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Alt 16.06.2007, 15:10   #1
peeshee
gesperrt
 
Dabei seit: 05/2007
Beiträge: 55


Standard Der Restpostenmarkt

Krümet Restpostenmarkt

Mag es eine Erfindung des Teufels sein oder der perfide Plan einer raffinierten Frauenmafia. Restpostenmärkte sind Einstiegsdrogen für kaufsüchtige Frauen.
Irgendwie hat sie mich in einem Moment der Unaufmerksamkeit erwischt. Ich erwachte in einem riesigen Gebäude, voll mit gierig blickenden Frauen, die an ihren Kindern zerrten und ihre unschuldigen Männer beschimpften.
Als Erstes verlor ich sie an einen Strumpfhosenstand für Kinder. Es ist Juni. Aus der Ferne hörte ich sie rufen: „Schatz, nur 1,99.“ Geistesgegenwärtig hatte ich mich direkt nach dem Betreten dieser Armeleutefalle in den Bereich „Männerland“ abgeseilt. Ein Bereich, in dem es nach Gummi riecht und du dich entscheiden kannst welches der überflüssigen Werkzeuge in deiner Überflüssigewerkzeugsammlung landen soll. Es ist auch der Bereich, in dem du Aufkleber für dein Auto findest, die ein Einschußloch darstellen. Der heutige Höhepunkt des Angebots war ein Set. Sets an sich sind ebenfalls Erfindungen perfider Menschenhasser. Ein Set, bestehend aus 52 Teilen. Die Erwähnung der 52 Teile ist bei diesen Sets stets vordergründig, denn so eine schlichte Zahl erreicht das einfache Gemüt kaufwilliger Männer. Der Inhalt gerät dabei in den Hintergrund. Es war, glaube ich, so eine Mischung aus Autofußmatten, Sitzbezügen, Zigarettenanzünderbetriebener Kartenlampe und als Höhepunkt ein Gerät, das aus den 12 Volt deiner Autobatterie, 220 Watt macht. Übrigens, ein unverzichtbares Utensil für jeden männlichen Autofahrer, der auf sich hält.
Mein Weib war zwischenzeitlich in der Putzmittelabteilung gelandet. Entrückten Blickes hangelte sie sich von Flasche zu Flasche und sog die verheißungvollen Gerüche in sich auf. Unter gelegentlichen glucksenden Geräuschen, warf sie einzelne Flaschen zu dem Zehnerpack Kinderstrumpfhosen. Mit selber Selbstverständlichkeit legte ich mein Set in ihren Einkaufswagen.
Schlagartig entwich die Entrückung und machte purem Entsetzen Platz. „Das ist doch wohl nicht dein Ernst.“ keifte sie los. Übrigens eine typisch weibliche Frage. Versuch sie mal zu beantworten, ohne als Volldepp dazustehen. Ich sagte nichts. „Ich rede mit dir.“ geiferte sie weiter. Ich versuchte leise zu intervenieren. „Schatz, die Strumphosen sind doch jetzt auch nicht zu gebrauchen und die Putzmittel reichen für ein Jahr.“ So, bitte den Rest könnt ihr euch denken. Ich hatte einen Fehler gemacht. Sie veränderte sich optisch und atmosphärisch. Ein kalter Luftzug fegte durch die Halle. Es wurde plötzlich still. Die Frauen versammelten sich. „Da sieht man, wie wenig du dich um den Haushalt kümmerst, du Egoist. Woher willst du denn wissen, wie lange diese paar Flaschen reichen und überhaupt, an dein Kind denkst du auch nicht. Es wird auch wieder Herbst. Soll er dann frieren? Aber dir ist das egal. Hauptsache du hast ein paar neue Fußmatten für dein geliebtes Auto.“
Abgesehen davon, dass nicht die Fußmatten die Hauptsache waren, sondern dieses tolle Gerät, machten mich die hasserfüllten Seitenblicke ihrer Geschlechtsgenossinen nervös. „Entschuldige Schatz, du hast recht, ich bringe das Set zurück.“ Zügig wollte ich ins „Männerland“ zu meinesgleichen. Sofort versperrte mir eine dicke, grimmig dreinschauende Kaufsüchtige den Weg. Genau so lange, dass meine mir Angetraute, sich sammeln konnte. „Wenn du das jetzt weg bringst, kannst du alleine nach Hause fahren.“ Ich fand die Idee an sich gut, nur die dicke Frau in meinem Nacken schnaufte und ich wusste, das ist eine Drohung.
Das sind die Momente, in denen ein Mann tapfer sein muss. Es gibt kein Entrinnen. Die Worte prasselten auf mich ein. Unter gelegentlichen „Entschuldige Schatz“, ging ich an ihrer Seite und beobachtete, wie sie den Mixer, den Handstaubsauger, den praktischen Wischmob, die Kerzengarnitur und das 10 Teilige Körperpflegeset auf meinen Spannungswandler warf. Zuhause haben wir es dann in den Keller zu der Küchenmaschien, dem Reifenstabler, den zwei Kanistern Spülmittel und der Autoreifenfußpumpe getan. Gott was haben wir gespart.
peeshee ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.07.2007, 12:01   #2
Marion
 
Dabei seit: 07/2007
Beiträge: 76


Hallo peeshee


Mir gefällt deine Geschichte.

So voll aus dem Leben.

Diese Geschichte hätte ich auch schreiben können, weil es mir immer wieder passiert..und passieren wird.

Grinsende Grüße

Marion
Marion ist offline   Mit Zitat antworten
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