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Fantasy, Magie und Religion Gedichte über Religion, Mythologie, Magie, Zauber und Fantasy.

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Alt 29.11.2012, 03:23   #1
gummibaum
 
Dabei seit: 04/2010
Alter: 70
Beiträge: 10.909

Standard 4 Strophen F.H.

Zwei Mädchen, eines fleißig, schön,
das andre hässlich und bequem,
sind Stiefgeschwister. Eignes Blut
der Mutter ist die faule Stut.

Sie wird gehätschelt und hofiert.
Von beiden Frauen malträtiert
hingegen wird das hübsche Kind,
das emsig putzt, am Brunnen spinnt.

Und einmal fällt vom Brunnenrand
hinab, aus glitschig blutger Hand,
die Spule ihm, versinkt im Born.
Da weint es, bangt vor Mutters Zorn.

Und wirklich, Mutter schreit, so lauf,
du dummes Ding und hol sie rauf.
Da springt das Kind ins Wasser, sieht
nur, wie ihm das Bewusstsein flieht.
gummibaum ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.11.2012, 10:18   #2
männlich Zajo Zitzke
 
Benutzerbild von Zajo Zitzke
 
Dabei seit: 11/2012
Ort: Earth
Beiträge: 4

Standard Falsche Moral

Die letzten zwei Zeilen könnten auch...

Da nahm das Kind ein Stöckchen fein
Schlug heftig auf die Mutter drein.

Das wären auch vier Strophen, nun aber mit einem Happy Ending. Ein bißchen Hollywood kann ja nicht schaden. Hübsch.
Zajo Zitzke ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.11.2012, 14:14   #3
gummibaum
 
Dabei seit: 04/2010
Alter: 70
Beiträge: 10.909

Hallo Zajo Zitzke,

guter Einfall für ein modernes Ende.

LG gummibaum
gummibaum ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.11.2012, 23:17   #4
gummibaum
 
Dabei seit: 04/2010
Alter: 70
Beiträge: 10.909

verlängert:

Zwei Mädchen, eines fleißig, schön,
das andre hässlich und bequem,
sind Stiefgeschwister. Leiblich Brut
der Mutter ist die faule Stut.

Sie, die schmarotzt, wird noch hofiert,
das gute Kind ist stets traktiert,
muss als die Stiefdirn Arbeit tun,
derweil die andern beiden ruhn.

Oft sitzt die Dirn am Brunnenrand
und spinnt mit blutig roter Hand,
dann wäscht sie stets die Spule rein,
doch einmal fällt das Ding hinein.

Sie beichtet es gleich schuldbewusst,
es ist ein winziger Verlust,
doch Mutter schreit empfindlich auf,
du dummes Ding, lauf, hol sie rauf!

Da springt sie verzweifelt und fällt
durchs Brunnenloch zur Unterwelt.
Und als aus Ohnmacht es erwacht,
da ist es hell, die Sonne lacht.

Von Blumen ist besät das Land,
ein Ofen backt am Wegesrand
und krosses Brot brüllt, Mädchen, renn
und zieh mich raus, eh ich verbrenn!

Da packt das Mädchen, hilfsbereit,
gleich einen Schieber und befreit
das heiße Brot. Am Wegessaum
steht nun vor ihm ein Apfelbaum.

Der ist mit Äpfeln voll behängt
und jeder Apfel säufzt bedrängt,
oh, Mädchen, schüttle nur den Stamm,
wir sind längst reif und überstramm.
gummibaum ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.11.2012, 23:32   #5
gummibaum
 
Dabei seit: 04/2010
Alter: 70
Beiträge: 10.909

Bin gestern im Internet auf ein Buch mit gereimten Märchen der Brüder Grimm gestoßen. Ist von Cornelia Boese (Würzburg), heißt "Der Glückspilz". Es gibt als Leseprobe einen Ausschnitt aus ihren "Bremer Stadtmusikanten". Sehr gut, wie ich finde.

