PTBS

[MerjaSinovsk]

Du siehst sie im Schlaf,
nachts und am Tage,
das Nichts, das dich traf,
die nicht lösbare Frage.

Sie drängt auf die Lösung hin,
wann wird man je verstehen?
Nie, solange ich Mensch bin,
und nie wird es vergehen...

Ein Duft, ein Blick, ein Wort,
Und schon bist du allein,
an deinem einsamsten Ort,
geworfen aus dem Sein.

Nass sind deine Hände,
schwitzend deine Stirn,
du spürst die Kerkerwände,
im eigenen Gehirn.

Du spürst sie wie Explosionen,
spürst deren heiße Glut,
Bilder, die dich eingenommen,
Gestank von Schweiß und Blut.

Wut brennt später in dir,
die mörderische Wut,
amokhafte, blutige Gier,
in peinigender Glut.

Und rennen könntest du,
bis ans Ende dieser Welt,
rennst du auf dich selber zu,
auf dich, der erschöpft fällt.

Auch diesmal wirst du aufstehen,
und die Erlösung scheint bereits so nah,
alles wird irgendwann vergehen,
alles, was so unbegreiflich geschah.

[C.Alvarez]

Zitat von MerjaSinovsk

alles wird irgendwann vergehen,
alles, was so unbegreiflich geschah.

Das wäre schön. Aber manche Wunden bluten auch nach zwanzig Jahren noch. Mehr kann ich dazu nicht sagen.

Corazon

[MerjaSinovsk]

Danke für den Kommentar, liebe Corazon. Ja, manche Wunden heilen nie. Meine Intention war, hier klar zu machen, dass der Schmerz irgendwann verblasst, vor allem weil das lyrische Ich eben nicht verdrängt, sondern irgendwann akzeptiert, dass auch seine Wunden und traumatischen Erlebnisse mittlerweile ein Teil von ihm sind.

LG

[currYLion]

Sehr gut geschrieben. Ich kann mich und meine Intrusionen dort völlig wieder erkennen. Ein Leben mit Traumata ist kein leichtes Leben. Das Geschehene holt einen immer wieder ein.
Interessant finde ich vor allem den Punkt mit der Wut. Mit der mörderischen Wut, wie du so schön schreibst. Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr ich mich da einfühlen kann. Traumata verblassen, aber sie schmerzen ein Leben lang

[MerjaSinovsk]

Es freut mich sehr, dass es dir gefallen hat.