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Alt 28.01.2007, 16:59   #1
cute_fighter
 
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Standard [Abenteuer] Piratengeflüster

+ Prolog +


Silberperlen besticken
seit jeher mein Gewand.
Ich kann sie fühlen,
nachts.
Sie warten auf mich.

„Denk einfach nicht drüber nach!“
Ich kann es nicht...
Können Sie es?




Der salzige Geruch von Seetang und Rum hing in der Luft. An der Reling stand ein kleines Mädchen und schaute gebannt auf den Horizont. Die Sonne war gerade erst aufgegangen und eine angespannte Stille hing über den Planken des Schiffes. Zum Zerreißen gespannt.
Die Segel flatterten schlaff im Wind und verstärkten den Moment des Wartens, der kurzen Zeitlosigkeit.
Unter Deck hörte man hohl und allmählich die ersten Schritte auf dem knarrenden Holz. Der Blick des Kindes wanderte langsam auf die andere Seite des Schiffes. Bald würden sie einen Hafen ansteuern und dann...
Erschrocken riss die Kleine die Augen auf. Der Blick von mehreren Kanonen des königlichen Wappens war direkt auf sie gerichtet. Die Federn auf den Hüten der Offiziere wehten im Wind. Ein stiller Schrei suchte sich seinen Weg durch die Kehle des Mädchens, doch es war zu spät.
Ein lautes Krachen zerriss die Stille und Piratenstimmen wurden unter Deck laut. Schreie und Befehle schnitten durch die Luft. Rauch kratzte in den Lungen des Mädchens und sie stolperte blind über die Planken. Weg... einfach nur weg...
Hände umfassten ihre Hüften. Sie war zu perplex, um sich zu wehren.
Frische Luft berührte die flatternden Nasenflügel des Mädchens und sie öffnete überrascht die Augen. Von Tränen des Rauches verklebt.
Wo bin ich...? Langsam erkannte sie die Umrisse ihres Schiffes. Dem Schiff, auf dem sie noch vor wenigen Augenblicken gewesen war.
Kanonenkugeln prasselten erneut auf das Piratenschiff, ihre Heimat.
Ungläubig streckte das Mädchen ihre leere Hand über die Reling, doch das Schiff des Königs, auf dem sie sich nun befand, nahm bereits Abstand. Wassermassen schoben sich zwischen den hilflosen Blick des Mädchens und das Flammeninferno ihres Lebens.
Sie konnte nicht begreifen, was da gerade passiert war. Sie wusste nur noch, dass er dort drüben war. Ihr Vater. Der einzige, der ihr von ihrem Leben geblieben war.
„Papa, komm zurück...“
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Alt 21.03.2007, 20:38   #2
männlich Roan Eck
 
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hey
Bin gerade auf die Gesichte von dir gestoßen und wundere mich, warum niemand ein Kommetar geschrieben hat. Ich mag sie. Ich finde nicht nur toll sndern mehr genail als toll. Gut sie spricht ein Thema an, das ich selbst gerne mag, aber auch der schreibstil ist sehr gut gehalten. Also ich bin von deiner Geschichte angetan. Da das Ende übermässig offen ist, frage ich mich ob es noch eine Fortsetzung gibt.
gruß roan
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Alt 22.03.2007, 16:36   #3
cute_fighter
 
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joa, deshalb Prolog =)... es ist eine Geschichte, die immer noch nicht fertig ist. Wir schreiben sie grad in einer AG bei uns... ist ganz interessant, weil wir immer erst nach einer Woche erfahren, was als nächstes (grob!) passieren soll... bin schon voll gespannt auf die anderen Geschichten.
Dafür, dass ich jetzt doch mal Resonanz bekommen habe, liefere ich gleich mal das erste Kapi hinterhier. Also viel Spaß dir & natürlich allen anderen...



+ 1 +

Dünne Regenfäden hingen als Vorhang vor den dunklen Fensterscheiben. Kiras Hände beschrieben ohne Willen die Bewegungen. Das Geräusch – kaum wahrnehmbar – der eingegossenen Getränke berührte nur wie eine unantastbare Hintergrundmelodie ihr Trommelfeld.
„Kira, mach endlich, die warten doch nicht ewig!“, übertönte die schrille Stimme der Frau neben ihr das Dauergegröle der Gäste.
Der Geruch von Tabak mischte sich schwer und kalt in Kiras Nasenflügel. Schweiß perlte ihr von der Stirn und hinterließ einen Geschmack nach etwas Fremdem auf ihrer Oberlippe.
Sie vernahm die vielen Männerstimmen schon kaum noch, die sich in ihrer Umgebung aufstauten.
Das nächste Glas, nach dem sie griff, war kaum mehr durchsichtig. Viel mehr erinnerte es an jene Milchscheiben, durch die kein Sonnenstrahl einen Weg finden sollte. Kira konnte sich sogar kaum noch erinnern, wann sie das letzte Mal ein wirklich sauberes Glas in den Händen gehalten hatte. Sie spürte deutlich die Reste verschiedener Flüssigkeiten an ihren Fingern kleben.
Vor den Augen der jungen Frau füllte sich ein weiteres Glas mit dem dunklen Getränk. Sie konnte ihr Spiegelbild fast darin erahnen. Rum tastete sich seinen Weg in ihre Nase. Es war ihr, als würde der Geruch ihr eine Erinnerung auflegen, doch sie kniff schnell die Augen zusammen.

Hinter der jungen Schankwirtin reihten sich unterschiedlichste Flaschen in einem staubigen Regal aneinander und warteten darauf, geleert zu werden, bevor der Staub seinen Walzer auf ihnen tanzen würde und das Glas durch all den Rauch noch einige Nuancen trüber werden würde.
In den unwirklichen Schatten des Kellerabganges drängten sich Fässer dicht aneinander und nahmen sich gegenseitig die Luft zum Atmen.

„Einen großen Krug Met!“ – Etwas freundlicher bitte. – Kira rollte verstohlen mit den Augen. Die ältere Frau neben ihr hatte es bemerkt und trat ihr kräftig auf den Fuß. Es tat höllisch weh, wie sich ihre hochhackigen Absätze in Kiras Lederschuhe und ihren schutzlosen Fuß bohrten. Sie verkniff sich einen Schrei – gehört hätte ihn ohnehin niemand – und tastete unter der Theke nach einem Tonkrug, um diesen anschließend an einem der Fässer randvoll zu zapfen.
Zügig und leicht humpelnd hievte sie das schwere Gefäß auf den Tresen. Der Mann knallte darauf hin ein paar Goldstücke auf das Holz und griff mit gierigen Grabschern nach dem Honigwein.
Wenigstens versuchte er nicht sich an mich ranzumachen, dachte Kira im Stillen.

