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Lebensalltag, Natur und Universum Gedichte über den Lebensalltag, Universum, Pflanzen, Tiere und Jahreszeiten. |
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09.09.2017, 23:26 | #1 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
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Das Blöken des Schafes
Ich eile, ich springe, mein Schäfchen, ich werde gleich kommen,
die Hörner geschmückt mit viel Dutzenden glutenden Rosen. Im widdrigen, sehnenden Herzen vernahm ich die frommen Gebete und Wünsche nach Blasen und Pinseln und Kosen. Verzeih! Deine heitere Miene wird bald sich verändern, noch zupfst du vertraulich am Bart mir und farbigen Bändern und dort, wo so prächtig bepinselt die Glocken mir baumeln. Nun lässt dich mein Stoß bis zum finsteren Abgrunde taumeln, mit Honig vom Feinsten werd ich dir dein Mäulchen verschmieren und Dich zu den Sternen, wenns geht, noch viel weiter entführen. Was täte ich lieber in Junos bezirktem Bereich? Bespringt dich ein Widder, ein wilder, im Herbstwindgesäusel, gerätst du, mein notgeiles Schäfchen, gewiss aus dem Häusel und flehst um Erbarmen beim Schöpfer der Schafe, weil gleich ein letztes Behüpfen dir Schäfchen die Augen verdreht - der gnädige Wind dein gequältes Geblöke verweht. |
10.09.2017, 14:50 | #2 |
Lieber Heinz,
gefällt mir ungemein, dein frivoles Gedicht. Ich hatte vom Gefühl her auf Daktylus getippt, bekomme es beim Xen aber nicht so hin. LG DieSilbermöwe |
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10.09.2017, 15:22 | #3 |
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879
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Ich eile, ich springe, mein Schäfchen, ich werde gleich kommen,
xXx xXx xXx xXx xXx die Hörner geschmückt mit viel Dutzenden glutenden Rosen. xXx xXx xXx xXx xXx Im widdrigen, sehnenden Herzen vernahm ich die frommen xXx xXx xXx xXx xXx Gebete und Wünsche nach Blasen und Pinseln und Kosen. xXx xXx xXx xXx xXx Liebe Silbermöwe, Daktylus vorgetäuscht, aber eigentlich hab ich Amphibrachys (xXx) versucht. Ob sie hundertprozentig gelungen sind - wer weiß? Dass Dir dieses leicht frivole Ding gefallen hat, freut mich. Schönen Sonntag! Heinz |
10.09.2017, 16:08 | #4 |
Forumsleitung
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Erkläre doch mal bitte, Heinz, was genau Amphibrachys von Daktylen unterscheidet. In meiner gesamten Literatur - und da sind zwei verschiedene Verslehren von UTB Wissenschaft dabei - kann ich nichts darüber finden. In einem der beiden Bücher war "Amphibrachy" lediglich ein einziges Mal unter "ferner liefen" erwähnt, weil er angeblich nur selten Anwendung finde.
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10.09.2017, 19:20 | #5 |
Dabei seit: 10/2006
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Beiträge: 7.879
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Hallo Ilka-Maria,
meistens "verrät" sich der Amphibrachys durch den Auftakt (xXx), der Versfuß ist dreigliedrig. Bei mir finder er Verwendung, wenn ich bewusst "antikisierend" sein will. Dreigliedrig ist auch der Daktylus (Xxx); Daktylen, die einem Auftakt folgen (xXxxXxxXxx), sind bei genauerem Hinsehen oft Amphibrachys. Goethes Lied an die Parzen (innerhalb der Iphigenie) weist deutliche Merkmale des greichischen Versmaßes (Amphibrachys) auf: Es fürchte die Götter das Menschengeschlecht und unterscheiden sich bei der Rezitation (auch inhaltlich) von den in meinen Ohren eher tänzerischen/beschwingten Daktylen. Der Anapäst wäre der Dritte im Bunde der dreigliedrigen Versfüße (xxX), ist im Deutschen weniger gebräuchlich und von mir gefühlsmäßig dann angesagt, wenn es um vorwärtsdrängende Attacken geht. Aber - ich bin kein Fachmann für Versmaße, verwende allerdings bewusst Jamben für "leichte", erzählende Kost, Trochäen dann, wenn es "zur Sache" geht, Härte erforderlich ist, Daktylen bei frohgemuten, tänzerischen Einlagen und Anapäste, wie schon gesagt, wenn "die gesattelten Rosse im raschen Galopp" vorwärts stürmen. Dem Amphibrachys bin ich wohl irgendwann begegnet und dann plätschert das so dahin und kann schnell mit dem Daktylus verwechselt werden. Ich weiß nicht, ob Dir das weiter hilft; ich helfe mir damit, dass ich mir die Verwendung der Versfüße bei den "Großen" ansehe und feststelle, dass sie die Versfüße sehr bewusst und dem jeweiligen Inhalten entsprechend verwenden. Gruß, Heinz |
10.09.2017, 19:32 | #6 |
Forumsleitung
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11.09.2017, 14:19 | #7 |
Dabei seit: 10/2006
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Beiträge: 7.879
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Man tut was man kann.
