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Alt 07.10.2009, 18:24   #1
Fascaritas
 
Dabei seit: 10/2009
Alter: 33
Beiträge: 3


Standard Fantasy Roman

Hallo zusammen, es würde mich freuen, wenn ihr mal mein erstes Kapitel lesen würdet und mir sagt, was ich alles falsch mache. Danke


*******

Das Schwein, die Ratte und der Alte


„Ihr wollt also eines unserer Kinder kaufen?“
Adipat ließ sich auf den gepolsterten Ledersessel hinter seinem überfüllten Schreibtisch fallen.
„Bitte, mein Herr, nehmt doch Platz.“ Sein Gast, ein großgewachsener, hagerer Mensch, ließ sich steif auf einem Stuhl nieder
„Moment, bitte, nur einen Moment.“ Adipat begann nach einem Verkaufsvertrag in dem Durcheinander vor ihm zu suchen. Vielleicht sollte er sich doch einmal überwinden ein wenig aufzuräumen... Adipat fand das Papier.
„Ordnung ist eben doch eine Zeitverschwendung!“, rief er erfreut und legte das Formular auf eine freie Stelle auf dem Tisch.
„Nun denn, mein Herr...?“ Adipat kramte einen Federkiel aus einer Schublade hervor.
„Mein Name ist Talanton. Ich...“
„Mein Herr Talanton!“ Adipat lächelte schelmisch. Die Leute liebten seine Art, besonders sein Lächeln und er wusste es zu nutzen. „Als erstes möchte ich mich euch vorstellen: Ich bin Tränenvater Adipat Sulliculus, Inhaber der Tränenhäuser in Ikomira und in deren und meinem eigenen Namen danke ich euch für das Vertrauen, das ihr uns entgegenbringt, indem ihr uns erlaubt euch unser Sortiment zu präsentieren.“ Adipat strahlte seinen zukünftigen Kunden an. „Ihr werdet es nicht bereuen, mit uns Geschäfte gemacht zu haben. Hat noch keiner. Was ihr auch wollt, wir haben es! Hausdiener, Köche, Putzkräfte, Leibwächter, wir können euch auch dienen, falls ihr Bedarf an einem Erben habt.“ Adipat zwinkerte vertraulich. „Oder auch nur am Vergnügen.“ An dieser Stelle erntete er oft ein Grinsen.
„Nein, Tränenvater, ich...“
Adipat ließ sich nicht entmutigen. Er würde schon das Richtige für Talanton finden. Verschlossene Kunden waren seine Spezialität. Das schelmische wurde flugs durch ein schleimigstes Lächeln ersetzt. „Ihr seid mir sympathisch. Ich werde euch eine Auswahl unserer besten und folgsamsten Verkaufsartikel präsent...“
„Ich bin nicht gekommen um eines eurer Kinder zu versklaven, Tränenvater Sulliculus.“
Das Lächeln tropfte Adipat vom Gesicht.
„Nein?“
„Nein.“ Talanton fuhr sich mit der Hand fahrig durch den sauber getrimmten Backenbart. „Ich bin hier aufgrund des Vorfalls, der sich gestern auf dem Marktplatz zugetragen hat.“
Adipat schloss die Augen. Er holte einmal tief Luft und stieß sie langsam wieder aus. Die Ratte würde sterben. Dieses Mal würde die kleine Ratte sterben. Egal, ob der Herzog ihm die Erlaubnis verweigerte, er würde diese hinterlistige, schmutzige, kleine Ratte in Stücke reißen!
„Tränenvater Sulliculus?“
In winzig kleine Stücke. Und Schwester Gallina würde er ebenfalls den Hals umdrehen. Hatte er sie nicht gewarnt? Hatte er Gallina nicht angewiesen die Ratte eingesperrt zu halten? Ihn zu bewachen? Nach acht verdammten Jahren, hatte sie es noch immer nicht begriffen, dieses dumme Huhn! Hatte ihn wieder in die Stadt entkommen lassen! Der dreiundfünfzigste Ausbruch! Siebzehn Anzeigen in viereinhalb Stunden! Rund fünfzehn Goldmünzen Schadensersatz!
„Tränenvater Sulliculus?“
