Große Sonne

[TravisBeamer]

Nichts bin ich in deinem Glanz, große Sonne
nur Staubkorn auf deiner süßen, zarten Haut
Statist im Traum, den du hast kurz gesponnen
Eintagsfliege, die der Zeit hinterherschaut.

Pechschwarze Farben verlaufen im Licht,
das prunkvoll nur in seinen Bahnen fließt
ein Heer aus Sehnsucht vernebelt die Sicht,
das sabbernd über die Erde kriecht.

Bilderfluten überschwemmen den Geist
Sturm überkommt mich und ich schreie ''ade''
flicke Narben, bis das Glück mich neu streift
grabe in Tiefen, vielleicht blüht dort der Klee.

[Ilka-Maria]

Diese Zeilen sind dermaßen saukomisch, dass ich herzhaft darüber lachen konnte. Ich stelle mir vor, einem heißen Gasball die "süße, zarte Haut" zu streicheln, ohne Brandblasen an der Hand zu bekommen - falls die Hand nach diesem tollkühnen Experiment noch vorhanden ist. Die Eintagsfliege, die einen Stundenkalender führt, ist eine Wucht, und dass ein Heer "sabbernd über die Erde kriecht" ist der Wunschtraum jedes Generals, der garantiert keinen Krieg gewinnen will. Narben sind natürlich kein Ergebnis der Heilung, sondern sie müssen geflickt werden, und wer das Glück sucht, geht auf der Suche nach Klee nicht über Wiesen, sondern buddelt in den Tiefen der Erde, wo so herrlich viel Flora wächst.

Da freut man sich schon jetzt auf sein Begräbnis als von der Sonne zur Eintagsfliege degradiert. Lebbe geet weider!

Auf die pechschwarze Farbe, die im Licht verläuft, darf man warten. Vielleicht gibt es ja mal einen Regenbogen, der an Schwarzweiß Gefallen findet. Oder die Sonne, dieser gelbe Zwerg, stellt von Wasserstoff- auf Kohlebetrieb um.

Einfach herrlich!

[Ludwig]

Hallo TravisBeamer,
ich weiß nicht ob man sich lustig machen muss, und ich glaube es geht in dem Gedicht gar nicht um die Sonne, sondern natürlich um die Liebe, oder die Geliebte und so macht vielleicht das ein oder andere Bild Sinn. Es ist aber böse gesagt sprachlich so zugestopft, dass es unverständlich bleiben muss.
Man könnte ja sogar daran denken, dass deine Sonne eine Domina ist die du anbetest, ihre süße Haut, ihr pechschwarzes Kleid, während du sehnsüchtig und sabbernd bist und deine Narben das neue Glück der Schläge erwarten. Naja wahrscheinlich nur meine eigene Phantasie die da mit mir durchgeht...Vielleicht hab ich Spaß, solchen Phantasien nachzuhängen, aber die meisten anderen eher nicht..


Wie immer, wenn man der Sonne ein Gedicht widmet, muss man die Sonne auch ernst nehmen und an das Gedicht "An die Sonne" von Ingeborg Bachmann denken. Ein absoluter Favorit von mir und wenn man es gelesen hat, packt man seine Worte wieder ein und schreibt besser über was anderes.

https://www.youtube.com/watch?v=YiEpCwht6ZY

Viele Grüße,
Ludwig

[Ilka-Maria]

Zitat von Ludwig

... ich weiß nicht ob man sich lustig machen muss, und ich glaube es geht in dem Gedicht gar nicht um die Sonne, sondern natürlich um die Liebe, oder die Geliebte und so macht vielleicht das ein oder andere Bild Sinn.

Das mag ja sein, es ist sogar mit großer Wahrscheinlichkeit so, dass die Sonne als Metapher dient. Das heißt aber nicht, dass man ihr reihenweise weitere, völlig überdrehte und unpassende Metaphern draufsetzen sollte. Metaphern sind empfindliche Sprachbilder, falsch angewendet ergeben sie schnell schräge und lächerliche Vergleiche - wie bei diesem Text.

[TravisBeamer]

Das ist deine Meinung, dass die Metaphern unpassend sind, Ilka Maria. Ich glaube ich habe schon weitgehend passende Worte gewählt. Vielleicht sind sie ''saukomisch'' aber so ist es halt.