Notwehr

[Ilka-Maria]

Erzähl mir nichts vom Leben!
Ich will es selbst erfahren
in Monaten und Jahren,
im Ruhen und im Beben.

Du kannst mich nicht besitzen,
nicht dein gesamtes Leben:
Du wirst es vor mir geben.
Mir bleibt nur, auszusitzen.

Drum lass mich von den Ketten!
Sonst werde ich sie brechen
mich zornig an dir rächen,
um mich vor dir zu retten!

Und wenn ich dafür morden muss:
Bevor der Mond steht, mach ich Schluss
mit deiner Lebenstheorie,
befreie meine Phantasie
zum Bild, in dem ich leben will.
Und dich? Dich mach ich stumm und still!

Kein Mensch wird nach dir fragen:
Verblasst ist schnell dein Konterfei,
vergessen nach zwei Tagen …
doch ich bin frei, unendlich frei!

28. August 2015

[gummibaum]

Hallo Ilka,

Mordphantasien gegenüber demjenigen, der einem das Leben nach seinem Konzept einrichten will. Kann ich gut verstehen.
Ob die prognostizierte Freiheit nach Ausführung der Tat dann nicht doch etwas von (vielleicht unberechtigten) Schuldgefühlen eingeengt sein wird, frage ich mich allerdings.

Gern gelesen
LG gummibaum

[Ilka-Maria]

Zitat von gummibaum

Ob die prognostizierte Freiheit nach Ausführung der Tat dann nicht doch etwas von (vielleicht unberechtigten) Schuldgefühlen eingeengt sein wird, frage ich mich allerdings.

Danke für den Kommentar, gummibaum.

Deine Frage ist berechtigt. Ich bin überzeugt, dass ein Mensch, der zum äußersten Mittel greift, dies nicht wie die Kleider abstreifen kann - es sei denn, er ist ein Psychopath.

Das Gedicht wurde durch ein Buch inspiriert, das ich gerade zu Ende gelesen habe. Darin befreit sich aber nicht die Gegängelte durch Mord, sondern das erledigt ihr Freund, ohne dass sie dies jemals erfährt. Ich habe dieses Thema auf die Spitze getrieben, indem ich beide Stränge in einer Person vereinigt und die Geschlechter und die Art der Beziehung offen gelassen habe.

Lieben Gruß
Ilka

[Blobstar]

Mich würde interessieren, welches Buch das ist.

[Ilka-Maria]

Zitat von Blobstar

Mich würde interessieren, welches Buch das ist.

Ruth Rendell: "Der Sonderling"

  3764500506

Dies ist keine Empfehlung von mir. Auch neige ich in meiner Beurteilung zu der verhaltenen Kritik mit nur drei Sternen bei den Amazon-Bewertungen. Ich fand als Leserin zu keiner einzigen Figur eine emotionale Verbindung, sondern hatte das Gefühl, dass sie durchweg Psychopathen sind. Allerdings hätte das Ende des Krimis Hitchcock vielleicht gefallen: Jede Person des Romans bekommt, was sie verdient, während die polizeilichen Ermittlungen den Fall nicht lösen können (diese Ermittlungen bleiben nur eine Randnotiz in dem Krimi).

Ist eben Geschmackssache. Ich bin grundsätzlich kein Krimi-Fan und lese selten solche Bücher, und wenn, dann nur als S-Bahn-Lektüre.

[Blobstar]

Danke zumindest für die Information.

[Thing]

ich bin auf die eine oder andre Art hingerissen.
Das Gedicht ist druckreif.

***

Ich hatte es ganz anders interpretiert.
Ich hätte z.B. niemals aus Deinen Versen auf den Thriller geschlossen - im Gegenteil.

Wie gesagt:
Druckreif.
Favorit.


LG
Thing

[scrabblix]

Mörderisch gut, liebe Ilka-Maria!

Liebe Grüße
scrabblix

[Ilka-Maria]

Zitat von Thing

Ich hatte es ganz anders interpretiert.
Ich hätte z.B. niemals aus Deinen Versen auf den Thriller geschlossen - im Gegenteil.

Es ist ja auch keine Wiedergabe des Thrillers, sondern er war nur der Ideengeber.

Zitat von scrabblix

Mörderisch gut, liebe Ilka-Maria!

Liebe Grüße
scrabblix

Danke.

[Thing]

Den thriller hab ich mindestens fünfmal inhaliert -

trotzdem finde ich gerade d a z u keinen Bezug.
Aber einen zu einem andren Thriller - und wie!

Nochmals:
Druckreif.


LG
Thing