Moderne Brillen bei Poetry.de

Ex-DrKarg · 02.07.2018, 09:07

Moderne Brillen

©Hans Hartmut Karg
2018

Einstmals gab es im Klo die Brillen
Aus Holz, ließen die Notdurft stillen.
Sie waren dort fest installiert
Und nichts, das uns zu Schimpf verführt.

Doch dass ich das auch noch erwähne:
Nun gab es die Kritikhygiene,
Wonach Holz sei die große Hürde,
Weil es alsbald nur riechen würde.

Dann wuchsen die Baumärkte auf
Und für den weiteren Verlauf
Kamen leider ins Sortiment
Klobrillen, wie Ihr sie ja kennt:

Kunststoffware, Bilddesign –
Niemand schläft da jetzt mehr ein,
Denn er bewundert das Geheft
Wenn er erledigt sein Geschäft.

Seitdem ist viel anders geworden,
Man kann sogar mit Kachelworten
Manches Örtchen verziert ansehen,
Will gar nicht hinaus da gehen.

Doch überall wackeln die Brillen,
Man kann am Örtchen nicht mehr chillen,
Weil man gleich glaubt, dass diese brechen,
Um sich an unserem Kreuz zu rächen.

Gar manches war ja gut gemeint,
Wo Mode mit Fortschritt vereint:
Sieht man die Funktionalität
Oder ist's dafür viel zu spät?

*

gummibaum · 02.07.2018, 15:21

Schön war die alte Zeit, lieber DrKarg.

Auch ich hab gern noch eine Brille
aus dickem Holz auf meiner Nase.
Sie wackelt nie, und die Pupille
empfängt ein stetes Licht vom Glase...

LG g

Ilka-Maria · 02.07.2018, 15:46

Ich habe sie alle durch - nicht die Billigware, sondern die "guten" Klobrillen ab 40 Euro aufwärts, weiß, farbig, Muschelmuster, Delphinmuster, automatische Absenkung, damit der Deckel nicht knallt - Hintern und Ohren sollen sich schließlich wohlfühlen. Die meisten Klobrillen lagern im Keller, falls sie doch noch mal installiert werden können, denn zum Wegwerfen sind sie zu schön und waren sie zu teuer.

Nun bin ich nicht der Mensch, der alle Schlag etwas Neues braucht. Der Grund für diese Art der Verschwendung ist meine Toilette: Sie mochte die Klobrillen nicht. Hatte ich sie an der einen Seite fest montiert, ließ sie sich an der anderen einfach nicht auf die letzte Drehung ein, um fest genug zu sitzen, oder sie drehte im entscheidenden Moment durch. Zusätzliche Muttern und Scheibchen änderten an dem Dilemma nichts. Mit anderen Worten: Nutzte man die etwas locker sitzende Klobrille ungeschickt, rutschte sie zur Seite und sackte einen halben Zentimeter ab, und man brauchte eine Schrecksekunde, um zu begreifen, dass man bei meinem Umfang todsicher niemals im Toilettenbecken landen konnte. Außerdem ist inzwischen der Griff zum Waschbeckenrand, um sich festzuhalten, zu einem Impuls geworden, auf den ich mich verlassen kann.

Bis heute habe ich gerätselt, weshalb meine Toilette keine Brillen mag. Ich konnte keinen Defekt und keine Assymetrien feststellen. Trotzdem ist sie links anders als rechts.

Wie einfach war dagegen das Plumpsklo, das ich auf dem Bauernhof vorfand, in dem ich in meiner Jugend mehrere Jahre die Oster- oder Sommerferien verbachte: Eine breite Truhe mit einem Loch drin. Deckel runter, draufgesetzt, fertig, Deckel zu. Alles aus Holz. Direkt neben dem Schweinekoben. Es stank nach Sau, Ochsen, Kühen, Hühnern und Heu, nur nicht nach mir selbst und meinen Hinterlassenschaften. Rundum bayerische Gemütlichkeit.

