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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt.

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Alt 04.08.2008, 18:34   #1
Distel
 
Dabei seit: 08/2008
Beiträge: 67

Standard Gedankengrau

Heute ist wieder so ein Tag,
dem ich nicht ins Gesicht schauen mag.
Dann wird die Nacht so fett und groß
und alle Menschen wirken einsam.

Der Mond glotzt blöd
mit feistem Grinsen.
Die Blicke platzen
wie Seifenblasen
und kratzen im Nacken,
wie der Schal
den ich als Kind immer tragen mußte.

Sitz hier im Club der Depressiven,
betrachte Fliegen ohne Flügel
die hilflos zwischen Pflanzen liegen.
Die Nacht liegt wie ein Kunde auf ner Hure
auf allem, was mir sinnvoll scheint.

Deine Worte
kein sanfter Regen,
sondern wild
wie Wasser aus gebrochenen Dämmen.
Wärmen meine Gedanken
und bewahren mich vor dem Erfrieren.

Trotzdem
Schade
Ein nasses Streichholz fängt kein Feuer
Distel ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.08.2008, 22:14   #2
Gürtellinie
 
Dabei seit: 08/2008
Beiträge: 20

Standard RE: Gedankengrau

Zitat:
Original von Distel
Heute ist wieder so ein Tag,
dem ich nicht ins Gesicht schauen mag.
Dann wird die Nacht so fett und groß
und alle Menschen wirken einsam.

Der Mond glotzt blöd
mit feistem Grinsen.
Die Blicke platzen
wie Seifenblasen
und kratzen im Nacken,
wie der Schal
den ich als Kind immer tragen mußte.

Sitz hier im Club der Depressiven,
betrachte Fliegen ohne Flügel
die hilflos zwischen Pflanzen liegen.
Die Nacht liegt wie ein Kunde auf ner Hure
auf allem, was mir sinnvoll scheint.
Du beschreibst hier eine depressive Stimmung, mit schönen nachvollziehbaren Metaphern. Besonders der Satz:
Zitat:
Original von DistelDie Nacht liegt wie ein Kunde auf ner Hure
auf allem, was mir sinnvoll scheint.
gefällt mir sehr.

Zitat:
Original von Distel
Deine Worte
kein sanfter Regen,
sondern wild
wie Wasser aus gebrochenen Dämmen.
Wärmen meine Gedanken
und bewahren mich vor dem Erfrieren.

Trotzdem
Schade
Ein nasses Streichholz fängt kein Feuer
Für mein Gefühl beschreibst du da ein Fünkchen Hoffnung, dass zum Scheitern verurteilt ist. Ein nasses Streichholz fängt kein Feuer. nimmt die Hoffnung endgültig.

Da der Schwerpunkt deines Werkes auf der Depression liegt, wirkt das letzte Fünkchen Hoffnung so, als gehöre es nicht zu diesem Werk. Ich würde es weg lassen.

LG
Gürtellinie
Gürtellinie ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.08.2008, 08:44   #3
Yve
 
Dabei seit: 12/2005
Beiträge: 756

Zuerst mecker ich mal:

Die Form ist wirklich pfuî...solltest du vielleicht noch überarbeiten, damit wenigstens alle Sätze so halbwegs ein einheitliches Bild ergeben.

Aber dafür gefällt mir der Inhalt. Es ist eines der wenigen Gedichte, die eine klare Vollmondnacht nicht als poetisch und wahnsinnig romantisch darstellen, sondern es zeigt auf, dass diese Dinge von der eigenen Gefühlswelt beeinflusst werden und durchaus auch eine Hässlichkeit besitzen.

Die Zeile: "betrachte Fliegen ohne Flügel" ist wunderbar und meine liebste.