Aus dem Innenraum konnte man vage das Schild der Schenke erkennen. Es war ein Holzschild. Die Buchstaben waren bereits am abblättern, während es tonlos im Wind baumelte.
Eine neue Gestalt betrat den Raum, begleitet von einem Lufthauch, der sofort von den Rauchschwaden auseinander gestochen wurde, bevor er auch nur in Kiras Nähe hätte gelangen können. Doch sie war diese drückende Luft gewohnt. War es gewohnt, dass sie wie ein Sandsturm durch ihre Kehle tobte. Es machte ihr kaum noch etwas aus, auch wenn ihre Augen ab und an begannen zu tränen oder zu brennen.

Die junge Frau spürte den leichten Druck des Anhängers auf ihrem Dekollete. Ein paar Strähnen hingen ihr vor den Augen und spalteten die raue Holzoberfläche unter ihr mit schwarzen Rissen.
„Kira, übernimm bitten den Tisch in der Ecke!“ Natürlich, warum so freundlich?
Die Schwarzhaarige schnappte sich einen zerfledderten Block und einen dürren Kohlestift. Sie spürte schon im Gehen die Blicke der Gäste. Sie klebten wie lästige Fliegen an ihren weiblichen Rundungen. Fliegenklatschen gab es damals noch nicht.
cute_fighter ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 22.03.2007, 16:52   #4
männlich Roan Eck
 
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Weder sehr schöne Beschreibungen wie ich finde. olle vergleiche. Die Atmosphäre passt irgendwie noch immer zu den piraten obwohl man hier nix gesehen hat bzw gelesen hat von ihnen.
Wer ist wohl der neue Gast. bin gespannt und warte auf den nchsten Teil.
Roan Eck ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.03.2007, 16:54   #5
cute_fighter
 
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+hrhr+ ich hab einen Leser gefunden ... sooo, das hast du jetzt davon, ich hab ncoh ein paa teile... (naja, so viele nun auch wieder nich =.=)... Gast? öO... naja, wie gesagt, wir bekommen meinst vorgegeben, was grob geschehen muss etc. So ne Art Schicksal und ich bin eine der Götter über die Charas xDD

+ 2 +

Nachdenklich strich Kira sich über die Tätowierung auf ihrem Schulterblatt.
„Du musst gehen, Kira. Sie suchen dich!“
Immer wieder hallten die Worte ihrer Stiefmutter in ihrem Kopf nach.

Die Hufe des alten Rappens klapperten viel zu laut über die Bankette, doch das Geräusch schmiegte sich an die Alltagsgeräusche der Stadt und verklang in weniger Entfernung bereits.
Die Häuerfassaden gaukelten einem eine heile Welt vor. Gestützt von wenigen kleinen Kindern, die am Straßenrand mit Steinen und Murmeln spielten. Die Schatten von einigen wenigen Bäumen breiteten sich über ihre Häupter aus.
Kira aber sah auch die Sorgen in jenen Falten der Frauen, die nicht wussten, wie sie ihre Nachkommen ernähren sollten und in jenen ruhelosen Blicken einsamer Arbeiter, die ihre Stelle unter dem Wappen des Königs verteidigen mussten.
Es roch nach Wahrheit. Ein leicht kratzendes Gefühl und trotzdem für die strapazierten Nasenflügel der jungen Frau ein Geruch der Freiheit. Jeder andere hätte gesagt, dass es stank.
Wohin?
In der Ferne sah Kira bereits die Stadttore. Alt und bedrohlich stapelten sich Steine aufeinander und ließen nur einen kleinen Durchlass in die Welt außerhalb.
Kira wusste, was es bedeutete, erneut vom König gesucht zu werden. Sie sah keine andre Möglichkeit, als zunächst im nahen Wald unterzukommen. Zu schnell würden sie hier sein und ihre Flucht bemerken. Jede umliegende Stadt würden sie absuchen.
Und dort, in den kühlen Schatten der Streichholzbäume hatte sie noch Hoffnung. Einmal war sie dort gewesen. Würde er sie wieder erkennen?
Der Harzgeruch suchte sich bereits seinen Weg in Kiras Nase.
Sie schloss kurz die Augen. Sah ihn.
Als sie die Lider wieder öffnete, hatten sich die Wolken über Kira zusammengezogen. Perlmutt bis graumeliert drückten sie auf die Stadt nieder.
Würden sie wieder aufbrechen?

Die großen Kronen des Waldes falteten sich über Kira aus. Nur wenige Nadelbäume verbreiteten eine Aura der Kälte. Doch diese wurden von den warmen Spätfrühlingskleidern ihrer Umgebung erwürgt. Rechts und links des schmalen Waldweges rankte Efeu über den Boden. Wie ein Meer der Hoffnung, aus dem sich hier und da Bäume oder dürre Büsche erhoben.
Die Stämme mancher Bäume waren ineinander geschlungen. Verknotet bis in die Ewigkeit.
Ich werde wohl immer nur eine Bodenpflanze bleiben. Wenn ich ausgetreten werde, stets bereit, zu fliehen, dachte Kira verbittert und ein wenig melancholisch.
Die Blätter unter den Hufen des Pferdes waren festgetreten und sahen aus wie ein verlockender Teppich. Ein naturgepflasterter Weg in Kiras neues Leben.
Sie zog leicht an den Zügel des Hengstes und veranlasste ihn zum Stehen bleiben. Gewandt sprang sie von seinem knochigen Rücken. Sie spürte, dass ihn der kurze Ritt bereits eine erhebliche Anspannung gekostet hatte, doch ohne Pferd hätte sie keine Chance gehabt, noch vor Sonnenuntergang über die Grasebenen in den Wald zu gelangen.
Gerade wollte sie die Lederzügel des Rappens leicht an einem der tieferen Äste befestigen, als sie ein Geräusch vernahm. Misstrauisch schnellte ihr Blick nach vorne. Eine leicht gebückte Gestallt begegnete ihren suchenden Augen.
Je näher sie kam, desto mehr erkannte sie die Gesichtszüge der Fremden. Leicht gebückt wirkte die Frau alt und erschöpft. Falten skizzierten ihr Gesicht neu und sprachen von unerschöpflicher Erfahrung. Das weiße Haar schaute nur spärlich unter einer braunen Kapuze hervor.