Heute brauchen wir Klobrillen aus Acryl und Toiletten-Tabs, damals bestellte der Bauer eine Wagenladung Kalk. Modern times.

Unar die Weise · 02.07.2018, 22:38

hier darf ichs wagen,
"was für ein Sch.... - Gedicht",

zu sagen.

So kauft halt jeder seine Brillen,
ganz nach seinem eignen Willen.

Ob nun das Thema würdig ist,
ein Textchen zu verfassen,
entscheidet jeder wohl für sich.
Ich hätte es gelassen.

Gruß Unar

Ex-DrKarg · 04.07.2018, 08:46

Liebe Ilka-Maria, liebe Unar,
ja, es kann einem manchmal schon auf die Nerven gehen, was einem da alles angedreht wird. Ich kenne ja noch das Plumpsklo bei einem meiner Großväter auf dem Bauernhof, neben der Stallmistgrube. Die Probleme damals: Als Klopapier gab es nur zerschnittene Zeitungsblätter, im Sommer stank es fürchterlich und auch bei Eis und Schnee musste man das Haus verlassen, um zum Häuschen zu gehen. Aber: Es gab keine Probleme mit Klobrillen, denn dort waren keine - und man brauchte auch keine!
Lieben Dank für Eure schönen Kommentare!
H. H. Karg

dr.Frankenstein · 08.07.2018, 00:43

Bau dir doch einen Holzkasten übers Klo.

Ex-DrKarg · 09.07.2018, 07:47

Wäre eine natürliche Alternative für die Nostalgie!

02.07.2018, 09:07	#1
Ex-DrKarg Gast Dabei seit: 01/2012 Alter: 76 Beiträge: 3.139 Meine Gedichte Meine Favoriten	Moderne Brillen Moderne Brillen ©Hans Hartmut Karg 2018 Einstmals gab es im Klo die Brillen Aus Holz, ließen die Notdurft stillen. Sie waren dort fest installiert Und nichts, das uns zu Schimpf verführt. Doch dass ich das auch noch erwähne: Nun gab es die Kritikhygiene, Wonach Holz sei die große Hürde, Weil es alsbald nur riechen würde. Dann wuchsen die Baumärkte auf Und für den weiteren Verlauf Kamen leider ins Sortiment Klobrillen, wie Ihr sie ja kennt: Kunststoffware, Bilddesign – Niemand schläft da jetzt mehr ein, Denn er bewundert das Geheft Wenn er erledigt sein Geschäft. Seitdem ist viel anders geworden, Man kann sogar mit Kachelworten Manches Örtchen verziert ansehen, Will gar nicht hinaus da gehen. Doch überall wackeln die Brillen, Man kann am Örtchen nicht mehr chillen, Weil man gleich glaubt, dass diese brechen, Um sich an unserem Kreuz zu rächen. Gar manches war ja gut gemeint, Wo Mode mit Fortschritt vereint: Sieht man die Funktionalität Oder ist's dafür viel zu spät? *

02.07.2018, 22:38	#4
Unar die Weise Dabei seit: 10/2016 Ort: in einem sagenhaften Haus Alter: 42 Beiträge: 5.271 Meine Gedichte Meine Favoriten	Lieber Hans, hier darf ichs wagen, "was für ein Sch.... - Gedicht", zu sagen. So kauft halt jeder seine Brillen, ganz nach seinem eignen Willen. Ob nun das Thema würdig ist, ein Textchen zu verfassen, entscheidet jeder wohl für sich. Ich hätte es gelassen. Gruß Unar