Adipat riss die Augen wieder auf. Achtzehn Anzeigen! „Und was hat er euch angetan?“, heulte er. „Hat er euer Geschäft niedergebrannt? Euer Pferd geklaut? Eure Tochter geschwängert?“ Er kramte einen schweren Goldbeutel aus einer Schublade, knallte ihn auf den Tisch und brüllte: „Nehmt! Nehmt und dann schert euch weg! Und jetzt entschuldigt mich, ich habe noch eine Ratte totzuschlagen.“ Achtzehn verdammte Anzeigen in viereinhalb Stunden! Das war zuviel. Er sprang auf, warf dabei einen Stapel Papiere vom Tisch, und marschierte entschlossen Richtung Tür.
Talanton erhob sich ebenfalls. „Euer Schützling hat mich bestohlen, Tränenvater und ich hatte...“
„Kann denn in dieser Stadt nicht ein Einziger auf seinen Krempel Acht geben?“, kreischte Adipat, wirbelte wieder herum und baute sich vor Talanton auf. „Aber nein, es ist natürlich viel bequemer, sich beklauen zu lassen und Schadensersatz von mir zu fordern. Ich bin ja da, um für alles aufzukommen. Ich hab ja genug Gold, um mit euch allen zu teilen. Also bitte, bedient euch, mein Gold ist euer Gold, tut euch keinen Zwang an!“
„Was der Junge mir gestohlen hat, kann nicht durch Gold ersetzt werden“, erwiderte Talanton kühl. „Die Stadtwächter hatten ihn nach seiner Festnahme nicht durchsucht. Ich hatte daher gehofft, es bestünde die Möglichkeit...“
„Ihr hattet gehofft, euren Krempel von der Ratte zurückzubekommen? Ihr seid dümmer, als ihr ausseht“, schnauzte Adipat und wandte sich wieder zur Tür.
„Tränenvater.“ Talanton hielt in am Arm zurück. Er war gut einen Kopf größer als Adipat. „Ich habe euch höflich um eure Kooperation bei der Wiederbeschaffung meines Eigentums gebeten. Nun sehe ich mich gezwungen, euch darauf hinzuweisen, dass ihr gesetzlich verpflichtet seid, mich zu unterstützen.“
„Verpflichtet? Ich schulde niemandem...!“
„Auch ihr habt euch an die Gesetze zu halten, Sulliculus“, knurrte Talanton bedrohlich leise. „Aber wenn es euch lieber ist, komme ich mit der Stadtwache wieder. Also bitte, holt ihn mir her und ich werde auf eine Anzeige verzichten.“
Adipat riss sich los und stürmte ohne ein weiteres Wort aus seinem Büro.
Nachdem er die Tür hinter sich zugeknallt hatte, bleib er im Korridor stehen, schloss die Augen und begann langsam bis zwanzig zu zählen. Bei ‚zwei’ wurde er unterbrochen.
„Kann ich euch helfen, Tränenvater?“
Adipat öffnete die Augen und das Ringen um seine Selbstbeherrschung nahm ein jähes Ende. Von den gut einhundert Tränenschwestern, die ihm hätten über den Weg laufen können...
„Schwester Gallina!“ Seine Stimme überschlug sich. „Welch ein Zufall euch zu sehen! Denkt nur, wir haben einen weiteren Gast, der sich über die Ratte beschwert. Bestimmt erinnert ihr euch an das, was ich euch gestern abend sagte? Was mit euch geschehen würde, sollten wir eine weitere Beschwerde erhalten?“
Schwester Gallina wurde schneeweiß. „Es.. es tut mir unendlich leid, Tränenvater Sulliculus“, jammerte sie den Fußboden an. „Mich trifft aber keine Schuld. Er hatte das Schloss aufgebrochen und ... aber er wird es bestimmt nicht wieder tun. Ich habe ihn auch hart bestraft, Tränenvater.“
„Hart? Habt ihr ihn totgeschlagen?“
„Nein, ich...“
„Nicht hart genug! Er wird es wieder tun! Aber ihr werdet ihn nicht wieder entkommen lassen, bei allen dreimal verfluchten Dämonen! Dafür sorge ich persönlich. Und jetzt holt mir dieses Ungeziefer her.“
„Ja, Tränenvater.“ Schwester Gallina senkte demütig den Blick. „Und wenn ihr mit ihm fertig seid, bringe ich ihn zurück in die Küche und ihr könnt über meine Bestrafung entscheiden.“
„Wie bitte?“ Er musste sich verhört haben. „Wohin bringt ihr ihn zurück?“
„In die Kü...“
„In die Küche!“, kreischte Adipat, packte Schwester Gallina an der Kehle und knallte sie mit dem Rücken gegen die Wand. „Nicht schon wieder! Nicht schon wieder! Nachdem er mindestens drei Dutzend Mal...“
