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Sonstiges und Experimentelles Andersartige, experimentelle Texte und sonstige Querschläger.

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Alt 18.09.2008, 05:41   #1
Tiefflug
 
Dabei seit: 09/2008
Beiträge: 6

Standard cherryblossomgirl

Januar, 2008

Ich steh auf Frauen die Klischees zum kotzen finden.
Das heißt nicht, dass ich mit ihnen klar komme, scheisse nein, ich ertrage sie einfach nicht länger als eine Nacht.
“Ein ungefickter Arsch, ist ein scheiss Arsch”, rotzt sie vor meine Füße.
Keine Ahnung worums ging, ist auch egal.
Für Sie besteht die Welt sowieso aus Fäkalien und Körperschleim.
Floskeln kotzen an, jede Floskel, sei ja nicht nett - niemals.. aber sei auch ja nicht unfreundlich. Sei nie neutral.
Du bist die Gummizelle, für sie bist du die, musst.
Lass sie springen, springen, springen. Sie wird sich irgendwann von alleine einreden, dass sie in dir gefangen ist.
Aber dann wird man sie ja auch nicht mehr los.
“Schwuchteln da, das ödet mich an, das alles hier ödet mich so an!”
Ich mag die Stiefel, die sie heute trägt.

Habe zwei Koffeintabletten zum Kaffee eingeschmissen vorhin und eine Orange bei einem türkischen Kobold gekauft, nach 3 Minuten Feilscherei, der auf dem Teil saß als wärs ein Goldpott, sein Laden das Ende vom Regenbogen und nicht ein mittelmäßiger Gemüsestand.
Als wäre er der einzige Kobold in Berlin.
“Schmeckt nach Arsch”, hätte sie sicher schmatzend gesagt, “Koboldarsch”, und dann genüsslich aufgegessen.
Eigentlich tut mein Herz ja nur so Schweine weh. Ein zusammen gekrampfter Klumpen.
Deshalb bin ich bei ihr, heute, darum Koffein, Orange.
Nehme alles was funktioniert. Egal was die Schleusen wieder öffnet.
Hauptsache meine Venen werden wieder mit Blut geflutet.
Bis ich überlaufe, bis ich platze.
Ich will den ganzen scheiss Club bis zur Decke fluten, bis jeder und sie und ich in mir ersäuft.

Die Vorstellung, eine Frau, die Kirschblüten kotzt.
Ein Knatschen, Röcheln. Die Vorstellung, dass sie halb erstickt.
Nach Luft ringend aufkeucht.
Tiefflug ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 18.09.2008, 08:24   #2
wortbrecherin
Gast
 
Beiträge: n/a

Sicher, dass der Text hier unter "Gedichte" gehört?

Für mich liest der sich arg wie ein Stück Kurzprosa, eines, das von einer Frau berichtet, die Klischees zum Kotzen findet und sich dabei eines Klischees nach dem anderen bedient, angefangen mit möglichst "bösen" Worte, die dem Leser vor die Augen gerotzt und gekotzt werden, keine Ahnung worums ging, ist auch egal, weil die Welt sowieso nur aus Fäkalien und Körperschleim besteht.
Und Neutralität ist nicht nett und nicht unfreundlich, sondern, oh Wunder, neutral.
Und schwupops, schon kommen die Schwuchteln ins Spiel. Da gibt sich jemand wahnsinnig krampfhaft viel Mühe ein böses kleines Mädchen zu sein, was aber sehr gut zu dem Bad Guy - Image passt, das der Erzähler sich selbst verpasst. Lakonisch sei meine Sprache und meine Drogen Koffein, Vitamin C und Multikultifeilscherei, weil das Herz - ohne ersichtlichen lesbaren Grund - so schweineweh tut (schau noch mal nach der Rechtschreibung.).
Anscheinend sollen Coffein und Vitamin C eine Medikation gegen Herzschmerz darstellen, wobei ich fürchte, dass für diese Behandlungsmethode keine Kasse zahlen würde, weil die Wirksamkeit mehr als fraglich erscheint. Auch das Venenfluten dürfte damit recht schwierig sein, denn Coffein verengt die Blutgefäße und Vitamin C wirkt eher gegen Schnupfen.
Der Scheiß Club (interessante, wenn auch irgendwie anrüchige Vereinigung, besonders was die Assoziationen bezüglich der Tätigkeiten der Clubmitglieder betrifft - wird doch wohl nichts mit neuen Verordnungen zu tun haben, ähnlich wie bei den Raucherclubs?) wird erst im viertletzten Satz erwähnt, der Leser erfährt nicht, was dieser Club im Text zu suchen hat, welche Bedeutung ihm zukommt, scheint er doch nicht ganz zur zuvor erwähnten, von klischeehaft feilschenden türkischen Trollen bevölkerten Umgebung zu passen. Dass der Städtename "Berlin" erwähnt wird ist eigentlich kein Freifahrtschein, um die Akteure eines Textes ohne jeden Zwischenschritt vom Gemüsestand (wäre Obststand nicht angebrachter?) ins Nachtleben zu verfrachten.
Und wie die Kirschblüten speiende Frau da reinpasst, die zum Schluss so bildlich unter Atemnot leidet und irgendwas damit zu tun haben soll, dass der Erzähler den Club bis zur Decke fluten will - auch da streikt meine Vorstellungskraft, insbesondere bei der Frage, wie man nach dem vorangestellten Rest des Textes auf Kirschblüten kommt, nachdem vorher eher mit Körperausscheidungen und homophoben Trend-Vokabeln gerotzkotzt wurde.

