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Alt 27.01.2024, 08:40   #1
weiblich Hannahanna
 
Dabei seit: 01/2024
Beiträge: 130

Standard Instagram und Co. /

Mich bewegt eine Erkenntnis über mich selbst. In Sicherheit und über den Dingen schwebend schien ich gewappnet für dieses Phänomen „Instagram“.
Wie arrogant und anmaßend.
Die Eröffnung meines Accounts hat mich im Vorfeld mit Angst gequält. Ich brauchte Mut.
Und seit einer Weile kämpfe ich nun mit einer tiefen Scham.
Ein tiefes Loch tut sich auf.
Ich habe einfach nicht wahrgenommen, wie bedürftig ich nach Aufmerksamkeit bin, nicht nach Anerkennung, die wurde mir immer entgegengebracht, auch von mir selbst an mich.
Jeden Tag poste ich einige Beiträge und kann einfach nicht damit aufhören.
Ein Damm scheint gebrochen und meine Ideen quellen mit wenig Kontrolle aus mir heraus, fließen über den eigenen Tellerrand hinaus in diese virtuelle Welt, wie notgeil fühlt sich das an.

Als Künstlerin müsste ich nun im siebten Himmel schweben, doch die Erziehung zur Unsichtbarkeit und Unsicherheit der Frau im Allgemeinen und auch der kreativ schaffenden Frauen der Nachkriegszeit hindert mich mehr, als ich gedacht habe….
Warum schreibe ich euch das ?
Ich glaube, dass nicht nur ich diese Scham trage :
ich darf nicht auffallen, ich bin zu viel, ich bin nicht klug genug u.s.w…
Es kotzt mich an, dass ich immer wieder in diese Falle tappe.
Und, nein, nein, nein…
Ich brauche keinen Coach und keine Couch.
Niemand muss mich von diesem „Makel“ heilen oder befreien oder mir sanft und gütig über das schüttere Haar streichen. Es gehört zu mir, wie mein linkes Auge oder meine rechte Hand.
Meine Sensibilität in der Selbstreflexion ist mein größter Schatz.
Meine Freiheit liegt in der Selbstermächtigung und einer ehrlichen Selbsteinschätzung.

Nun habe ich mich euch mitgeteilt...es hilft, die Scham trägt jetzt einen weiten Regenmantel…
gegen den nächsten Sturm...
Hannahanna ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 27.01.2024, 16:53   #2
männlich dunkler Traum
 
Benutzerbild von dunkler Traum
 
Dabei seit: 02/2021
Ort: mit beiden Beinen in den Wolken
Alter: 60
Beiträge: 1.615

Standard Hallo Hanna

... ich entschuldige mich vorausschauend für mein mansplaining.
Ja, vor sich selbst weglaufen, fällt schwer. Eine gesunde Selbstreflektion scheint hilfreich zu sein, doch wie schätze ich ein, was gesund ist?
Ein gelernter Selbstdarsteller hat es da immer leichter, er kennt keine Zweifel.

Endlich ein Text von dir, den ich verstehe, hoffe ich zumindest. Deine sehr kurz gehaltenen Gedichte lassen mich immer rätseln und erfolglos aufgeben.

wünsche schöne Träume
dT
dunkler Traum ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 27.01.2024, 18:32   #3
weiblich Hannahanna
 
Dabei seit: 01/2024
Beiträge: 130

Verstehe ich dich richtig?
Es klingt wie ein Vorwurf : habe ich so zu schreiben, dass meine Leser etwas verstehen können oder wollen oder schreibe ich zunächst für mich, hoffe auf Verständnis und habe aber auch gleichzeitig die Kraft und das Stehvermögen, ein Nicht - Verstehen auszuhalten ?
Ich schreibe, was ich schreibe....und ...danke, dass meine Gedichte und Geschichten deine Aufmerksamkeit gefunden haben.