~
Rhalaton, ich wollte hier nicht hin. Ich hatte Angst. Angst, dass der König mich findet, wenn ich in die Stadt mitgehe.
Jetzt bin ich beeindruckt von der Pracht der Häuser, der Mauern und dem Gotteshaus. Unter all den Menschen kann man kaum entdeckt werden. Ich verstehe nicht, dass ich nicht schon früher nach Rhalaton gereist bin.
All die verwunschenen Gassen, die Düfte und Eindrücke.
Selbst die kleine Gaststätte, in der die alte Frau und ich die Nacht verbringen, scheint einem von unglaublich vielen Schicksalen und Geheimnissen erzählen zu wollen.
~

Nachdenklich klappte Kira den Ledereinband des Tagebuches zu. Der Docht der Öllampe neben ihrem schmalen Bett war fast heruntergebrannt. Draußen senkte sich die Nacht wie ein Vorhang über die Welt. Verdeckte bekanntes wie unbekanntes und gab Kira das kurze Gefühl von Freiheit zurück, welches sie bereits bei ihrer Flucht gespürt hatte.
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Alt 24.03.2007, 21:27   #6
männlich Roan Eck
 
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Erneut schön zu lesen. Und du lässt mich wei immer gespannt zurück. Ich freue mich richtig sarauf, also schreib. Schreib!
Mir gefällt es, die Geschichte zu lesen, aber ich frag mich wann die Geschichte erneut Richtung Meer blickt.
gruß roan
Roan Eck ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 16.04.2007, 16:39   #7
cute_fighter
 
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Hier wieder, wie versprochen, ein wenig Lesefutter =)... Richtung Meer...hm... am Ende vielleicht... aber durch die Vorgabe, die ich heirfür bekommen habe, hatte ich kaum eine Chance dazu.

+ 3 +

„...Lange war er nicht mehr im Schattenwald. Ich fürchte, er hat sich ein neues zu Hause gesucht.“
Kira blieb interessiert an einem der Stände stehen. Der Schmuck, der von einigen Nägeln hing, erinnerte sie an etwas. Sie versuchte es zu greifen. Ihre Gedanken jedoch waren mit anderen Problemen gefüllt.
„Aber ich brauche seine Hilfe!“ Wispernd fügte sie hinzu: „Der König ist wieder hinter mir her. Ich muss meine Vergangenheit lichten...“
Die Verkäuferin sah ihnen misstrauisch hinterher, als sie langsam weiter über den Marktplatz schlenderten.
„Er wird auch alt, meine Liebe. Ich wusste, dass er dort nicht bleiben würde, aber du musst deine Spuren selbst wieder finden. Sie beginnen genau hinter dir.“
Verstört sah Kira zurück, auch wenn sie wusste, dass die alte Frau nicht räumlich gesprochen hatte. Wie aber sollte sie das finden, wonach sie schon vor Jahren gesucht hatte? Ihre Spuren verloren sich in der Dunkelheit. Ein Piratenmädchen war sie gewesen und mehr wusste sie nicht. Wo also sollte sie suchen?
„Aber ich kann meine Spuren einfach nicht weiter verfolgen. Ich kann mich nicht erinnern. Nur ein wenig an meine Piratenzeit...“
„Kira, es sind nicht nur deine Gedanken, deine Erinnerungen, die das speichern können, was du nun versuchst herauszufinden. Der König wird dich so lange verfolgen, bis du ihm die Stirn bieten kannst und das wirst du niemals können, wenn du nicht den Anfang deiner Geschichte kennen lernst.“
„Aber, das ist kein Mensch, den man treffen kann. Es ist nun mehr achtzehn Jahre her.“
„Ich weiß, du bist in deinem Herzen eben nur jene Piratenbraut, zu der du erzogen wurdest. Vielleicht birgt deine Vergangenheit aber auch noch andere Sachen. Sieh mich an, Kira. Wer würde schon die Tochter eines Piraten verfolgen?“
Kira zuckte mit den Schultern.
Woher wusste die Alte von ihrer Piratenzeit? Sie kniff die Augenbrauen zusammen.
„Wer sind Sie?“, rutschte es Kira heraus. Sie wollte sich nicht mehr mit der geheimnisvollen Antwort der Alten im Wald abfinden. Zudem hatte sie Angst, in der Stadt entdeckt zu werden, trotz des Betriebes.
„Ich... Ich bin hier nicht wichtig. Alles, was zählst, ist deine Geschichte. Du wirst deine Vergangenheit in dieser Stadt finden und hab keine Angst, du kannst dem König entkommen. Es ist letztendlich deine Entscheidung.“
Die beiden waren fast quer über den Marktplatz gegangen. Die alte blieb stehen und sah Kira durch dringlich an.
„Hörst du Kira? Es ist deine Geschichte. Deine allein!“
Kira wollte etwas erwidern, doch mit einer ruckartigen Bewegung verschwand die mysteriöse Frau in einem Menschenpulk in der Nähe.
Verzweifelt versuchte Kira sie einzuholen, einzufangen. Doch sie verhedderte sich in dem Menschennetz, dessen Maschen immer enger zu werden schienen.


+ 4 +

Das bekannte Kratzen der Rauchschwaden strömte durch Kiras Lungen. Vor ihr konnte man das kaffeeartige Gebräu kaum von der Farbe des Gefäßes unterscheiden in dem es schwamm.
Das Holz des Tisches wirkte rau.
Ganz anders als in ihrer heimatlichen Taverne und trotzdem fühlte sie sich ein Stück weit zu Hause.