Adipat ließ Schwester Gallina an der Wand hinunterrutschen und rannte in Richtung Küche davon. Vielleicht konnte er das schlimmste ja noch verhindern.
Schwester Gallina versuchte röchelnd mit ihm Schritt zu halten und wimmerte Entschuldigungen in ihre Schürze. Er hätte sie nur zu gern an Ort und Stelle mit ein paar Ohrfeigen zum Schweigen gebracht, doch erst würde er diese kleine dreckige... Splittern, dann ein Schrei. Adipat beschleunigte seine Schritte noch weiter. Bei der nächsten Biegung des Korridors rannte er die Köchin über den Haufen, die geschrieen und offenbar auf ihn gewartet hatte.
„Trä...“
„Maul halten!“, brüllte Adipat. Er ließ sie am Boden liegen, überbrückte die letzen zehn Schritte im Eiltempo und riss die Küchentür auf.
Zerschlagene Teller, Töpfen und Gläser lagen neben verbeulten Pfannen überall verstreut herum. Aus dem durchlöcherten Blechbehälter in der Ecke plätscherte Wasser auf den Küchenboden. Die Vorhänge kokelten neben den Fenstern ohne Scheiben. Das Besteck schmolz in den Herdfeuern.
Inmitten des Schlachtfeldes stand der Junge, den letzten noch heilen Tonkrug umklammernd. Einen Herzschlag lang starrte er Adipat, der in der Tür stehen geblieben war, hasserfüllt an, dann ließ er das Gefäß fallen.
Der Krug zersplitterte. Adipat kreischte auf, sprang durch die Scherben auf den Jungen zu und schlug ihm so fest er konnte die Faust in das bleiche Gesicht. Ohne ein Laut brach der Junge zusammen und blieb mit dem Gesicht nach unten auf dem überfluteten und mit Scherben übersäten Boden liegen.
„Du verdammtes Aas!“ Adipat begann auf die reglose Gestalt zu seinen Füßen einzutreten. Er würde dieser Plage schon austreiben, seine Autorität in Frage zu stellen. Er würde...
„Tränenvater! Wenn er stirbt, enthebt euch der Herzog eures Amtes!“
Adipat trat ein letztes Mal zu und stürmte aus der Küche. Schwester Gallina, die die Ermahnung gerufen hatte, stand neben der Köchin im Korridor.
„Du!“ Er deutete auf Schwester Gallina. „Schau nach, ob die Ratte noch lebt, wenn ja, gib ihm eine Dosis Dolocida, dann, bei allen Dämonen, scher dich aus diesem Haus! Und du!“, schnauzte er die Köchin an, „hol mir das Stärkste, das du finden kannst, dann bringst du diesen Schweinestall wieder in Ordnung.“
Adipat wirbelte herum und marschierte in Richtung Büro davon. An diesem Tag würde er reinen Tisch machen. Talanton war der Nächste. Er hätte sich von dem Alten nichts bieten lassen dürfen. Doch diesen Fehler würde er wieder gut machen. Er würde diesen aufgeblasenen, dürren, Dreckskerl lehren, sich mit Adipat Sulliculus anzulegen. Er hatte Beziehungen, mächtige Freunde, Gold. Ach was, er hatte schon ganz andere ohne Hilfe in die Pfanne gehauen. Auf die Ratte und den gestohlenen Kram konnte Talanton lange warten. Niemand drohte ihm mit dem Gesetz! Niemand fiel ihm ins Wort! Niemand... „Halt! Stehen bleiben!“ Das Mädchen, das soeben an ihm vorbeigegangen war, erbleichte, gehorchte jedoch. Zumindest jemand, der tat, was er befahl. Adipat ließ seinen Blick flüchtig über den jungen Körper gleiten. Etwa fünfzehn und gut gebaut. „Meine Gemächer. Heute abend.“ Das Mädchen nickte zitternd.
„Euer Getränk, Tränenvater.“
„Gib her.“ Adipat riss der Köchin, die ihn eingeholt hatte, die Tonflasche aus der Hand und kippte den Inhalt hinunter. „Schon besser.“ Er knallte die leere Flasche gegen die Wand, wo sie zu Bruch ging und ließ Köchin und Verkaufsartikel zurück.

