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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt.

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Alt 06.01.2007, 21:03   #1
männlich Perry
 
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Beiträge: 3.762

Standard Als die Tage heilig gesprochen wurden

Als die Tage heilig gesprochen wurden


Viel zu lange hatten die Lampen das Sagen
beleuchteten jeden Winkel argusäugig
Vom späten Nachmittag bis Schlag Neun
überwachten sie neonhell die Straßen

Jetzt herrscht endlich wieder Dämmerung
in den sich heimlich küssenden Torbögen
Die Morgenzeitungen verkünden einhellig
den Sieg der Tage über die Nächte

Sag Liebste, erscheint dir meine Tonsur
nicht auch lichter beim Morgengebet
Ich sehe deine verborgenen Rundungen
jedenfalls deutlicher unter der Kutte
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Alt 06.01.2007, 22:11   #2
Sateb Deis Rhi
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Beiträge: 327

Interessanter Text.
Insbesondere der Schnittpunkt
Neonröhre (steht für areligiöse Moderne) - Mönch (steht für veraltete Religiösität)
im Bezug auf
Praxis (wollüstige Gedanken) und Theorie (Zölibat) webt in Kombination mit der verwendeten Sprache eine ungewohnte Perspektive.

Die dadurch erzeugte Spannung reisst mich zwar auf den ersten Blick nicht vom Hocker, ist aber doch, in Kombination mit argusäugigen Laternen und heimlich küssenden Torbögen ganz nett zu lesen.
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Alt 07.01.2007, 12:54   #3
männlich Perry
 
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Alter: 71
Beiträge: 3.762

Hallo Sateb Deis Rhi,
freut mich, dass dich meine Zeilen zum Wechsel der Tag-Nacht-Länge ansprechen konnten.
Neben dem Wechsel der Vorherrschaft des künstlichen zum natürlichen Licht, steckt wie du richtig erkannt hast auch ein Spannungsbogen von Religiosität zur Sexualität im Text.
Insgesamt setzt sich das Gedicht mit den Gegensätzen des Lebens auseinander. Tag/Nacht, Hell/Dunkel, Gut/Böse, etc. sind allerdings für mich nur scheinbare Gegensätze weil sie fließend sind.
Dass dich der Text nicht vom Hocker reißt hat sicher auch was Gutes, denn dann würdest du das neue Jahr ja auf den Boden liegend beginnen und wer will das schon (lächel).
LG
Perry
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