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Alt 26.05.2010, 14:23   #1
weiblich sturmmöwe
 
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Standard Masken gefallen

Masken gefallen
abends
achtlos am Boden
Spiegel schnell verhängt
müde vom Spiel

Hastig gesucht
morgens
sorgsam geglättet
neben froh und verzweifelt:
makellos
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Alt 26.05.2010, 22:56   #2
männlich Glasauge Bill
 
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Hey Sturmmöwchen.

Ich mag das was ich hier lese. Scheint für mich sone Art Versteckspiel zu sein, ein Nichtzeigen des wahren Gesichtes, nur über Nacht man selbst, aber mit verhangenem Spiegel, also ohne Selbstrefelktierung. Dem LI geht das ziemlich gegen den Strich, und es kann abends gar nicht erwarten, dass Spiel zu beenden und die Masken achtlos fallen zu lassen. Doch schon am nächsten Tag geht der Mist weiter.
Dabei fällt mir die Gegensinnigkeit von achtlos und sorgsam positiv auf. Diese findet sich auch in abends und morgens und in froh und verzweifelt wieder, aber bei letzterem gefällt mir die Wortwahl nicht. Dieses froh sagt mir zu wenig, ist kein besonders bildhafter Begriff für mich.
Auch der Begriff der Maske als Sinnbild fürs Versteckspiel ist ziemlich abgelutscht - man hat schon feste Assoziationen im Kopf, bevor man nur ein einziges Wort ließt. Hmh, aber das Gedicht dreht sich nun einmal um diesen Begriff und er ist wohl nicht sehr leicht zu ersetzen. Was meinst du?


Glasauge Bill
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Alt 26.05.2010, 23:20   #3
weiblich Ilka-Maria
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Ort: Arrival City
Beiträge: 31.103

Zitat:
Dieses froh sagt mir zu wenig, ist kein besonders bildhafter Begriff für mich.
Vielleicht stimmt die Reihenfolge nicht, vielleicht hätte es heißen sollen "... verzeifelt und froh". Wenn man nämlich z.B. am Vortag in einem Hochgefühl eine Menge Blödsinn erzählt hat. Wie z.B.: "Ruf mich morgen an", "Komm doch morgen zum Essen", "Willst du mich heiraten", "He, ich habe eine Telefonnummer für dich" - und am nächsten Morgen ...

Da denkt man darüber nach, was man alles für einen Scheiß erzählt hat und erinnert sich nicht mal an die Hälfte davon und ob nicht irgendwer irgendwo und/oder auf irgendwas wartet. Und dann der rettende Zettel auf dem Telefontisch: "Wir telefonieren nochmal drüber, morgen um zehn." Telefonnummer daneben gekrakelt, gerade noch so leserlich.

Faden wieder gefunden, keine Versäumnisse, keine falschen Versprechungen, niemand, der irgendwo wartet und nicht abgeholt wird. Nichts angebrannt. Und die Uhr zeigt erst neun. Alles im Lot.

Und da soll man nicht froh sein?
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 26.05.2010, 23:24   #4
weiblich sturmmöwe
 
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Beiträge: 110

Hei Glasauge Bill

Erstmal danke für deinen Kommentar und für deine Gedanken zu meinem Gedicht!

Zitat:
Zitat von Glasauge Bill Beitrag anzeigen
Scheint für mich sone Art Versteckspiel zu sein, ein Nichtzeigen des wahren Gesichtes, nur über Nacht man selbst, aber mit verhangenem Spiegel, also ohne Selbstrefelktierung. Dem LI geht das ziemlich gegen den Strich, und es kann abends gar nicht erwarten, dass Spiel zu beenden und die Masken achtlos fallen zu lassen. Doch schon am nächsten Tag geht der Mist weiter.
Ja, genau das wollte ich damit aussagen!

Du hast Recht, die Maske als Sinnbild fürs Verstecken, das versteht nun wirklich jeder. Keine sehr kreative Metapher. Aber eine solche wollte ich auch gar nicht erfinden.
Erstens ist das Gedicht ja ansonsten ziemlich minimalistisch, was Erklärungen betrifft. Es lässt viel Raum für Interpretationen. Ich wollte mit dem Begriff der Maske eine klare Aussage machen, worum es hier eigentlich geht.
Und zweitens, wie du richtig sagst, dreht sich das Ganze ja um die Maske, und mir fällt kein Begriff ein, der ihre Bedeutung besser beschreibt. Das Sinnbild ist zwar tatsächlich ziemlich abgelutscht, aber treffend finde ich es trotzdem.

