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Alt 08.06.2012, 19:57   #1
weiblich sohare
 
Dabei seit: 06/2012
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Standard Verbrechen: Liebe

Verbrechen: Liebe

Antonia
Als ich aus dem großen, aber schlichten Fenster des Gemeinschaftsraums eine weiße Scheibe durch den abendlichen Nebel schimmern sah, erst dann wahrnahm, dass die Sonne bereits untergegangen war, beendete ich die Partie Schach mit John Luca, dem Neffen der Kurfürstin – meinem besten Freund.
„Geh schon“, zwinkerte ich ihm zu, mir nichts von meiner Angst und meinen Zweifeln anmerken lassend, so unbedarft wirkend, dass es schon ekelerregend war. Aber naiv waren wir wirklich. „Ich komme gleich nach.“ Als redeten wir über eine gewöhnliche Verabredung.
„Vielen Dank, Antonia. Danke“, flüsterte John und gab mir einen feuchten Kuss auf die Wange. Er lächelte nervös, versucht zurückhaltend, während seine zimtbraunen Augen die kindliche Freude eines kleinen Jungen ausstrahlten, der zum Geburtstag endlich sein lang ersehntes Spielzeug bekam. Nur dass es nicht sein Geburtstag war und das hier kein Spiel. Auch Kinder waren wir längst nicht mehr, sondern Gesetzesbrecher, verdorben. „Ich weiß es wirklich zu schätzen, was du für dich auf mich nimmst… Kleine.“ Ein Grinsen umspielte seine vollen Lippen und ich musste mich nicht zwingen, es sofort zu erwidern.
„Du Vogel“, flüsterte ich meinem besten Freund hinterher, der mich nicht mehr hörte, weil er längst Richtung Westflügel davon geeilt war. Dass er mich mit dem Kosenamen „Kleine“ immer besänftigen konnte, wusste er nur zu gut. Denn wenn er so sprach, war es, als wären wir wieder Kinder – ich seine Kleine und er der große Bruder, der mich beschützte. Alles war normal, alles einfach.
Doch jetzt musste er vor allem sich selbst beschützen und ich ihm dabei behilflich sein. Es war nicht einfach, aber wir taten als ob. Vielleicht war das ja das Spiel.
Seufzend setzte ich meinen Weg durch den in hellen Rosa-und Weißtönen eingerichteten Flur fort. Die Portraits von Kurfürst Carl Theodor, meinem Onkel, und Kurfürstin Elizabeth Auguste, die in allen Gängen des Hauptgebäudes hingen, gaben mir das Gefühl, dass sie uns im Auge hatten, dass hier jede Straftat früher oder später ans Licht kommen würde.
[Fortsetzung folgt]

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