Poetry.de - das Gedichte-Forum
 kostenlos registrieren Letzte Beiträge

Zurück   Poetry.de > Gedichte-Forum > Lebensalltag, Natur und Universum

Lebensalltag, Natur und Universum Gedichte über den Lebensalltag, Universum, Pflanzen, Tiere und Jahreszeiten.

Antwort
 
Themen-Optionen Thema durchsuchen
Alt 05.10.2022, 22:55   #1
männlich Manni M.
 
Dabei seit: 09/2022
Ort: Mittelrhein
Alter: 46
Beiträge: 114

Standard Mehr als abertausend Worte

Schon wieder hörst du dieses Wort. Du fliehst
zurück in deine eigne Dunkelheit,
beweinst erneut die Welt darin und siehst
in ihr nur eine schwarze Endlichkeit.

Du selber hast es ausgesprochen. Mehr
als abertausend Male schon und weißt
nach tausend Malen mehr nur ungefähr,
was Hoffnung je für einen andren heißt:

Ein Nebelklang, der durch die Welten schwebt
als leere, blass ergraute Hülle bloß?
Ein Dunst aus kaltem Hauch gewebt
für einen nackten, jammervollen Trost?

Vielleicht mag Hoffnung all das sein, doch sie
ist niemals nichts. Du spürst, das Wort umhüllt
die Finsternis mit etwas Licht, gleichwie
ein unbekanntes, farbenfrohes Bild!
Manni M. ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 05.10.2022, 23:33   #2
weiblich Ilka-Maria
Forumsleitung
 
Benutzerbild von Ilka-Maria
 
Dabei seit: 07/2009
Ort: Arrival City
Beiträge: 31.113

Oops! Und aha ...

Ich habe das Gedicht dreimal gelesen, und zwar direkt hintereinander. Weil ich beim ersten und zweiten Mal nicht sicher war, es richtig gelesen zu haben.

Und dann habe ich mir gesagt: Klasse! Der hat sich was getraut. Außer der dritten Strophe alle anderen in Enjambements verfasst. Aber nicht nur, um etwas Originelles oder lyrik-technisch Schwieriges herzustellen, sondern auch Inhalt zu vermitteln.

Rundum gelungen.

Und puh! Ein bisschen neidisch.

Und das sage ich, obwohl es vom Sprachstil her nicht meinem Geschmack entspricht. Aber in den Autor hineinversetzt, dessen Sprachstil es ist, finde ich dieses Gedicht herausragend.
__________________

Workshop "Kreatives Schreiben":
http://www.poetry.de/group.php?groupid=24
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 06.10.2022, 19:04   #3
männlich Manni M.
 
Dabei seit: 09/2022
Ort: Mittelrhein
Alter: 46
Beiträge: 114

Wow! Vielen lieben Dank.
Manni M. ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 06.10.2022, 20:47   #4
männlich Heinz
 
Benutzerbild von Heinz
 
Dabei seit: 10/2006
Ort: Reimershagen in Mecklenburg-Vorpommern, Nähe Güstrow
Beiträge: 7.879

Hallo Manni M.,
ich schließe mich vorbehaltlos meiner Vorrednerin an.
Hier ist jemand am Werk, dessen Wortkunst beneidenswert ist.
Wenn ich den Grundtenor richtig verstanden habe, dann vermittelt das LI das Gefühl oder sogar die Gewissheit:
Selbst wenn tiefe Dunkelheit die schwarzen Schwingen
mitleidslos um deine zage Seele schlägt,
leuchtet doch zu deinem Trost ein Sternenlicht,
Hoffnung kündend und um Trübsal zu vermeiden.
Liebe Grüße,
Heinz

Geändert von Heinz (06.10.2022 um 22:54 Uhr)
Heinz ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 06.10.2022, 22:39   #5
männlich Manni M.
 
Dabei seit: 09/2022
Ort: Mittelrhein
Alter: 46
Beiträge: 114

Lieber Heinz,

auch Dir einen herzlichen Dank für die schönen Worte. Und ja, den Grundtenor hast Du richtig verstanden.
Eine befreundete Malerin hatte mich vor einiger Zeit darum gebeten, einen Beitrag auf der Homepage für eine Spendenkampagne zu verfassen. Die Kampagne hieß: Neuwieder Künstler gegen Krebs. Zahlreiche Künstler haben dort ihre Werke zum Verkauf angeboten, und es kam so einiges für eine ortsansässige Stiftung zusammen. Natürlich spielte das Gedicht für den Erfolg keinerlei Rolle. Das allein machten die Kunstwerke aus. (Daher auch der letzte Satz: gleichwie ein unbekanntes, farbenfrohes Bild.) Aber es freut mich doch sehr, dass es mir anscheinend gelungen ist, etwas Sinnvolles beizutragen.
Die Kampagne sowie die Homepage gibt es jedoch nicht mehr. Deshalb dachte ich mir, ich stelle es einfach mal hier rein.

LG
Manni
Manni M. ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen für Mehr als abertausend Worte



Ähnliche Themen
Thema Autor Forum Antworten Letzter Beitrag
nicht mehr nichts mehr zu sein milchmirzucker Gefühlte Momente und Emotionen 4 19.08.2019 21:21
Du tust mir mehr weh, als ich es selbst jemals könnte. Laylie Gefühlte Momente und Emotionen 0 05.04.2010 01:11
Mehr gewusst als heißt mehr geweint wie Sephallas Liebe, Romantik und Leidenschaft 0 13.05.2008 00:17
Mehr als ein Unwetter Thorbald Gefühlte Momente und Emotionen 6 21.12.2007 13:36
Mehr als sterben ... Zwischenruf Liebe, Romantik und Leidenschaft 1 06.12.2005 13:52


Sämtliche Gedichte, Geschichten und alle sonstigen Artikel unterliegen dem deutschen Urheberrecht.
Das von den Autoren konkludent eingeräumte Recht zur Veröffentlichung ist Poetry.de vorbehalten.
Veröffentlichungen jedweder Art bedürfen stets einer Genehmigung durch die jeweiligen Autoren.