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Gefühlte Momente und Emotionen Gedichte über Stimmungen und was euch innerlich bewegt.

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Alt 02.06.2016, 10:15   #1
männlich Nöck
 
Benutzerbild von Nöck
 
Dabei seit: 12/2009
Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662

Standard Zuhause

In meinen Träumen öffne ich die Pforte,
ein schmaler Weg führt mich zurück nach Haus.
Von ferne hör ich wohlvertraute Worte,

wie früher eilt mein Herz mir weit voraus.
Die alte Eiche meiner Kindertage
streckt klagend ihre kahlen Äste aus.

Die Eingangstür ist seltsam fremd, ich wage
trotz aller Sehnsucht nicht hindurch zu gehn.
Ich hebe eine Hand und löse zage

die Spinnenfäden, um hinein zu sehn.
Da ruht der Tisch, umringt von morschen Stühlen,
mir ist, als würde Vater dort noch stehn;

die Mutter scheint den Nähkorb zu durchwühlen,
ein Blinzeln später ist das Bild verpufft.
Ich wende mich mit schmerzenden Gefühlen,

und hinter mir verweht der Moderduft.
Der Sonnenschein weist mir den Weg zur Pforte.
Noch bebend spür ich reine Frühlingsluft.

„Ich war daheim“, sind meine leisen Worte.
Nöck ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.06.2016, 13:27   #2
Stachel
 
Benutzerbild von Stachel
 
Dabei seit: 03/2015
Ort: Niederrhein
Beiträge: 954

Hallo Nöck,

ich freue mich immer wieder, in die ausgefeilte Vielfalt deiner Gedichte einzutauchen. Die Sprachebenen sind für mich durchgehend sehr ansprechend und die Reimschemata immer wieder erfrischend, egal ob du, wie hier, den Kettenreim verwendest oder die Körner im "Hafengrab" oder klassische Kreuzreime beim "Nachtzug" oder den Schweifreim der "Faust aus Eis".

Du setzt vielfältige Akzente, inhaltlich wie formal. Ich hefte mich weiter an deine experimentierfreudigen Fersen.

Freundliche Grüße vom
Stachel

Geändert von Stachel (02.06.2016 um 15:53 Uhr)
Stachel ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 02.06.2016, 15:30   #3
weiblich Ex-Thrud
abgemeldet
 
Dabei seit: 04/2016
Beiträge: 213

Standard Lieber Nöck,

das ist ein sehr ansprechendes Gedicht, das seinen Inhalt gekonnt in Szene setzt.
Mit viel Freude gelesen!

Liebe Grüße

Thrud
Ex-Thrud ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.06.2016, 05:54   #4
männlich Nöck
 
Benutzerbild von Nöck
 
Dabei seit: 12/2009
Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662

Hallo Stachel,

danke für deinen ausführlichen Kommentar. Es gibt so viele unterschiedliche und teilweise alte, fast vergessene Gedichtformen (das hier ist zum Beispiel eine Terzine), dass es Spaß macht, sie auszuprobieren und wieder zum Leben zu erwecken. Versuche es doch selbst einmal.

Lieben Gruß
Nöck


Hallo Thrud,

auch dir danke ich für dein Lob.

Lieben Gruß
Nöck
Nöck ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.06.2016, 11:29   #5
gummibaum
 
Dabei seit: 04/2010
Alter: 70
Beiträge: 10.909

Zur Heimkehr ist es nicht mehr gekommen, dafür zur befreienden Abkehr.

Sehr gut gemacht, lieber Nöck.

LG gummibaum
gummibaum ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 03.06.2016, 13:40   #6
Stachel
 
Benutzerbild von Stachel
 
Dabei seit: 03/2015
Ort: Niederrhein
Beiträge: 954

Zitat:
Zitat von Nöck Beitrag anzeigen
Versuche es doch selbst einmal.
Na klar, oder dachtest du, ich lasse dich alleine experimentieren?

Aber zugegeben: Terzinen habe ich noch nicht im Programm. Es hat sich noch nicht ergeben.
Stachel ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.06.2016, 06:09   #7
Thing
R.I.P.
 
Benutzerbild von Thing
 
Dabei seit: 05/2010
Beiträge: 34.998

Standard Lieber Nöck -

das ist ein wunderschöner Blick in die Vergangenheit; jeder Vers trägt diese wundersame Sehnsucht und Erinnerung und auch die Sehnsucht nach der Erinnerung.
Die alte Eiche der Kindertage hat es mir besonders angetan.
Bei mir war es eine Kastanie.
(Vor etwa sieben Jahren fühlte ich Gleiches, als ich das verlassene Anwesen meines Onkels zu betreten versuchte).

Ich kann mich den Lobrednern nur zu gerne anschließen.
Lediglich den Tisch ließe ich stehn statt ruhn.
Stünde er, wäre Dein Gedicht einwandfrei ein Favorit.

Halbtraurigen Gruß
von
Romulus Thing
Thing ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.06.2016, 13:06   #8
männlich Gylon
 
Dabei seit: 07/2014
Beiträge: 4.269

Lieber Nöck,
wie schön. Sehr gern gelesen!

Liebe Grüße Gylon
Gylon ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 04.06.2016, 13:41   #9
männlich Nöck
 
Benutzerbild von Nöck
 
Dabei seit: 12/2009
Ort: In den Auen des Niederrheins
Beiträge: 2.662

Danke Gummibaum, dein Lob freut mich!

Zitat:
Zitat von Stachel
Terzinen habe ich noch nicht im Programm. Es hat sich noch nicht ergeben.
Da kommt sicher bald die zündende Idee!


Hallo Jonny,

viele Gedichte entstehen ja auch aus einer besonderen Stimmung heraus und wenn der Leser dann ebenso empfindet, ist das schön.


Hallo Thing,

es freut mich, dass auch dich die Verse "berührt" haben. Immer wenn ich alte und verlassene Gebäude oder Hinterhöfe betrete oder einfach nur sehe, überkommt mich ein Gefühl von Vergangenem und ich meine, etwas von dem Leben und Treiben von damals zu spüren.

Zitat:
Zitat von Thing
Lediglich den Tisch ließe ich stehn statt ruhn.
Genau so hatte ich es auch vor, bis ich merkte, dass sich das Verb in der nächsten Zeile wiederholt. Doppler - und dann noch so nahe beieinander - mag ich nicht.


Hallo Gylon,

freut mich.


Euch allen danke und liebe Grüße
Nöck
Nöck ist offline   Mit Zitat antworten
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