Kira sah ihn schon von weitem. Er befand sich auf der anderen Seite des Raumes und musterte sie interessiert. Sie spürte seinen Blick und versuchte ihn zu umgehen. Als er sich ihr näherte, drehte sie sich genervt um und wollte schon aufstehen, doch sie musste ihr Getränk noch bezahlen.
Die junge Frau roch bereits den schalen Rum, der sich wie ein Parfum um den Fremden legte. Wenn er den Mund öffnete, würde, da war sich Kira sicher, ein Gestank nach Dunkelheit freigesetzt werden. Er gehörte zu dem Abschaum von Leuten, die ihr als Kellnerin gierig auf die Brüste gestarrt hatten, jedoch genauso gierig auf den Rum in ihren Händen.
Ein Freibeuter, erkennbar an seinem Hut aus schwarzem Leder. Ein Pirat.
Schnell kramte Kira in ihren Taschen nach ein paar Goldmünzen und knallte diese auf den Tisch.
Gerade wollte sie aufstehen, da legte sich eine Pranke von hinten auf ihre Schulter. Schmutz triefte unter den Fingernägeln hervor.
„Endlich habe ich Euch gefunden.“ Seine Stimme klang seltsam klar durch das Gegröle der anderen hindurch. Wie ein Messerstich.
Panik quoll durch Kiras Adern. Hatte der König den Freibeuter angeheuert?
Sie musste fliehen.
Weg rennen wollte sie. Einfach aufstehen und rennen.
„Keine Angst,“ er schien ihre Gefühle erkannt zu haben. „mich schickt nicht der König. Oh nein, für den Dreckssack würde ich keinen Handschlag machen.“ Er lächelte bitter und ließ sich auf einen Stuhl neben Kira plumpsen. Sie war noch immer aufsprungbereit.
„Kira, ich bin hier im Auftrag Eurer Mutter. Fast hätte ich Euch nicht erkannt, aber die Nase, sie ist genau wie die Ihrer Mutter.“
Fassungslos wichen alle Gedanken der Flucht aus Kiras Kopf. Sie kniff die Augen zusammen und musterte den Fremden erneut. Doch das Aussehen des Mannes hatte sich nicht verändert.
„Ihr kennt meine Mutter?“
Der Freibeuter nickte.
„Jeder anständige Pirat kennt sie.“
Gab es denn anständige Piraten?
Kira war sprachlos. Ihre Mutter, von deren Tod sie als Kind überzeugt gewesen war, sollte leben?
„Woher soll ich wissen, ob Ihr die Wahrheit sprecht, Pirat?“ Kira zwang sich, sachlich zu bleiben.
Der Freibeuter nickte und krempelte den Ärmel seines rechten Armes hoch. „Seht Ihr das?“ Ein schwarzes Zeichen wurde sichtbar, ein Kunstwerk, unter der Haut verewigt. „Kommt es Euch nicht bekannt vor?“
Kira musste sprachlos an die fremden Zeichen auf ihrem eigenen Rücken denken... Hinter ihr... Dort hatte die alte Frau gesagt, würden ihre Spuren beginnen.
So waghalsig und unplausibel es auch war, sie glaubte dem Pirat. Jedes Wort musste stimmen und er würde sie zu ihrem Ziel führen können, da war sie sich nun sicher.
„Ihre Mutter erwartet Euch bereits. Begleitet Ihr mich?“
Kira nickte nur zustimmend.
„Es warten große Zeiten auf Euch, Kira. Ich hoffe, Eure Mutter hat Recht und Ihr könnt den ewigen Krieg der Freibeuter beenden.“
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Alt 16.04.2007, 20:14   #8
Mugen
 
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Mir gefällt die Atmosphäre der Geschichte auch wenn ich sie Stellenweise etwas verwirrend finde. Vor allem die Vergleiche und Beschreibungen sind gelungen.
Der name "Kira" ist bei mir von Death Note schon etwas vorbelastet, was mich immer wieder etwas aus der Welt der Geschichte wirft.
Insgesamt finde ich die Geschichte gelungen, hoffe dass aus der aufgebauten Spannung etwas wird.
Freue mich auf den nächsten Teil.
Mugen ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 16.04.2007, 21:17   #9
cute_fighter
 
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...Ich kenne Death Note nicht... Sollte ich das kennen Naja, ich tu mich mit Namen generell ziemlich schwer, bis mir erstmal ein geeigneter einfällt, kann immer dauern, deshalb wähle ich einfach den erst besten, der mir im Kopf herumschwirrt.
Danke fürs lesen =). Der nächste Teil wird bald folgen
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Alt 16.04.2007, 22:26   #10
männlich Roan Eck
 
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sorry war lange zeit net da, wegen tech. Probleme.
ich bin mal wieder von der atmosphäre und beschreibung begeistert. Das Thema Piraten ist eines der Thema über das ich gerne etwas lesen udn wenn ich deine geschichte vor augen hab, rieche ich schon den salzigen geruch der see und meine couch beginnt zu schaukeln wie eine nussschale
gruß roan
PS: freu mich auf den nächsten Teil
Roan Eck ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 20.05.2007, 17:26   #11
cute_fighter
 
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+ 5 +

Salzgespenster huschten in unendlichen Strömen über Kiras Wangen. Sie konnte es nicht glauben. Der Pirat hatte tatsächlich die Wahrheit gesprochen.
Ein bekannter Geruch von Vanilleblüten und ein wenig Pfefferminze tränkte Kiras Nasenflügel. Fremde Kindheitserinnerungen schwirrten davon ausgelöst durch ihre Gedanken. Erinnerungen, die nur aus Gefühlen und Sinneseindrücken bestanden. Trotzdem hatte die junge Frau über all die Jahre keine einzige von ihnen vergessen. Wie Goldschmuck bewarte sie diese in ihrem Herzen auf, in einer versiegelten Truhe, die nun aufgebrochen worden war und ihr Innerstes lodernd freilegte.
Zum ersten Mal seit so vielen Jahren fühlte sich Kira zu Hause. In den Armen ihrer Mutter.
Alles andere schien aus ihrem Bewusstsein zu verschwinden.
„Meine Tochter...“, flüsterte die Frau sanft in Kiras Ohr. Kira konnte dabei den warmen Atem ihrer Mutter wie das Schlagen eines Schmetterlingsflügels vernehmen.
„Ich habe dich so vermisst...“, die Stimme der Angekommenen bebte vor Glück.
Ich liebe dich Kira, war der einzige Gedanke hinter der sorgenvollen Stirn der Mutter. Sie wollte ihre Tochter auf keinen Fall noch einmal verlieren.
Der Morgentau leckte noch sanft an den Fensterscheiben des kleinen Holzhauses. Ein Geruch von Ahorn und feuchtem Moos lag über der Schwüle des Sommermorgens. Der Ofen in der Kochecke war aus, kalte Asche nagte an seinem Inneren und wollte hinaus kriechen.
Der Docht der Öllampe auf dem Holztisch neben dem Ofen war fast niedergebrannt.
Kiras Herz flatterte, sie war ohne Pause dem Piraten hierher gefolgt, doch das war nun egal. Sie stand hier und das blieb alles, was zählte. In den Armen ihrer Mutter.