LG gummibaum
gummibaum ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 01.12.2012, 08:52   #6
männlich Desperado
 
Benutzerbild von Desperado
 
Dabei seit: 03/2012
Ort: Erde, Europa, Deutschland, Bayern
Beiträge: 1.747

Hallo, Gummibaum,

Eine Seelenverwandte sozusagen. Dass immer einer vor einem dieselbe Idee hatte, daran habe ich mich längst gewöhnt. Immerhin fanden ihre Gedichte einen Verlag- klar, hier kommt es zur "vorgeschobenen" Mitbeteiligung, sprich Auslese per Geldbeutel, Freiheit der Kunst ist eine Farce, wo das Geld regiert, beherrscht es auch die Literatur und die vor allem.

Man fragt sich, wozu es Verlage gibt, wenn sie nur Zahlungsfähige verlegen und erst mal kräftig abkassieren, um sich abzusichern wie jedes andere Wirtschaftsunternehmen auch. Immerhin ist es das Produkt von Arbeit, das sie da unter Umständen gewinnbringend auf den Markt werfen können, eigentlich sollten sie dafür bezahlen. Verkehrte Welt.

Und Deine Gedichte wären ein Büchlein wert. Seufz, na, dann lass mal schneien, wir werden es nicht ändern.

Müden Gruß
Desperado
Desperado ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 01.12.2012, 22:25   #7
weiblich Poetibus
 
Benutzerbild von Poetibus
 
Dabei seit: 09/2012
Ort: Einfach geradeaus und dann links abbiegen.
Alter: 56
Beiträge: 562

Hallo, gummibaum,

ich habe auch mal nach gereimten Märchen gegoogelt, allerdings sind deine Märchen eben typisch, sozusagen à la gummibaum, mit einer humorvollen Note, die mir sehr gut gefällt. Und ich finde, dir gelingt auch das wirkliche "Verdichten" gut, denn du schaffst es, die Geschichte zu erzählen, aber im Vergleich zu Märchengedichten von anderen Autoren lässt du viel mehr weg - ohne dass etwas fehlt.

Jedenfalls, ob sie nun als Buch erscheinen oder nicht: Du hast ein paar treue Leser, die sie genießen. Und ich denke, dass sie gefallen und gelesen werden, das ist das Wichtigste.

Freundlichen Gruß,

Poetibus
Poetibus ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.12.2012, 10:09   #8
weiblich Ex Carina M.
abgemeldet
 
Dabei seit: 08/2012
Beiträge: 1.059

Lieber Gummibaum,

fantastisch verdichtet, wie immer.
Hervorragend.
Frau Holle verlangt dir da so einiges ab, das Märchen bedarf weiterer Srophen aber das schaffst du mit links, das weiß ich.

Derweil liebe Grüße,
Carina
Ex Carina M. ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.12.2012, 01:20   #9
gummibaum
 
Dabei seit: 04/2010
Alter: 70
Beiträge: 10.909

Tausend Dank für liebe Worte!!! Ich habe ein bisschen angestrickt:

Zwei Mädchen, eines fleißig, schön,
das andre hässlich und bequem,
sind Stiefgeschwister. Eignes Blut
der Mutter ist die faule Stut.

Sie, die schmarotzt, wird weich hofiert,
die Stiefdirn aber hart traktiert,
muss sklawisch all die Arbeit tun,
derweil die andern beiden ruhn.

Oft sitzt sie müd am Brunnenrand
und spinnt mit emsig wunder Hand,
wäscht dann die blutge Spule rein,
doch einmal fällt das Ding hinein.

Gleich beichtet sie es schuldbewusst,
es ist winziger Verlust,
doch Mutter schreit hysterisch auf,
du dummes Ding, lauf, hol sie rauf!

Da springt die Dirn verzweifelt, fällt
durchs Brunnenloch zur Unterwelt.
Und als aus Ohnmacht sie erwacht,
da ist es hell, die Sonne lacht.

