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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken.

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Alt 02.12.2018, 05:42   #1
männlich Vers-Auen
 
Benutzerbild von Vers-Auen
 
Dabei seit: 12/2017
Ort: Jenseits von Eden
Beiträge: 2.196

Standard Im Gestern gefangen

Gedanken hinter Räumen gefangen,
in Stacheldraht die Seele.
Die Zeit ist für dich vergangen,
geblieben sind nur Befehle.

Ein Tag der sich neu erschließt,
erleben kannst Du nicht.
Wohin immer Du auch siehst,
ist nirgendwo ein Licht.

Nur zuweilen kommt dein Geist zurück,
dann siehst Du so manches klar,
in Erinnerung, so Stück für Stück,
wie dein Leben einmal war.

Dann fühlst Du deine Einsamkeit,
so wie Trauerweiden schwer.
Wärst zum Erleben Du bereit,
reicht Dir die Kraft nicht mehr.

Verhaftet hinter verhangenen Fenstern
und keiner hat dich gefragt.
So wird betrübt von Gespenstern,
Dir jegliche Zukunft versagt.

Gibst dich der schwarzen Sonne hin,
die keinen heiteren Tag erhellt.
Im Kerker deiner Seele drin,
ist bald verloren deine Welt.

Jedoch bewirkt ein freundliches Wort,
mit einem Lächeln, ehrlich und rein,
in dir ein Gefühl auch an diesem Ort,
ein Mensch unter Menschen zu sein.


Inspiriert von der Lyrikerin

https://www.poetry.de/showthread.php?t=83318

Als ich vor ca. 10J. noch an der Pforte arbeitete
hatte ich fast täglich Besuch von einem Mann
der nicht in der Realität, bzw. im Gestern lebte.

Ob der Mann an Demenz oder an Alzheimer
litt, ist mir nicht näher bekannt. Der Rentner
wollte stets seine alten Arbeitskameraden,
die mir nicht bekannt, oder meist schon
in Rente waren, in der Firma besuchen.

Damals war die Firma noch nicht befriedet
und es gab auch keinen Pfortendienst.
Da konnte jeder Jeden ohne Besucher
-Ausweis einfach mal so besuchen.

Ich rief dann immer seinen Sohn
in der Firma oder auf dem Handy an,
der seinen Vater dann nach Hause fuhr.

Die Demenz kann sich sehr rasch
verschlimmern, innert eines Jahres
musste der Sohn seinen Vater ins
Altersheim bringen, da er wegen
der Trennung seiner Frau, keine
Zeit mehr für den Vater hatte.

Seltsam ist, dass ein Demenzkranker
noch Auto fahren kann, offensichtlich
ist er damit oft ausgebüxt. Leider hat
er sich auch oft verirrt und musste
stundenlang gesucht werden.
Vers-Auen ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 24.12.2018, 14:05   #2
weiblich AlteLyrikerin
 
Benutzerbild von AlteLyrikerin
 
Dabei seit: 11/2018
Ort: Burglengenfeld
Alter: 73
Beiträge: 1.706

Hallo Vers-Auen,

mit stimmigen bildern hast Du die Welt beschrieben, in denen ein dementer Mensch lebt. Ich freue mich, dafür eine Anregung gewesen zu sein.

Nur ein paar Kleinigkeiten:
Zitat:
Ein Tag der sich neu erschließt,
erleben kannst Du nicht.
Muss es nicht heißen "Einen Tag, der sich neu erschließt,"?

Der Reim in folgendem Vers ist, verzeih, nicht so schön wie die anderen:
Zitat:
Im Kerker deiner Seele drin,
Herzliche Grüße, AlteLyrikerin.
AlteLyrikerin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.12.2018, 01:06   #3
weiblich Unar die Weise
 
Benutzerbild von Unar die Weise
 
Dabei seit: 10/2016
Ort: in einem sagenhaften Haus
Alter: 42
Beiträge: 5.271

Lieber Alo,
die Geschichte ist berührend. Dein Gedicht mag ich auch.
Das Thema Demenz beschäftigt mich ohnehin.
Ich arbeite u.A. auch als Demenzberaterin.
Mancher Fall ergreift mich derart, dass auch mir zum Weinen ist.

Liebe Grüße zum heiligen Abend. ( Ich hoffe du hast heute Nacht frei. )
Unar
Unar die Weise ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.12.2018, 06:00   #4
männlich Vers-Auen
 
Benutzerbild von Vers-Auen
 
Dabei seit: 12/2017
Ort: Jenseits von Eden
Beiträge: 2.196

Standard Dankeschön, freue mich sehr

Danke euch Allen, für das positive Feedback.

Liebe Unar, ich habe zwar eine harte Schale,
aber niemals könnte ich so einen Job machen.
Ja, es ist sogar schon vorgekommen das ich bei
Krankenbesuchen in Ohnmacht gefallen bin.
Daher habe ich größten Respekt für das was Du machst.
Habe noch ein bisschen Dienst und dann frei bis Sylvester.

LG und schöne Feiertage wünsche ich Euch.
Vers-Auen ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.12.2018, 11:00   #5
männlich Gylon
 
Dabei seit: 07/2014
Beiträge: 4.269

Lieber Vers-Auen,
gefällt mir auch gut, wieder sehr ausdrucksstark!
In unsere Familie ist die Demenz auch stark verankert und wenn wir uns alle einmal treffen, frotzeln wir darüber, wen es als erstes trifft. Wahrscheinlich ist Galgenhumor die einzige Möglichkeit dieser wahrscheinlichen Zukunft entgegen zu gehen.

Liebe Grüße Gylon
Gylon ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.12.2018, 15:39   #6
weiblich Unar die Weise
 
Benutzerbild von Unar die Weise
 
Dabei seit: 10/2016
Ort: in einem sagenhaften Haus
Alter: 42
Beiträge: 5.271

Dann wünsche ich dir schöne freie Tage, lieber Alo.
Ich habe Respekt vor deinem Beruf, so ganz alleine nachts und die Verantwortung allein.
Das könnte ich nun wieder nicht.

Lieber Gylon,
Humor trägt über viele dunkle Zeiten hinweg. Er ist oft die letzte Möglichkeit, sich nicht unterkriegen zu lassen.
Für dich und deine Familie alles Gute.

Unar
Unar die Weise ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.12.2018, 20:07   #7
männlich Gylon
 
Dabei seit: 07/2014
Beiträge: 4.269

Liebe Unar die Weise
ich bin bemüht, aber manchmal vergeht einem einfach das Lachen.
Wünsche ich euch auch

Liebe Grüße Gylon
Gylon ist offline   Mit Zitat antworten
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