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Alt 28.04.2019, 11:26   #1
männlich Robert Go
 
Dabei seit: 11/2018
Ort: Chemnitz
Beiträge: 85


Standard Kapitel 04 Schiffbruch im Paradies

Am nächsten Tag, gleich nach dem Frühstück, packte Jakob die Krone der Meerjungfrau, in seinen Rucksack und fuhr mit dem Fahrrad zu Sarah. Sie saß vor der Haustür und wartete auf ihn. In den Händen hielt sie eine Mappe mit den Zeichnungen, die sie im Auftrag der Muse angefertigt hatte. Nach einer kurzen Begrüßung holte Sarah ihr Fahrrad aus der Garage. „Meine Großeltern sind im Garten und erwarten uns dort.“
„Gut. Hoffentlich kann uns dein Opa helfen.“
„Bestimmt. Wie ich dir gestern Abend am Strand schon gesagt habe, war er mal Kapitän. Wenn er uns nicht helfen kann, dann weiß ich auch nicht weiter.“
Jakob sagte nichts. Sarah hatte Recht, denn wenn ihr Opa ihnen nicht helfen konnte, hatten sie wirklich ein Problem. Im Internet hatte er so gut wie nichts gefunden, weder über die Meerjungfrau namens Saphira noch über das Schiff, welches in einen Sturm geraten war. Dabei fand man angeblich alles im Internet.
Nach einer Viertelstunde erreichten sie ein kleines Gartengrundstück. Sarahs Oma pflückte Äpfel. Ihr Opa dagegen saß auf der Hollywoodschaukel und las ein Buch.
Nach einer herzlichen Begrüßung setzten sich Jakob und Sarah auf die Hollywoodschaukel und erzählten ihm abwechselnd was sie erlebt hatten.
Sarahs Opa schwieg für mehrere Minuten.
Schließlich stand er auf, lief in den Bungalow und kehrte darauf mit einem anderen Buch zurück.
„Ihr habt Glück. Ich kenne das Schiff. Es hieß Seeperle und war das letzte Schiff, das ich gesteuert habe.“ Er gab ihnen das Buch. „Ihr findet die Antworten auf alle eure Fragen hier drin.“
Jakob nahm es und schlug es auf.
Es war wie ein Tagebuch aufgebaut. Mit vielen Fotos und Zeichnungen und beschrieb die verschiedensten Erlebnisse von Sarahs Opa, während seiner Zeit als Schiffskapitän.
Eine der Geschichten faszinierte Jakob und Sarah besonders. Sie trug den Titel Schiffbruch im Paradies und handelte von einer furchtbaren Schiffskatastrophe, die sich vor zehn Jahren ereignet hatte. Auf dem Weg nach Südafrika war das Schiff in einen Sturm geraten und gekentert. Viele Passagiere und Besatzungsmitglieder starben.
Nur Sarahs Opa konnte sich in Sicherheit bringen.
Zwei Tage trieb er in einem Rettungsboot auf dem Meer. Am dritten Tag erreichte er eine kleine Insel. Es gelang ihm gerade noch aus dem Boot zu steigen und zwei Schritte zu gehen. Dann brach er vor Erschöpfung, Hunger und Durst zusammen und blieb bewusstlos liegen.
Als er nach langer Zeit wieder zu sich kam, fand er sich in einem großen Zimmer wieder.
Neben ihm stand ein junges, seltsam aussehendes Paar. Der Mann war groß und schlank, hatte schneeweiße Haut, lange spitze Ohren und bernsteinfarbene Augen. Das Haar der Frau leuchtete blau wie ein Saphir. Ihre Haut war grün und statt Beinen, hatte sie einen Fischschwanz als Unterleib.
Es waren der Elf Topas und die Meerjungfrau Saphira. Sie versorgten seine Wunden, gaben ihm zu essen und zu trinken und pflegten ihn. Als es ihm besser ging und er laufen konnte, ließ er sich von Topas die Insel zeigen. Der Elf begann die Führung an der Südseite der Insel, die Sarahs Opa nach wenigen Minuten wie das Paradies vorkam.
Sie durchquerten ein großes Waldgebiet, welches sich über die Ost-und Westseite der Insel ersteckte. Sarahs Opa entdeckte dabei sehr viele seltsame Tiere und Pflanzen. So sah er eine Pflanze, in deren Mitte ein kleiner Baum stand, an dessen Ast eine Frucht hing, die aussah, als wären eine Kirsche, eine Banane und eine Pflaume zusammengewachsen.
Darunter lag ein Wurm mit Krebsscheren und Spinnenkopf, an dessen Kiefer zwei Krallen befestigt waren, mit denen er seine Beute – egal ob tierische oder pflanzliche – packen konnte.