Tut mir leid, der Text konnte mich nicht wirklich überzeugen, nicht mal halbwegs in die vermutlich angestrebte Stimmung ziehen, bleibt einfach zu oberflächlich und zu sehr bei den im Inhalt so angeprangerten Floskeln, um mich als Leser berühren oder mir die spärliche Handlung oder gar einen der Protagonisten irgendwie näher bringen zu können.

LG, Wortbrecherin
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Alt 18.09.2008, 15:43   #3
Tiefflug
 
Dabei seit: 09/2008
Beiträge: 6

Auch wenn ich es immer kritisch finde, wenn der Schreiber an sich beginnt zu erklären, ich versuch mal zu antworten ohne zu definitiv zu werden.

Wie du richtig bemerkt hast, geht es um eine Frau, deren Hass auf Klischees sie zu einem einzigen Klischee werden lässt.
Ob sie das selbst weiß oder nicht, sei mal da hin gestellt.

Der Erzähler allerdings versucht nicht einem "Bad Guy"-Image zu entsprechen.Die Art zu erzählen, die vielen Brüche, die gereiztheit sind, wenn ich mal versuche von aussen zu lesen, eher ein Zustand.
Ganz im allgemeinen geht es nicht um eine Erzählung im eigenen Sinne, es werden eher drei Szenerien verwendet um diesen Zustand sichtbar zu machen.
Beschriebener Zustand ist nicht ein Charakterzug, wie du ihn vielleicht empfinden magst (weil du ihn nicht kennst? - Frage, keine Unterstellung), es ist eine Momentaufnahme. Natürlich ist der Text konkret an eine Zielgruppe verfasst, daher wird auf vieles erklärend nicht eingegangen.
Ich habe schnell mal durch ein paar deiner Texte geblättert und verstehe deine Kritik sehr gut und würde ihn glaube ich sogar ausserhalb des Zustands besagten Januars selbst sehr ähnlich bewerten.
Übrigens habe ich ihn unter anderem genau deshalb verfasst.

Es gibt Momente im Leben, da wird alles Wertefrei - wenn du so tief in etwas drin steckst, dass dir sogar die Illusion von Objektivität entgleitet.
Beide Protagonisten in dem Text befinden sich genau in einer solchen Phase - warum, wieso, weshalb - das wird nicht erklärt, weil die Protagonisten sich offensichtlich mit Absicht nicht damit auseinandersetzen.

"denn Coffein verengt die Blutgefäße und Vitamin C wirkt eher gegen Schnupfen."
- durchaus richtig.
Aber du musst überlegen wer wird Portraitiert?
Ist es nicht ein junger Mann, der sich in jede Illusion stürzt, die er finden kann - es geht nicht um Logik, weder um logischen Aufbau, noch um logische Schlussfolgerungen, nichts von alle dem ist rational.
Er glaubt daran, also wird es funktionieren.

- Sei nicht nett, sei nicht unfreundlich, sei nicht neutral.
(du kannst ihr also nicht gerecht werden)

- Hauptsache meine Venen werden wieder mit Blut geflutet.
Bis ich überlaufe, bis ich platze.
(natürlich sind sie so oder so geflutet, aber alles fühlt sich scheinbar blutleer an, der Protagonist sucht also Gefühl)

- Ich will den ganzen scheiss Club bis zur Decke fluten, bis jeder und sie und ich in mir ersäuft.
(Der Wunsch, das alles sich in seinem Gefühl "tränkt", vollsaugt - und wie er, darin erstickt. Alle sollen also mit ihm runtergerissen werden[?])

