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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt.

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Alt 22.07.2018, 10:04   #1
männlich Ex-DrKarg
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Standard Tausendsassas


Tausendsassas


Wir sehen sie auf allen Kanälen
Und immer dieselben Gesichter.
Egal, welche Talkshow wir wählen,
Dort sind sie die wahren Berichter.

Dasselbe geben sie immer von sich
Und man fragt in der Demokratie,
Ob sie damit noch erreichen mich:
Wo bleibt denn das Lösungsgenie?

Mitunter verkompliziert man die Welt,
So dass man nichts mehr versteht.
Dann wundert sich mancher Fernsehheld,
Weshalb die Quote nicht steht.

Man wird stundenlang schwindlig geredet,
Hinterher weiß man dann nicht mehr,
Wodurch denn welche Meinung getötet,
Was wird mir leichter, was wird mir schwer?

Zerredet mit großer Eitelkeit
Glauben manche, sie wären ganz toll.
Dabei schwindet oft jegliche Heiterkeit
Und man hat bald die Nase voll:

Alles besprochen und nichts gelöst,
Nur schwadroniert, fabuliert.
Da schalte ich, wenn Konkretes verdöst,
Dorthin, wo musiziert.

©Hans Hartmut Karg
2018

*
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Alt 22.07.2018, 17:20   #2
weiblich Ilka-Maria
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Ich widerspreche in allen Punkten.

In den meisten Talkshows kommen gewöhnliche Menschen mit individuellen Schicksalen zu Wort. Für deren Schicksale interessieren sich Menschen genauso, wie es in der früheren, fernseharmen Welt beim Tratsch im Hof, imTreppenhaus, auf dem Parkplatz beim Autowaschen oder beim Einkauf im Bäcker- und Metzgerladen war. Menschliche Schicksale interessierten schon immer, und da sich der Mensch seit dem Cro-Magnon nicht geändert hat, hat sich auch an diesem Verhalten nichts geändert.

Ich bin nicht der Fernsehgucker vor dem Herrn, sondern schaue mir die Programme der Öffentlich-rechtlichen meistens auf dem Computer an, also in den Mediatheken. Dort kann ich mir nämlich aussuchen, wen von den Talkshow-Schwätzern ich mir antun will und wen nicht.

Ich nehme drei Beispiele heraus: Markus Lanz, Bettina Böttinger und Michael Steinbrecher.

Markus Lanz nervt durch sein ständiges Dazwischengerede und seine zappelige Art. Die Stärke seiner Sendung liegt darin, dass Lanz immer gut vorbereitet ist, meistens ein aktuelles Thema zur Diskussion stellt und Menschen dabei hat, die - einzeln oder als Paar -, Außerordentliches geleistet haben. Fast immer hat er einen Gast dabei, dessen Buch zu einem brisanten Thema vorgestellt wird. Zu ca. zwanzig Prozent ist die Sendung also auch Promotion. Die Gäste sitzen ziemlich ungeschützt, werden von Lanz auch manchmal ins Kreuzfeuer genommen: Zur Kameraseite ist alles offen, das Publikum sitzt ihnen im Rücken. Für mein Empfinden ist das keine angenheme Sitzordnung.

Bettina Böttinger setzt auf Vielfalt und Witz. Ihre Runde hat viele Gäste aus unterschiedlichen Sparten, die mitunter auch mit ihrer Kunst auftreten müssen. Wie Lanz, springt auch B.B. zunächst von einem Gast zum anderen, ehe sie sich näher auf einen einzigen einlässt. Die Themen sind teils aktuell, teils greifen sie in die Vergangenheit der Gäste zurück, oder sie konzentrieren sich auf ihre Kunst. Die Atmosphäre ist locker, und B.B. hat ein gute Gespür dafür, ernsthaft gestellte Fragen mit Humor zu entschärfen. Für das Konzept dieser Talkshow ist es völlig logisch, dass die Gäste an einem runden, flachen Tisch sitzen, der gut mit Speis und Trank bestückt ist.

