Ilse, meine alte Liebe

[Heinz]

Kraftvoll vorwärts drängend war ich immer.
Ovakara, Prinz von eignen Gnaden,
nanntest du mich, schöne Principessa,
und mein Bett war stets für dich bereitet.

Komm zu mir und lös dein enges Mieder,
lass dich ohne deine Hüllen sehen,
wälz die moosbegrünten, schweren Felsen
weg von deinem tiefgekühlten Herzen,

auch das löchrig schmutziggraue Linnen,
wirfs beiseite, ausgefranst bedeckt es
kaum noch deine frostbeeisten Glieder.
Elischeva, folge meinem Winke,

hör mein, ach, so sehnsuchtsvolles Rufen,
flüchte dich in meine offnen Arme,
lausche mit mir, Liebchen, auf das Flüstern
erster Frühlingsblumen, lausche, Ilse,

horch, und lass das Rauschen deines Blutes
nicht das Wispern zarter Stimmen stören.
Freundlich künden leise Glockentöne
unsre Frühlingshochzeit in den Bergen,

weltentrückt lass sie uns fröhlich feiern;
Traualtar sei uns der Ilsenstein und
Zeugen sollen alle Brockenhexen
sein und gern geseh’ne Gäste auf der

Feier der Verbindung Ovakaras,
Prinzgemahl und steter Vorwärtsdränger,
und der muntren, heiß geliebten Ilse,
Principessa aus dem Harzgebirge.

[Thing]

Halli Hallo, Heinz!


Mit wundervollen Worten und Bildern hast Du diese Sage(n) dem Vergessen entrissen.
Ebenso die Walpurgisnacht.

Ich habe mitgebadet - wortwörtlich!


Thing

[Heinz]

Lieber Thing,
eine Sage hätte ich in Versform gebracht? Davon wusste ich gar nichts. Ich wollte nur mit einem doppelbödigen Naturgedicht die "Vermählung" der Ilse mit dem Flüsschen Oker auch vermenschlichen. Schön, dass Du mitgebadet hast (hoffentlich nur virtuell, denn im Augenblick ist es wohl im Harz zu kalt).
Liebe Grüße,
Heinz

[Thing]

Halli Hallo, Heinz -

ja, jetzt, da Du mich sozusagen mit der (kalten) Nase draufgestoßen hast, ist der (Hinter)Sinn doppelt bödig.

In Erdkunde hatte ich nie gute Noten.
Lob Deinem Lobgesang!


Thing


Skylla und Charybdis lassen grüßen!

[Heinz]

Lieber Thing,
Du bist des Lobes voll und ich gestehe: Es tut gut.
Liebe Grüße,
Heinz

[Ilka-Maria]

Lieber Heinz,

das strotzt ja vor kraftvollen Bildern und ist außerdem sehr flüssig zu lesen. Für mich hatten die Verse beim Lesen auch einen sagenhaften Unterton, vor allem der Begriff "Ilsenstein" versetzte mich in die Sagenwelt. Das kommt vielleicht vom "Isenstein", Brundhildes Burg in der Siegfried-Sage.

Gerne gelesen.

Im Harz war ich übrigens als Kind ein paarmal, wir hatten dort Verwandte (Bad Sachsa).

LG
Ilka-M.

[Heinz]

Liebe Ilka-Maria,
herzlichen Dank für die kraftstrotzenden Bilder! Wenn Du mal im Harz gewesen bist und abseits der kultivierten Wanderwege die wildromantische Natur genießt (ersatzweise Heines Reisebilder oder Goethes Harzreise im Winter liest), dann fällt es nicht schwer, die beeindruckenden Bilder im Herzen mit nach Hause zu nehmen.
Liebe Grüße,
Heinz