Alles in Allem ein sehr guter Text, der noch besser wäre, wenn er Form hätte

Yve
Yve ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.08.2008, 08:50   #4
Franke
 
Dabei seit: 05/2007
Beiträge: 539

Was mich noch stört, ist folgendes:
Die ersten beiden Zeilen reimen sich. Ich denke, das ist unbeabsichtigt, aber das solltest du ändern, weil es den Text ganz am Anfang unnötig ins Banale zieht.
Und das hat dein Gedicht wirklich nicht verdient. Ich möchte mich hier Yve anschließen. Endlich mal ein Mondgedicht, das nicht sülzt, sondern zum Ausdruck gibt, dass es einem auch furchtbar auf den Senkel gehen kann.

Liebe Grüße
Manfred
Franke ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.08.2008, 09:01   #5
Yve
 
Dabei seit: 12/2005
Beiträge: 756

Stimmt Franke Das wollte ich auch erwähnen, aber ich hab noch nicht genug Kaffee getrunken um so klar denken zu können

Der Reim am Anfang stört wirklich, auch wenn er unbeabsichtigt ist. Man sucht somit im ganzen folgenden Text nach den weiteren Reimen
Yve ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.08.2008, 21:48   #6
Distel
 
Dabei seit: 08/2008
Beiträge: 67

Hallo ihr zwei,

schön das euch die Aussage meines Gedichtes gefallen hat. Was den Reim am Anfang betrifft, ehrlich, ist mir selbst nicht aufgefallen. 8o

Ich werde das ändern. Danke für den Tipp.

Yve, was stört dich an der Form genau? Ich könnte da ein wenig Hilfe gebrauchen. Natürlich auch von allen anderen, wenn sie Lust haben.

LG
Distel
Distel ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.08.2008, 09:40   #7
Yve
 
Dabei seit: 12/2005
Beiträge: 756

Es ist hauptsächlich die unterschiedliche Länge der Sätze. Wenn du dir das Gedicht ansiehst, ohne es zu lesen, dann ist es ein wildes Satzdurcheinander, das etwas Struktur gebrauchen könnte. Strophe 2 und 4 sind besonders schlimm. Sieh dir den letzten Satz an und was fällt dir auf? Er hat keine besonders herrausstechende Bedeutung für den Text, ist aber der längste Satz und sticht optisch heraus obwohl er inhaltlich nicht den wesentlichen Knackpunkt deines Gedichts beinhaltet. Entweder verlängerst du alle anderen Sätze oder du kürzt diesen einen.

Es ist immer ein Unterschied, ob die Form mit in das Gedicht einwirkt als Stilmittel, oder ob es nur ein Text mit Inhalt ist.
Yve ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.08.2008, 14:04   #8
Distel
 
Dabei seit: 08/2008
Beiträge: 67

Danke für die prompte Antwort.

Über die ich allerdings ein wenig nachdenken muß. =)

Wenn ich dich richtig verstanden habe, dann ist die äußere Form eines Gedichtes also sehr wichtig, damit der Leser es höher bewertet, bzw. es einfach qualitativ besser ist.

D.h., der gleiche Inhalt in einer anderen Form wäre besser? So in etwa wie
"von einem schönen Teller schmeckt es besser"?
Distel ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.08.2008, 09:13   #9
Yve
 
Dabei seit: 12/2005
Beiträge: 756

Jap so in etwa. Das Auge isst mit

Was aber noch ein wesentlicher Punkt ist, ist dass jeder Leser erkennen muss, ob du stilistische Mittel benutzt oder nicht. Das ist wichtig für ihn um den Text besser zu verstehen. Sprich einen hochwichtigen Satz zum Verständnis des Textes kann der Autor herausstechenlassen und somit ist dem Leser klar, dass sich der gesamte Text mit diesem Satz entschlüsseln und verstehen lässt.

Sind aber deine Zeilen von keiner optischen Bedeutung gekennzeichnet, die den Inhalt unterstreichen, dann weiß der Leser, dass es bei so einem (z.B.) Blocktext wirklich nur rein um den Inhalt geht und er keine besonderen stilistischen Schlüssel aufzeigt sondern nur sprachliche.

Ich kann das ein bisschen schlecht erklären...ist ja noch früh und ich sitze erst über meinem ersten Kaffee, aber ich hoffe du weißt in etwa was ich meine
Yve ist offline   Mit Zitat antworten
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