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Lebensalltag, Natur und Universum Gedichte über den Lebensalltag, Universum, Pflanzen, Tiere und Jahreszeiten.

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Alt 03.08.2008, 17:45   #1
Tiefgang
 
Dabei seit: 08/2008
Beiträge: 16

Standard Sonnenbaden

Schlaffe Sandsäcke suhlen sich auf der Stranddecke
Schicke Strandkörbe versalzen, darauf Schweißsorbet

Sommersonnenstrahlen,
braunbrotbacken und krustenknusprig
abgeselcht und abgehangen
abgeseelt und unbefangen
verdorrt und verschrumpelt
vertont und verschunkelt
hängen matte Menschen müd
und Tagtraumtrümmer träg
mit Hälsen und Hülsen prüd
in Hängematten schräg

Sommersonnenstrahlen und kein Schlaraffenland in Sicht
Schlaffe Affen irren innig in ihrer ideologischen Idiotie

Auf der Esplanade besingt der Barde die Eskapade mit der Ballade vom Sonnenbade
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Alt 10.08.2008, 11:25   #2
Ex ferdi
abgemeldet
 
Dabei seit: 04/2006
Beiträge: 70

Hallo Tiefgang!

Einer jener Texte, die sich direkt vor dem Leser aufbauen und ihm so den Blick auf sich verstellen. Vielleicht, nein, wahrscheinlich aber in seinem so überdeutlich werdenden "Wirkenwollen" einfach nicht mein Geschmack, weswegen dich dieser kurze Kommentar auch nicht übermäßig betrüben sollte

Ferdigruß!
Ex ferdi ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.08.2008, 12:48   #3
Fuenkchen
 
Dabei seit: 02/2006
Beiträge: 51

Huhu Tiefgang!

Für mich als Leser wirkt dein Gedicht nicht als "eins".
Der Einschnitt ist einfach zu hart. Zuerst diese ganzen Alliterationen, die Verse lang gehalten, dann die zweite Strophe sehr rhythmisch und knapp (gefällt mir gut) und dann wieder die Alliterationen.
Die Strophen sind einfach komplett unterschiedlich aufgebaut, was der Grund dafür sein könnte, dass ich es nicht als ein Werk lesen kann.
Wieso du das Reimschema ständig wechselst, kann ich auch nicht nachvollziehen. Vielleicht erklärst du mir das mal...

Liebe Grüße,
Fünkchen.
Fuenkchen ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.08.2008, 12:58   #4
evilsuperbitch
 
Dabei seit: 08/2006
Beiträge: 1.073

halllo tiefgang,

dieser text, so kommt es mir auch nach mehrmaligem lesen vor, will vor allem eines: gedicht sein und es auch überdeutlich herausschreien durch wortspiel und klangkaskaden, neologismen und ein wenig sozialkritik. und es ist dabei eines am ehesten: anstrengend.

hier meine paar gedanken zu deinen zeilen:

"Sonnenbaden"

ist zuerst einmal kein sehr spannender titel, schreckt aber auch nicht ab. dass man nicht viel mehr als einige verse übers sonnenbaden bekommt, überrascht dann auch nicht, wäre aber doch angenehm. ist's nur der threadtitel, ist auch nicht viel verloren.

"Schlaffe Sandsäcke suhlen sich auf der Stranddecke"

da sich schlaffe sandsäcke suhlen, nehme ich an, es handelt sich um menschen. die sandsäcke könnten nett sein, doch nutzt du sie nicht, sie bleiben als bild nur einen augenblick vorhanden, aber nicht so, als ob damit etwas erreicht wäre. sandsäcke kommen in bestimmten situationen (flut, krieg, etc.) vor, haben ihren sinn, hier jedoch sind sie nur schlicht erwähnt und vergessen. du solltest mit sowas auch tatsächlich spielen, etwas anfangen.
wenn ich an schweine denke, die sich suhlen, denke ich seltenst, dass sie tatsächlich recht schlaff sind. das widerspricht sich ein wenig.

"Schicke Strandkörbe versalzen, darauf Schweißsorbet"

wie soll ich das hier aufschlüsseln? sind mit strankkörbe vor allem echte strandkörbe gemeint? oder dicke menschen? oder brüste? alle drei vielleicht? etwas viertes? versalzen suggeriert einen nahrungsmittelcharakter, also gehe ich unverschämt, wie ich bin, von brüsten aus.
darauf aber dann schweißsorbet? als wort ist schweißsorbet wunderbar, nur weiß ich hier damit nichts richtiges anzufangen. vielleicht liegt es an meinen mittelmäßigen stranderfahrungen, dass ich mich außerhalb des wassers und selbst bei sportlichen erlebnissen nie so eklich verschwitzt vorkam, dass ich in meinem bild soweit gehen würde. meist sorgen hitziges licht und wind für trockenheit. feuchtigkeit glänzt dann eher bei eingeölten für ekel oder freude.

