Poetry.de - das Gedichte-Forum
 kostenlos registrieren Forum durchsuchen Letzte Beiträge

Zurück   Poetry.de > Geschichten und sonstiges Textwerk > Sonstiges und Experimentelles

Sonstiges und Experimentelles Andersartige, experimentelle Texte und sonstige Querschläger.

Antwort
 
Themen-Optionen Thema durchsuchen
Alt 12.04.2011, 04:05   #1
männlich Falco
 
Dabei seit: 03/2011
Beiträge: 3

Standard Pforte

Mit gemessenen Schritten losmarschiert, mit Geburtstagsschritten, Kinderträumenschritten losmarschiert.
Keine Luke oder Tür, kein Tor – eine Pforte soll es sein. Mächtigkeitssehnsucht weckend. Mächtigkeitsanziehung ausübend. Mächtigkeitslichtbogeneinschlag auslösend ist sie.
Beim Gedanken daran zieht sich die Haut in Fetzen vom Fleisch.
Jetzt noch fern und Mächtig, aber mit jedem Schritt darauf zu merkwürdig schrumpfend, enger und enger werdend, die Hoffnungen dahinter schützend. Nur ja nichts verloren gehen lassen, von den Träumen auf der anderen Seite. Kein Tropfen Blut soll herüberschlüpfen; den vor Erwartung zitternden, fantasielosen, blutleeren Körper vorzeitig nähren. Ein Herrliches „Etwas“ muss wenigstens doch ein Bisschen vergöttert werden dürfen. Also noch ein Bisschen Kasteien, und noch ein Bisschen, und noch... und noch...
So fällt die Haut vom Fleisch, legt auf dem Weg eine Spur zu ungeheuerlicher Menschlichkeit. Würde, Stolz, Eigensinn fallen weich in die gestreuten Schuppen.
In Marseille steht ein Tor nach Afrika an der Küste und saugt alle Gedanken in ein gemartertes Paradies. Die Pforte Saugt mit metaphysischer Kraft den Körper den Gedanken nach. Die nur noch locker im Fleisch sitzenden wirren Haare geben sich im fallen gelöst.
Beunruhigung ist hier nicht angebracht. Es ist verständlicherweise eine Hinhabe auch konkret benenn- und begreifbarer Dinge – je nach Besonderheit des Falles durchaus auch Teile des eigenen Körpers - notwendig, um den außergewöhnlichen Umständen dieser Reise gerecht zu werden.
Während das Ticken der am Boden aufkommenden Finger- und Fußnägel einen eigenartigen Rhythmus zu den Schritten erzeugt, werden die Augen – frei von den Liedern – vom Heil der anderen Seite geblendet und lösen sich einsichtlich ihrer Nutzlosigkeit auf diesem Weg auf. Derbe Strahlen scheinen es aus der Pforte heraus, drücken sich wie Keile durch die feinen Muskeln auf der Stirn, den Schultern und Rippen und legen die selbst in langen Meditationssitzungen nie erspürte Knochenhaut frei.
Was für eine einzigartige Gelegenheit, jene Organe loszuwerden, deren Existenz sich nur durch ihr Versagen offenbart.
Während die Schwerkraft mit den Knochen ein Xylophonspiel auf den zur Last gewordenen Innereien am Boden anstimmt Ziehen nur zwei Gesellen in eigensinniger Verbundenheit zu der schrumpfenden Pforte, frei von allem irdischen Tand und um so unbändiger angezogen, von sich zu Wahrheiten wandelnden Fantasien.
Herz und Hirn sind übrig bei der Ankunft.
Und während sich das Gehirn noch mit der merkwürdigen Idee beschäftigt, warum dem Zweck eines Dinges eine emotionale Wirkung zugeschrieben wird – ist das Herz schon durchgeschlüpft.
Falco ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen für Pforte

Themen-Optionen Thema durchsuchen
Thema durchsuchen:

Erweiterte Suche


Ähnliche Themen
Thema Autor Forum Antworten Letzter Beitrag
Die enge Pforte marlenja Sprüche und Kurzgedanken 3 01.03.2011 10:57


Sämtliche Gedichte, Geschichten und alle sonstigen Artikel unterliegen dem deutschen Urheberrecht.
Das von den Autoren konkludent eingeräumte Recht zur Veröffentlichung ist Poetry.de vorbehalten.
Veröffentlichungen jedweder Art bedürfen stets einer Genehmigung durch die jeweiligen Autoren.