Anna auf dem Dorf bei Poetry.de

Thing · 10.03.2014, 17:36

Die Mutter war unwiderruflich abgedüst nach Übersee; der Abschiedsbrief war deutlich.
Das Sparbuch war geplündert.

Anna werkelte, schuftete und murkelte mit dem Vater auf dem Hof -
reichlich Äcker, Vieh und Weiden, doch wenig Helfer an der Hand.
Immerhin: Traktoren Eins A und Klassewerkzeuge.

Tja - dann starb Papa. Herzinfarkt, ging schnell.
Anna stand allein.
Sozusagen hilflos auf dem Acker.

Hat dann Schwarzarbeiter eingestellt - vom Arbeitsamt gabs keine geeigneten Kräfte.
Wie wuchs sie mit denen zusammen!
Die andern Bauern schauten scheel.

Juliánusz war nach drei Jahren im Nachbardorf zu ihr gekommen.
Was war der ein Kerl! Fleißig. Kräftig. Jung. Fast schön.
Was Wunder, daß Anna sich verliebte.
Wie glücklich waren sie in den wenigen Stunden, in denen sie sich nah waren!

Warum beinahe niemand ihnen das gegönnt hat, wurde nie klar.

Anna hat den Hof dann an die Raiffeisenbank verkauft.

10.03.2014
ad hoc

Feuerstern · 07.04.2016, 12:05

Hallo Thing,
du hast in der Prosa wirklich deinen eigenen Stil gefunden. Chapeau!

Ja, das Leben in einer festgeschweißten Dorfgemeinschaft ist gegenüber Neuem nicht sehr aufgeschlossen...

Ich hoffe, dass sie noch etwas Geld von der Bank nach dem Verkauf übrig hatte!?

Ich hoffe, sie wird mit ihrem Julianusz glücklich!

Viele Grüße
Petra

Thing · 07.04.2016, 13:40

Wer weiß, liebe Petra-Feuerstern?

Beide wurden angezeigt.
Aus der Verbindung ist wohl auf die Dauer nichts geworden.

Danke fürs Lob
und freundliche Grüße

v.
Thing

Damaris · 13.04.2016, 19:43

Gut geschrieben, Thing,
da trifft jedes Wort den Nagel auf den Kopf. Sehr lebensecht.
Vielleicht zieht sie in die Stadt, hab ich auch gemacht, Dorfleben engt mich ein.
Es lebe die Toleranz, die Freiheit, die Liebe!
Damaris

Thing · 16.04.2016, 13:07

So soll es sein und bleiben!
Vielen Dank für die Anerkennung, liebe Damaris.
Schön, daß Du wieder "tätig" bist!

Gruß
von
Thing

10.03.2014, 17:36	#1
Thing R.I.P. Dabei seit: 05/2010 Beiträge: 34.998 Meine Geschichten Meine Favoriten	Anna auf dem Dorf Die Mutter war unwiderruflich abgedüst nach Übersee; der Abschiedsbrief war deutlich. Das Sparbuch war geplündert. Anna werkelte, schuftete und murkelte mit dem Vater auf dem Hof - reichlich Äcker, Vieh und Weiden, doch wenig Helfer an der Hand. Immerhin: Traktoren Eins A und Klassewerkzeuge. Tja - dann starb Papa. Herzinfarkt, ging schnell. Anna stand allein. Sozusagen hilflos auf dem Acker. Hat dann Schwarzarbeiter eingestellt - vom Arbeitsamt gabs keine geeigneten Kräfte. Wie wuchs sie mit denen zusammen! Die andern Bauern schauten scheel. Juliánusz war nach drei Jahren im Nachbardorf zu ihr gekommen. Was war der ein Kerl! Fleißig. Kräftig. Jung. Fast schön. Was Wunder, daß Anna sich verliebte. Wie glücklich waren sie in den wenigen Stunden, in denen sie sich nah waren! Warum beinahe niemand ihnen das gegönnt hat, wurde nie klar. Anna hat den Hof dann an die Raiffeisenbank verkauft. 10.03.2014 ad hoc

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07.04.2016, 12:05	#2
Feuerstern Dabei seit: 03/2016 Ort: Frankfurt Alter: 64 Beiträge: 18 Meine Geschichten	Hallo Thing, du hast in der Prosa wirklich deinen eigenen Stil gefunden. Chapeau! Ja, das Leben in einer festgeschweißten Dorfgemeinschaft ist gegenüber Neuem nicht sehr aufgeschlossen... Ich hoffe, dass sie noch etwas Geld von der Bank nach dem Verkauf übrig hatte!? Ich hoffe, sie wird mit ihrem Julianusz glücklich! Viele Grüße Petra

07.04.2016, 13:40	#3
Thing R.I.P. Dabei seit: 05/2010 Beiträge: 34.998 Meine Geschichten Meine Favoriten	Wer weiß, liebe Petra-Feuerstern? Beide wurden angezeigt. Aus der Verbindung ist wohl auf die Dauer nichts geworden. Danke fürs Lob und freundliche Grüße v. Thing

13.04.2016, 19:43	#4
Damaris Dabei seit: 03/2008 Ort: München Alter: 57 Beiträge: 261 Meine Geschichten	Gut geschrieben, Thing, da trifft jedes Wort den Nagel auf den Kopf. Sehr lebensecht. Vielleicht zieht sie in die Stadt, hab ich auch gemacht, Dorfleben engt mich ein. Es lebe die Toleranz, die Freiheit, die Liebe! Damaris

16.04.2016, 13:07	#5
Thing R.I.P. Dabei seit: 05/2010 Beiträge: 34.998 Meine Geschichten Meine Favoriten	So soll es sein und bleiben! Vielen Dank für die Anerkennung, liebe Damaris. Schön, daß Du wieder "tätig" bist! Gruß von Thing