"Sommersonnenstrahlen,"

hier begojnnt es langsam ungemütlich zu werden. klar ist: bis jetzt war jedes substantiv zusammengesetzt, was nun wirklich nicht sehr variantenreich daherkommt. hier sind es dann sogar drei einzelne wörter, die für gewöhnlich schon irgendwie zusammengehören.
sowas will ich nur nicht allzu häufig in einem text lesen. und zudem ist sommersonnenstrahlen auch nicht das spannendste aller wortverbindungen.

gibt es eigentlich einen grund für das komma? ich glaube ja. es trennt sich aber vom satzrest, nicht nur durch einen zeilenbruch. hängt dafür aber doch recht alleine in der luft, ohne eine echte assoziation erlauben oder aussage formen zu können.

"braunbrotbacken und krustenknusprig"

1. braunbrot lässt zumindest ansatzweise als gesund deklarieren, was mir hier im ganzen nicht passen will.
2. was hat brot hier überhaupt zu suchen? selbst wenn man von krustentierlichen menschen am strand (bzw. in hängematten) ausgeht, so ist brot nicht die erste assoziation, die einem begegnet. außerdem fügt sie sich nicht wirklich ins bild. es sei denn, man ist ein wenig religiös und geht den umweg über den leib christi, aber ehrlich: das passt mir nicht. es wirkt schlicht so, als sei es einem klangspiel geschuldet.

"abgeselcht und abgehangen"

ab hier beginne ich mich über enjambements zu wundern. krustenknusprig abgeselcht. ich schätze mal, das geht noch, ist aber trotzdem etwas forciert. insgesamt gewinne ich nichts, wenn es zusammen lese. also einzeln.
abgeselcht ist von der wortwahl doch sehr speziell. vermutlich lässt es an autofahrten denken (was zu den hängematten insgesamt nicht passen will)

"abgeseelt und unbefangen"

abseelen ist was genau? ein abseilen/streifen der seele? und ist das etwas negatives? - schätzungsweise wird hier kritik am stumpfen sonnenbaden geübt. aber welches klischee hat man da vom menschen im schädel, dass man von einem grundsätzliche abseelen redet.

"verdorrt und verschrumpelt"

jaja, teutonengrill und was es nicht alles gibt. fette, eingeölte menschen am strand (in hängematten?!), hinrlos verbrannt und und und. wunderbar alt und uninteressant.
nichts neues, wenn es um wohlstands- oder tourismuskritik geht.

"vertont und verschunkelt"

s.o. - vermutlich geht es richtung ballermann oder clubtourismus an schönen, lauten stränden (mit hängematten...)

zu den vier zeilen insgesamt: es ist ermüdend, das so zu lesen, denn der aufbau wiederholt sich. und wiederholt sich. und wiederholt sich, ohne durch seine wiederholung wesentlich zu unterhalten.

"hängen matte Menschen müd"

auch hier wieder wortspielalarm. insgesamt also: matte menschen hängen in hängematten.
nach langen fünf tagen im bergwerk untertage zurecht, würde ich meinen. schließlich muss nach harter arbeit nicht jeder den ulysses lesen.

"und Tagtraumtrümmer träg"

tagtraumtrümmer ist ein nettes wort, sehr gedichtig. ich hätte gerne ein gedicht, dass nur aus zusammengesetzten wörtern besteht. ehrlich und so. also: an sich schick, hier aber untergehend.

"mit Hälsen und Hülsen prüd"

was genau will mir denn diese zeile nun wieder sagen? gehören hälse, wie wir menschen sie unser eigen nennen können, nicht zu unseren hülsen? und was ist denn nur prüde? ich dachte, wir wären bei einem fleischbeschaulichen sonnenbaden. verstehe den zusammenhand hier nicht. erklärungsbedarf ist also vorhanden.

"in Hängematten schräg"

und hier gebe ich vollständig auf. hängematten sind für mich nicht so häufig an stränden zu finden. ist das aber der gag?
es sollten alle möglichehn lesarten funktionieren. hier habe ich aber echt keine ahnung, was außer einentatsächlichen hängematte gemeint sein könnte. wieso das ganze?

ich sag dir wieso: dein gedicht ist zu sehr vom klang- und wortspiel abhängig. nicht nur ermatte ich beim lesen, auch sehe ich keine auf dauer gelungenen bilder, die mir mehr als klischees geben und mir mitteilen: achtung, gedcht!

den rest spare ich mir. das führt außer einer zeitreise in die siebziger und in asterixcomics zu nichts.

fazit: ungelungen.

gruß. esb.
evilsuperbitch ist offline   Mit Zitat antworten
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