Scheinbar

[Ilka-Maria]

Der erste Schnee macht feierlich zumute,
so frei von Schuld, voll Schönheit, sanft und rein,
Gedanken lässt er kreisen um das Gute
und stillt die Seele wie ein reifer Wein.

Mit weißen Kleidern schmückt er kahle Äste,
macht Wünsche an den Frieden scheinbar wahr,
umhüllt, was sich ihm streckt, mit weißer Weste,
als führe Gott die Landschaft zum Altar.

Es dauert keinen Tag, nur ein paar Stunden,
dann wandelt sich die Pracht zu grauem Brei,
mit Stiefel- und mit Reifendreck verbunden
sind heller Prunk und zarter Glanz vorbei.

15.01.2017

[dr.Frankenstein]

Ja so ist das Leben.

[Ilka-Maria]

Zitat von dr.Frankenstein

Ja so ist das Leben.

So ist die Schönheit: vergänglich.

[Ex-Poesieger]

Da kommt man ja ins Traeumen.

[gummibaum]

Plastisches Bild vom Werden und Vergehen des Schönen.

Sehr gern gelesen, Ilka.

LG g

[Ex-Ralfchen]

schön schatz...sogar ein imbeziler wie POSI kommt ins träumen, wenn der vollkoffer das nicht wieder sarkastriert meinte. frage mich ob der ein kastrat ist der ein bisscheen wort-karate an uns übt.

[fsami]

Hallo Ilka,

ich habe mir mal die letzte Strophe weggedacht und mich in Gedanken an eine schneebedeckte Landschaft verloren. Sehr schön.

Gruß
F.

[AndereDimension]

Hallo Ilka-Maria,

ab und an muss ich auch mal mit den "Alten" ins Gericht gehen

Der erste Schnee macht feierlich zumute,

Kann ich leider nicht gelten lassen. Würde, wenn überhaupt, nur in Verbindung mit einem Verb funktionieren....aber nicht in Kombination mit dem Adjektiv "feierlich".

voll Schönheit

voller Schönheit. Voll Schönheit ist Slang.

Mit weißen Kleidern schmückt er kahle Äste

Im weißen Kleide

macht Wünsche an den Frieden scheinbar wahr

statt Konjunktiv konkret werden "sichtbar" wahr

Es dauert keinen Tag, nur ein paar Stunden,
dann wandelt sich die Pracht zu grauem Brei,
mit Stiefel- und mit Reifendreck verbunden
sind heller Prunk und zarter Glanz vorbei

feminin wäre besser...also "helle Zier"

das Bild gefällt mir gut...an der Sprache lässt sich fast immer arbeiten - also bitte nicht persönlich nehmen

Gruß, A.D.

[Ex-Ralfchen]

Zitat von AndereDimension

Hallo Ilka-Maria,
das Bild gefällt mir gut...an der Sprache lässt sich fast immer arbeiten - also bitte nicht persönlich nehmen

Gruß, A.D.

um das geht es. und ja an der sprache ist alles frei oder unfrei wie man will man kann auch schreiben

Der erste Schnee macht feierlich der Gute,
so frei von Schuld, voll Schönheit, sanft und rein,
Er lässt mein "Danke" sausen wie ne Knute,
betrinkt die Seele wie ein reifer Wein.

[AndereDimension]

ja an der sprache ist alles frei

nur hier - ansonsten bekomme ich dafür geld

[Ex-Ralfchen]

Zitat von AndereDimension

nur hier - ansonsten bekomme ich dafür geld

hm...erkläre dich näher. wofür bekommst du geld? werbetexte...headlines, slogans oder was?

[Richard L.]

Broschüren-Texte für die AfD? Fake-News Schreiber? Kochrezepte? Deutschlehrer an einer Hasenkleber-Schule?

[Richard L.]

Zum Text:

"als führe Gott die Landschaft zum Altar"

An sich ein schönes Bild. Und dann kommt der "Reifendreck", der die gut gelungenen Überhöhungen sprachlich zerstört.

[Ex-Ralfchen]

na ja sie schreibt das klar und nüchtern wie das mit dem abgefuckten schnee passiert...

[Richard L.]

Das ist richtig. Der Sprung dahin (zum profanen Reifendreck) ist aber sehr gewagt..

[Ilka-Maria]

Zitat von Farrell

Das ist richtig. Der Sprung dahin (zum profanen Reifendreck) ist aber sehr gewagt..

Das hat einen simplen Grund: Ich bin kein Romantiker, und wer meine Texte bisher gelesen hat, weiß, dass an ihrem Ende meistens die Ernüchterung kommt.

Allen Kritikern besten Dank für die Auseinandersetzung, insbesondere Andere Dimension für seine hilfreichen Hinweise.

LG
Ilka

[Thing]

Du hast Deinen Heine intus, das muß man sagen.
Nach der Romantik die kalte Dusche - sehr gelungen.
Ändern würde ich nichts.

(Der erste Schnee macht, daß mir feierlich zumute ist).
Deine Verkürzung ist in bester Ordnung.

LG
Thing

[AndereDimension]

Liebes Thing

(Der erste Schnee macht, daß mir feierlich zumute ist).

Wenn es so zu lesen wäre, dann müsste man auch gar nicht drüber reden.
Die entscheidenden Bausteine sind "mir" und/oder "ist"

Ohne Pronomen hängt "zumute" frei im Raum - in der Poesie muss das nicht unbedingt ein Subjekt sein - ganz im Gegenteil: "ach, wie traurig ist dem Baum zumute".

Der erste Schnee macht feierlich zumute, (wen oder was?)
so frei von Schuld, voll Schönheit, sanft und rein,
Gedanken lässt er kreisen um das Gute
und stillt die Seele wie ein reifer Wein

wenn man die Zeilen umstellt:....

Gedanken lässt er kreisen um das Gute
und stillt die Seele wie ein reifer Wein,
Der erste Schnee macht feierlich zumute,
so frei von Schuld, voll Schönheit, sanft und rein

...dann funktioniert der Satz.

[AndereDimension]

...nun könnte man auf die Idee kommen zu sagen: "Im Originaltext gibt es auch einen Bezug Seele/zumute...doch dieser Bezug wird vom Wörtchen "und" verhindert.

Gedanken lässt er (er, der Schnee) kreisen um das Gute
und stillt die Seele wie ein reifer Wein

durch "und" wird die Seele zum Nebenaspekt und das Gute zum Subjekt, auf das sich zumute (unfreiwillig) bezieht.