Anfangs wollte ich statt "froh" eigentlich "fröhlich" schreiben, aber das passte bezüglich Versmass nicht richtig. Mit "froh" und "verzweifelt" wollte ich verschiedene Arten von Masken andeuten, bzw verschiedene Gesichtsausdrücke, die die Maske annehmen kann. Das LI steht morgens auf und sucht nach dem richtigen. Und entscheidet sich für den, den die Menschen sehen wollen: makellos (wobei mir klar ist, dass makellos kein wirklicher Gesichtsausdruck ist ).
sturmmöwe ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 26.05.2010, 23:33   #5
weiblich sturmmöwe
 
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Alter: 34
Beiträge: 110

Liebe Ilka-Maria

Ich hab ja oben schon erklärt, was ich mit "froh und verzweifelt" meine. Aber deine Interpretation hat auch was Wahres. Oft lösen sich Probleme, die einen zum Verzweifeln bringen, mit einem Schlag. Und ja, darüber kann man froh sein!
Allerdings passiert das Gegenteil ja auch oft: Alles ist gut und schön, und dann plötzlich zerplatzt die Glücks-Seifenblase durch nur ein einziges Wort oder eine Tat.

Wie gesagt, das Gedicht ist ja ziemlich minimalistisch und lässt Raum für verschiedene Interpretationen!
sturmmöwe ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 27.05.2010, 01:25   #6
männlich Phobipp
 
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Beiträge: 449

Zitat:
Zitat von sturmmöwe Beitrag anzeigen
Und zweitens, wie du richtig sagst, dreht sich das Ganze ja um die Maske, und mir fällt kein Begriff ein, der ihre Bedeutung besser beschreibt. Das Sinnbild ist zwar tatsächlich ziemlich abgelutscht, aber treffend finde ich es trotzdem.
Ich habe in meinen Anfängen mal etwas von einer "verfallenen Ruine" geschrieben, die sich hinter einer "schmucken Fassade" oder so versteckt, weiß es nicht mehr genau. Auch nicht wirklich kreativer, aber zumindest eine Alternative.
Ansonsten gefällt mir der Text gut, das meiste wurde ja schon gesagt. Das "Spiel" will sich mir noch nicht so ganz erschließen, muss ich vielleicht nochmal eine Nacht drüber schlafen.
Einziger Kritikpunkt (aber nur ein kleiner) meinerseits wäre der Plural von "Masken". Ich habe bei dem Text eine einzige Person vor Augen und dann wäre vielleicht auch nur eine Maske angebracht. Oder benutzt diese Person mehrere? Wenn ich recht drüber nachdenke, benutzen wir doch alle mehrere Masken, je nach Situation, je nach Personenkreis.
Auf einer Familienfeier verhalte ich mich anders als auf einer Betriebsfeier (bis zu einem gewissen Pegel, versteht sich ), im Park mit Freunden anders als im Fahrstuhl mit fremden...
Nach reifer Überlegung gefällt mir der Plural doch ganz gut. ^^
Phobipp ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 27.05.2010, 20:04   #7
weiblich sturmmöwe
 
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Beiträge: 110

Der Plural von "Masken" war Absicht. Ich finde auch, dass wir je nach Gelegenheit unterschiedliche Masken tragen. Ausserdem erhält der Ausdruck "Masken gefallen" so zwei Bedeutungen. Die erste im Sinn von "Die Masken sind gefallen". Die zweite im Sinn von "Masken gefallen" mit der Verwendung des Verbs "gefallen".
Mit dem "Spiel" meinte ich das Tragen von Masken, also die Tatsache, dass sehr viele Menschen vorgeben, jemand anders zu sein, und ihr wirkliches Ich verstecken. Das kann man irgendwie schon als Spiel sehen.
sturmmöwe ist offline   Mit Zitat antworten
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