+ 6 +

Das scharrende Geräusch eines Klopfens drang von der Holztür in Kiras Ohren. Die Freudentränen auf ihren Wangen waren längst getrocknet und glitzerten nur noch leicht in der schwachen Beleuchtung.
Amanda ging leichten Schrittes zur Tür und öffnete diese. Sein bekanntes Antlitz war durch den Türspalt zu erkennen. Die ersten Sonnenstrahlen umspielten sein markantes Kinn. Aus seinen eisblauen Augen schienen die letzten Reste der Nacht zu tropfen. Wie Perlen im Gras der Weiden.
„Komm doch herein, Jack.“ Das Lächeln an den Lippen ihrer Mutter erinnerte Kira an das Erwachen der ersten Blumenknospen im Winter. Noch glücklicher fast, als bei Kiras Erscheinen. Vielleicht lag das daran, dass in Amandas Augen ein tieferes Gefühl noch als Mutterliebe lag.
Der Fremde, Jack, wie ihn Kiras Mutter genannt hatte, trat langsam über die Schwelle. Das Licht von draußen blendete Kira und sie musste die Augen zusammen kneifen, bevor sie den Eingetretenen richtig sehen konnte.
Im selben Augenblick schrak sie wie ein getroffenes Tier zurück.
Sie kannte ihn. Aber das letzte Mal hatte er einen majestätischen Hut aufgehabt. Die Federn waren vom Wind aufgeraut gewesen...
Die Flammen und der Rauch brannten sich jeden Augenblick tiefer in Kiras Seele. Kanonenfeuer wie Peitschenhiebe. Regenfäden wie Vorhänge vermischten sich mit Kiras Tränen. Schluchzen. Tod. Schwärze. Ein Schuss durchschnitt die Nacht. Kira hob erschöpft die Lider. Eine Gestalt fiel einen kurzen Steg hinab in die Eiswellen unter der Galeere.
Sie drehte sich um. Ein Mann stand wenige Meter hinter ihr. In der Rechten eine Pistole.
Mörder.

Die Sicht in Kiras Augen verschob sich wieder. Derselbe Mann stand acht Jahre nach dem Tod ihres alten Lebens wieder vor ihr.
Mörder.
Das Wort hatte sich tief in die Kinderseele eingebrannt.
„Amanda... Mama, nicht! Er ist ein Mörder. Ein Spion.“
Kiras Worte waren ein Fehler. Ein schlimmer Fehler. Das sah sie sofort, doch sie konnte diese kaum wieder einsperren.
Amanda sah sie entsetzt und verwirrt an. Jack hatte verstanden. Ohne Nachzudenken zog er die Tür hinter sich zu und griff nach der versteckten Waffe in den Weiten seiner Gewänder.
„Ab heute gehörst du mir, kleine Perle.“ Das schrille Lachen. Schriller noch als alle anderen Geräusche. Schriller als der Wind.
Schmerz.
Leere.

Kira ballte die Fäuste zusammen. Dieses Mal würde er sie nicht kriegen. Dieses Mal nicht.
Aus ihren eigenen Gewändern zog sie blitzschnell den Dolch, den sie früher heimlich erstanden hatte und warf sich verzweifelt vor ihre Mutter.
Die Klinge war kein Schutz gegen das Feuerrohr mit seinen präzisen Todeskugeln. Das wusste Kira.
„Warum bist du nur geflohen, du DumCDPhen?“ Die Stimme des Mannes schnitt durch die Luft wie ein erster Schuss. Eine Vorhut.
Kira wich bleich im Gesicht einen Schritt zurück. Wogen der Angst und Erinnerung kreisten durch ihr Bewusstsein.
Ihr Trommelfeld war wie betäubt. Sie hörte das Rauschen ihres eigenen Blutes.
Angst.
Wie ein angriffsbereites Tier krümmte sie sich zusammen. Die Knöchel an der Hand, die das Messer umkrallte, traten weiß hervor.
Sie fühlte sich wie betäubt. Gefesselt nur von dem Blick des Feindes.
Den Schuss hörte sie erst, nachdem ein feuerartiger Schmerz ihre rechte Schulter zu explodieren drohte.
Rot – Schwarz.
Sie bemerkte kaum, wie sie auf den Boden fiel.
Ein Schrei, ein zweiter Knall.
Verzweifelt riss Kira die Augen auf. Sie sah alles nur noch wie in einem Film. In Zeitlupe geschaltet. Sie – der hilflose Zuschauer im leeren Kinosaal.
Der fallende Körper ihrer Mutter irgendwo neben ihr. Das hämische Grinsen auf den Siegerlippen des Feindes. Er hieß in Wirklichkeit gar nicht Jack, aber das spielte keine Rolle. Das Blenden der Sonne. Stille.
Mühsam drehte sie den Kopf zur Seite und stemmte sich einige Zentimeter in die Höhe. Ihre Mutter lag dort so friedlich. Zu friedlich. Zu still.
Erst jetzt sah Kira die rote Blüte, die sich auf der linken Brust ihrer Mutter entfaltete. Gesät vom zweiten Schuss des Fürsten.
Kira wollte schreien, weinen. Wollte dem Mörder hinterher rennen. Ihn umbringen. Aber sie konnte sich nicht rühren. Wie aus Stein gemeißelt lag sie hilflos neben ihrer Mutter und wartete auf die ersten Tränen. Doch der leere Schmerz, der sich dumpf in ihr Herz bohrte war viel schlimmer als tausend geweinte Tränen. Schlimmer als jede Träne der Vergangenheit.
cute_fighter ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.06.2007, 00:07   #12
männlich Roan Eck
 
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Ort: München
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wieder einmal tut es mir leid, dass ich deine Geschichte erst so spät entdeckt habe. Ich habe sie zwar gespeicht, aber ich bekomm keine mails, wenn es einen neuen Beitrag gibt. Deswegen tuts mir leid.

Ich bin immer noch mehr verliebt in deine Geschichte. Ich liebe diese sanfte traumhafte Schreibwese. Die vergleiche. Es ist wirklich schönzu lesen und ich würde mich freuen wenn ich auch wissen darf wies weiter geht, auch wenn ich nur einer bin. Ich will noch mehr
gruß roan
PS: ich sag in letzter zeit zu oft melancholisch ,aber auch hier passt es wieder.
Roan Eck ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 18.06.2007, 13:00   #13
Struppigel
 
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Hallo Cutie,

dies hier wird wahrscheinlich die erste wirklich negative Kritik an eines Deiner Werke. Ich bin überhaupt nicht überzeugt von Deiner Geschichte. Sie reißt mich nicht mit, lässt mich nicht richtig mitfühlen. Sie ist anstrengend zu lesen (ich habe alles in einem Stück runtergelesen, was sicherlich sowieso einen ganz anderen Lese-Eindruck hinterlässt, als häppchenchenweises Lesen)
Die genauen Gründe will ich im Folgenden erläutern:

1. Problem: Die Sprache

Man merkt, dass Du Lyrikerin bist. Du baust (für eine Geschichte) unheimlich viele Metaphern ein, die für sich betrachtet gar nicht schlecht sind. Das wäre auch gar kein Problem, wenn es sich um eine sehr kurze Geschichte handeln würde, aber in dieser Länge macht es das Lesen unnötig schwer. Die Konzentration lässt schnell nach, man bekommt nicht mehr viel mit. Die Athmosphäre, die die Metaphern eigentlich aufbauen sollen, dringt nicht mehr ins Bewusstsein vor. Es ist gefühlsmäßig als würde man - übertrieben gesagt - ein zehnseitiges Gedicht lesen müssen. Dann hast Du ungefähr den Eindruck vom entstehenden Konzentrationsabfall bzw der Anstrengung, die man aufbringen muss (ja, das war übertrieben).

