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Zeitgeschehen und Gesellschaft Gedichte über aktuelle Ereignisse und über die Menschen dieser Welt. |
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10.08.2019, 10:29 | #1 |
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Res publica
Der deutsche Mensch will lupenrein
verraten und betrogen sein, ganz konsequent nach Strich und Faden lässt er sich foppen und verladen, käut wieder wie das sanfte Vieh sein Weltbeild, das 'vult decipi'. Er geht bei Regen, selbst im Sturme, als gutes Schaf brav an die Urne, obwohl - das hat er längst verstanden: An Wählbarem ist nichts vorhanden. Aus Pflicht bekreuzt er jene Macht, die über ihn als Sklaven wacht, der sich auf Zuruf nur bewegt und sittsam seine Ketten trägt, gedrückt von 'German angst and fear'. Dagegen hilft ein kaltes Bier, nebst Sauerkraut und Leberwurst, das hebt sofort den Lebensdurst, dazu noch eine Runde Skat, schon ist man weniger malad. Der Untergang kommt dorch erst morgen, danach sind sie vorbei, die Sorgen, und deshalb ist der beste Stand: Der Kopf gehört tief in den Sand. |
10.08.2019, 10:39 | #2 | |
Hey Ilka,
Zitat:
liebe Grüße. |
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10.08.2019, 10:42 | #3 |
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Guter Vorschlag, um die Inversion zu vermeiden. Übernommen. Allerdings mit einem Doppelpunkt davor, sonst funktioniert es nicht.
"Man" hatte ich zuerst, habe mich aber für "Mensch" entschieden, weil es in dem Gedicht um den Prototyp geht. Habe den Vers aber ganz umgemodelt. |
10.08.2019, 12:26 | #4 |
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Hallo,
das Gedicht finde ich interessant. Dazu habe ich ein paar Fragen: Was ist der "Deutsche Mensch"? Ist der Deutsche Mensch ein Eigenname? - Name, der ein Individuum (Person, Gruppe, Sache usw.) bezeichnet und als einmalig von allen gleichartigen Individuen unterscheiden soll - Falls ja, bitte groß schreiben. Ist der Deutsche Mensch die Summation beider Geschlechter deutscher Nationalität? Oder die Summation alle Geschlechter von Menschen, die im geografischen Schmelztigel Deutschland wohnen? Wenn ja: Verallgemeinerungen sind wie saure Milch. In meinen Augen gibt es keinen Deutschen Mensch. Mir fällt es sehr schwer, die Formulierung zu verstehen. Stilistisch erscheinen mir die Verse sehr unsicher. "Sturme" ist ein Ausdruck, der bereits im späten 16 Jahrhundert seine Ausprägung fand. Die weibliche Kadenz hast du wegen "Urne" angehangen. Leider macht dies nur wenig Sinn, da sich die beiden Worte nicht reimen. Einfacher wäre besser... "Sturm" wäre stilistisch korrekt und würde sich bescheidener in die restlichen Zeilen schmiegen. Dein Gedicht mutet lakonisch an, ganz ohne Klang. Was ist "German Angst and Fear?" Ist das deutsche Angst und Angst? Für mich ergibt diese Zeile absolut keinen Sinn. Was ist bekreuzen? "Malad" oder auch "Maladd", je nach Region wird kurz oder betont gesprochen. Die erste Strophe finde ich toll. |
10.08.2019, 12:38 | #5 |
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Der "deutsche Mensch" ist nicht groß, sondern ein Einwohner der Bundesrepublik Deutschland mit deutschem Pass und Wahlrecht.
