eine Fernsehsendung über ein Farbenland, das in vier Teile geteilt war (den Rest der Geschichte kennt ihr ja) und als die letzte Staffel abgesetzt wurde, da entschlossen sich jeweils die Jugendgruppierung der Weißen und die Jugendgruppierung der Schwarzen, die Grenzen zu entfernen.
Justament legten sie den gleichen Termin dafür fest und so fanden sich jeweils auf einer Seite der Grenze die schwarze Jugendgruppierung und die weiße Jugendgruppierung ein. Außerdem das Fernsehen (das ist eh überall dabei, außer auf der Toilette und (unerlaubt) unter der Dusche) , was fatal war. Denn nun spuckte der Anführer der Weißen zuerst auf den Strich, ohne, dass ein Kommando gegeben worden war und war somit der erste, der die Grenzen zerstörte. Natürlich war er jetzt überall in Großaufnahme im Fernsehen zu sehen (die erste INTERNATIONALE Berühmtheit) Aber die schwarzen von der Jugendgruppierung waren jetzt natürlich sauer. So begann eine Prügelei. Alle spuckten auf die Grenzen und rollten sich darauf herum, sprangen sich gegenseitig an, schlugen und traten auf Stehende und am Boden Liegende. Man biß, kratzte, zwickte, schlug und trat, bis sich die Grenze mit schwarzem/weißem Blut weggewischt hatte. Die Grenzgänger, die ja von den Grenzen lebten, wollten sie aufhalten, wurden aber eher umgebracht, als irgend etwas zu erreichen. Doch nun begann ein wahrer Krieg. Denn die Eltern und die restliche Bevölkerung mischten sich ein. Es wurde geplündert, gehetzt und geraubt, ja, es war ein ausgewachsener Bürgerkrieg geworden. Schließlich mischten sich die Regierungen ein und schickten Militär. Die trieben dann unter Androhung von Waffengewalt (sie hatten äußerst beeindruckende Gewehre, die neueste Technik) den wütenden Mob zurück auf die jeweilige Seite und zogen die Grenzen neu. Dann beschützten sie diese 2 Jahre lang.
Als sich schließlich alles beruhigt hatte, zogen sie ab. Es war eine triste Gegend geworden, rund um die Grenzen. Die Grenzgänger waren ja praktisch ausgerottet. Irgendwann, mehrere Generationen später gab es neue Grenzgänger. Noch mehrere Generationen später beschlossen die Grenzgänger, die Grenzen zu überschreiten. Es war für sie alle ein abenteuerlicher, heiliger Moment, als sie einen großen Schritt über die Linie machten. Drüben war es dann gar nicht so schlimm. Sie berichteten später der Bevölkerung davon. Die Grenzen waren ja immer offen. Bald fand ein reger Austausch statt. Besonders in den Ferien.

Auf Grenzen darf man nicht spucken und sie wegwischen. Es gibt noch Menschen, die diese Grenzen brauchen könnten. Grenzen darf man nicht verachten, aber man kann sie überschreiten.


In dieser Geschichte sind Schwarz und Weiß SYMBOLISCH gemeint. Es geht nicht um Segregation, Rassismus oder Ausländerfeindlichkeit, sondern nur um die Tatsache, dass viele Menschen Grenzen brauchen, sich nur mit Grenzen wohl fühlen und Grenzen ihnen Sicherheit geben.


engelsgruß, lichtel

ps: ich hab diese am anfang erwähnte geschichte im www leider net gefunden, sonst hät ich auch den autor angegeben >.<
lichtelbin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 01.10.2006, 11:13   #2
Lord_Izual
 
Dabei seit: 11/2005
Beiträge: 70

es heisst hyperbel nich parabel

ich find die geschichte ganz unterhaltsam, teilweise echt interessant


aber wie kann in einer schwarz/weisen welt, in der es wohl nur schwarz/weise dinge gibt, filme geben die bunt sind?
naja, das ist ja korinthenkackerei

gruß izual
Lord_Izual ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.10.2006, 21:10   #3
lichtelbin
 
Dabei seit: 07/2006
Beiträge: 626

hey, danke

wie kann es in einer ganz und gar 3d-welt zeichentrickfilme geben

den namen werd ich gleich ändern, schön, dass es dir gefällt!

engelgsruß, lichtel
lichtelbin ist offline   Mit Zitat antworten
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