„Entschuldigt, dass ich euch warten ließ.“ Adipat schloss die Tür und platzierte sich hinter seinem Schreibtisch.
„Darf ich euch etwas zu trinken offerieren? Ich hab mir eben einen Schluck genehmigt. Oder etwas zu rauch...“
„Sulliculus.“ Talanton stützte sich mit den Händen auf den Schreibtisch und starrte Adipat wütend an. „Ich will mit dem Jungen sprechen.“
„Ich bedaure zutiefst, dass ihr nicht mit dem Jungen werdet reden können.“ Adipats höhnisches Grinsen strafte seine Worte Lüge.
„Ich habe keine Zeit für eure Spielchen, Sulliculus!“, fauchte Talanton. „Wenn ihr mir den Jungen nicht herbringt, hole ich die Stadtwache!“
„Tut das.“
Talanton blinzelte verdutzt. „Wie, bitte?“
„Holt die Stadtwache, wenn euch danach ist.“
Talanton erbleichte. Adipats Lächeln wurde breiter. Wenn er getrunken hatte, war er unschlagbar. Talanton hatte also etwas zu verbergen.
„Seht, ich habe nicht die Befugnis, euch den Verkaufsartikel zu einem Gespräch zu überlassen. Daran kann auch die Stadtwache nichts ändern. Ich käme mit den Sicherheitsvorschriften in Konflikt. Und wie ihr richtig festgestellt habt, muss auch ich mich dem Gesetz beugen.“
„Ich werde ihn nur befragen. Ihr habt mein... “
„Auf euer Wort, Talanton, kann ich mich nicht verlassen, da ihr offenbar nicht wünscht, dass euer Anliegen der Stadtwache bekannt wird.“ Adipat breitete schadenfroh grinsend die Arme aus. „Ich kann euch nicht helfen. Oder vielmehr: Ich darf euch nicht helfen. Ich würde das Gesetz brechen.“
„Wäre bestimmt das erste Mal, was?“, knurrte Talanton. Er beugte sich leicht vor. „Wie viel?“
„Das ist keine Frage des Goldes, Talanton, sondern der Ehre! Ich bin ein gesetzestreuer Bürger. Und nichts, dass ihr mir geben könnt,.. “ – Adipat stockte der Atem. Nicht geben. Nehmen! Dieser Idiot würde seinen Tag retten, ach was, sein ganzes Leben wieder ins Lot bringen. Und auch noch dafür bezahlen! - „...nichts, das ihr mir geben könnt, kann mich in meinem Entschluss erschüttern.
Jedoch“, fuhr er mit geheuchelter Gutmütigkeit fort, „kann ich euch einen anderen Vorschlag unterbreiten. Wie ich schon sagte, ihr seid mir sympathisch, Talanton. Deshalb, nur deshalb mache ich euch dieses Angebot.“ Adipat nahm sich die Zeit einige Papiere zu ordnen. „An den Gesetzen kann ich natürlich nichts ändern, jedoch könnten wir die momentane Situation entsprechend anpassen, sodass ihr die Möglichkeit auf euer Gespräch erhaltet und so etwas über den Verbleib eurer Habe erfahren könnt.“
Talanton runzelte misstrauisch die Stirn. „Ich höre.“
Adipat lehnte sich zurück, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und kostete den Moment aus, in dem er das beste Geschäft seines Lebens machen würde. „Ihr kauft die Kröte.“
„Ich bin nicht zu Scherzen aufgelegt.“
