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Alt 29.11.2006, 18:45   #1
Taurus
 
Dabei seit: 11/2006
Beiträge: 46


Standard Prometheus

Eine frische Brise wehte über die Felsen des Kaukasus.Der ausgetrocknete, staubige Gebirgsboden ließ keine Pflanze erblühen und zeigte in der drückenden Sommerhitze seinen wahren unerbittlichen Charakter. Zwischen den braungrauen Felsen hing eine Gestalt. Mit Kraft zog sie an den metallischen Fesseln, die von Hephaistos geschmiedet, ihn auf ewig an diesem Orte festhalten sollten. Zwei an den Armen, Zwei an den Beinen und nur die Fetzen seines ehemals so prachtvollen Gewandes verdeckten noch den Leib des Titanen. Es war Prometheus dessen geschundene Knie auf dem harten, steinernen Untergrund aufschürften. Das Kleid, dass einst in azurblau mit goldenen Stickereien geziert war, ist längst durch Regen ausgewaschen, durch Staub verschmutzt und mit Blut verschmiert, selbst seine klaren, blauen Augen haben ihre einstmalige Faszination längst verloren. Nun war er der Gefangene von Zeus. Für immer. Seine Arme hingen schwach von den Schultern, sein Geist war wegtreten. Er träumte von vergangenen Tagen, an denen er aus Erde den Menschen formte, der von Athene Verstand eingehaucht bekam und der nun zu einem Sklaven der Götter geworden ist. „Was für ein Missbrauch“, sagte sich der Titan in Gedanken. Ein Vogel näherte sich am Horizont ließ ihn aus seinen Tagträumen erwachen. Die breiten Schwingen des Adlers schnitten die Luft und zogen gleitend zu einem Felsen in der Nähe des Geknechteten. Das sichtliche Unglück warf die Gedanken des Prometheus zusammen. Der Titan erkannte den Adler. Dieses immer wiederkehrende Leiden, dass nur kommt um sich an seiner täglich nachwachsenden Leber zu sättigen. Dieser Vogel dessen Blick durch die Zauber des Zeus verdorben jeden Befehl seiner ach so hohen Gottheit entgegen nahm. „Warum versuchte ich die Götter um ihre Opfergaben zu betrügen? Weshalb stahl ich das Feuer mit einem Fenchelzweig von dem Wagen des Apolls und schenkte es den Menschen? Wieso ließ ich es zu, dass Pandora die Büchse mit den Plagen öffnete? Warum ist der oberste Gott, so ein Tyrann?“, fragte sich der Prometheus im Geiste, dessen Zorn sich immer mehr, beim Anblick des Adlers, weitete. Seine Augen wanderten über den Horizont und diese erhaschten eine schwarze Gewitterfront. Der Titan so geschwächt bäumt sich auf und voller Wut, voller Hass, voller Zorn entblößt er seine Gedanken. Dieses verlassene Gesicht voller Sehnsucht in Rage versetzt, betrachteten den Kampf zwischen der Bläue und der Dunkelheit am Firmament. Es war, als hätten seine Augen die einstmalige Leidenschaft wieder entdeckt und schienen nun entgegen des Herrschers des Blitzschlages Anklage zu erheben. Aus vollem Herzen spottete er: „Oh, du großer Herrscher, beneidest du nicht mein Werk?“, und ein Grollen zog von dem Gewitter hierher, „Was bist du erbärmlich Zeus, schmückst du dein Haupt mit meinen Lorbeeren und stillst deinen Appetit mit den Gaben meiner Schöpfung! Ohne mein, wäre dein Name nichts mehr als vergessene Laute im Ozean.“, er hielt inne und aus den dunklen Wolken erstrahlte ein Blitz, darauf folgte ein Donner. Der Titan ließ sich nicht einschüchtern und lästerte weiter: „Nicht ich bin der, der hier an diesem Felsen hängen müsste…“, atmete kurz ein, wandte seinen Blick zu den Adler, dann wieder zu den Wolken und sprach laut und voller Hass weiter: „Du- Du bist derjenige der es wahrlich verdiente an diesem Orte täglich die Qualen der Schmerzen und die Leiden der Sehnsucht zu ertragen. Es ist mein Ambrosia den du täglich durch deinen Schlund spülst. Hättest du meiner auch eine Hilfe seien können, indem du meinen Titan Übermut gezügelt hättest. Wäre dir dann ein Dank entgegenkommen, aber wieso sollte ich einem Tyrannen ehre schenke. Weshalb sollte ich diese Schmach entgegennehmen? Was bist du? - Du jämmerlicher Tor, meinst ein Gott zu sein? Ein Gott der seine Widersacher, an Berge kettet, den Himmel tragen lässt oder sie einfach mit einem Donner in den Abgrund des Todes schickt.“, und das Gewitter stieg mächtig und in voller Dunkelheit empor, worauf Prometheus, mit noch mehr Wut in der Stimme antwortete: „Wie jeden elenden Tag, werde ich auch heute meine ungerechte Strafe entgegennehmen.“, voller Sarkasmus in der Stimme wendete er sich in Richtung des Adler und doch in Richtung der Wolkenfront und sprach: „Komm du Knecht des Tyrannen, Reiße mir die Leber aus dem Leib und zeige was du für ein Frevel bist!“. Der Adler streckte seine Schwingen auseinander und wieder beisammen. Dann machte er einen Schritt nach dem Anderen mit seinen Krallen in Richtung des Angeketteten. Der Greifvogel entfaltete vor dem Bauch des Titanen seine Schwingen wieder und war bereit ihm die Leber aus dem Leibe zu fetzen. Prometheus den kommenden Schmerzen bewusst, sein Blick dem nun vollkommen schwarzen Himmel gerichtet, fühlt einen ersten Regentropfen auf seinen Gesicht. Der Adler schreit auf will mit seinen scharfen Schnabel dem Fleisch des Titanen der Leber entledigen und zieht aus mit seinem Kopfe. Plötzlich schnellt ein Pfeil und durchbohrt des Vogels Körper. Prometheus blickt geschockt den Konturen seines Erlösers entgegen und spottet abermals zu Zeus: „Du siehst der Tag – Der letzte Tag – Nun endlich bin ich frei!“
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