2. Problem: Inhaltliche Zerhackstückelung

Der Zusammenhang zwischen den einzelnen Kapiteln ist überhaupt nicht abgerundet. Es wirkt so, als hätte man aus einer Geschichte, die zeitlich streng fortlaufend alles berichten würde, ein paar wichtige Einzelteile/Einzelszenen herausgepickt und diese einfach zusammengefügt. Die Folge sind: Lauter Zeit und Raumsprünge. Damit einhergehend das Gefühl, nicht mitfließen zu können, denn dauernd muss man sich als Leser umstellen, neue Orte einfach akzeptieren.
Bestes Bespiel dafür ist die Szene mit der Mutter Kiras. Man ist plötzlich in einem Holzhaus - es gab keine Überleitung, kein vorheriges Herzklopfen, kein unglaubliches "Ist sie das?"; nein man ist schon da und Kira ist überglücklich in den Armen ihrer Mutter. Fragen von Kiras Seite oder von ihrer Mutter gibt es auch keine, sie scheinen alles schon zu wissen bzw es wurde weggelassen. Deswegen kann man nicht wirklich mitfühlen. Es ist schade, dass Du diese eigentlich bewegende Szene derart verbraten hast. Sie wurde lediglich wie ein unwichtiger Ausschnitt aus Kiras Leben ganz kurz abgehakt. Dabei ist da noch so viel drum herum und eigentlich ist es doch wichtig für Kira.
Genauso plötzlich, wie man in die Kennenlernszene geschmissen wurde folgt auch der Umschwung zu irgendeinem Mann, der alles wieder zerstört. Ein wirklicher Verlust ist es aber für den Erzähler nicht, denn der hatte gar nicht genug Zeit, die neue Situation, die Mutter Kiras lieben zu lernen und sich mit Kira zu freuen. Man blickt also kalt auf diesen Mord herab und denkt sich - naja, Pech gehabt.

Auch mit den anderen Szenen ist es nicht besser. Einer dieser Kapitel-Übergänge hat mich sogar richtig verwirrt. Nämlich der von Kap 2 zu Kap 3. Kira ist im Wald, tifft eine Frau. Diese Frau sagt ihr etwas, dann ist Kira plötzlich in einem Raum und schreibt. Das wird in wenigen Zeilen abgehandelt und schon ist sie im nächsten Kapitel wieder an einem anderen Ort und trifft die Frau erneut, bei der man im ersten Moment gar nicht realisiert, ob es nun dieselbe ist oder nicht. Zu wenig Erklärungen, keine Überleitungen, man fragt sich "Was war dazwischen passiert?" und "Wie hat sie die Zeit im Wald überhaupt verbracht?".

Daneben erscheint die Beschreibung wie sie als Kellnerin arbeitet, völlig sinnlos, weil auch das nur einen winzigen Teil der Geschichte ausmacht und im späteren Verlauf überhaupt keine Rolle mehr spielt (außer der Tatsache, dass es noch einmal erwähnt wird). Wozu also ist diese Szene überhaupt da? Sie stellt weder neue (wichtige) Charaktere vor, noch treibt sie die Geschichte voran. Auch der Athmosphäre dient sie nicht, da diese mit dem nächsten Kapitel sofort wieder eine andere ist.

So, das war es im Großen und Ganzen. Ich hoffe, Du kannst damit etwas anfangen.

Liebe Grüße

Struppi
Struppigel ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 18.06.2007, 13:25   #14
cute_fighter
 
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Struppi, du hast soeben die Zweifel unseres "Lehrers" bestätigt. Es ist ja so, dass ich mir die Szenen nicht ausgesucht habe. Zumindest nicht wirklich. Es ist, als könntest du Gott spielen und wüsstest trotzdem nicht, was das Schicksal von deinen Figuren verlangen wird. Es sollten hauptsächlich "Techniken" geübt werden, die wir vorher mal zusammen besprochen hatten. Die Unzusammenhängigkeit hat mich auch vor allem zwischen dem Wald und dem Marktplatz gestört, weil ich gerade so schön zwischen den Bäumen stand, eine Idee von der Geschichte hatte und dann hieß es: "Ein Dialog auf einem mittelalterlichen Marktplatz..."
Die inhaltliche Kritik kann ich also sehr gut nachvollziehen, beim Schreiben war ich schon immer überglücklich, wenn ich die Vorgaben umsetzten konnte, sodass noch irgendein Zusammenhang da war, aber manchmal muss der Leser eben mitdenken...
Die Kritik zum Stil hier kann auch auch gut nachvollziehen, so wie du sie erklärt hast. Ich versuche meine metaphorische Seite ab und zu zu unterdrücken bei längeren Geschichten - Danke!

Achja: Auch an meinen eifrigen Leser, Roan noch ein Dank...