- “Schmeckt nach Arsch”, hätte sie sicher schmatzend gesagt, “Koboldarsch”, und dann genüsslich aufgegessen.
(Sie wiederspricht sich laufend, jede ihrer Aktionen scheinen dahingehend zu dienen, dass unersichtlich bleibt, wer sie wirklich ist. Jeder Satz verfolgt das Ziel, die Sicht des zuhörers auf ihre wahre Natur zu vernebeln)

Ein Gemüsestand, der Orangen hat.
Wie du richtig Schlussfolgerst, müsste das ein Obststand sein.
- Aber das ist Berlin (deshalb steht das da).
Der Gemüsestand hat wirklich nur Gemüse - und.. Orangen, wieso weiß keiner - er besitzt kein anderes Obst, das ist nicht untypisch hier.
In anderen Städten führen die Läden oft festes Sortiment.
Aber der Gemüsehändler führt auch mal Orangen, wenn er die irgendwo kriegt - z.B. weil weil Obsthändler (sein Bruder) dicht gemacht hat und noch ne Plakette Orangen über geblieben ist.

Der Sprung zwischen Gemüsestand und Club?
Scheinbar gab es nichts dazwischen, für den Ich-erzähler.
Da ist ein Riss in der Zeit, der in keinster weise ausformuliert wird.
Fühlst du dich in die Person rein, wirst du vielleicht (vielleicht ja auch nicht), sehen warum: das dazwischen spielt keine Rolle. Was keine Rolle spielt, wird irrelevant. Auch das ist wichtig für den Erhalt der Person, wie sie ist.
Wie besagt: Zielgruppe sind jene, die diesen Zustand kennen - für sie ist der fehlende Übergang der einzig richtige Übergang.
Aber du hast recht: Er fehlt!

Du wunderst dich über die Frau mit den Kirschblüten am Ende.
Ich habe den Text, um seinen Fluß zu erhalten nicht in drei Phasen mit Titeln aufgeteilt. Ansonsten wäre das Lesen gebrochen gewesen (anfangs hatte er diese Phasen noch).
Gedacht:
Phase eins:
Beschreibung zweier Protagonisten,

zwei:
Übertragung in die Szenerie.
Es könnte auch ein Sprung in die Vergangenheit sein: wie sind wir in die Situation von Phase 1 gelangt, also.
Das würde auch erklären welche "schwuchteln" (das ist wertfrei zu betrachten, es geht hier nicht um Homophobie, nur um einen Ausruf [ich habe übrigens nur zitiert, ansonsten hätte ich auch eine andere Formulierung verwendet]) sie anöden: anscheinend sind wir in dem Club angelangt, wir haben Herzschmerz, eine Orange und 700mg Koffein mitgebracht (im Blut).

drei:
Das alles was passiert, Situationen, Gefühlslagen, et cetera.
Es ist nichts als eine Beschreibung, die der Ich-Erzähler findet.
(Ob ich dieser Erzähler bin, kann ich nicht genau sagen)
Was geht in ihm vor - sehen so wirklich Gedanken und Gefühle aus?
Wie eine Erzählung?
Alles vorangegangene, wird durch das Sinnbild der Frau zusammengefasst.
Sieh es als einen Traum, eine Fantasie oder nichts als die Verbildlichung seines Zustandes. Er steht da, aussen, vor einer Frau (welche? - ist das von relevanz?), die Kirschblüten auskotzt, sehr geräuschvoll. Es bringt sie beinahe um, aber die Geräusche scheinen ihn auf seltsame Art und Weise zu befriedigen (in dem Zustand in dem er ist).

Warum Kirschblüten?
- das lasse ich jetzt endgültig unbeantwortet.

--
Ich finde es super spannend, wie deine Deutung ausgefallen ist.
Was ich allerdings kritisieren möchte an deiner Kritik:
Du hast den Autor nicht für voll genommen.
Für mein Gefühl, hast du mich von vornherein als jemanden abgestempelt der einfach für ihn passende Worte aneinander reiht, die mir trendy und kraftvoll erschienen um einen Text zusammen zu schustern, der sich "cool liest". Dem ist definitiv nicht so, wie hoffentlich auch aus meiner Antwort ersichtlich war.