Schließlich erreichten sie die Nordseite. Dort gab es ein großes Gebirge. Zwischen dem Wald und dem Gebirge stand ein prächtiger Palast.
Er war aus weißem Marmor erbaut. Das Dach bestand aus Gold und die Fenster aus Kristallglas.
In diesem Palast hatte Topas Sarahs Opa gebracht, nachdem er ihn am Strand gefunden hatte.
Auf die Frage, ob noch weitere Menschen auf der Insel leben würden, erklärte Topas, dass der Herrscher, ein Seemonster, die Insel verflucht und somit die einstigen menschlichen Bewohner, in Statuen verwandelt hatte. Es war die Strafe dafür, dass die Menschen die Natur zerstörten und die Tiere töteten.
Dann verkündete es, den Fluch zu brechen, wenn zwei Auserwählte, drei Prüfungen bestehen würden. Der erste Auserwählte sollte die Krone einer Meerjungfrau bekommen, als Dank für eine gute Tat, der zweite sollte von einer Muse geküsst werden. Die erste Prüfung bestand darin, ein vertrocknetes Land zum Blühen bringen, als zweites musste man eine Mutter mit ihrem Kind vereinen und als dritte und letzte Prüfung sollte man einem Blinden sein Augenlicht wiedergeben.
Wer diese drei Prüfungen bestand, konnte sich etwas wünschen und bekam viel Gold und Diamanten geschenkt. Doch sollten die Auserwählten diese Prüfungen nicht bestehen, so würden sie für immer auf der Insel gefangen bleiben.
Sarahs Opa erklärte sich bereit. die Prüfungen zu lösen, obwohl er kein Auserwählter war. Er wollte sich auf diese Weise bei seinen Rettern bedanken.
Doch Saphira und Topas hielten das für keine gute Idee. Sie setzten ihn in das Rettungsboot und baten ihn nach Hause zu fahren, da sie Angst hatten, dass ihn das Seemonster töten würde, falls es ihn auf der Insel entdecken sollte. Denn der Zutritt für Menschen war verboten.
Widerwillig tat er ihnen den Gefallen. Seitdem warteten Saphira und Topas auf die beiden Auserwählten.
Mit diesen Worten endete die Geschichte.
Und in diesem Moment wurde Jakob und seiner Freundin etwas bewusst:
Sie beide waren die Auserwählten.
Robert Go ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.05.2019, 13:16   #2
weiblich DieSilbermöwe
 
Benutzerbild von DieSilbermöwe
 
Dabei seit: 07/2015
Alter: 60
Beiträge: 6.687


Wow! Klasse, das Ende bzw. der letzte Satz hat mich wirklich überrascht. Sehr schön geschrieben!

Zitat:
Der Mann war groß und schlank, hatte schneeweiße Haut, lange spitze Ohren und bernsteinfarbene Augen. Das Haar der Frau leuchtete blau wie ein Saphir.
Bei der Beschreibung fühlte ich mich ein wenig an den Film "Armageddon" erinnert. War das Absicht?

LG DieSilbermöwe
DieSilbermöwe ist offline   Mit Zitat antworten
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