Von Blumen ist besät das Land,
ein Ofen backt am Wegesrand
und krosses Brot ruft, Mädchen, renn
und zieh mich raus, eh ich verbrenn!

Da packt das Mädchen, hilfsbereit,
gleich einen Schieber und befreit
das heiße Brot. Am Wegessaum
steht nun vor ihm ein Apfelbaum.

Der biegt sich, schwer mit Fruch behängt
und jeder Apfel säufzt bedrängt,
oh, Mädchen, schüttle nur den Stamm,
wir sind längst überreif und stramm.

Da springt's zu Hilfe, hat gefasst
den Baum, schon wackelt jeder Ast
und alle Äpfel plumpsen froh
ins Gras und sind ein Haufen so.

Beim Weitergehn erscheint ein Haus,
dort guckt mit Pferdezähnen raus
ein altes Weib, das freundlich spricht,
tritt ein mein Kind und fürcht dich nicht.

Ich bin Frau Holle, bleib bei mir,
im Hause geb ich Arbeit dir.
Wirst du mit Fleiß zur Hand mir gehn,
so werden wir uns gut verstehn.

Vor allem aber sei so nett
und schüttel wild mein Federbett.
Wenn Federn fliegen weit und breit,
sind's Flocken auf der Welt. Es schneit.

Das tat das Mädchen mit dem Ziel,
dass dauernd Schnee vom Himmel fiel.
Mit Schlitten lief man jedes Mal
hinaus und rodelte zu Tal.

Doch die Frau Holle sah ihm an,
es litt an Heimweh irgendwann.
Da sprach sie, Kind, nun darfst du gehn
und deine Heimat wieder sehn.

Du hast mein Haus stets gut bestellt,
schau, dies Tor führt zur Oberwelt.
Und wie das Mädchen geht durchs Tor,
da bricht ein goldner Guss hervor.

Vergoldet ist das ganze Kind,
läuft reich beschenkt nach Hause geschwind.
Da schallt's vom Dache: Kickrikie!
Hurra, es kommt die Goldmarie.
gummibaum ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.12.2012, 22:16   #10
gummibaum
 
Dabei seit: 04/2010
Alter: 70
Beiträge: 10.909

fertig:

Frau Holle

Zwei Mädchen, eines fleißig, schön,
das andre hässlich und bequem,
sind Stiefgeschwister. Mutters Blut
kreist in der töricht faulen Stut.

Und diese wird fürs Gen hofiert
von ihrer Mutter. Malträtiert
die Stiefdirn, diese muss allein,
die ganze Arbeit tun. Gemein!

Oft sitzt sie müd am Brunnenrand
und spinnt und sticht sich in die Hand,
wäscht dann die rote Spule rein,
doch einmal, plong, fällt die hinein.

Gleich läuft sie heim und schuldbewusst
berichtet sie von dem Verlust,
da flucht die Mutter ordinär,
und fordert, bring sie wieder her!

Das Kind springt in den Brunnen, fällt
kopfüber in die Unterwelt.
Verliert die Sinne, es wird Nacht.
Dann wacht es auf, die Sonne lacht.

Von Blumen ist bekränzt das Land,
ein Ofen backt am Wegesrand
und krosses Brot ruft, Mädchen, renn
und zieh mich raus, eh ich verbrenn!

Da schnappt das Mädchen, hilfsbereit,
gleich einen Schieber und befreit
das heiße Brot. Am Wegessaum
steht nun vor ihm ein Apfelbaum.

Der biegt sich, schwer mit Frucht behängt
und jeder Apfel seufzt bedrängt,
oh, Mädchen, schüttle uns den Stamm,
wir sind schon überreif und stramm.

Da springt's zu Hilfe, hat gefasst
den Baum, schon wackelt jeder Ast
und alle Äpfel plumpsen froh
ins Gras und sind ein Haufen so.

Beim Weitergehn erscheint ein Haus,
dort guckt mit Pferdezähnen raus
ein altes Weib, das freundlich spricht,
tritt ein mein Kind und fürcht dich nicht.