Liebe Grüße,
P.
ps: entschuldigt für die falsche Kategorisierung.
In Kurzprosa stand "1-2 Sätze", dem Kriterium hab ich nicht wirklich entsprochen - also habe ich es hier reingestellt, auch wenn mir klar war, dass es sich hier nicht um ein Gedicht handelt.
Tiefflug ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 18.09.2008, 16:22   #4
wortbrecherin
Gast
 
Beiträge: n/a

Zitat:
Du hast den Autor nicht für voll genommen.
Für mein Gefühl, hast du mich von vornherein als jemanden abgestempelt der einfach für ihn passende Worte aneinander reiht, die mir trendy und kraftvoll erschienen um einen Text zusammen zu schustern, der sich "cool liest". Dem ist definitiv nicht so, wie hoffentlich auch aus meiner Antwort ersichtlich war.
Du irrst. Ich habe den Text kommentiert und kritisiert, nicht den Autor. Mein gesamter Kommentar bezieht sich, deutlich lesbar, einzig auf den vorliegenden Text, geht mit keiner Silbe auf dich ein, ganz einfach, weil ich dich weder kenne, noch meine, dass sich jemand aufgrund eines einzelnen Textes spekulativ ein Urteil über Person, Persönlichkeit, Denken und Motivation eines anderen Menschen bilden sollte. Desgleichen verbitte ich mir allerdings auch.

Was den Text betrifft:
Man stellt seine Texte hier eigentlich on, veröffentlicht sie, weil man wissen möchte, ob und wie sie auf den Leser wirken, wo eventuell etwas, was man darstellen wollte nicht gut rüberkommt, ob überhaupt für den Leser sichtbar wird, was an Bildern, Handlungsfaden, Stimmung u.s.w. angelegt wurde, was eventuell noch verbesserungswürdig ist, wo man ansetzen könnte/müsste, um einen Text vielleicht verständlicher und dem Leser zugänglicher zu machen.
Genau das habe ich dir mit meiner Rückmeldung geboten - nämlich meine Meinung. Einen Spiegel dessen, was bei mir als Leser ankommt, wie es wirkt und ob es mir gefällt.
Der Text gefällt mir nicht; er kann für mich nichts von dem herüber bringen, was von dir intendiert wurde. Das ist eine Tatsache, die ich ausführlich begründet habe.
Wenn ein Text ein bestimmtes Lebensgefühl ausdrücken soll, dann sollte sich das auch auf den Leser übertragen, dann sollten Bilder und Stimmung beim Lesen spürbar werden. Ist das nicht der Fall, dann hat der Text - zumindest bei diesem einen Leser, vielleicht aber auch bei all denen, die die Neigung zeigen nur zu kommentieren, was sie richtig gut finden, was sie wirklich berührt - eben nicht funktioniert.
Man kann als Autor eine Kritik entweder annehmen, wenn sie z.B. fundiert und überzeugend ist, oder aber man lässt es eben, die Entscheidung darüber bleibt jedem Autoren selbst überlassen.
Was man allerdings nicht tun sollte ist, einem Kommentator Gedanken oder Motive zu unterstellen, beziehungsweise über seine Denkweise oder Motivation zu spekulieren, nur weil einem eventuell ein Kommentar nicht zusagt.

Mittelliebe Grüße, S.
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Alt 18.09.2008, 17:48   #5
Tiefflug
 
Dabei seit: 09/2008
Beiträge: 6

Was deinen Kommentar angeht, er hat mir gefallen.

Ich hatte den Text schon länger an einer anderen Stelle stehen, wo sehr anders darauf reagiert wurde und habe ihn genau aus diesem Grunde jetzt gestern spontan hier reingestellt, aus Interesse wie man ihn hier bewerten würde - und das ist geschehen.
Zurückkommentiert habe ich primär weil ich es spannend fand nochmal das Gegenstück dazu zu halten um mich so etwas intensiver damit auseinander zu setzen, das war mehr für mich, als für dich muss ich zugeben.

Übrigens liest man selten Texte ohne dabei auch den Autor zu bewerten (vielleicht gilt das nicht für dich) - und man liest oft diese Bewertung mit hinein. Daher meine Kritik an deiner Ausformulierung, sie wirkte doch etwas sehr polarisiert - aber vielleicht hab ich sie auch nur so gelesen, wahrscheinlich ein bisschen von beidem. Wer ist schon erhaben.

Danke fürs Zeit nehmen.

- P.
Tiefflug ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 18.09.2008, 20:17   #6
billy billasackerl
 
Dabei seit: 09/2008
Beiträge: 5

Was soll das für ein Text sein? So ein Bennemann(?)-Ich-habe-die-Unschuld-kotzen-sehen-Plagiat?
Ich finde, der Text frisst sich selber auf.
billy billasackerl ist offline   Mit Zitat antworten
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