Poetry.de - das Gedichte-Forum
 kostenlos registrieren Letzte Beiträge

Zurück   Poetry.de > Geschichten und sonstiges Textwerk > Geschichten, Märchen und Legenden

Geschichten, Märchen und Legenden Geschichten aller Art, Märchen, Legenden, Dramen, Krimis, usw.

Antwort
 
Themen-Optionen Thema durchsuchen
Alt 01.07.2013, 09:20   #1
weiblich Ex Carina M.
abgemeldet
 
Dabei seit: 08/2012
Beiträge: 1.059


Standard Das Kleine Kaninchen Haseweis

Das kleine Kaninchen Haseweis hatte sich wieder einmal schrecklich über die anderen Kaninchen geärgert, und verließ grummelnd den Kaninchenbau, am Rande eines Feldweges, der in den Wald führte. Den Kopf gesenkt, stolperte es vorwärts, schaute weder nach rechts oder links, sondern lief einfach, immer noch vor sich her schimpfend, in den Wald hinein. So bemerkte Haseweis auch gar nicht, dass es schon so weit fort von zu Hause war und sich im Wald verlaufen hatte.
Es war schon recht spät am Tag, als es zornentbrannt weggerannt war, nun sah Haseweis wie die Sonne langsam ihre Kraft verlor und nur noch ein sanftes Licht durch die hohen Bäume sinken ließ. Bald würde es ganz und gar dunkel sein. Haseweis wurde mulmig zu mute und fing an sich zu fürchten. Oh, weh, dachte es, was mache ich denn jetzt nur, wie soll ich denn wieder nach Hause zurückfinden?

Weil es müde geworden war, setzte es sich auf einen großen, moosbewachsenen Stein und seufzte leise vor sich hin.
Da kam plötzlich ein Fuchs angeschlichen, ließ sich vor Haseweis nieder und schaute es freundlich an.
„Hallo du kleines Kaninchen, warum seufzt du denn so erbärmlich“, wollte Fritz der Fuchs wissen.
Ein wenig erschrocken, weil der Fuchs so angeschlichen kam, aber doch froh darüber mit jemandem reden zu können, antwortete das Kaninchen:
„Ach, Fuchs, ich bin zu weit in den Wald gelaufen und nun weiß ich nicht mehr wie ich wieder nach Haue finden soll,“ seufzte es wieder und ein dicke Träne rollte über sein kleines Gesicht. Dabei bemerkte Haseweis nicht wie listig und hinterhältig der Fuchs es anschaute.
„ Es ist schon dunkel geworden“, sprach Fritz Fuchs zu Haseweis, „heute wirst du den Weg nicht mehr nach Hause finden, morgen will ich dir gerne dabei helfen. Aber du kannst bei mir in meinem Fuchsbau übernachten, da ist schön warm und ein paar Möhrchen habe ich auch noch für dich, du musst also keinen Hunger leiden.“
Dabei setze der Fuchs ein schräges Lächeln auf und dachte bei sich: Ich werde es in meinen Bau locken, werde es dort gefangen halten und auffressen. Es soll schön fett werden, dachte Fritz Fuchs im Stillen, um so besser wird es mir dann munden.
„Oh, lieber Fuchs, das ist aber wirklich sehr freundlich von dir mir helfen zu wollen“, sagte das Kaninchen erleichtert, „so brauche ich wenigstens nicht allein zu sein in dieser Nacht, in einer fremden Umgebung.“
„Folge mir einfach,“ sprach Fritz der Fuchs, trabte gemächlich los und Haseweis lief hinterdrein.
Der Fuchs rieb sich schon innerlich die Pfoten, und das Wasser lief ihm im Munde zusammen, wenn er an den leckeren Braten dachte.

Eine Waldtaube, die das ganze Geschehen aus einem hohen Baum beobachtet hatte, dachte: Es ist höchste Zeit hier einzugreifen, flatterte vom Baum herunter und ließ sich geradewegs vor Fritz Fuchs und Haseweis nieder.
Der Fuchs wurde wütend und rief: „ Was willst du hier, hau ab!“
Verwundert schaute das Kaninchen die Taube an.
„Hallo Haseweis“, sprach die Taube es an, „ich gebe dir einen guten Rat, vertraue dem Fuchs nicht, denn er hat nur Böses mit dir im Sinn.“ Da fing das Kaninchen an zu zittern und schluchzte ganz erbärmlich: „aber... aber... der Fuchs... der wollte... der wollte ...mir doch helfen… hat er gesagt.“
„Das hat er dir gesagt, Haseweis aber in Wirklichkeit, will er dich nur in seinen Bau locken um dich dann zu fressen.“
Das Kaninchen wurde ganz bleich, bibberte noch mehr als schon zuvor.
„Ich bin ja noch rechtzeitig gekommen um dir zu helfen und dich aus deiner großen Gefahr zu retten. Komm ich zeige dir den Weg zu deinem Haus, folge mir bitte. Ich habe meinen Freund, den Mond gebeten uns mit seinem Licht zu leuchten, damit wir den richtigen Weg finden, du musst keine Angst mehr haben.“

