Gibt es noch das Lachen? bei Poetry.de

nimmilonely · 26.01.2011, 03:40

Gibt es noch das Lachen?

Was ist Leben
außer Klagen,
dass wir denken und nicht wagen,
dass wir wollen und nicht machen?
Ja und dann gibt’s noch das Lachen.

Was sind Jahre
außer Stunden,
die vergehen wie Sekunden
und wir drehen unsre Runden
denn Bewegung heilt die Wunden.

Was ist Leben
außer Freude,
dass wir da sind, dass wir träumen?
Dass wir kleine Sachen schätzen
Dass wir lieben und verletzen.

Es geschehn so viele Sachen.
Ja und dann gibt’s noch das Lachen.

Aquaria · 26.01.2011, 13:07

Das liest sich sehr schön und hat bei mir schon mal die kleine Schwester des Lachens hervorgerufen

Liebe Grüße,
Aquaria

Ilka-Maria · 26.01.2011, 14:58

Lachen gab es einmal auf vielfältige Art, von lustig bis aggressiv war alles dabei, und je nach Nuance wurde ein soziales Empfinden ausgedrückt. Leider haben wir das Gefühl für diese Nuancen verloren. Wir leben in einer Blödelgesellschaft, in der Lachen und Humor billig geworden sind und nicht mal mehr pubertäre Qualität vorweisen können, geschweige denn zur Kommunikation etwas Positives beitragen. Im Letterman-Schmidt-Bohlen-Zeitalter hätte ich mir das Thema mit mehr Kritik gewünscht.

Aquaria · 26.01.2011, 15:12

Zitat:

Lachen gab es einmal auf vielfältige Art, von lustig bis aggressiv war alles dabei, und je nach Nuance wurde ein soziales Empfinden ausgedrückt. Leider haben wir das Gefühl für diese Nuancen verloren. Wir leben in einer Blödelgesellschaft, in der Lachen und Humor billig geworden sind und nicht mal mehr pubertäre Qualität vorweisen können, geschweige denn zur Kommunikation etwas Positives beitragen.

Das sind doch völlig haltlose Thesen! Als ob heute keiner mehr zwischen aggressivem oder fröhlichem Lachen unterscheiden könnte. Lachen kann nichts Positives zur Kommunikation mehr beitragen? Auf welchen Anthropologen, Biologen oder Evolutionswissenschaftler gehen denn diese Thesen zurück?

nimmilonely · 26.01.2011, 15:25

Ich finde, dass das Lachen absolut zeitlos ist und nicht als primitiv oder gar billig bezeichnet werden. Die Medien fabrizieren nun mal das, was gesehen werden will, und das ist vollkommen legitim.
Da sich das wahre Leben aber auch wunderbar ohne die Medien gestallten lässt, kann man das Lachen in allen seinen Facetten und Formen finden, und zwar überall.
Lachen ist, wie ich finde, die einfachste und natürlichste Form von Gefühlen und wenn man mit Recht behaupten kann, dass die Gesellschaft abstumpft, kalt und stupide wird und nicht mehr mit ihren Emotionen umgehen kann, so kann man daneben genauso sicher sagen, dass das Lachen immernoch ein Lichtblick in der zwischenmenschlichen Finsternis ist, und für immer bleiben wird.

Gruß,
nimmilonely

Ilka-Maria · 26.01.2011, 15:34

So einfach ist das nicht. Es gibt das hämische Lachen, das arrogante Lachen, das Auslachen, das Belächeln - es gibt das Lachen in fröhlicher, hämischer und auch in berechnender Form. Auf keinen Fall ist es immer positiv - und wer sich einmal als Gegenstand höhnischen oder überlegenen Lachens gesehen hat, weiß das.

"Es [das Lachen] wird zum Laster, wenn es die sozial angemessene Reaktion auf ein Gegenüber oder eine Situation verweigert." (Martin Seel in "Humor als Laster und als Tugend", veröffentlicht im Merkur-Sonderheft "Lachen - Über westliche Zivilisation", Klett-Cotta, Sept./Okt. 2002).

Aquaria · 26.01.2011, 16:22

Zitat:

"Es [das Lachen] wird zum Laster, wenn es die sozial angemessene Reaktion auf ein Gegenüber oder eine Situation verweigert." (Martin Seel in "Humor als Laster und als Tugend", veröffentlicht im Merkur-Sonderheft "Lachen - Über westliche Zivilisation", Klett-Cotta, Sept./Okt. 2002).