„Kein Scherz, Talanton. Ich gebe ihn euch für... sagen wir zwanzig Goldmünzen. Normalerweise verlange ich nur zehn, aber wie ich sagte, ihr seid mir sympathisch. Das ist nicht zu viel, was meint ihr?“
Talanton senkte den Blick. Die Hände auf der Tischplatte zitterten leicht.
„Na gut“, Adipat konnte es sich nicht verkneifen. „Ich gebe ihn euch für neunzehn Gold- und neun Silbermünzen.“
Talanton hob ruckartig den Kopf. „Das kann ich nicht tun.“
„Wenn ihr euren Krempel wieder bekommen wollt, ist dies eure einzige Option.“
„Sklavenhandel ist illegal in Jomalien.“
„Technisch gesehen ist es eine Adoption.“
„Ihr seid ein Schwein, Sulliculus.“
Adipat nickte ernst. „Ich fürchte, ja.“
Talanton schien einen Moment mit sich zu ringen. Dann ließ er den Kopf hängen und fragte lahm: „Wie lange dauern die Formalitäten?“
Adipat unterdrückte einen Freudenschrei. „Es ist alles bereit, mein Herr Talanton. Ihr braucht nur hier zu unterschreiben.“ Er zog ein Bündel Papiere aus einer Schublade. Die Verkaufsverträge für die Ratte hatte er schon vor Jahren vorbereitet, in der Hoffnung, ihn an jemanden zu verkaufen. Verkauft hatte er ihn auch ein Mal vor drei Jahren, jedoch wieder zusammen mit einer Rechnung zurückbekommen. „Und dann wäre noch das hier zu unterschreiben.“ Adipat legte einen weiteren Bogen Papier auf das Bündel. „Damit verzichtet ihr auf das Recht auf Rekurs. Hier.“ Er bot Talanton die Schreibfeder an.
Talanton packte die Feder und unterschrieb die Erklärung und den Vertrag. Adipat war seit Jahren nicht mehr so glücklich gewesen. Den heutigen Abend würde er mit einem Festessen feiern. Und die Nacht mit einer guten Flasche Wein und dem Mädchen. Er würde dieses kleine...
„Den Jungen, Sulliculus.“ Talanton richtete sich kaum merklich schwankend auf und klemmte sich die Papiere unter den Arm.
„Natürlich.“ Adipat sprang ebenfalls auf, schob Talanton zur Tür hinaus und schrie die erstbeste Tränenschwester an, sie solle ihm die Ratte herbringen. Dann wandte er sich wieder Talanton zu und forderte den vereinbarten Preis. Als dieser seinen Geldbeutel unter seinem Reisemantel hervorzog, bemerkte Adipat das Schwert an dessen Gürtel.
„Alte Gewohnheiten legt man nicht leicht ab und alte Schwerter noch schwerer, wie der Volksmund sagt. Ihr wart wohl einmal ein Krieger, was? In den Wüstenkriegen gekämpft? Hab mich damals gedrückt.“
„Nein, kein Krieger.“ Talanton drückte Adipat das Gold in die Hand. „Heiler.“
„Ach, ein Heiler. Kein Krieger. Natürlich! Darauf hätte ich auch von selbst kommen können. Mit dem Schwert hackt ihr wohl Heilkräuter? Oder benutzt ihr es, um das Geschäft anzukurbeln?“
Talantons Kiefermuskeln spannten sich, doch er schluckte den Hohn ohne ein Wort hinunter.