Das Kaninchen überlegte einen Moment, konnte es denn der Taube trauen oder hatte sie auch nur Arges mit ihm im Sinn?
Die Waldtaube bemerkte das Zögern des Kaninchens und sagte:
„ Ich kann sehr gut verstehen, wenn du jetzt misstrauisch bist, kleiner Haseweis, aber mir kannst du wirklich vertrauen.“
Dann hob sie einen Flügel und zu sehen war ein silbernes Abzeichen in Form eines Sterns.
„Schau mal,“ sprach die Taube,“ ich bin von der geheimen Waldpolizei und habe ein achtsames Auge darauf, dass der Fuchs hier nicht sein Unwesen treibt. Du hast noch einmal Glück gehabt, dass ich zur Stelle war, in einer Stunde wäre mein Dienst hier zu Ende gewesen und der Fuchs hätte sein grausames Ziel erreicht.“
Da wurde der Fuchs rot vor Zorn und schrie:“ du lügst, du lügst, das ist ja gar nicht wahr“, tobte und sprang mit erhobenen Fäusten wild herum.

Als die Taube weitere Waldpolizisten herbei rief versuchte er zu fliehen. Aber die Taube stellte ihm ein Bein und Fritz Fuchs lag am Boden. Rasch legte die Taube dem Fuchs die Handschellen an.
Kurz darauf trafen auch die Kollegen der Taube ein, und nahmen den fiesen Fritz Fuchs mit, um ihn einzusperren.
Das Kaninchen Haseweis aber war froh und erleichtert noch einmal mit dem Schrecken davon gekommen zu sein.
Ex Carina M. ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.07.2013, 08:16   #2
männlich Desperado
 
Benutzerbild von Desperado
 
Dabei seit: 03/2012
Ort: Erde, Europa, Deutschland, Bayern
Beiträge: 1.747


Eine gut verständliche Fabel, Carina,

zumindest in diesem Tiergarten. Nur die Kollegen der Sheriff-Taube, die könnte man noch ein wenig herausarbeiten. Der schnarrende Eichelhäher, der krächzende Rabe, der bedächtige Biber, der durchtriebene Waschbär, die kluge Eule, das pfiffige Eichhörnchen... da wär schon noch was drin, vor allem, weil sich diese Special Victims Unit keineswegs immer einig ist, sondern bisweilen einer ziemlich chaotischen Zirkustruppe gleicht.

Gern gelesen!
Desperado
Desperado ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.07.2013, 08:39   #3
weiblich Ex Carina M.
abgemeldet
 
Dabei seit: 08/2012
Beiträge: 1.059


Zitat:
Zitat von Desperado Beitrag anzeigen
Eine gut verständliche Fabel, Carina,

zumindest in diesem Tiergarten. Nur die Kollegen der Sheriff-Taube, die könnte man noch ein wenig herausarbeiten. Der schnarrende Eichelhäher, der krächzende Rabe, der bedächtige Biber, der durchtriebene Waschbär, die kluge Eule, das pfiffige Eichhörnchen... da wär schon noch was drin, vor allem, weil sich diese Special Victims Unit keineswegs immer einig ist, sondern bisweilen einer ziemlich chaotischen Zirkustruppe gleicht.

Gern gelesen!
Desperado
Oh ja Desperado, da könnte man noch einiges hinzufügen, was die Helferlein betrifft.
Eine Krähe fällt mir dazu noch ein, Wolf und Gans.
Animal Agents.
Aber das gäbe dann wiederum Stoff für eine neue Geschichte.

Hier ging es mir um die Kernaussage, dass man wahrhaftig niemandem leichtfertig trauen sollte, der vorgibt es gut mit dir zu meinen.
Da kann es auch schon mal ein böses Erwachen geben.

Alles schon erlebt.

Es freut mich, wenn dir diese Geschichte gefallen hat.

Bis neulich, Carina
Ex Carina M. ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen für Das Kleine Kaninchen Haseweis



Ähnliche Themen
Thema Autor Forum Antworten Letzter Beitrag
Die kleine Fee Ex-Peace Humorvolles und Verborgenes 7 27.12.2011 21:24
Als mein Kaninchen starb triforium Gefühlte Momente und Emotionen 3 06.01.2008 11:30
Kleine... Jeanny Gefühlte Momente und Emotionen 2 01.06.2007 13:56
Der kleine Tod MorFeus Düstere Welten und Abgründiges 3 29.03.2007 01:59
Kleine These julia20 Sonstiges Gedichte und Experimentelles 1 22.05.2005 01:17


Sämtliche Gedichte, Geschichten und alle sonstigen Artikel unterliegen dem deutschen Urheberrecht.
Das von den Autoren konkludent eingeräumte Recht zur Veröffentlichung ist Poetry.de vorbehalten.
Veröffentlichungen jedweder Art bedürfen stets einer Genehmigung durch die jeweiligen Autoren.