Ich bitte nur darum, das "Gedicht" als solches nicht zu ernst zu nehmen; es war mehr eine Spielwiese für meine Amphibrachys-Versuche. Heinz |
11.09.2017, 14:25 | #8 |
Huhu Heinz,
mich freut es, dass ich gar nicht so daneben lag. Ich habe es fast genauso ge-iXt wie du, aber dann gedacht, das ergibt kein Versmaß, das ich kenne. An den Amphibrachys habe ich nicht gedacht. LG DieSilbermöwe |
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11.09.2017, 14:54 | #9 |
Dabei seit: 10/2006
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Beiträge: 7.879
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Liebe Silbermöwe,
da musst Du Dir gar nix draus machen. Es ist noch nicht lange her, da habe ich Amphibrachys wie Daktylen mit Auftakt geixt (bis mich ein unverhofftes Lob ereilte, ich hätte da saubere Amphibrachien geschrieben. (Die allerdings einen etwas anderen Rhythmus beim Sprechen zufolge haben). Für ein suboptimales Werk wie das vom Schäfchen und Widder eignet sich dieses griechische Versmaß eigentlich gar nicht, aber ich probier da manchmal einfach so rum. Gruß, Heinz |
15.09.2017, 01:05 | #10 |
Lieber Heinz,
gut gedichtet, Poet! Hat mir mal wieder nahe gebracht, dass Dichten gebundene Sprache ist. Dein Gedicht ließt sich so, als sei es dir zuerst um die Bindung, das Maß gegangen. Oh, so ein Mist, sehe grade deinen Hinweis darauf, dein Werk inhaltlich nicht so ernst zu nehmen, aber meine Antwort, der omnipotente Mann, ist unter Liebe und Leidenschaft schon raus, und die ist auch nicht ganz ernst gemeint, wenn auch mit Moralin verschnitten; egal Karl, prost Karl Soest, was weg ist, ist weg. Liebe Grüße, talking head |
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05.10.2017, 09:22 | #11 |
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Lieber talking head,
verzeih, wenn ich erst heute antworte. Nach ein paar "Bremsen" bin ich jetzt wieder da. Danke für Dein Lob! Grundlage für das "Gedicht" war eine Userin, die mich monatelang verfolgte und wohl den Namen Stalkerin verdient hätte. Nach diesem epochalen Werk war Funkstille und mein Seelenfrieden gerettet. Liebe Grüße, Heinz |
05.10.2017, 09:46 | #12 | |
Zitat:
Bewusst amphibrach betont klingt obiger Text über weite Strecken tatsächlich zu zerhackt. Da würde ich mich lieber in Daktylen ergehen. LG Sonnenwind |
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05.10.2017, 10:52 | #13 |
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Hallo Sonnenwind,
Deiner Logik folgend wäre neben dem Amphibrachys auch der Anapäst ein Daktylus. Weshalb haben sich die Griechen eigentlich die Mühe gemacht und dreigliedrige Versmaße unterschiedlich zu benennen. Mein oben genanntes Beispiel aus Iphigenies Lied an die Parzen (Es fürchte die Götter das Menschengeschlecht) lässt Goethe also Daktylen (sicherheitshalber mit Auftakt) auf die Menschheit los. Ich habe überhaupt nichts gegen den Daktylus, im Gegenteil - er ist ein von mir bevorzugtes Gestaltungsmittel. Gruß, Heinz |
05.10.2017, 11:07 | #14 |
Nun ja, ich habe im Grunde nur auf die Aussage einer Verslehre hingewiesen, die offensichtlich von einem Verfasser ist, der sich recht gut mit der Thematik auskennt.
Was die Griechen betrifft - die hatten eine andere Sprache mit zum Teil anderen Gewichtungen. Nicht so akzentuierend wie im Deutschen. Da ist nicht alles ohne Weiteres übertragbar. Aber ich bin ja kein Fachmann. LG Sonnenwind |
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09.10.2017, 00:16 | #15 |
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Hallo Sonnenwind,
vom Fachmann bin ich weit entfernt. Bei einem gerade stattgefundenem Poeten/Poetinnentreffen habe ich drei Fachfrauen kennengelernt bzw. wiedergesehen. Angesichts deren Fachkenntnisse schrumpelte ich Bonsaigröße. Was die diversen Bücher über Verslehre angeht: Sie können hilfreich sein, aber auch sie sind nur von Menschen geschrieben (was bedeutet: Auch da wird manchmal ziemlicher Blödsinn verzapft). Was mir beim Lesen von Gedichten weiterhilft ist das Laut-Lesen. Da trennt sich die Spreu von Weizen manchmal ganz von selbst. Gruß, Heinz |
09.10.2017, 11:09 | #16 |
R.I.P.
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Hei, Heinz -
Auch mir gefällt das Geblöke -
schlafe ich doch beim Amphybrachis beinahe ein und halte tapfer durch, bis mir reine Dekaleckereiem vor die Augen kommen. Oder Oktaeder. Grundlage für das "Gedicht" war eine Userin, die mich monatelang verfolgte und wohl den Namen Stalkerin verdient hätte. Nach diesem epochalen Werk war Funkstille und mein Seelenfrieden gerettet. Hoffentlich bin nicht ich gemeint, denn umgekehrt wäre ein Schuh draus geworden. "epochal" find ich richtig tapfer. Gruß von Thing |
09.10.2017, 11:51 | #17 |
Ich weiß, Heinz. Habe mehrere Verslehren und google natürlich auch. Da liest man nicht selten Widersprüchliches...
Wenn man schon diesen Büchern bzw. ihren doch nicht ganz unwissenden Autoren nicht uneingeschränkt vertrauen kann, wieviel mal mehr gilt das für uns Halbdeppen hier im Forum... |
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09.10.2017, 17:06 | #18 |
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Hallo Thing,
nein und nochmal nein - Du warst nicht gemeint (und ich erinnere mich auch nicht an Stalkereien von Dir. Nee, da waren ziemlich eindeutige Angebote und ich erinnere mich auch nicht mehr des Namens der Userin). Gruß, Heinz |