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Philosophisches und Nachdenkliches Philosophische Gedichte und solche, die zum Nachdenken anregen sollen. |
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15.07.2013, 15:16 | #1 |
Im Buchenwald
Und wieder einmal
bin ich in meinem Wald, fernab vom Alltagsgetümmel. Fühl weichen Boden unter den Füßen, die Stille trinkend und Worte suchend. Da hör ich ein klägliches Piepsen. Ein Vöglein hockt dort im Wurzelwerk meiner Lieblingsbuche. "Ach, Vöglein, wer bist du? Was ist nur geschehen?" "Was fragst du, Freund? Du weißt, wer ich bin, ganz tief in deinem Innern und weißt auch um mein Herzensweh." Verwirrt halt ich inne. "Bleibe ein Weilchen, wein nur ein Tränchen um mich - doch dann geh! Ich schenke dir mich, meinem Namen! Bewahr und behüte ihn gut!" Das Bild verschwimmt. Auf moosigem Grund: nur zarter Flaum - behutsam, behutsam heb ich ihn auf. |
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22.07.2013, 21:28 | #2 |
Dabei seit: 06/2012
Ort: Erstwohnsitz: Der Himmel, ein Schneeweißes Wolkenbett
Alter: 63
Beiträge: 1.722
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Liebe simba,
wie schwer ich mich tue, deines hier mit Worten zu bekleiden. All meinen Mut habe ich jetzt eingesetzt! Buchenwald, nein ich bekomme es nicht aus meiner Seele! Wünschte ich doch, dass dies nur ein böser Traum. Doch es ist bitterste Realität! Das ist mein Problem. Die Mörder haben nicht nur meine Muttersprache bis ins Mark beschädigt! Ich hoffe du versteht was ich sagen möchte. Tief betroffen! |
23.07.2013, 07:20 | #3 |
Hallo Simba,
ein fataler Gegensatz in diesem Begriff. Das Gedicht deutet ihn bewusst nur an. LG gummibaum |
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23.07.2013, 12:30 | #4 |
Hallo, lieber Phönix,
danke, dass du mir so ehrlich das schilderst, was das Gedicht mit dir macht, obwohl es dir schwer gefallen ist. Das versteh ich sehr gut und es ist wichtig für mich. Ja, das Gedicht zeigt durch den Titel, was wohl für immer in unseren Köpfen bleiben wird. Die Ursprungsidee für dieses Gedicht steht eigentlich erst am Ende. Als ich abschließend nach einem Titel suchte und er dann schwarz auf weiß vor mir sah, ist mir bewusst geworden, was er für Erinnerungen weckt. Ich hab mich entschieden, ihn trotzdem zu lassen, da sich sich das, was ich sagen wollte, mit dem, was sich in den Köpfen der Leser abspielt, (wenn sie sich erinnern) jedenfalls für mich zusammenfließt. Lieber gummibaum, ist diese Titelwahl fatal - im Sinne von Unheil heraufbeschwörend? - Sicher, sie lässt dieses Unheil in den Köpfen wieder entstehen - oder meinst du eher, dass sie eine schlimme Fehlentscheidung war? Ich bin mir selbst nicht sicher, ob man das Wort "Buchenwald" so verwenden darf, wie ich es getan habe, ohne die Schrecken deutlich beim Namen zu nennen. Für das LI war der Buchenwald am Anfang ein Buch-staben-wald, wo es in Buchstaben, Bücher/Buchen nach Antworten sucht ... dass die Buche eine Blutbuche war, hat es dann erst später erkannt ... danke euch beiden. Ich habe noch eine kleine, vielleicht wichtige? Änderung vorgenommen: Verwirrt halt ich inne. "Bleib eine Weile und weine um mich, doch dann geh!" liebe Grüße, simbaladung Ich wär sehr dankbar, wenn sich noch jemand zu diesem Wortwahl-Problem äußern würde. Wie gesagt, bin ich mir nicht sicher, ob meine Entscheidung richtig war. |
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23.07.2013, 14:37 | #5 |
R.I.P.
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Ich habe lange gezögert.
Das ursprüngliche Gedicht weckt völlig andere Empfindungen als der Titel. Das Gedicht selbst ist von Liebe zu aller Natur durchtränkt. Von Mitleid, Empathie, vom Einssein mit der Kreatur. Der Titel läßt mich schaudern. http://de.wikipedia.org/wiki/KZ_Buchenwald Ich ließe den Titel ändern in "Geliebter Wald" "Mein Wald" "Unter Buchen" "Waldspaziergang" "Waldwanderung" "Abend im Wald" oder ähnlich. Herzlichen Gruß von Thing |
23.07.2013, 15:14 | #6 |
Hallo Simba,
es stimmt schon, der Buchenwald ist als an sich neutrale Bezeichnung eines spezifischen Stücks Natur (noch?) zu sehr von der jüngsten Geschichte belastet, als dass sich diese Assoziation vermeiden ließe, obgleich Du ein "Im" davorgesetzt hast und eben kein "In". Mit der Birkenau ist es ja auch nichts anderes, das sind so die Spätschäden, die der Naziterror selbst in der Sprache angerichtet hat, auch die einzigartige, seinerzeit als heilig verehrte und langlebige Buche ist eines seiner Opfer, genau wie die deutsche Eiche, es ist ein Elend. Im Buchenhain ginge vielleicht noch, Unter den Buchen oder einfach nur Buchen (sollst du suchen), oder auch Der Buchfink? Da in meinen Lebenserinnerungen seltsamerweise der Gesang eines einzelnen Vögelchens erhalten ist, den ich an einer vergleichsweise unbekannten Stätte dieses Grauens sehr klar und eindringlich vernommen habe, erschien mir die Diskrepanz zwischen Titel und Gedicht nicht so schmerzlich, aber das ist nur eine sehr subjektive Wahrnehmung, vielleicht zu vergleichen mit der Deinen. Das Beste wäre es wohl, Du würdest die Überschrift wirklich ändern, denn das Gedicht an sich ist sehr fragil, feinsinnig und lesenswert, der niederschmetternde Eigenname macht seine leise Sprache fast zunichte. Mit liebem Gruß Desperado |
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23.07.2013, 19:56 | #7 |
Puh, da bin ich aber froh, dass ihr beide euch hier gemeldet habt.
Danke Thing und Desperado für eure Überlegungen und die ehrlichen Stellungnahmen. Ihr habt mich überzeugt. Ich ändere den Titel. Die Idee mit dem Buchfink (danke, Desperado für die kurze Momentaufnahme) gefällt mir, aber auch "Vom Suchen und Finden", oder doch ganz schlicht "Unter meiner Buche"? Aber vielleicht fällt mir ja noch was anderes ein. Denkt ihn euch vorläufig einfach weg. Mein mulmiges Gefühl im Bauch ist auch verschwunden. erleichterte Grüße, simbaladung |
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23.07.2013, 19:58 | #8 |
R.I.P.
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