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Lebensalltag, Natur und Universum Gedichte über den Lebensalltag, Universum, Pflanzen, Tiere und Jahreszeiten.

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Alt 13.07.2016, 19:56   #1
männlich Gylon
 
Dabei seit: 07/2014
Beiträge: 4.269

Standard Auf nichts ist mehr verlass

Das Selbstverständliche ist längst gegangen
auf nichts ist wirklich mehr verlass
das Selbstverständliche wurd eingefangen
setzt frei des hohen Alters Last

Du steigst des Morgens aus dem Bette
der Schwindel dich sofort anfällt
das ist des Tages erste Kette
die du ganz sicher nicht bestellst

Die erste warme Tasse Kaffee
die zitterst du auf Hemd und Hose
du fühlst dich wie ein alter Affe
was steht wohl auf dem nächsten Lose

Das Wasser lassen zieht sich Stunden
sich ankleiden den Rest vom Vormittag
in dieser Zeit kannst du die Welt umrunden
du wünschst dich stündlich in dein Grab

Der Tag jedoch kennt kein Erbarmen
ab Mittags klopft es an die Tür
egal ob an den kalten oder warmen
es folgt die ungeliebte Kür

Die Einsamkeit kriecht in die Seele
wirft Schatten auch im Abendschein
wenn er nicht endlos lange fiele
könnt alles noch erträglich sein

Das Selbstverständliche ist längst gegangen
auf nichts ist wirklich mehr verlass
das Selbstverständliche wurd eingefangen
ab diesem Moment du dein Leben hasst
Gylon ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 14.08.2016, 20:28   #2
männlich Ex-Poesieger
abgemeldet
 
Dabei seit: 11/2009
Beiträge: 7.220

Schlimmer wäre es wenn man sich selber hassen würde, so scheint man dann doch noch zur Differenzierung fähig zu sein, die bei den kleinen Dingen des Alltags ein Übel sieht gegen das Pest und Cholera wahrscheinlich eine Hängematte der Unschuld sind, gegen die man das nicht tun könnte wozu man sowieso zu faul wäre. Ausser eben durch solche Zeilen:

Zitat:
setzt frei des hohen Alters Last
so mechanisch wie ein Skelett zu quietschen. Was den ganzen Ton hier hoffentlich mehr trifft als ich mir zu erlauben wagen dürfte ohne mich stündlich ins Grab zu wünschen, weil eben auf mich noch Verlass wäre.
Ex-Poesieger ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.08.2016, 12:43   #3
Thing
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Dabei seit: 05/2010
Beiträge: 34.998

Standard Lieber Gylon -

hier hätte ich eine Anregung:


Du steigst des Morgens aus dem Bette
der Schwindel dich sofort befällt
das ist des Tages erste Kette
die du ganz sicher nicht bestellt

wegen der Betonung.
Ich hoffe, daß nicht Dein Ich hier spricht, sondern eine anonymes LI.
Die vorletzte Strophe ist sehr schön und poetisch!

Liebe Grüße
von
Cyparis
Thing ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.08.2016, 12:53   #4
weiblich Zen.yu
 
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Dabei seit: 10/2012
Ort: Universellbst
Alter: 34
Beiträge: 362

Den Vorschlag von Thing mag ich sehr gerne unterstützen!

befällt mag ich lieber als anfällt

.. insgesamt erinnert mich dieses Gedicht stark an die Zeit meiner Erwerbslosigkeit ... Nicht, dass es einem Erwerbstätigen anders ergeht ... Die meisten quälen sich auch bloß jeden Tag aus dem Bett, fragen sich warum und arbeiten sich kaputt, derweil zermürbt die schleichende Einsamkeit unter all den Menschen den Geist ... aber im Speziellen ... diese Tage, die scheinen als wären sie die schönsten auf der Welt, sprich: wenn man mal gaar nix zu tun hat .. das wird ganz schnell ganz grausam finde ich ... sitze gerade in der schule und fühle mich sehr an die zeit erinnert, als es für mich weder vor noch zurück ging...

dankesehr, da hast du mich auf eine kleine Reise geschickt Gylon

Gern gelesen!