04.07.2018, 08:46	#5
Ex-DrKarg Gast Dabei seit: 01/2012 Alter: 76 Beiträge: 3.139 Meine Gedichte Meine Favoriten	Re: Moderne Brillen Liebe Ilka-Maria, liebe Unar, ja, es kann einem manchmal schon auf die Nerven gehen, was einem da alles angedreht wird. Ich kenne ja noch das Plumpsklo bei einem meiner Großväter auf dem Bauernhof, neben der Stallmistgrube. Die Probleme damals: Als Klopapier gab es nur zerschnittene Zeitungsblätter, im Sommer stank es fürchterlich und auch bei Eis und Schnee musste man das Haus verlassen, um zum Häuschen zu gehen. Aber: Es gab keine Probleme mit Klobrillen, denn dort waren keine - und man brauchte auch keine! Lieben Dank für Eure schönen Kommentare! H. H. Karg

09.07.2018, 07:47	#7
Ex-DrKarg Gast Dabei seit: 01/2012 Alter: 76 Beiträge: 3.139 Meine Gedichte Meine Favoriten	Re: Moderne Brillen Wäre eine natürliche Alternative für die Nostalgie!

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02.07.2018, 15:21	#2
gummibaum Dabei seit: 04/2010 Alter: 70 Beiträge: 10.909 Meine Gedichte	Schön war die alte Zeit, lieber DrKarg. Auch ich hab gern noch eine Brille aus dickem Holz auf meiner Nase. Sie wackelt nie, und die Pupille empfängt ein stetes Licht vom Glase... LG g

02.07.2018, 15:46	#3
Ilka-Maria Forumsleitung Dabei seit: 07/2009 Ort: Arrival City Beiträge: 31.100 Meine Gedichte Meine Favoriten	Ich habe sie alle durch - nicht die Billigware, sondern die "guten" Klobrillen ab 40 Euro aufwärts, weiß, farbig, Muschelmuster, Delphinmuster, automatische Absenkung, damit der Deckel nicht knallt - Hintern und Ohren sollen sich schließlich wohlfühlen. Die meisten Klobrillen lagern im Keller, falls sie doch noch mal installiert werden können, denn zum Wegwerfen sind sie zu schön und waren sie zu teuer. Nun bin ich nicht der Mensch, der alle Schlag etwas Neues braucht. Der Grund für diese Art der Verschwendung ist meine Toilette: Sie mochte die Klobrillen nicht. Hatte ich sie an der einen Seite fest montiert, ließ sie sich an der anderen einfach nicht auf die letzte Drehung ein, um fest genug zu sitzen, oder sie drehte im entscheidenden Moment durch. Zusätzliche Muttern und Scheibchen änderten an dem Dilemma nichts. Mit anderen Worten: Nutzte man die etwas locker sitzende Klobrille ungeschickt, rutschte sie zur Seite und sackte einen halben Zentimeter ab, und man brauchte eine Schrecksekunde, um zu begreifen, dass man bei meinem Umfang todsicher niemals im Toilettenbecken landen konnte. Außerdem ist inzwischen der Griff zum Waschbeckenrand, um sich festzuhalten, zu einem Impuls geworden, auf den ich mich verlassen kann. Bis heute habe ich gerätselt, weshalb meine Toilette keine Brillen mag. Ich konnte keinen Defekt und keine Assymetrien feststellen. Trotzdem ist sie links anders als rechts. Wie einfach war dagegen das Plumpsklo, das ich auf dem Bauernhof vorfand, in dem ich in meiner Jugend mehrere Jahre die Oster- oder Sommerferien verbachte: Eine breite Truhe mit einem Loch drin. Deckel runter, draufgesetzt, fertig, Deckel zu. Alles aus Holz. Direkt neben dem Schweinekoben. Es stank nach Sau, Ochsen, Kühen, Hühnern und Heu, nur nicht nach mir selbst und meinen Hinterlassenschaften. Rundum bayerische Gemütlichkeit. Heute brauchen wir Klobrillen aus Acryl und Toiletten-Tabs, damals bestellte der Bauer eine Wagenladung Kalk. Modern times.

08.07.2018, 00:43	#6
dr.Frankenstein Dabei seit: 07/2015 Ort: Zwischen den Ostseewellen ertrunken Alter: 41 Beiträge: 5.465 Meine Gedichte Meine Favoriten	Bau dir doch einen Holzkasten übers Klo.