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Düstere Welten und Abgründiges Gedichte über düstere Welten, dunkle und abgründige Gedanken.

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Alt 29.09.2012, 20:58   #1
gummibaum
 
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Standard Kindersorgen

Die Mami hat jetzt einen Typ,
der ist mir nicht geheuer.
Ich glaub, er hat sie gar nicht lieb,
er gibt ihr ständig Feuer.

Sie kommt so wirr, verbeult nach Haus,
weil er im Suff geschlagen,
kriecht in mein Bett und weint sich aus,
statt ihm Lebwohl zu sagen.

Ich habe Angst, er bringt sie um,
will sie doch nicht verlieren.
Doch keinem sag ich das, bleib stumm.
Will Mami nicht blamieren.
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Alt 03.10.2012, 10:30   #2
weiblich Poetibus
 
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Beiträge: 562

Hallo, gummibaum,

Kindersorgen ...

Was ich sehr gut finde: Das Gedicht "verurteilt" nicht. Wer weiß, warum die Mutter so ist, wie sie ist, welche Lebensumstände dazu geführt haben. Aber die traurige Realität wird hier sehr deutlich und ungeschönt dargestellt, aus der Perspektive des Kindes. Das finde ich wichtig. Ich kann nur meine ganz persönliche Meinung dazu sagen: Ich glaube nicht, dass die Mutter "verantwortungslos" ist oder ihr das Kind nichts bedeutet. Vielleicht, auch wenn es natürlich unvollständig ist - irgendwie scheint ihre "Perspektive verrutscht zu sein", so dass sie sich wahrscheinlich darüber gar nicht im Klaren ist. Oder, ebenfalls möglich: Sie unterliegt einer Art "geistiger Konditionierung", einem "Zwangsverhalten", so dass sie es unter Umständen weiß, aber nichts dagegen tun kann. Das Kind ist ein Opfer, aber die Mutter auch. Ich bin kein Psychologe, und ich maße mir nicht an, irgendetwas zu wissen, es bleibt bei Vermutungen, Möglichkeiten, bei "vielleicht". Aber ich denke auch, dass es falsch wäre, die Mutter aufgrund ihres Verhaltens zu verurteilen, wenn ich nicht weiß, was "dahintersteckt", bzw. dazu geführt hat.

Die "Sprache" des Gedichts passt. Zwei Anmerkungen möchte ich machen:

Zitat:
Sie kommt so wirr, verbeult nach Haus,
weil er im Suff geschlagen,

Sie kommt so wirr, verbeult nach Haus, weil er (sie) im Suff geschlagen (hat),
Hier "fehlt" mir doch etwas.

Zitat:
kriecht in mein Bett und weint sich aus,
statt ihm Lebwohl zu sagen.
Nur ein Hinweis, ich sehe es nicht als Fehler im eigentlichen Sinn. Das muss ich etwas näher erklären.

Ich verwende ebenfalls an bestimmten Stellen "Betonungskniffe", um ein Wort "hervorzuheben".

Hier "funktioniert" es bei

Zitat:
statt ihm Lebwohl zu sagen.
gut, da "ihm" (Dativ von er) betont wird. Das passt zur Aussage.

Hier dagegen

Zitat:
kriecht in mein Bett und weint sich aus,
ist es (nur meiner Meinung nach!) so, dass die Betonung auf "in" liegt, während die Tatsache, dass die Mutter "kriecht" hier im Sinne der Aussage eigentlich das "Wichtigere" ist.

Ich hoffe, du verstehst meine Ausführungen nicht falsch.

Und, vor allen Dingen: Das Gedicht gefällt mir wirklich gut.

Freundlichen Gruß,

Poetibus
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Alt 03.10.2012, 14:43   #3
gummibaum
 
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Hallo Poetibus,

vielen Dank für die ausführliche Besprechung. Deine psychologische Einschätzung deckt sich mit meiner. Ich habe die Sprache einfach gewählt, da ein Kind spricht. "und kriecht ins Bett mir", dass die Betonung aufs Verb setzt, wäre nicht kindgemäß.

Ratlos gummibaum
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Alt 03.10.2012, 16:01   #4
weiblich Poetibus
 
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Beiträge: 562

Hallo, gummibaum,

es war wirklich keine Kritik. Nur ein Hinweis, nicht mehr. Ich sehe es ja nicht so eng, deshalb habe ich auch keinen Vorschlag gemacht. Es kann, so denke ich, ruhig so stehenbleiben.

Freundlichen Gruß,

Poetibus
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