Urlaubsclub am Mittelmeer

[Ilka-Maria]

Das Blau des Meeres wird kräftiger, je weiter die Sonne zum Horizont steht. Die Urlauber haben längst genug von der Hitze, dem Faulenzen am Strand, dem Schwimmen und Surfen und vor allem vom Kindergeschrei und von knutschenden Liebespaaren. Immer mehr finden sich im Club ein und bestellen sich einen landestypischen Wein, einen Cocktail, einen Cognac oder sonst ein alkoholisches Getränk, um sich auf den Abend einzustimmen.

Die meisten Gäste machen es sich unter den Palmen im Clubgarten bequem. In der Mitte des Gartens sitzen auf einem Holzgerüst, das von einem spitz zulaufenden Strohdach geschützt ist, zwei Aras, die mit ihren kräftigen Schnäbeln Nüsse bearbeiten. Eine Frau zieht die Blicke auf sich, weil sie so, wie sie den Strand verlassen hat, in den Club gekommen ist, im Bikinislip und „oben ohne“. Ihrem Begleiter, ein junger Mann vom Typ des Latin Lover, scheint dies egal zu sein. Verständlich, denn die Frau ist auffallend attraktiv, so dass sich alle weiblichen Anwesenden bemühen, durch gespielte Lockerheit und fröhliches Geplauder die Aufmerksamkeit ihrer Partner bei sich zu behalten. Selbst der Kellner ist von der Schönheit der Barbusigen beeindruckt und schenkt ihr beim Abstellen des Weinglases ein gewinnendes Lächeln: „Das geht aufs Haus, bella Signora“.

Am Nebentisch lacht ein Mann auf, als er den giftigen Blick seiner Frau sieht. „Nimm es gelassen, Schatz, du siehst auch nicht übel aus“. Er hätte besser nichts gesagt, denn sie steht augenblicklich auf und verpasst ihm eine so kräftige Ohrfeige, dass ihm vor Überraschung der Cognacschwenker aus der Hand gleitet. Dann geht sie zum Tisch der Barbusigen, spricht aber deren Partner an. „Darf ich Sie um etwas bitten?“

„Gerne. Was kann ich für Sie tun?“

„Küssen Sie mich!“

Plötzlich herrscht im Clubgarten totale Stille. Nicht mal das Röcheln der asthmakranken Alten ist zu hören.

Der Kellner eilt herbei und sammelt betont langsam, um die Szene nicht zu verpassen, die Glasscherben des Cognacschwenkers auf.

Der Latin Lover zögert keinen Moment, nimmt das Gesicht der beleidigten Frau zärtlich in seine Hände und küsst sie sekundenlang auf den Mund. Dann streicht er ihr eine Haarsträhne von der Stirn und küsst sie nochmal.

Als er sie loslässt, schaut sie entschuldigend zu der Barbusigen, aber diese zwinkert ihr vergnügt zu.

„Möchten sie einen neuen Cognac?“ fragt der Kellner am Nebentisch.

„Ja, einen doppelten - oder bringen Sie am besten die ganze Flasche!“

[Versard]

Klingt eher nach Saunaclub

Mal abgesehen davon das es mir am Mittelmeer zu warm wäre, gäbe es danach folgende Situation: Der Kerl hätte diverse Brüche, der Urlaub wäre vorbei und Madame kriegt die Koffer vor die Tür gestellt.

[Ilka-Maria]

Zitat von Versard

Mal abgesehen davon das es mir am Mittelmeer zu warm wäre, ...

Dann hast Du noch keinen Sommer in New York bei 90 Grad Luftfeuchtigkeit und wochenlang ausbleibendem Gewitter und ohne jeden Windhauch erlebt. Dagegen ist es am Mittelmeer kuschelig.

[Versard]

Nope...ich habe Deutschland ja auch nie verlassen
Ich war mal an der Ostsee...und im Sauerland. Dat wars xD

[Richard L.]

Es ist zwar noch früh, aber auch ich könnte jetzt nach dieser völlig übertriebenen Kurzgeschichte harten Alkohol vertragen. Mal von den natürlich plakativen Elementen abgesehen, was ist denn eigentlich die Aussage? Daß man lieber barbusig in einen Urlaubsclub geht, weil dann ein unheimlich beeindruckter Kellner die Getränke aufs Haus gehen lässt? Daß man als Ehemann beim Anblick einer Barbusigen lieber betreten zur Seite schaut, bevor man vom Schatz, das ja auch nicht übel aussieht (auch ein textlicher Fauxpas), eine gescheuert bekommt und sich einem sog. Latin-Lover an den Hals wirft? Für mich sind das alles sehr merkwürdige literarische Gedankenketten. Ich empfinde diese Szene auch nicht als skurril, wenn das die Intention gewesen sein sollte. Kein Witz, kein Geist, keine niveauvolle Komik –eher ein Unbehagen, das mich ganz schnell mit einer Tiefkühltasche voller Bier zurück an den Strand gehen lässt...

[Thing]

Ich hab bestimmt eine Synapsensperre - ich verstehs nicht.
Auch das Zwinkern macht mich nicht klüger.


Sonnengruß:
Thing