Ein Vogel singt

[Ilka-Maria]

Ein Vogel sprach: „Ich mach' die Wette!
Ich sing die Wahrheit aus dem Schnabel,
dass man sie hört von Rom bis Babel,
ganz ohne Acht der Etikette.
Man wird mich rupfen, rasend, wild -
schlägst du mit ein? Die Wette gilt!“

Kaum ausgesprochen, liegt der Tropf
gerupft in einem heißen Topf,
wird samt der Wahrheit weichgekocht,
weil niemand den Gesang gemocht.

Wie leicht ist Singen zu verhindern,
erst recht, wenn es um Wahrheit geht:
Sie ist abrupt wie Gras gemäht,
nicht schnell genug, den Trug zu mindern!
Was nützt dem Vogel der Gewinn
der Wette? Worin liegt ihr Sinn?

Und doch gibt’s immer neue Sänger,
die warnen vor dem Rattenfänger,
der mit den falschen Tönen lügt
und um die Wahrheit euch betrügt.

26.04.2015
© Ilka-Maria

[gummibaum]

Hallo Ilka,

der Text ist knackig, wahr und rund. Mit Genuss gelesen.

LG gummibaum

[Ex derfunke]

Man merkt schon die Seiten werden knapper. Kann der Autor nicht noch während ich lese, Seiten ankleben....Schöner Text, der zu schnell, wie so vieles schönes im Leben, vorrübergeht.
Viele Grüße

[Thing]

Das ist mir - warum bloß? - seinerzeit entgangen.

Du beginnst wie Wilhelm Busch und endest wie Heinrich Heine. Auch er hätte vor Rattenfängern aller Couleur gewarnt.
Gut gemacht!

Lieben Gruß
von
Thing

[opi50]

Na, wenn das mal nicht wie die "Faust auf´s Auge" zu unserem "Small-Talk" über "Henryk M. Broder" passt, dann weiß ich´s auch nicht.

Ich habe es mit Genuss gelesen. Besten Dank, Ilka-Maria.

[Ilka-Maria]

Allen Usern vielen Dank für ihre Kommentare zu diesem Text.

[Ex-Thrud]

liebe Ilka. Gut in Reime gefasst!

Liebe Grüße

Thrud