Träume

[niño perdido]

Ich liege nachts wach und kann nicht schlafen
Ich stelle mir Dinge vor
Dinge, die ich gerne machen möchte
Dinge, von denen ich träume
In diesen Momenten scheinen sie mir so nah und so leicht zu erreichen
Morgen früh werde ich aufwachen und diese Träume werden unendlich weit entfernt sein
Scheinbar unerreichbar
Und doch liege ich wach
Nacht für Nacht

Ich liege nachts wach und kann nicht schlafen
Die schönsten Dinge geistern mir im Kopf herum
Das Leben hält so unglaublich mehr bereit
Mehr, als das was es mir im Moment zu bieten scheint
Mehr, als das was ich aus meinem Leben mache
Ich bin unzufrieden
Unzufrieden mit mir selbst
Unzufrieden mit der Welt
Wenn die Welt doch so viel bereit hält
Warum dann nicht für mich?

Ich liege nachts wach und kann nicht schlafen
Hält diese Welt etwas für mich bereit?
Gibt es da draußen Dinge, die ich noch erfahren werde?
Werden meine Träume, die mich so oft wach halten, wahr werden?
Was wenn nicht?
Ist mein Leben dann nicht nur ein unvollendetes Werk?
Ich möchte das Werk vollenden
Ich möchte mich selber verwirklichen
Ich möchte glücklich sein

Ich liege nachts wach und kann nicht schlafen
Ich denke daran, dass ich unglücklich bin
Ich kann mehr
Ich will mehr
Doch etwas hält mich zurück
Etwas, das ich nicht beschreiben kann
Eine scheinbar unsichtbare Hand
Eine Hand, die mich davon hält, meine Träume zu leben
Diese Hand bin ich selber
Ich selber halte mich davon ab, mich zu verwirklichen

Ich liege nachts wach und kann nicht schlafen
Ich stelle mir Fragen, die ich nicht beantworten kann
Ich brauche Antworten
Antworten, auf die Fragen, die mich zurückhalten
Was hält mich zurück?
Wer hält mich zurück?
Ich selber bin es
Ich bin die Hand, die es schafft, mich von meinen Zielen fern zu halten
Ich bin die Hand, die es scheinbar gut mit mir meint, mich jedoch nur in der Komfortzone hält

Ich liege nachts wach und kann nicht schlafen
Ich denke an meine Komfortzone
Ich nehme mir vor, diese zu verlassen
Und doch weiß ich, dass ich es nicht schaffen werde
Zu stark ist die Hand
Die Hand, die mich zurück hält
Zu stark ist die Hand
Die Hand, die mir zeigt „Du kannst das nicht“
Zu stark ist die Hand
Die Hand, die mich glauben lässt, ich sei es nicht wert

Ich liege nachts wach und kann nicht schlafen
Meine Träume
Meine Ziele
Meine Erwartungen
Ist der Status quo wirklich alles, was ich erreichen kann?
Ich glaube nicht
Ich werde die Hand brechen
Die Hand, die mich zurückhält
Ich werde der Hand zeigen, dass ich es kann

Ich liege nachts wach und kann nicht schlafen
Morgen werde ich es tun
Ich werde zeigen, dass ich es kann
Ich werde beweisen, dass ich meine Ziele erreichen werde
Ich werde die Hand von mir lösen
Die Hand ist mein Kopf
Ich werde meinem Kopf zeigen, dass mein Kopf gegen ihn gewinnen kann
Morgen ist es soweit
Es wird sich alles ändern
Und doch liege ich morgen Nacht wieder wach und kann nicht schlafen

[kofski]

Würde ich vielleicht ein bisschen kürzen, es gibt Redundanzen. Vielleicht ist auch ein Gedicht nicht die richtige Form für das Thema? Man kann in lyrischer Sprache auch Kurzgeschichten schreiben, dann ist die Zeilenlänge nicht so relevant.
Thematisch geht es darum, dass jemand nicht schlafen kann und grübelt, warum er oder sie es nicht schafft, sich selbst zu verwirklichen. Das LI träumt, statt zu leben, aber diese Träume sind Wachträume, wirkliche Träume und Schlaf finden nicht statt. Klingt nach einer Depression.
Die unerträgliche Lähmung, die Unfähigkeit, endlich etwas zu tun und loszulegen, ist sehr gut spürbar. Die Erkenntnis, dass die Hand der Kopf ist - ich finde, das klingt seltsam - löst auch keine Aktion beim LI aus. Natürlich nicht, denn das ist kein Problem, das man sich weg denken kann. Es ist ein medizinisches Problem, gegen das es Medikamente gibt, und wer das nicht möchte, sollte mal Bewegung an der frischen Luft ausprobieren.
LG

[niño perdido]

Hallo Kofski,

vielen lieben Dank für deine Anmerkungen! Da es das erste ist, was ich "zu Blatt" gebracht habe, bin ich für jeden Hinweis dankbar.

Lieben Dank und LG