Das verifiziert doch die haltlosen, oben gemachten Behauptungen in keinster Weise.

Ilka-Maria · 26.01.2011, 17:26

Ich denke doch; denn die Kommentare oben sehen das Lachen als "Trost" und als "Lichtblick in der Finsternis", also als ein rein positives Phänomen.

Das ist ja auch berechtigt, denn mit Lachen kann man Konflikte lösen, und nicht umsonst heißt es, daß das Lachen gesund sei.

Nur meine ich, daß das Lachen insgesamt eine sehr komplizierte Sache ist. Der Merkur-Sonderband, dich ich erwähnt habe, bringt zu dem Thema immerhin 26 Aufsätze sowie ein Gedicht von Robert Gernhardt. Darin wird das Phänomen des Lachens in historischer, psychologischer und philosophischer Hinsicht behandelt.

Aber okay, es ist wohl die Absicht dieses Gedichtes hier gewesen, dem optimistischen Aspekt Gewicht zu geben.

kleine Erdbeere · 26.01.2011, 21:48

Mich hat das Gedicht berührt und ebenso ein Lächeln hervorgerufen ^^
Sehr schön gemacht!! xD

nimmilonely · 27.01.2011, 02:28

Hallo Risiko,
mit Bewegung meine ich das Weitermachen, aufstehen und weiterlaufen, egal was passiert.
Wunden werden vielleicht nicht direkt durch sie geheilt, aber sie lenkt ab und lässt uns "überleben" bis die Zeit vielleicht irgendwann die Wunden heilt.

PS: Mit deiner Erlaubnis würde ich gerne die zwei von dir zugefügten Zeilen in mein Gedicht integrieren.

Kanone · 27.01.2011, 16:48

Gefällt mir sehr gut und auch dem Inhalt kann ich nur zustimmen.

26.01.2011, 03:40	#1
nimmilonely Dabei seit: 12/2010 Ort: Mainz Alter: 35 Beiträge: 853 Meine Gedichte Meine Favoriten	Gibt es noch das Lachen? Gibt es noch das Lachen? Was ist Leben außer Klagen, dass wir denken und nicht wagen, dass wir wollen und nicht machen? Ja und dann gibt’s noch das Lachen. Was sind Jahre außer Stunden, die vergehen wie Sekunden und wir drehen unsre Runden denn Bewegung heilt die Wunden. Was ist Leben außer Freude, dass wir da sind, dass wir träumen? Dass wir kleine Sachen schätzen Dass wir lieben und verletzen. Es geschehn so viele Sachen. Ja und dann gibt’s noch das Lachen.

Ähnliche Themen
Thema	Autor	Forum	Antworten	Letzter Beitrag
Gibt es ihn?	sommerwind	Gefühlte Momente und Emotionen	34	31.01.2011 14:49
Es gibt sie	Legionär	Gefühlte Momente und Emotionen	4	14.01.2011 11:13
ihr lachen	nina	Geschichten, Märchen und Legenden	5	05.02.2006 23:37
lachen noch, so wie man wirklich lacht	oasis.	Gefühlte Momente und Emotionen	4	08.01.2006 20:30

26.01.2011, 13:07	#2
Aquaria Dabei seit: 02/2010 Alter: 42 Beiträge: 521 Meine Gedichte	Das liest sich sehr schön und hat bei mir schon mal die kleine Schwester des Lachens hervorgerufen Liebe Grüße, Aquaria

26.01.2011, 14:58	#3
Ilka-Maria Forumsleitung Dabei seit: 07/2009 Ort: Arrival City Beiträge: 31.103 Meine Gedichte Meine Favoriten	Lachen gab es einmal auf vielfältige Art, von lustig bis aggressiv war alles dabei, und je nach Nuance wurde ein soziales Empfinden ausgedrückt. Leider haben wir das Gefühl für diese Nuancen verloren. Wir leben in einer Blödelgesellschaft, in der Lachen und Humor billig geworden sind und nicht mal mehr pubertäre Qualität vorweisen können, geschweige denn zur Kommunikation etwas Positives beitragen. Im Letterman-Schmidt-Bohlen-Zeitalter hätte ich mir das Thema mit mehr Kritik gewünscht.

