Herbst oder Konträre Emotionen

[Paula]

Der Herbst vereint konträre Emotionen
Wir mögen seine Farbenallgewalt
Getragen in bildhaften Assoziationen,
langsamen Sterbens in Wundergestalt.

Der Herbst zeigt unseren Zwiespalt auf,
denn wenn wir ihn erreichen,
bedauern wir unseres Leben Lauf,
betrachten trauernd Alterszeichen.

Wir können unseren Herbst nicht achten.
Sehen Zerstörung in farbigen Fassetten.
Veränderung als Chance betrachten,
könnte wohl unsere Seele retten.

Liebt den Herbst in all seiner Pracht.
Liebt auch Euch, trotz Falten im Gesicht!
Des Herbstes Sturm euch mutig macht.
Des Herbstes Reife viel verspricht!

[Thing]

Halli Hallo, Paula -

zuerst:
solange noch Zeit ist:

"Facetten" ist korrekt.

In der vorletzten Zeile könntest Du die etwas hölzerne Inversion soo umgehen:

"Da Herbstes Sturm Euch mutig macht:".
Ansonsten:
Gelungene Verquickung der Jahreszeit mit der Lebenszeit.
Gefällt mir.

Thing

[Glasbleistift]

Hallo Paula,

dein Herbstgedicht finde ich recht gelungen, zumindest thematisch. Gut, es ist sicherlich nicht das erste Mal, dass der Zyklus des Jahres mit dem des Lebens verglichen wird, doch nichtsdestotrotz ist er passend.

Formal könntest du noch einiges verbessern. Ein einheitliches Metrum würde deinem Text sehr gut bekommen und ihn wesentlich flüssiger klingen lassen.
Dies wird dem regelmäßigen Wechsel der Silbenbetonungen erreicht. Deshalb möchte ich dir einmal mit Hilfe von kleinen x (unbetonte Silben) und großen X (betonte Silben) die Silbenbetonungen deines Textes aufzeigen. Stellen, an denen es rhytmisch etwas hakt, werde ich unterstreichen

xXxXxXxXxXx durchgängiger Jambus (vielleicht "erzeugt"?)
xXxXxXxXxX ebenfalls (gefällt mir)
xXxxXxxXxXxXx hier baust du ein paar Daktylen ein, was den Lesefluss etwas stört
XxxXxxXxxX nun vollkommen daktylisch + veränderter Versfuß

xXxXxxXxX vielleicht "unsren"?
xXxXxXx wen?
xXxxXxxXxX Vorschlag: bedauern wir des Lebens Lauf
xXxXxXxXx diese Zeile gefällt mir mit am besten

xXxXxxXxXx wie in Z1 S2
XxxXxxXxX(x)xXx wieder Versfußwechsel und Daktylen, "Facetten"
xXxXxXxXx sauber
XxxXxxXxXx Vorschlag: "könnte unsre Seele retten" - das "wohl" stört eh

XxXxXXxX Vorschlag: Liebt den Herbst in seiner Pracht
XxXxXxXxX
xXxXxXxX
xXxXxXxX diese beiden letzen Zeilen sind zwar metrisch sauber, aber die Verdreher schmerzen schon sehr. Vielleicht fällt dir da noch etwas anderes ein?

Na gut, das soll es ersteinmal gewesen sein. Ich weiß ja nicht, ob du überhaupt wert auf Klang und Metrum legst. Vielleicht kannst du etwas damit anfangen, vielleicht nicht. Es sei dir überlassen.

Wie dem auch sei, vielen Dank, dass du dein Gedicht mit mir geteilt hast. Ich wünsche dir alles Gute.

Grüße vom Glasbleistift