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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken.

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Alt 26.12.2006, 00:53   #1
Lyle
 
Dabei seit: 12/2006
Beiträge: 4

Standard Nächste Fremde

komm, komm Fremde
fass mich an, ich will dich leiden sehen
kosten, hoffen, fallen lassen
Schatten werfen Licht in Nischen
und scharfe Schnitte heilen
Risse voller Sand und Blut
wer, was wurden wir bevor
wir uns als Fremde trafen

komm, komm Nächste
sieh mich an, ich will dich sehen sehen
kennen, bitten, nehmen lassen
Gestirne spiegeln Tod und Zeit
und stille Küsse kosen
Augen voller Glanz und Eis
wer, was werden wir nachdem
wir uns als Nächste ahnten

komm, komm Liebste
lass mich ein, ich will dich atmen sehen
öffnen, weinen, wissen lassen
Flügel tauchen auf und höher
und warme Wasser tränken
Tiefen voller Raum und Sein
wer wir sind bevor, nachdem
wir uns als Selbst erkannten
Lyle ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 27.12.2006, 22:46   #2
weiblich ravna
 
Benutzerbild von ravna
 
Dabei seit: 04/2005
Ort: Berlin
Alter: 38
Beiträge: 732

so. weil ich gerne viel kritisiere, habe ich mir mal das gedicht deiner drei geposteten rausgesucht, welches mir am wenigsten gefallen hat.

Nächste Fremde

den titel finde ich auf grund seiner viellesbarkeit sehr angenehm, habe ihn auch noch nicht häufig gelesen, ich möchte fast meinen: noch nie, aber ganz sicher bin ich mir da nicht.
lesarten:
a) fremde als (weibliche) person -->
I) die nächste fremde, also eine weitere nach einer oder mehrern vorangegangenen
II) die fremde, welche am nächsten am lyr ich ist, unabhänig davon, auf welcher ebene das jetzt sein mag (räumlich / zeitlich / emotional / ...)
b) die fremde im sinne von fremdheit -->
I) auch hier: eine neue fremdheit -->
1.) eine neugewonnene, nachdem vorher keine war
2.) wie aI nur eben auf fremdheit bezogen
II) die fremdheit der das lyrich am nächsten ist, also wie aII


komm, komm Fremde
fass mich an, ich will dich leiden sehen
kosten, hoffen, fallen lassen
Schatten werfen Licht in Nischen
und scharfe Schnitte heilen
Risse voller Sand und Blut
wer, was wurden wir bevor
wir uns als Fremde trafen

ist mir zuviel spiel mit den gegensätzen, zwar eigentlich nett gemacht, aber einfach: zuviel. z3 ist mir zu verblastig, außerdem mag ich die unregelmäßigkeit der zeilenlängen nicht, ebensowenig das setzen von kommata, aber dagegen das weglassen anderer satzzeichen, insbesondere nach z6 hätte ich mir ein satzzeichen gewünscht.

komm, komm Nächste
sieh mich an, ich will dich sehen sehen
kennen, bitten, nehmen lassen
Gestirne spiegeln Tod und Zeit
und stille Küsse kosen
Augen voller Glanz und Eis
wer, was werden wir nachdem
wir uns als Nächste ahnten

also das "sieh... sehen sehen" geht gar nicht. nee. es gibt so viele schöne worte: schauen, blicken, betrachten,... mag ja als stilistisches mittel angedacht worden sein, aber sehen ist mit diesem blöden dehnungs-h und meiner immer existenen assoziation zu "seen" einfach unerträglich.
die "Augen voller Glanz und Eis" sind schrecklich ausgelutscht, auch hier wieder die verblastigkeit in z3,... schwächste strophe in diesem gedicht.


komm, komm Liebste
lass mich ein, ich will dich atmen sehen
öffnen, weinen, wissen lassen
Flügel tauchen auf und höher
und warme Wasser tränken
Tiefen voller Raum und Sein
wer wir sind bevor, nachdem
wir uns als Selbst erkannten

das nachdem in z7 ist das gleiche nachdem wie in s2z7, was blöd ist, wo du doch in s1 ein bevor hast. zu z3 schweige ich jetzt.
schön finde ich, dass jetzt ein klares wer und ein klares sein vorhanden ist.

gesamtgedicht: ich mag es nicht, dass du die form der strophen nicht in der letzten heftig durchbrichst, das hat mir das lesen doch arg erschwert, hat mich ein wenig gelangweilt.

alles in allem ist es kein schlechter text, sticht auch so unter vielem hier hervor, aber er könnte besser sein, spannender, dichter.

lieber gruß,
ravna
ravna ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 29.12.2006, 00:54   #3
Lyle
 
Dabei seit: 12/2006
Beiträge: 4

Standard RE: Nächste Fremde

Herzlichen Dank Ravna, ich weiss deine Mühe zu schätzen, jawohl. Auch wenn du meine Schuhe nicht willst.

Verblasten = zu dick aufgetragen, zu plump, zu pompös, zu ausgelutscht?

Mit den jeweiligen Zeilen 3 gebe ich dir Recht. Die finde ich auch verbesserungswürdig. Auch die "sehen sehen" Passage werde ich überarbeiten. Ist manchmal frustrierend, zu merken, dass es nicht das ist, was ich von mir selber erwarte, aber ich grad nichts besseres hinkriege. Werde mir den Teil auf jeden Fall nochmal vornehmen.

Was die unterschiedliche Zeilenlänge angeht... was schlägst du denn vor? Alles gleich ist ja wohl auch nicht in deinem Sinne, wenn ich deine Bemerkung über das Fehlen eines Bruches in der letzten Strophe richtig interpretiere. *seufz* Das ist wohl mein grösster Schwachpunkt, die fehlende Basisausbildung und/oder das Gefühl für was man brechen "darf" und was keinen Sinn, keine Verdichtung gibt.

An den Inhalt des Gedichtes glaube ich nach wie vor, aber bei der Form stimme ich mit dir überrein, ich bin auch nur mässig zufrieden. Ich werde mich nochmal dransetzen. Nach den hochalpinen Neujahrsfeiern.
Lyle ist offline   Mit Zitat antworten
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