Hier jetzt noch das Ende

+ 7 +

Der weiße Stein ragte wie aus schlichtem Marmor gegossen vor ihr auf. Grünes Efeu umspielte seine Füße, als wäre er bereits ein Teil von ihnen. In kurzer Entfernung davor aber stieg eine braune Stufe unendlich tief hinab. Dieses Loch war nicht mehr mit Erde zu füllen. Es würde eine Trennwand bilden. Von jetzt ab. Zwischen Kira und ihrer Mutter.
Es roch nach Erde und Thymian. An den Fingern hatte Kira noch Klumpen der aufgerauten Erde hängen. Trotz ihres tauben Armes hatte sie tatkräftig mitgeholfen. Sie musste etwas tun, um ihre Trauer wenigstens für einen Moment zu ersticken.
Der provisorische Verband an ihrer Schulter zeigte bereits erste rote Spuren an den Rändern und schaffte es noch nicht einmal, den restlichen Arm wirklich abzubinden. Schmerzen fluteten in regelmäßigen Wellen durch Kiras Nerven und ließen sie jedes Mal fast erzittern.
Die vielen Menschen um Kira bestätigten sie nur in ihrem Verdacht. Amanda war niemals irgendeine Piratenbraut gewesen. Dann hätte sie nicht so intensiv nach ihrer Tochter suchen lassen können. Nein. Amanda war etwas besonderes gewesen. Für Kira so wie für die anderen Piraten. Eine Anführerin hatten die Fremden zu ihr gesagt und sie solle die Nachfolgerin werden.
Kira ballte die Faust.
Nein... das könnte und würde sie nicht. Sie war kein Pirat. Nur die Beerdigung ihrer Mutter hielt sie noch hier. So viel war sicher.
Ein letztes Mal sah Kira die Züge ihrer Mutter. Tief unten in der Grube lag sie, friedlich sah sie aus. Bleich wie eine Puppe, aber friedlich. Wahrscheinlich war das von Anfang an ihr Schicksal gewesen. Kira sollte leben. Aus irgendeinem Grund.
Die erste Träne seit dem Eintreten des Mörders kullerte über die Wange der jungen Frau. Sie wirkte verloren und hinterließ eine glänzende Spur auf ihrer Haut. Wie ein Diamant tropfte sie zu Boden und ihr folgten weitere. Bäche strömten aus Kiras Augenwinkeln, als wäre in ihr ein Damm zusammengebrochen, den sie mühsam gebaut hatte. Alles umsonst. Der Tod hat mir erneut mein Leben genommen. Gerade gefunden, dachte Kira verbittert.
Nur noch am Rande nahm sie wahr, wie jemand neben sie trat. Aus den Schatten war der Ankömmling getreten und fasste die junge Frau behutsam an der Schulter. Kira konnte kaum das Mitleid in der Bewegung spüren, viel eher den Schmerz der Berührung. Sie zuckte zusammen und drehte sich um. Ein Überraschungsschrei entwich ihrer Kehle, als sie ein paar bekannte Züge wahrnahm. Die alte Frau, die damals auf dem Marktplatz in Rhalaton verschwunden war. Einfach so.
„Komm mit, meine Kleine. Deine Schulter muss behandelt werden, sonst folgst du deinen Eltern zu früh. Willst du das?“
Ja, wollte Kira schreien. Ja, sie wollte dahin, wo ihre Eltern nun waren.
„Nein...“, murmelte sie schuldbewusst. Sie spürte, dass die alte Frau Recht hatte. Es wäre zu früh. Zum ersten Mal spürte sie auch, dass Schwäche durch ihre Glieder kroch wie ein schleichendes Unwesen. Sie konnte sich kaum noch auf den Beinen halten, als sie dem Grab den Rücken zukehrte und gestützt von der alten Frau genau auf eines der Gebäude in der Nähe zuging.

Der Raum war getränkt von schweren Kräutergerüchen. Salbei, Thymian und einen würzigeren Geruch konnte Kira in Gedanken trennen, doch mehr fand ihre Nase nicht. Sie erzitterte kurz und hob die schweren Lider an. Ihr Blick war an die Decke gerichtet. Dort zeichnete sich die Holzmaserung ab und drohte zu verschwimmen.
Plötzlich schlugen die Erinnerungen wie ein Wirbelsturm in ihre Gedanken ein. Rissen lose Gefühle auseinander und zeigten auf den Schmerz, der tief in ihr schlummerte. An der Stelle, an der sie ihre Vergangenheit für ihre Mutter geöffnet hatte, dort klaffte nun ein schwarzes Loch und es drohte sich weiter in sie vor zu fressen. Schwarz und leer. Gierig.
„Kira, trink das.“
Die junge Frau bemerkte kaum, was um sie geschah, als die fremde Stimme sich langsam durch das Chaos der Gefühle baggerte.
Hilflos öffnete sie die rissigen Lippen einen Spalt breit und bemerkte wie ein kühles Gefäß dort angesetzt wurde. Flüssigkeit tropfte auf ihre Zunge durch die Mundhöhle, die Kehle hinab. Es brannte ein wenig, aber Kira war damit beschäftigt, sich nicht zu verschlucken. Erst der letzte Schluck blieb ihr im Hals stecken und sie hustete schwach.