Genderismus gibt es bei mir nicht, ebenso wenig gibt es den Begriff "Menschin". "German angst" ist ein stehender Begriff. Das zu wissen gehört zur Allgemeinbildung. Soll das ein Witz sein? |
10.08.2019, 14:32 | #6 |
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Hallo,
okay, du beschreibst also eine Gruppe, die Merkmale besitzt, die sie einmalig macht. Denn ein türkischer Mensch, kann demnach also kein deutscher Mensch sein, wobei Türken in Deutschland wohnhaft und somit auch Deutsche sind, aber es existieren auch Menschen, die dies nicht immer besitzen und nachweisen können und somit der Gruppe "Deutsche Menschen" nicht anhängen. Türkische undeutsche Menschen. Das ist wahnsinnig rassistisch. Ein deutscher Mensch kann also nicht gleichzeitig auch ein englischer Mensch sein, wenn es nach deiner Definition geht. Denn er muss in Deutschland wohnhaft sein und einen Pass besitzen. Was ist mit die Menschen, die in Deutschland wohnen, aber keinen Pass besitzen? Sind das undeutsche Menschen? Bei Dir existieren also keine Geschlechter? Da ich selbst eine Frau bin, kann ich deiner Argumentation folgen. An Selbstbewusstsein mangelt es mir mitnichten. Deswegen habe ich auch kein Problem mit dem Geschlecht im Allgemeinen. Es gibt Frauen und es gibt Männer und es gibt auch alles andere, was sich dazwischen bewegen will. Meiner Meinung nach, sollte es keine Angst geben, die Dinge zu benennen, wie sie wirklich sind. Das Ego der Gesellschaft 2019 ist sehr fragil und es entstehen Bewegungen, die fast einer Zensur gleichen. Ja, die "German Angst" und die Ursache der Zögerlichkeit ist im tiefen Inneren unserer Kultur nun mal Angst und steht im Kontrast zu der Deutschen Bestimmtheit. In anderen Kulturen gilt der Deutsche als distanziert, unsicher und ängstlich; vor allem politisch betrachtet. Und wenn du diesen Begriff politisch und soziologisch applizierst, wird es sich immer um eine Angst drehen. Auch das gehört zwingend zur Allgemeinbildungspolitik. Also ist es doch die "German Angst and fear" Und nein, es ist kein Witz. In der Region, wo ich herkomme, sagt man "Malatt" oder auch "Maladd". Das "a" wird hier nicht betont, sondern kurz gesprochen. Weswegen ich diesen unreinen Reim doppelt ungünstig finde. Selbst unreine Reime finde ich ungünstig, da sie Sprache allgemein erschweren und der Lyrik beziehungsweise der tonlosen Dichtung Qualität nehmen. Tonlose Dichtung braucht zwingend technische und präzise inhaltliche Qualität. Eine gute Strophe ist wie ein Kleidungsstück im Wind. Das Eine fügt sich sanft in das Andere. Wie der Schlüssel in sein Schloss. Und das ist auch meine Kritik an das Gedicht. Hier wurde mit Gewalt versucht ein Schloss mit dem falschen Schlüssel zu öffnen. Es will etwas sein, das es nicht ist. Das könnte man entschärfen, in dem man reine Reime sucht und eine einfache einheitliche Sprache. (Und vor allem keinen englischen "Wortmix") Ich persönlich bevorzuge immer keinen Reim gegenüber einen unreinen. Einen schönen Tag noch und auf bald! Amy |
10.08.2019, 15:11 | #7 |
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"German angst" wird klein geschrieben, denn es ist ein englischer Begriff.
Die Diskussion über den Rest deines Unverständnisses erspare ich mir. |
10.08.2019, 19:15 | #8 |
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"German Angst"
"German assertiveness" https://de.wikipedia.org/wiki/German_Angst https://www.focus.de/politik/praxist...d_7705190.html https://www.klett-cotta.de/buch/Gese...man_Angst/5525 usw. usf. Liebe Ilka, vielleicht ist das besser so - denn die Qualität der Diskussion ist nicht besser als das "Gedicht". Wobei die erste Strophe recht flott ist. "Res publica" Eine schöne Woche! Amy |
16.08.2019, 04:48 | #9 |
Liebe Ilka.
und deshalb ist der beste Stand, der Kopf gehört tief in den Sand. da sieht man nichts mehr, keine Hand, und packt ihn weg, den Unverstand. ich habe gelacht, das beste Zeichen, dass Du gut getroffen hast. Gruß und danke für Deine Zeilen-Gedicht |
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