Ich vertraue da ganz meinem Publikum, es weiß selbst sehr genau,
wann es sich meinem "Geschriebenen" zu - oder von ihm abwenden will.

Wenn ich meine Texte veröffentliche, habe ich sie durchdacht und durchfühlt und halte sie für geeignet, sich ihrem Publikum zu stellen.
Ich gebe sie frei...macht damit, was ihr wollt....sie gehören jetzt nicht mehr mir.

Und noch etwas : meine Gedichte und Geschichten sind frei erfunden und haben nur am Rande etwas mit meiner Biografie als Autorin zu tun.

Sie lassen sich erst dann schreiben, wenn ich innerlich frei von dem Thema bin, heißt, es verarbeitet habe.
ich wünsche dir einen schönen Abend
Hanna
Hannahanna ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.01.2024, 22:32   #4
unusmultorum
gesperrt
 
Dabei seit: 01/2024
Beiträge: 40

deine stärke ist der vers libre. deine kurzgeschichten sind inhaltlich interessant und alleine deshalb auch lesenswert, aber deine formulierungen wirken auf mich nur halb so authentisch wie deine person selbst. kurzum; was du erzählst, da höre ich gerne hin - wie du die geschichten erzählst, das bist gefühlt nicht du. ganz anders deine gedichte, wo das eine zum anderen passt.
unusmultorum ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 31.01.2024, 08:12   #5
weiblich Ilka-Maria
Forumsleitung
 
Benutzerbild von Ilka-Maria
 
Dabei seit: 07/2009
Ort: Arrival City
Beiträge: 31.104

Zitat:
Zitat von unusmultorum Beitrag anzeigen
ie du die geschichten erzählst, das bist gefühlt nicht du. ganz anders deine gedichte, wo das eine zum anderen passt.
Warum sollte sie? Ein Autor schreibt aus der Sicht des Erzählers, er selber spielt keine Rolle. Sollte man eigentlich wissen, dass Autor und Erzähler nicht identisch sind.

Du trägst eine ziemlich große Klappe durch das Forum, unusmultorum, aber jeder deiner Kommentare (eigene Texte von dir gibt es nicht) ist der Beweis, dass du weder von Lyrik, noch von Prosa die geringste Ahnung hast. Deine Beiträge, soweit ich sie gelesen habe, kann man alle stecken.
__________________

Workshop "Kreatives Schreiben":
http://www.poetry.de/group.php?groupid=24
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.02.2024, 19:26   #6
kofski
abgemeldet
 
Dabei seit: 01/2024
Beiträge: 378

Standard Mut zur Notgeilheit

Es gibt auch schüchterne Männer, aber mir ist aufgefallen, dass Unsichtbarkeit fast immer Frauen betrifft. Vielleicht ist das ein feministisches Thema, über das noch zu wenig nachgedacht wurde, denn die klassische Rolle der Frau schreibt Demut und Anpassung vor, Unterwerfung unter die viel tollere Persönlichkeit des anbetungswürdigen Mannes, Gottes Ebenbildes.

Es gibt ja momentan den Diskurs, ob Transfrauen wegen ihrer völlig anderen Sozialisierung als Kind da überhaupt mitreden dürfen bei diesen feministischen Geheimtreffen esoterischer Hexen, die nachts nackt um alte Ulmen urinieren. Denn es ist nun mal ein Fakt, dass Frauen und Männer immer noch extrem ungleich erzogen werden. Einem Mann wäre es nie peinlich, notgeil nach Anerkennung zu sein, das wird schließlich von ihm erwartet. Erfolg.
LG
kofski ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.02.2024, 20:03   #7
weiblich Hannahanna
 
Dabei seit: 01/2024
Beiträge: 130

@kofski

an der Debatte über Mann, Frau und andere Geschlechter beteilige ich mich nicht.
Ich war zwei Mal verheiratet, habe 2 Söhne und seit dreißig Jahren lebe ich mit meiner Liebsten zusammen, lebendig und zufrieden, manchmal mit und manchmal ohne Turbulenzen. Die Geschlechterfrage hat sich uns nie gestellt.