Ich bin Frau Holle, bleib bei mir,
im Hause geb ich Arbeit dir.
Wirst du mit Fleiß zur Hand mir gehn,
so werden wir uns gut verstehn.

Und morgens schüttelst du mein Bett
an frischer Luft vorm Fensterbrett.
Die Federn sollen fliegen weit,
dass es auf Erden kräftig schneit.

Da bleibt das Mädchen, schüttelt stark
das Bett der Alten, weiß wie Quark
sind Wald und Feld, die Schlitten ziehn
auf eingepackten Wiesen hin.

Doch eines Tages wirkt verzagt
das Kind, weil es doch Heimweh plagt,
da spricht Frau Holle, danke schön
für all den Fleiß, nun darfst du gehn.

Schau dieses Tor, das führt hinauf,
da geh hindurch in munterm Lauf.
Und wie das Kind darunter steht
wird es mit reinem Gold besät.

Und als es heimkommt, Kickrikie!
schreit gleich der Hahn, die Goldmarie!
Das Kind erzählt, wie ihm geschehn,
und ist, da reich, nun gern gesehn.

Die Mutter denkt, mein Fleisch und Blut,
dem sollte es wohl auch so gut
ergehen, spricht zur Faulen dann,
schaff du doch auch bei Holle an!

Die fackelt drum nicht lang und sticht
sich in den Finger, wartet nicht,
wirft in den Brunnen gleich das Ding
und springt selbst durch den Brunnenring.

Ist wirklich auch schon bei dem Brot,
das wieder ruft in großer Not,
die Antwort ist, ihr könnt mich mal,
das Brot verbrennt in großer Zahl.

Die Äpfel schreien, junge Maid,
nimm dir für uns ein bisschen Zeit,
die aber lacht und und schüttelt nicht
den Apfelbaum, nur das Gesicht.

Ist dann gleich bei der Holle Haus,
die pferdezähnig schaut heraus
und spricht, schon lechzend nach Gewinnst,
nimm mich ins Haus als Pflegedienst.

Doch hält sie nur den ersten Tag
die Arbeit aus, vom andern Schlag
ist dieses Weib, es schneit nicht mehr
und Holle ärgert sich nur sehr.

Genug, sagt sie, geh durch das Tor,
da ist die Hässliche ganz Ohr,
denn jetzt kommt Gold, so denkt sie frech,
doch nein, es regnet schwarzes Pech.

Und von dem Dach ruft, Kickrikie!
der Hahn, wie stinkt die Pechmarie!
Das Stinkepech, wie sie auch reibt,
klebt fest, so lang ihr Leben bleibt.
gummibaum ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 05.12.2012, 12:37   #11
gummibaum
 
Dabei seit: 04/2010
Alter: 70
Beiträge: 10.909

Über die Holle

Ich bin nur einer Mutter Kind,
doch die Instanz ist doppelt,
die Wesen Gut und Böse sind
in ihr fatal gekoppelt.

Ich lebe in der Oberwelt,
in den bewussten Schichten
und spinn, was uns zusammenhält,
doch weiß ich’s nie zu richten.

In einem unbewussten Land
da leben wir Genüssen,
und alles geht mir von der Hand,
vergoldet sie mit Güssen.

Und trägt sie auch ein Raubgebiss
noch sichtbar aus der Jugend,
ihr Alter macht sie zahm gewiss,
weiß streut sie aus die Tugend.
gummibaum ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 05.12.2012, 19:15   #12
männlich Desperado
 
Benutzerbild von Desperado
 
Dabei seit: 03/2012
Ort: Erde, Europa, Deutschland, Bayern
Beiträge: 1.747

Gut Ding will Weile haben!
Das Warten hat sich gelohnt.
Desperado ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 06.12.2012, 12:21   #13
gummibaum
 
Dabei seit: 04/2010
Alter: 70
Beiträge: 10.909

Hallo, Desperado,

Danke. LG gummibaum
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