Sie saß da. Auf der Bettkante aus Holz. Sie saß einfach nur da und beobachtete jede Bewegung der geheimnisvollen Frau, die sie geheilt hatte.
Die letzten Tage trugen nur Erinnerungen eines Dämmerschlafes in Kiras Bewusstsein und die Schulter schmerzte noch immer ein wenig. Die Wunde aber war größtenteils verheilt und der Verband war nun nur noch zur Sicherheit.
„Wer bist du?“, flüsterte Kira. So leise, dass sie keine Antwort erwartete hatte. Die Frau aber sah sie offen an. Sie hatte jedes Wort gehört und überlegte kurz, was sie antworten sollte.
„Du kennst mich dein Leben lang, Kira. Und doch hast du mich noch nie so wahrgenommen, dass ich in deinen Erinnerungen als mehr haften blieb als ein bloßer Sinneseindruck. Ich habe dich gesehen, als kleines Kind. Hilflos in den Armen deiner Mutter. Sie musste dich damals abgeben, Kira. Die Geschichte um dich ist lang. So lang wie die einer Prinzessin, deren Leben in ewigen Büchern abgehandelt wird.“ Kira sah sie verständnislos an. „Das Leben einer Piratenprinzessin.“ Angst und Verwirrung flüchteten in die Iris der jungen Frau. Sie hatte nach der Alten gefragt und trotzdem war das Thema auf sie selbst gefallen. Wollte sie ihre Geschichte überhaupt noch hören? War es nicht der Grund gewesen, aus dem sie keine Heimat besaß? Der Grund, aus dem sie sich in Träume flüchtete?
„Wer bist du, geheimnisvolle Frau, dass du meine Geschichte besser zu kennen glaubst, als ich selbst?“
Bedächtig schritt die Frau durch das Zimmer und ließ sich neben Kira auf das Bett sinken.
„Ich war einst die Anführerin der Freibeuter... Ja, auch Piraten brauchen jemanden, der sie leitet, sie vor den Gefolgsleuten des Königs bewahrt und ihnen das Verschwenden von Gold abgewöhnt.
Aber jeder wird einmal alt und gebrechlich. Ich wollte nicht eine dieser reichen Herrscherinnen werden, die sich Gewänder aus Macht schneidern lassen. Piraten sind kein Volk, das man einfach beherrscht. Man muss sich ihren Glauben und ihre Treue verdienen. Sie sind stolz, auch wenn das viele nicht verstehen.
Meine Hoffnung fiel auf deinen Vater. Jeder hier, der sich Freibeuter nennen darf, vertraute ihm schon nach kurzer Zeit. Er war angesehen und mächtig. Der König zollte ihm nach und nach mehr Respekt. Es hätte besser nicht kommen können. Dann kamst du, unser Leben war gesichert. Ein Leben in Freiheit mit einem Anführer. Ein Leben, für das ich jahrelang nur Träume übrig hatte.“
Aber dann starb mein Vater, dachte Kira verbittert, traurig und aufgewühlt.
„Kira, ich habe dir bei deinen ersten Atemzügen zugesehen. Deinen ersten Schrei gehört. Ich kenne dich, obwohl ich dich seit dem Angriff der Königsleute kaum zu Gesicht bekam. Berichte erzählten von deiner Flucht. Meine Brust war geschwellt vor Stolz und auch die deiner Mutter, das kannst du glauben. Ab dem Zeitpunkt begann unsere Suche. Wir mussten dich vor ihnen finden und das haben wir. Wer konnte ahnen, dass wir einen Spion in den eigenen Reihen haben?“
„Und jetzt?“, fragte Kira. Ihr fiel nichts besseres ein. Sie hatte Angst vor all den Erwartungen, die in den Erzählungen der Alten geschlummert hatten.
„Freiheit, Kira. Freiheit ist es, was langsam wieder verschwindet. Ich spüre es. Der neue König wird jeden einzelnen Piraten suchen, er wird nicht zulassen, dass die Freibeuter erneut an Ehre gewinnen. Sie haben bereits den Ruf von verlaustem Pack.“
„Aber das sind sie doch. Rum trinkende Widerlinge, die nur andere Reichtümer stehlen.“
Entsetzten spiegelte sich in den Augen der alten Frau. Kira wusste, dass auch sie eine von ihnen war, aber sie konnte nicht anders. Ihr Leben hatte sie zu sehr geprägt und viel hatten diese Piraten ja nicht getan, um ihr zu helfen.
„Kira, wir wollen doch nur Freiheit. Verstehst du das nicht?“
Trotzig sah Kira zu Boden. Sie konnte die Anklage im Gesicht der anderen nicht ertragen. Schließlich schuldete sie ihr einen Teil ihres Lebens, wenn nicht sogar ihr ganzes Leben. Diese Piratengreisin hatte sie geheilt.
„Sieh mich an, Kira und sag mir, was du siehst. Du bist doch längst eine von uns. Siehst du nicht, wie dieses kleine Volk leidet unter den noblen Waffen des Königs?“
Langsam hob Kira den Blick. Eine Falte zerfurchte ihre Stirn und etwas Glasiges lag in ihrem Blick. Die Augen wollte sie zukneifen, aber es war zu spät. Sie sah das Gesicht einer Rebellin, einer Freiheitskämpferin, die alles für ihre Träume getan hatte. Eine wilde Katze auf der Flucht vor tausend Käfigen. Eine Perle der Seltenheit.
Erst jetzt begriff sie die Worte, ihre Geschichte, die sie gehört hatte. Sie wusste, dass all das, was sie gedacht hatte, nur Vorurteile gewesen waren. Vorurteile, die der König gekonnt über dieses erhabene Volk der Piraten verstreut hatte, um sie Stück für Stück aus der Geschichte zu verbannen.
Sie konnte nicht zulassen, dass so etwas passieren würde. Niemand hatte das Recht, die Geschichte, das Leben anderer zu beenden. Jede Geschichte ging auch nach ihrem Ende weiter oder nicht?
„Du hast Recht. Ich bin längst ein Pirat... Ich werde euch helfen, euch anführen wenn es sein muss.“ Von den ersten Tränen erstickt fügte sie hinzu: „Für meine Eltern... für die Freiheit.“



Friede ward ein Privileg,
eine Sternschnuppe aus Gold.
Suchen Sie?

Ich habe es gefunden,
was mein Leben braucht,
um nicht zu verdursten.
Einen Weg.
cute_fighter ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 18.06.2007, 13:35   #15
Struppigel
 
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Hallo Cutie,

in diesem letzten Teil ist das mit den Metaphern ja fast gar nicht mehr zu spüren. Hat Dir schon vorher jemand gesagt, dass das nicht so toll ist oder wie kommt es dazu?
Es wäre echt gut gewesen, wenn Du die Methode, nach der Deine Geschichte entstanden ist, genauer beschrieben hättest (z.B. welche Vorgaben gab es bei welchem Teil). Dann hätte mir das einiges an Erklärarbeit gespart und die Bewertung wäre nach ganz anderen Maßstäben erfolgt. Ja, Du hast es zwar oben erwähnt. Aber so richtig wusste ich nichts damit anzufangen.

Oki, dann viel Spaß weiterhin.

Liebe Grüße

Struppi
Struppigel ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 18.06.2007, 13:43   #16
cute_fighter
 
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nö, eigentlich hat es mir niemand gesagt... bloß kann es sein, dass manchmal die Vorgabe der Beschreibung des Umfelds dabei war... aber höchstens in ein oder zwei Kapiteln, daher keine Entschuldigung dafür...

Die Vorgaben weiß ich ja selbst nicht mehr so genau -.-
Im Groben müssten sie das hier gewesen sein (falls es noch interessiert ):
Prolog: traumatisches Erlebnis in der Kindheit - Verlust eines wichtigen Menschen
1: Arbeitsbeschreibung (Geruch, Geschmack, Sehen etc.)
2: Flucht aus der "Heimat" (mit Beschreibung der Umwelt) + Treffen mit einer alten Frau
3: Dialog auf einem mittelalterlichen Marktplatz (Raum-Zeit-Verhältnis von Gesprächen)
4: Wiederaufgreifen der früheren "handwerklichen" Tätigkeiten + Treffen mit jemandem, der mit "einem Auftrag" o.ä.
5: Liebesszene + Verlust dieser Person
6: Beerdigung
7: "Religiöse" Szene...

Grüße.
cute_fighter ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 18.06.2007, 14:40   #17
männlich Roan Eck
 
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Beiträge: 168


hey
hab ich das so richtig verstanden, dass ist das ende? Ich hoffe doch nicht, weilich bin immer noch ein fan der geschichte. Ich mag die story irgendwie und deine methaphern auch
Nur eien frage zum Sinn verständniss, der Spion "JAck" war des ein Spion vom König? schon oder?
gruß roan
Roan Eck ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 18.06.2007, 17:57   #18
cute_fighter
 
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Doch, ist leider zu Ende weiß nicht, ob ich die iwann nochmal fortführe, aber ich hab sie selbst gar nicht sooo lieb... .__.
Ansonsten:Ja, stimmt schon mit dem Spion...
cute_fighter ist offline   Mit Zitat antworten
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