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Alt 07.02.2010, 20:21   #1
weiblich denkerin
 
Dabei seit: 11/2009
Ort: Wieder daheim!
Alter: 30
Beiträge: 19


Standard Homecoming

Bin seit Dienstag wieder in Deutschland. Habe entsetzliches Fernweh und bin aber total froh wieder daheim zu sein.

Mir liegt ein Sonnaufgang zu Füßen. Über mir, unter mir und vor mir. Rot, gelb, orange. Ein kräftiger, farbiger Streifen am Horizont. „Guck mal“, stoße ich meinen Sitznachbarn und guten Freund an und deute aus dem Fenster. Deutschland. Nach fünf Monaten. Ich lehne mich im Sitz zurück und atme tief durch. Nach fünf Monaten USA – Aufenthalt wieder zurück. Kann man überhaupt zurück? Mein Freund stupst mich an und reicht mir das Frühstückstablett. „Iss was!“, befiehlt er mir und seufzend nehme ich den ersten Bissen. Ein Glas Cola und zwei Kaffeetassen dazu. Habe schließlich auf dem ganzen Flug nicht geschlafen und habe noch einen ganzen Tag vor mir. Hallo Jetlag! Kauend und schluckend genießen wir den Ausblick auf ein verschneites Deutschland. Ich ziehe meinen iPod hervor und lasse mich noch mal berieseln. Coldplay. Fix You. Weiß auch nicht warum. Mag den Song irgendwie. Lights will guide you home and ignite your bones and I will try to fix you. Ich schließe die Augen wieder, rufe mir die letzten Bilder ins Gesicht. Meine Gastfamilie am Flughafen. Die Gastfamilie meines Freundes, der auch ein halbes Jahr in Virginia verbracht hat. Haben uns auf dem Hinflug kennen gelernt. Man ist gut miteinander ausgekommen. Gute Freunde eben. Die Abschiedsfeier meiner Freunde und die vielen Tränen. War eben doch eine verdammt gute Zeit.
Ich stehe noch mal auf, gehe ein letztes Mal auf die enge, kleine Flugzeugtoilette. Gut dass ich keine Platzangst habe. Irgendwie ist mir schlecht. Und dann sind wir auch schon am Landen. Handgepäck und Jacke geschnappt. Aus dem Flugzeug raus. Durch die Halle. Mein Freund muss gehen, er fliegt weiter nach Düsseldorf. Wir umarmen uns. Man trifft sich mal. Ja,ja. Ich ruf dich an. Machs gut. Weiterlaufen zur Gepäckausgabe. Es dauert eine Ewigkeit bis mein Rucksack und mein großer Koffer angekommen sind. Ich wuchte die Dinger auf den Gepäckwagen und schmeiße mein Handgepäck und die Jacken auch drauf. passt schon. Nur jetzt muss man das Teil auch fahren können. Klappt schon. ’Tschuldigung. Tut mir Leid. Und dann gehe ich auch endlich durch die Schleuse.
Und da stehen sie. Meine beste Freundin, meine Eltern und meine Geschwister. Ich lasse den Gepäckwagen stehen und renne auf sie zu. So richtig kitschig eben. Meine beste Freundin drückt mich an sich und es ist wie früher. Meine Geschwister umarmen mich gleichzeitig und die anderen Leute laufen gegen meinen Gepäckwagen. Ich ergreife den Wagen schell und dann reden alle auf einmal. Mein Bruder hält mir eine Plastikrose hin. Grinst schelmisch unter seinen dunklen Locken hervor und meine kleine Schwester lässt mich gar nicht mehr los. Meine Mutter heult wieder und mein Vater lächelt mich stolz an. Meine beste Freundin drückt mir einen Kuss auf die Stirn.
Es riecht vertraut als wir unser Haus betreten. Mein Zimmer unversehrt. Mein Bett. Welcome Home! Ein Blumenstrauß auf meinem Schreibtisch, eine neue CD. Ich setze mich in die Küche und rede, erzähle. Und eine kleine Weile, denke ich dass alles sich verändert hat. Dann fangen meine Geschwister wieder an sich zu streiten und meine Mutter geht ins Bad und ruft nach jemandem der ihr die Wäsche bügelt. Ich muss leicht grinsen. Hat sich doch nichts verändert.
Am Abend liege ich im Bett. Bin jetzt 28 Stunden am Stück wach geblieben. Schließe meine Augen und seufze. Zwischen zwei Welten. Heimweh irgendwie. Nach Amerika. Nach der Weite, nach den Leuten, nach der Mentalität. Ich schalte meinen iPod an. Immer noch das gleiche Lied. Lights will guide you home and ignite your bones and I will try to fix you. So langsam schlafe ich ein. Ich bin daheim...
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Alt 12.02.2010, 22:51   #2
weiblich Ilka-Maria
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Beiträge: 31.103


Schöne Momentaufnahme. Einzig stört mich das Wort "seufzen", weil ich finde, daß es nicht den Nerv der Situation trifft. Aber ansonsten: Eine scheinbare Alltäglichkeit scharf beobachtet und in gut gekleideten Gefühlen vermittelt. Zudem liest sich der Text flüssig, was nicht zuletzt auf die zeitlich lineare Erzählform zurückzuführen ist. Insgesamt rund.

LG
Ilka-M.
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