Licht & Liebe
Zen
Zen.yu ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.08.2016, 14:16   #5
Thing
R.I.P.
 
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Dabei seit: 05/2010
Beiträge: 34.998

Hallo, zen.you -

Dein Alter mag ich Dir gar nicht glauben; Du bist so jung und schreibst doch so abgeklärt wie ein alter weiser Chinese - erlaube bitte den Vergleich, obwohl ich Chinesen nur aus Literatur und Film kenne.

Gylon mag mir den kleinen Seitensprung verzeihen!

Euch liebe Grüße
von
Romulus Thing
Thing ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 15.08.2016, 14:23   #6
weiblich Zen.yu
 
Benutzerbild von Zen.yu
 
Dabei seit: 10/2012
Ort: Universellbst
Alter: 34
Beiträge: 362

Hellau Lieber Thing verzeih dabei die falsche Anrede all diese Zeit.

Das ist alles Tarnung. Stand schon immer auf die chinesischen und japanischen Filme und hab sie mir offensichtlich gut angeschaut

Naja, danke für deine lieben Worte... als ich noch was jünger war, haben mich solche Kommentare von älteren meist geadelt ... heute fühle ich mich dabei wie ein Hochstapler.

Aber dennoch gut

Danke dir! Aprospos ich muss auch mal wieder durch deine Werkeliste stöbern.

Freude
Zen
Zen.yu ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.08.2016, 13:51   #7
weiblich Ex-Letreo71
abgemeldet
 
Dabei seit: 01/2014
Ort: Niedersachsen
Beiträge: 4.032

Lieber Gylon,

deine Zeilen machen sehr betroffen. Wohl dem, den sie betreffen.

Gern gelesen.

Letreo
Ex-Letreo71 ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.08.2016, 16:06   #8
männlich dr.Frankenstein
 
Benutzerbild von dr.Frankenstein
 
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Ort: Zwischen den Ostseewellen ertrunken
Alter: 41
Beiträge: 5.465

Wenn du mit dem vormittag eh nichts anzufangen weißt. Dann ist es doch gut langsam zu sein. Aber wenn man mit Kaffee im Schritt nicht mehr tanzen kann, ist das hart.
Früher hat er den Vormittag verpennt. Und heute?
Vielleicht entdeckt er ja die Schlagerhitparade im Fernsehen als neues Hobby. Oder geht zum Seniorentreff am Hafen. Friede mag seine Zitterhände die schießt ihr wohlige ströme durch den Körper.
Und dann sitzen se am Wasser und schweigen von damals.
dr.Frankenstein ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.08.2016, 16:09   #9
Thing
R.I.P.
 
Benutzerbild von Thing
 
Dabei seit: 05/2010
Beiträge: 34.998

Der letzte Satz ist sehr poetisch, Dr. Frankenstein!

LG
Thing
Thing ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 17.09.2016, 10:04   #10
männlich Gylon
 
Dabei seit: 07/2014
Beiträge: 4.269

Hallo Ihr Lieben,
der Text ist nicht direkt auf mich bezogen. Ich denke aber, das die meisten von uns die ein gewisses Alter erleben dürfen, ein Lied davon singen können, das man Stück für Stück, für einen so lange selbstverständliches verliert. Meist fängt es mit der Sehkraft an, der Griff nach etwas gelingt nicht mehr, man stößt Dinge um usw. Am Anfang nimmt man es nur war, aber irgendwann wird es lästig bis ärgerlich. Wenn es einen ganz schlimm trifft und man gar nichts mehr alleine kann, stelle ich mir vor, das man anfängt sein Leben zu hassen weil es nicht mehr die so lange gewohnte Lebensqualität besitzt.

Deine Anregung, liebe Thing, nehme ich gerne an!

Euch allen einen schönen Tag und ein herzliches Danke fürs vorbeischauen!

Liebe Grüße Gylon
Gylon ist offline   Mit Zitat antworten
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