Meine Geschichte spricht die Sucht nach dem "gesehen werden"an. Ich bringe das nicht mit Schüchternheit in Verbindung, auch nicht mit Anerkennung.
Gesehen werden ist ein Naturrecht, ein Lebenselexier, dass jedem Menschen zusteht. Wir, die Menschheit, hat meines Erachtens verlernt, sich ehrlich zu begegnen. Warum das so ist, ist ein weites Feld und würde hier den Rahmen sprengen. Meine Geschichte soll nur sanft, aber deutlich den Finger in die Wunde legen.

LG Hanna

Und du hast Recht, dieses Nicht - gesehen - werden ist oft ein Thema von Frauen. Die Konditionierungen spielen dabei sicher eine wichtige Rolle. Aber...wenn Frau nicht aufsteht und sich zeigt...wer sollte es sonst tun?
Ich weise übrigens gerne noch mal darauf hin, dass ich nur die Ezählerin bin, sowohl in meinen Gedichten, als auch in meinen Geschichten. Ich bitte eindringlich, mich, die Schreiberin, mit der Figur im Thema nicht zu verwechseln.
Hannahanna ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.02.2024, 20:19   #8
kofski
abgemeldet
 
Dabei seit: 01/2024
Beiträge: 378

Hallo Hanna,
ich wusste nicht, dass es nur eine Geschichte ist, weil es unter "Tagebucheinträge etc." steht. Wäre unter "Kurzgeschichte" besser aufgehoben gewesen, dann hätte ich beim Lesen einen ganz anderen Ansatz gehabt, mehr analytisch, aber jetzt ist es zu spät.

Die Protagonistin schämt sich, weil sie gesehen werden will und glaubt, das habe etwas mit ihrer Sozialisierung als Frau zu tun.
Ich schäme mich, weil ich nicht gesehen werden will und niemand mein Recht, kein Insta zu haben, respektiert. Ich werde als Ewiggestriger dargestellt, dabei möchte ich nur meine Privatsphäre. Es ist mir peinlich, aber ich will nicht, dass jemand mich kennt. Vielleicht hat mich dieser Text deshalb so stark angesprochen.

Für Geschlechterthemen interessiere ich mich sehr, denn ich habe das die meiste Zeit meines Lebens einfach übersehen.
LG
kofski ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.02.2024, 20:25   #9
weiblich Hannahanna
 
Dabei seit: 01/2024
Beiträge: 130

da oben steht : Kulumnen, Briefe, TAGESEINTRÄGE, aber wenn ich dich auf eine falsche Fährte gelockt habe, tut es mir leid.

Es freut mich, wenn mein Text dein Interesse weckt.
Ich bin übrigens auch nicht mehr bei Instagram und Co.
LG
Hannahanna ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.02.2024, 20:40   #10
kofski
abgemeldet
 
Dabei seit: 01/2024
Beiträge: 378

Die falsche Fährte sollte Dir nicht leidtun, ich kann mich voll mit dem LI identifizieren. Wenn ich mich bei Insta anmelden würde, damit ich mehr Kohle verdiene, wäre es einfach eine Höllenqual. Ich würde mich dann auch fragen, warum ich so bin und es auf meine Sozialisierung schieben.
Es ist mir sehr viel über mich klar geworden durch diesen Text, nun brauche ich keine Verhaltenstherapie mehr. Die Krankenkasse hätte sie ohnehin abgelehnt.
LG
kofski ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.02.2024, 20:46   #11
weiblich Hannahanna
 
Dabei seit: 01/2024
Beiträge: 130

Scheiß- Krankenkasse..

Jetzt ist Schluß...
Ich will aufs Sofa und lesen..
Gute Nacht
Hannahanna ist offline   Mit Zitat antworten
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bedürftigkeit, instagram und co., scham



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