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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt. |
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12.03.2015, 11:28 | #1 |
R.I.P.
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spiel ohne dame
wenn heu mich schreckt mit dürren fingern
und salzkristall die wangen ritzt, wenn knochen meine wiesen düngern und hein auf meinem traktor sitzt, dann lass ich wohl die deichsel fahren und pflüg die furche nicht zu end, gewillt, den rest mir zu ersparen, indem ich vor der zeit ausblend. wer bleibt schon gern beim nachspann sitzen? nur jene in der letzten reih, die diesen noch zum küssen nützen, und dafür braucht es immer zwei. seit du von meinen feldern wichest, bin ich alleine aufgestellt, zwar streicht der wind, wie du einst strichest, so sanft die stirn, wie‘s mir gefällt. doch heu kratzt nicht mehr in den händen, der boden gibt kein salz mehr her, die wiese will nicht nahrung spenden, der traktor steht, sein tank ist leer. |
12.03.2015, 12:21 | #2 |
gesperrt
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Muss man einfach anerkennen, wie schön und wortgewandt du das Liebesleid auf den Acker gebracht hast.
Ist klasse geworden! Jeronimo |
12.03.2015, 21:02 | #3 |
R.I.P.
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hallo jeronimo
man könnte hier den sorglosen umgang mit metaphern kritisieren oder die stilistische kurvenfahrt... aber du ziehst es vor, zu zeigen, dass du mein bemühen um die sprache an sich würdigst, und dafür danke ich recht herzlich. auch könnte man sich über die gefühlslage des lyrischen ichs auslassen und seine handlungsoptionen debattieren..., man könnte über die politischen involvenzen des themas philosophieren... aber du... (siehe oben) schönen abend urluberlu |
12.03.2015, 23:10 | #4 |
gesperrt
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Hallo Url,
du hast ja so recht. Entschuldige bitte, dass ich dich einfach so gedankenlos gelobt habe und nicht auf die zahlreichen zu kritisierenden Punkte eingegangen bin. Ich wollte einfach nicht, dass du es wieder löschst. Auf die komplexen politischen Dimension will ich gar nicht eingehen, die hast du dir selbst eingebrockt, aber alleine die verhehrenden Auswirkungen auf die jetzt desolate Situation der Traktorhersteller ist ein Kritikpunkt, da dein Gedicht die deutsche Wirtschaft schwächt. Gleich nach Erscheinen deines Gedichts fiel der Euro auf seinen tiefsten Stand. Dazu hast du die deutschen Landwirte in Verruf gebracht, weil du suggerierst, dass verliebte Landwirte faul werden und blöde grinsend auf dem Trecker sitzen. Deshalb sollte sich ein Bauer nicht zur Güllezeit verlieben. Außerdem ist es nicht klug, sich beim Nachspann zu küssen, wg. der Idioten, die einem auf den Zehen stehen. Besser ist es also, während des Vorspanns zu küssen, damit man den Film in Ruhe sehen kann. Wenn ich also die zahlreichen Kritikpunkte übersehe in meiner immer höflichen Toleranz, dann bleibt doch noch ein ganz brauchbares Gedicht übrig. Jeronimo |
13.03.2015, 11:17 | #5 |
R.I.P.
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hallo johnny
danke für dein feedback. dass dich meine wörter berühren konnten, freut mich. und andererseits ist es seltsam, weil ich mich jetzt frage, woran das liegt und was ich eigentlich geschrieben habe und wovon diese wörter genau genommen sprechen. irgendein realer schriftsteller hat kürzlich gesagt, er würde beim schreiben ein bild sehen, farben. vielleicht sind es die farben, die den weg vom autor zum betrachter finden? hallo jeronimo ich bin froh, dass du meine „selbtsgeisselung“, wie du das nennst, mit humor nimmst. und ich bin stolz darauf, dich mit meiner antwort zu diesem echt lesenswerten kommentar provoziert zu haben. mir ist keine sekunde deiner zeit dafür zu schade.. nun noch zum schwierigen teil: du und sehr viele hier, die das gleiche hobby teilen, gehen deutlich spürbar mit einem gewissen qualitäts-anspruch an das eigene texteschaffen heran. „lob“ schafft nicht neue qualität, es schafft nur soziale struktur in der gemeinde. euch beiden einen schönen tag mit viel witz und sonnenschein url. |
13.03.2015, 19:11 | #6 |
R.I.P.
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ich komme immer und immer wieder auf brassens, georges zurück, der sich strikt weigerte, zu akzeptieren, dass den leuten seine geschichten an sich gefallen würden. er war unabänderlich überzeugt davon, dass seine (herrlichen) geschichten der musik und nicht der wörter wegen den weg ins herz des publikums fänden.
naja, auf jeden fall bemühen wir dichter uns ja um die musik, nicht wahr? denn gesagt und geschrieben wurde alles schon mal. danke für deine zusätzliche erklärung und schönen abend |
13.03.2015, 20:39 | #7 |
Forumsleitung
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Alles geht einmal zu Ende ...
Der Protagonist in diesem Gedicht ist kein Kämpfertyp, der bis zum Schluss aufbegehrt. Er fügt sich in das Unabwendliche. Und das ist richtig gut geschrieben. VG Ilka |
13.03.2015, 22:22 | #8 |
R.I.P.
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hallo ilkamarie
danke für dein feedback. gut, dass du zufrieden bist. denn eine strophe wie seit du von meinen feldern wichest, bin ich alleine aufgestellt, zwar streicht der wind, wie du einst strichest, so sanft die stirn, wie‘s mir gefällt. - könnte die, rein technisch gesehen, nicht fast aus deiner hand stammen? o.k., das war jetzt vielleicht doch zu selbstbewusst. trotzdem schöne grüsse und gute nacht url |
22.03.2015, 01:01 | #9 |
abgemeldet
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Hallo Url,
mir ergeht es beim Lesen ähnlich wie Jonnny. Sehr poetisch. Der Titel ist wieder raffiniert. Gern gelesen und eingetaucht. LG Letreo |
23.03.2015, 08:58 | #10 |
R.I.P.
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hallo letreo
danke fürs lesen und für deine freundlichen zeilen. schönen tag! url. |
23.03.2015, 11:37 | #11 |
Das ist gut geschrieben. Gefällt mir sehr, urluberlu. Aber wer ist "hein"?
LG gummibaum |
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