26.01.2011, 15:25	#5
nimmilonely Dabei seit: 12/2010 Ort: Mainz Alter: 35 Beiträge: 853 Meine Gedichte Meine Favoriten	Ich finde, dass das Lachen absolut zeitlos ist und nicht als primitiv oder gar billig bezeichnet werden. Die Medien fabrizieren nun mal das, was gesehen werden will, und das ist vollkommen legitim. Da sich das wahre Leben aber auch wunderbar ohne die Medien gestallten lässt, kann man das Lachen in allen seinen Facetten und Formen finden, und zwar überall. Lachen ist, wie ich finde, die einfachste und natürlichste Form von Gefühlen und wenn man mit Recht behaupten kann, dass die Gesellschaft abstumpft, kalt und stupide wird und nicht mehr mit ihren Emotionen umgehen kann, so kann man daneben genauso sicher sagen, dass das Lachen immernoch ein Lichtblick in der zwischenmenschlichen Finsternis ist, und für immer bleiben wird. Gruß, nimmilonely

26.01.2011, 15:34	#6
Ilka-Maria Forumsleitung Dabei seit: 07/2009 Ort: Arrival City Beiträge: 31.103 Meine Gedichte Meine Favoriten	So einfach ist das nicht. Es gibt das hämische Lachen, das arrogante Lachen, das Auslachen, das Belächeln - es gibt das Lachen in fröhlicher, hämischer und auch in berechnender Form. Auf keinen Fall ist es immer positiv - und wer sich einmal als Gegenstand höhnischen oder überlegenen Lachens gesehen hat, weiß das. "Es [das Lachen] wird zum Laster, wenn es die sozial angemessene Reaktion auf ein Gegenüber oder eine Situation verweigert." (Martin Seel in "Humor als Laster und als Tugend", veröffentlicht im Merkur-Sonderheft "Lachen - Über westliche Zivilisation", Klett-Cotta, Sept./Okt. 2002).

26.01.2011, 17:26	#8
Ilka-Maria Forumsleitung Dabei seit: 07/2009 Ort: Arrival City Beiträge: 31.103 Meine Gedichte Meine Favoriten	Ich denke doch; denn die Kommentare oben sehen das Lachen als "Trost" und als "Lichtblick in der Finsternis", also als ein rein positives Phänomen. Das ist ja auch berechtigt, denn mit Lachen kann man Konflikte lösen, und nicht umsonst heißt es, daß das Lachen gesund sei. Nur meine ich, daß das Lachen insgesamt eine sehr komplizierte Sache ist. Der Merkur-Sonderband, dich ich erwähnt habe, bringt zu dem Thema immerhin 26 Aufsätze sowie ein Gedicht von Robert Gernhardt. Darin wird das Phänomen des Lachens in historischer, psychologischer und philosophischer Hinsicht behandelt. Aber okay, es ist wohl die Absicht dieses Gedichtes hier gewesen, dem optimistischen Aspekt Gewicht zu geben.

26.01.2011, 21:48	#9
kleine Erdbeere Dabei seit: 10/2009 Alter: 29 Beiträge: 102 Meine Gedichte	Mich hat das Gedicht berührt und ebenso ein Lächeln hervorgerufen ^^ Sehr schön gemacht!! xD

27.01.2011, 02:28	#10
nimmilonely Dabei seit: 12/2010 Ort: Mainz Alter: 35 Beiträge: 853 Meine Gedichte Meine Favoriten	Hallo Risiko, mit Bewegung meine ich das Weitermachen, aufstehen und weiterlaufen, egal was passiert. Wunden werden vielleicht nicht direkt durch sie geheilt, aber sie lenkt ab und lässt uns "überleben" bis die Zeit vielleicht irgendwann die Wunden heilt. PS: Mit deiner Erlaubnis würde ich gerne die zwei von dir zugefügten Zeilen in mein Gedicht integrieren.

27.01.2011, 16:48	#11
Kanone Dabei seit: 09/2010 Alter: 36 Beiträge: 142 Meine Gedichte Meine Favoriten	Gefällt mir sehr gut und auch dem Inhalt kann ich nur zustimmen.