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Lebensalltag, Natur und Universum Gedichte über den Lebensalltag, Universum, Pflanzen, Tiere und Jahreszeiten.

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Alt 21.10.2010, 22:48   #1
weiblich Ilka-Maria
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Standard Gaffer

Sieh nur diese dummen Affen,
wie sie, ohne mitzuleiden,
sich am Unglück andrer weiden,
in obszöner Neugier gaffen!

Schau nur ihre wilden Gesten,
wie sie in der Wonne schwimmen,
Lust aus Sensation gewinnen,
als gäb's ein Debüt zum besten!

Sieh nur, wie sie eifrig schwätzen,
sich an ihren Worten laben,
um dann wichtig und erhaben
diese Lage einzuschätzen.

Und vor wohlbesohlten Füßen
liegt ein Mensch in letzten Zügen.

by Ilka-M.
21. Oktober 2010
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Alt 22.10.2010, 09:43   #2
Thing
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Halli Hallo, Ilka-Maria -

grausig.
Aber leider Tatsache. Die Sensationsgier überwiegt immer wieder alle empathischen Regungen.
Von mir behaupte ich , ich sei die rühmliche Ausnahme. Aber selbst seriöse Zeitschriften sprechen diesen Instinkt an.
Sehr gut gemacht (finde ich).

Aber wird "zum Besten" nicht großgeschrieben? Ich bin mir ziemlich sicher.

Thing
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Alt 22.10.2010, 10:04   #3
weiblich Ilka-Maria
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Guten Morgen, Thing,

danke für das Feedback.

Ich schreibe nach der alten Rechtschreibung, und da schreibt man adjektivische und adverbiale Ausdrücke (nach denen man mit "wie" fragt) klein. Nach der neuen Rechtschreibung wird es wohl groß geschrieben.

Es besteht seit Einführung der neuen Rechtschreibung eine unerträglich Unsicherheit. Jeder schreibt inzwischen, wie er es selbst für richtig hält.

Die Duden-Redaktion schreibt "zum besten geben" klein:

http://www.duden.de/deutsche_sprache...m+besten+geben

Wenn man googelt, findet man es aber auch oft großgeschrieben. Nur frage ich mich, wer denn dieser "Beste" als ein Substantiv sein soll, dem man etwas gibt - und was gibt man ihm denn eigentlich? Wo ist bei der Großschreibung dieses Ausdrucks der Sinn?

Gruß
Ilka-M.
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Alt 22.10.2010, 10:27   #4
weiblich Lux
 
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Hallo Ilka-Maria,

auf dem Weg zur Arbeit bin ich an einem schlimmen Autounfall vorbei gefahren, drum herum: jede Menge Gaffer. Da kommt mir dein Gedicht gerade recht!
Ein schnelles, klares, anklagendes Werk, gefällt mir sehr gut! Auch der Bruch des Reimschemas in den letzten beiden Zeilen fügt sich prima ein.

Bloß, wenn ich an heute morgen denke, dann weiß ich nicht, ob die Affen nicht beleidigt sind, wenn sie in einem solchen Kontext genannt werden...



Liebe Grüße
Lux
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Alt 22.10.2010, 10:46   #5
Thing
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Liebe Ilka-Maria -

nur ganz kurz:

Er war der beste Mitarbeiter.

Bei der Mitarbeit war er der Beste.

Aber ich lasse mich gerne eines Besseren oder besseren belehren!



Thing
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Alt 22.10.2010, 12:00   #6
Wackelpudding
 
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Ersteinmal Ilka-M.

Dein Gedicht ist klasse und sehr aussagekräftig. Inhaltlich gut. Und dass die Gaffer schon oft sogar Menschenleben gekostet haben, indem sie Rettungskräfte behindert haben ist ja auch kein Geheimnis mehr. Sehr gut für den Inhalt!

