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Alt 11.11.2017, 16:25   #1
weiblich Zanzarah
 
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Standard Durch die Augen eines Kindes

ANGST
Durch die Augen eines Kindes

Es ist wieder so weit, die Nacht ist hereingebrochen. Sie bedeckt das Land mit Dunkelheit, ein riesiger Schatten der alles verschlingt.
Ein letztes gute Nacht, für mich klingt es wie ein Lebewohl. Dann wird das Licht ausgeschalten und die Türe zugemacht.

Nun bin auch ich von der Nacht verschlungen. Selbst der Mond spendet mir heute kein Licht. Sein geheimnisvoll leuchtender Antlitz ist von finsteren Wolken bedeckt.
Alles dunkel um mich.
Verkrochen unter meiner Decke lausche ich in die Nacht. Der Regen prasselt gegen mein Fenster, wie leise Warnschläge.
Weil sonst nichts zu hören ist blicke ich mich vorsichtig im Raum um.

Mein mir eigentlich so vertrautes Zimmer ist nun Fremd geworden. Zuvor gemütlich, ist es nun bedrohlich.
Jedes Teil, jedes Möbelstück ist nun nicht mehr. Ihre Umrisse verzerren sich zu unheimlichen Gestalten. Schreckliche Ungeheuer.
Sie bewegen sich und doch auch nicht. Selbst meine Stofftiere, die ich um mich verstreut habe, grinsen mich frech an, sie lachen mich aus, veralbern mich.
Ein kurzes Wimmern, eine schnelle Bewegung, schon sind sie aus meinem Bett geworfen.
Da liegen sie nun bei ihren grimmigen Freunden und machen sich über mich lustig.

Ich kann mein Herz rasen hören, mein Atem geht unregelmäßig. Langsam und vorsichtig verkrieche ich mich wieder unter meiner Decke.
Es scheint mir wie Stunden, als plötzlich...
Ein helles Licht, die kurze Ruhe vor dem Sturm.
Ein Knall!!!
Wie ein Trommelschlag.
Er dringt durch meine Ohren, bis tief in meine Seele vor. Ein leiser Aufschrei, das Herz scheint still zu stehen, zum Atmen kaum fähig. Endlich kehrt Ruhe ein, beruhigende und doch Unheil verheisende Ruhe.

Könnte ich doch nur endlich einschlafen. Doch wie, wenn die Bestien der Nacht lauern und nur darauf warten?
Licht, ich brauche Licht!

Langsam krieche ich hervor, setze mich auf und blicke zum Lichtschalter.
Doch dieser einst so kleiner Raum dehnt sich in die Länge. Immer größer und größer wird das Zimmer und der Lichtschalter ist mir fern.
Die Gestalten sehen mich an, rufen nach mir. Stumme Worte, die nur meine Gedanken hören.
Doch ich muss es versuchen.

Langsam aber doch stehe ich auf. Meine Füße wollen mir nicht richtig gehorchen. Der ganze Körper zittert. Aber ich muss vorwärts.
Schritt für Schritt komme ich meinem Ziel näher. Die Hälfte habe ich schon geschafft. Meine Angst steigt, doch gleichzeitig auch der Wille zum weitergehen.
Den Blick nur auf den Schalter gerichtet, um die Bestien zu ignorieren, setze ich einen Fuß vor den anderen.
Doch dann...
Wieder dieses helle Licht, schon ahnend was kommt, bleibe ich stehen.
DONNER!...
Leise gehe ich zu Boden. Zusammengekrümmt, zitternd und wimmernd.
Warum kommt keiner nach mir schauen? Ich bin allein. Nur ich und diese Kreaturen, die nach mir greifen. Sie wollen mich in die Finsternis ziehen, in ihre Welt des Grauens.

Aus lauter Verzweiflung springe ich auf, voller Angst und Panik renne ich Richtung Lichtschalter.
Ohne noch zu denken, mit Gänsehaut am Rücken und dem Gefühl gleich von hinten gepackt zu werden.
Dann endlich „klick“.. das Licht geht an.
Ein Strahl, der das ganze Zimmer erhellt. Ich habe es geschafft.

Wieder blicke ich mich im Raum um. Dies war wieder mein Zimmer. Ein gemütlicher kleiner Raum. Ohne Gefahren, nichts Bedrohliches. Keine Schatten die nach mir greifen, keine Kreaturen die mich auslachen, niemand der auf mich lauert.
Langsam klaube ich meine Stofftiere wieder auf, freundlich so wie ich sie kenne und verstaue sie in meinem Bett.
Dann lege ich mich hin. Ich bin entspannt, der Blitz macht mir nichts mehr aus, den Donner kann ich schon gar nicht mehr hören.
Endlich kann ich schlafen.


Geändert von Zanzarah (11.11.2017 um 21:30 Uhr)
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