„Ich bringe euch den Jungen, Tränenvater.“
Adipat wandte sich der Sprecherin zu. „Ausgezeichnet! Jetzt geh und sag der Köchin, sie soll eines der Schweine schlachten. Heute bin ich in Feierlaune. Na los!“ Er packte den mitgebrachten Verkaufsartikel und versetzte ihm einen Stoss in Talantons Richtung.
Der Junge taumelte auf seinen neuen Besitzer zu, der einen Schritt auf ihn zuging und ihn stützte.
„Euer Sohn, Herr.“
Talanton starrte mit offenem Mund auf das blutverschmierte Gesicht unter dem strähnigen Haarschopf. „Was, bei allen Dämonen, habt ihr mit diesem Kind gemacht, Sulliculus?“
„In die Schnauze geschlagen habe ich ihm. Als Heiler könnt ihn ja wieder zusammenflicken. Nun, Talanton, es hat mich gefreut mit euch Geschäfte zu machen, doch ich habe noch einiges zu erledigen. Segen dem König.“
Talanton bedachte Adipat mit einem letzten angewiderten Blick, legte dem Jungen einen Arm um die Schultern und führte ihn ohne den Gruß zu erwidern auf den Ausgang zu.
Adipat sah den Beiden überglücklich nach, dem dürren Alten und der torkelnden Ratte. Zwei Störenfriede auf einmal war er losgeworden. Und ein stolzes Sümmchen Gold hatte daran noch verdient. Mehr als ihn der letzte Ausflug der Kröte gekostet hatte.
Zurück in sein Büro nahm Adipat in seinem Lieblingssessel Platz und genoss das wundervolle Gefühl des Sieges. Die Ratte war verkauft. Der Alte hatte bezahlt. Seine Probleme hatten sich einfach in Luft aufgelöst.
Von tiefem Frieden erfüllt fiel Adipat in den tiefsten Schlaf seit Jahren.

-Ende 1. Kapitel-
Fascaritas ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.10.2009, 18:37   #2
daktary
abgemeldet
 
Dabei seit: 09/2009
Beiträge: 116


Standard comment

Hier meldet sich ein Romancier:
absolut gekonnt erzählt und ge-(be-)schrieben.
daktary ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 05.12.2009, 16:01   #3
Ardanwen
 
Dabei seit: 11/2009
Beiträge: 3


Wirklich fesselnd geschrieben, auch die Charaktere gefallen mir. Man kann sich den schmierigen, wiederlichen Adipat fast schon bildlich vorstellen und durch die Opferrolle des Jungen hast du gleich einen Sympathieträger geschaffen. Der edle Heiler der dem hilflosen zur Rettung kommt ist natürlich eine vielbemühte Figur, dehalb jedoch kein Manko, wenn man ihn nicht zum Klischee werden lässt,was bisher ja noch nicht passiert ist.
Als ich fertig gelesen hatte, machte sich meine Phantasie selbstständig und sponn sogleich mögliche Fortsetzungen. Ich hoffe du lässt uns nicht all zu lang warten!!
Liebe Grüße Ardanwen
Ardanwen ist offline   Mit Zitat antworten
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