Hi Thing, (Bist du jetzt der Bruder von Remus?)
Ich bin seit der Rechtschreibreform so verwirrt, dass ich nur noch nach dem Schätzen meiner weiblichen (weil im Sprachlichen besser) Mitmenschen orientiere. Und auch in dem Kontext den Ilka-M. da gennant hat "Etwas zum Besten geben." Scheint es mir schon allein von der Bedeutung her korrekt zu sein. Da ich aber leider wohl der schlechteste Ansprechpaartner beim Thema Rechtschreibung bin, habe ich damit wohl schon zu viel geschrieben. Denke nicht es seien böse Zungen
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Alt 22.10.2010, 12:27   #7
weiblich Ilka-Maria
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Es geht hier nicht um ein Adjektiv wie "der beste Mitarbeiter" oder um das Substantiv "der Beste", sondern um ein adverbiales Idiom, wie z.B. auch "etwas zum laufen bringen" oder auch, im übertragenen Sinne, "im trüben fischen (etwas Unklares zum eigenen Vorteil nutzen). Das hatte man nach der alten Rechtschreibung alles klein geschrieben, nach der neuen schreibt man es groß. Wenn man jetzt im Internet recherchiert, geht es wild durcheinander, es herrscht eine große Verwirrtheit.

Bei mir bleibt "zum besten geben" klein, denn es existiert kein "Bester", dem man etwas in die Hand drücken könnte, das Substantiv in meinem Gedicht ist das "Debüt".

Gruß
Ilka-M.
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Alt 22.10.2010, 20:27   #8
Thing
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Halli Hallo ....

Es gab in den Jahren zwischen 1950 und 1954 eine oft gelesene Novelle:

"Die im Trüben fischen".
Diese Schreibweise hat sich, wenn ich mich nicht irre, erhalten.
Aber, wie von mir betont, ich lasse mich belehren.
Handhabe ansonsten nach erhaltenem Schulgefühl.
Die NDR spricht für/gegen sich.
Ihr Sklave bin ich nicht.

Chacun à son gout

Thing
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Alt 22.10.2010, 22:14   #9
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In den Erstausgaben des Duden der neuen Rechtschreibung ist "im Trüben fischen" (großgeschrieben) in Rot gedruckt, was bedeutet, daß es vorher kleingeschrieben wurde und jetzt geändert wurde. So habe ich es auch Anfang der 60er Jahre gelernt. Aber klar ist, daß die Schreibweise von Wörtern und Ausdrücken ohnehin ständig angepaßt wurde, auch ohne Reformen; deswegen wundert es mich nicht, daß manches in den 50er Jahren anders war.

Allerdings darf man sich auf Literatur und Buchtitel nicht verlassen, denn viele Autoren bestehen bei ihren Verlegern darauf, ihre Werke in der Schreibweise zu drucken, wie sie im Manuskript vorgesehen ist. Ältere Autoren haben sowieso ganz anders geschrieben, da liest man noch von "teutsch" statt "deutsch", und es gibt bei denen noch viel mehr Wörter mit "th" als heute. Damit müssen wir wohl leben.

Und dann bürgern sich inzwischen immer mehr anglizistische Schreibweisen ein, wie z.B. das abgetrennte Genitiv-"s", das Weglassen von Bindestrichen, das Auseinanderschreiben von Hauptwörtern (frische Brat Hähnchen ...) und ähnlicher Unsinn. Ferner nervt dieser Schickmicki-Kram, auf die Leerstelle zwischen zwei Namen zu verzichten, hauptsächlich bei Firmennamen (OsirisOne, PrometheusEleven, um mal selbst ausgedachte Beispiele zu nennen) - als ob das schon ein Qualitätssiegel für ein Produkt wäre. Für mich ist das aber nichts weiter als eine Profilseuche.

Ich mache jetzt aber mal Schluß mit dem Thema, eigentlich wäre das etwas für einen gesonderten Thread. Ich fürchte nur, daß ein solcher Thread bei dem Chaos der letzten zehn Jahre zu keinen fruchtbaren Ergebnissen führen würde. Außerdem spüre ich bei den jüngeren Menschen eine tiefe Resignation, die allmählich in Gleichgültigkeit gegenüber der Rechtschreibung umschlägt.

Gruß
Ilka-M.
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Alt 22.10.2010, 23:54   #10
Thing
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Halli Hallo!

Ich sehe keine Resignation. Ich sehe nur Gleichgültigkeit.
In erster Linie Desinteresse.

"Wandel der Sprache" ist nicht zu verurteilen.
Verschandelung ( die Du Gottseidank! auch nicht tolerierst) ist in meinen Augen verwerflich.

Thing

(Duden abhold)
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Alt 23.10.2010, 00:07   #11
weiblich Ilka-Maria
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Zur Kenntnis genommen. Und zu den Akten gelegt. Schluß.
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.10.2010, 00:13   #12
Thing
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Na denn...

Gute Nacht!

In wohl auch Deinem Sinne...

Thing
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