Michael Steinbrechers "Nachtcafé" ist meine Liebslingssendung unter den Talkshows. Sie wird von einem Motto getragen, also einer Grundhaltung oder einem Schicksalsschlag etc., die oder den die Gäste unterschiedlich erlebt und verarbeitet haben. Diese Gäste sind meistens Menschen aus der Masse, Prominente findet man im Nachtcafé selten. Steinbrecher hat eine sehr behutsame und einfühlsame Art, Menschen nach ihren schlimmsten Erlebnissen zu befragen. Ihm steht außerdem immer eine psychologische Fachkraft zur Seite, die sich bei Bedarf einschaltet. In dieser Runde sitzen sich sie Teilnehmer in Hufeneisenform, Steinbrecher im Bogen, gegenüber.

Für diese Talkshows interessiere ich mich erst seit etwa einem Jahr, und ich schaue mir nicht alle Ausgaben an bzw. steuere ich bestimmte Ausschnitte in der Mediathek an. Ich interessiere mich deshalb dafür, weil ich das, was Menschen über ihre Erlebnisse berichten, vielleicht in den Geschichten, die ich noch schreiben will, verwerten kann.

Man kann Talkshows unterhaltsam finden oder nicht, man kann sie nervig finden oder nicht, man kann sie trivial finden oder nicht, aber so, wie sie in dem obigen Gedicht niedergemacht werden, sind sie nicht.
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Alt 23.07.2018, 08:57   #3
Thing
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Ich bin befangen, denn ich trauere immer noch Wieland Backes hinterher.
Seine Sendungen, die m.W. immer persönliche (nicht politische) Themen als Leitfaden hatten, waren fesselnd für mich als Zuschauer.
In meinen Augen kann ihm der wildmähnige Nachfolger nicht das Wasser reichen.

Wieland Backes bleibt für mich der Souverän.

Gegen wen sich Dr.Kargs Pamphlet rchtet, weiß ich nicht.
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Alt 23.07.2018, 09:08   #4
weiblich Ilka-Maria
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Zitat:
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Ich bin befangen, denn ich trauere immer noch Wieland Backes hinterher.
Kann ich verstehen, von den Themen her war die Sendung auch mit ihm völlig in Ordnung. Obwohl mich die Art seiner Moderation an Schlaftabletten erinnert hat.
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Alt 23.07.2018, 09:18   #5
Thing
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Zitat:
Zitat von Ilka-Maria Beitrag anzeigen
Kann ich verstehen, von den Themen her war die Sendung auch mit ihm völlig in Ordnung. Obwohl mich die Art seiner Moderation an Schlaftabletten erinnert hat.
Eine sehr gutaussehende Schlaftablette.
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Alt 23.07.2018, 09:58   #6
männlich Ex-DrKarg
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Standard Re: Tausendsassas

Liebe Ilka-Maria, liebe Thing,
ja, die Sendungen von Backes sehe ich immer noch gern an - selbst wenn es sich um Wiederholungen handelt. Und Steinbrecher ist für mich ein leuchtendes Beispiel, wie man es gut machen kann.
Auch wenn es so herausgekommen sein sollte, als wollte ich behaupten, bis auf diese wenigen Ausnahmen seien die anderen Talkshows generell schlecht, möchte ich diesen Eindruck so nicht stehen lassen. Vielmehr gelangen nach meiner Beobachtung mehr und mehr dieser Sendungen dorthin, wo ich mich hinterher frage, was sie mir als Wähler, der sich eine tragfähige Meinung bilden wollte, wirklich gebracht hat. Zur Unterhalteung tragen sie allemal bei. Wenn jedoch nur noch Statements vom Stapel gelassen werden, die man reichlich kennt, dürfte das verschwendete Lebenszeit gewesen sein.
Ursprünglich sind Talkshows ja tatsächlich einmal angetreten, um uns Bürgern ein informatives Rüstzeug für die Wählbarkeit von Parteien zur Verfügung zu stellen und uns bei der Lebensbewältigung zu helfen. Diese hohen Ansprüche vermisse ich in vielen Sendungen inzwischen.
Herzliche Grüße!
H. H. Karg
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Alt 23.07.2018, 13:44   #7
Thing
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Ich stimme gerne zu!
Habe heute im alpha-BR bei einer Sendung über Özil gesehen/gehört, da war ich baff, so informativ ist sie gewesen.. (Hab auch selbst dort angerufen).

LG
bon
Thing
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Alt 24.07.2018, 09:51   #8
männlich Ex-DrKarg
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Standard Re: Tausendsassas

Ja, BR-alpha ist ebenfalls gut!
Liebe Grüße!
HHK
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