Poetry.de - das Gedichte-Forum
 kostenlos registrieren Letzte Beiträge

Zurück   Poetry.de > Geschichten und sonstiges Textwerk > Geschichten, Märchen und Legenden

Geschichten, Märchen und Legenden Geschichten aller Art, Märchen, Legenden, Dramen, Krimis, usw.

Antwort
 
Themen-Optionen Thema durchsuchen
Alt 19.10.2023, 15:58   #1
weiblich Ilka-Maria
Forumsleitung
 
Benutzerbild von Ilka-Maria
 
Dabei seit: 07/2009
Ort: Arrival City
Beiträge: 31.111


Standard Ein Hund. Ein Leben.

Donnerstag, zwölf Uhr dreißig. Wie gewohnt blieb Bastian an der Fußgängerampel stehen. Sie zeigte Rot an. Er legte kurz die Handfläche auf den gelben Schalter mit dem Display und gab ihr einen sanften Druck, um seine Anwesenheit kundzutun. Sofort erschien die Information: "Signal kommt", doch es würde noch zwanzig Sekunden dauern, bis Grün für die Fußgänger aufleuchtete. Bastian wusste, dass der Schalter ein Fake war und die Ampel in Wahrheit die Signale in immer gleich langen Intervallen wechselte, denn er überquerte den Zebrastreifen jeden Tag mehrmals zu den gleichen Zeiten: morgens auf dem Weg zur Arbeit, in der Mittagspause, um zu Hause mit Britta zu essen, und nachmittags nach Dienstschluss.

Die zweispurige Fahrbahn, an der Bastian stand, ist eine Bundesstraße südlich des Mains, eine der beiden Hauptverkehrsadern, die den Ort durchziehen. Sie führt in östliche Richtung, während ihr Pendant im gegenüberliegenden Teil der Stadt den Verkehr nach Westen leitet. Tag für Tag donnern Tausende von Personen- und Lastkraftwagen diese beiden Einbahnstraßen entlang. Außerdem nutzen eine Fernbuslinie und ein Stadtbus die Strecke. Auch heute war der Verkehr enorm, und Bastian überlegte, ob er eine Lücke zwischen den heranrollenden Fahrzeugen nutzen sollte, bei Rot über den Zebrastreifen zu huschen. Doch die Vernunft behielt Oberhand, und so wartete er geduldig auf Grün.

Auf der anderen Straßenseite hatte vor Monaten ein türkischer Lebensmittelhändler einen Supermarkt eröffnet, der sich nicht nur bei seinen Landsleuten der Beliebtheit erfreute. Von seinem Posten aus beobachtete Bastian das Treiben der Kundschaft, die vor dem Gemüsestand am Ladeneingang das Angebot in Augenschein nahm. In unmittelbarer Nähe, vor dem schmalen Fußweg zwischen Supermarkt und Rathaus, der zu einer Brücke über einen kleinen Fluss führt und von Hundehaltern genutzt wurde, um die Wiesen hinter dem Rathaus zu erreichen, hatte ein Bus gehalten, der Fahrgäste aus- und einsteigen ließ.

Bastian stockte der Atem, als wie aus dem Nichts ein herrenloser Schäferhund aus dem Fußweg schoss und wie in Panik über die Straße hetzte. Ein Fiat Panda drohte ihn auf der rechten Spur zu erwischen. Die Fahrerin bremst scharf ab, so dass es der Hund auf die linke Spur schaffte. Dort entkam er knapp einem Motorradfahrer, der beim Bremsen ins Schlingern geriet, seine Maschine aber zurück in die Balance bringen konnte. Mit viel Glück von der Straße gekommen, verschwand der Hund auf dem verlängerten Fußweg, der zur Innenstadt führt.

Doch der Fahrer eines SUV hinter dem Motorradfahrer reagierte zu spät. Er sah die Gefahr, aufzufahren, und riss, während er auf die Bremse trat, das Steuer herum. Der SUV kam ins Schleudern, überwand den Bordstein und raste auf die Fußgängerampel zu.

Wie versteinert blickte Bastian auf das Fahrzeug, und mancher in seiner Familie würde später darüber sinnieren, ob er in diesem Augenblick hinter der Windschutzscheibe das vor Verzweiflung verzerrte Gesicht des Fahrers gesehen hatte oder schon den blanken Schädel des legendären Fährmanns, von einer höheren Macht geschickt, ihn zu holen.

Vielleicht hörte er noch den Aufschrei der Kundin am Gemüsestand gegenüber, die vor Schreck den Kürbis fallen ließ, den sie gerade ausgewählt hatte, die jetzt aber beide Hände brauchte, um sie in ihre Haare zu krallen. Niemand vermochte es zu sagen. Was schießt einem Menschen im Angesicht einer Todesgefahr durch den Kopf? Was denkt er in diesen Sekunden? Was hört er in diesem Moment? Man sagt, die Ohren seien das Letzte, was noch in Kommunikation mit dem Gehirn stehe, ehe auch sie ihre Funktion einstellen.

Bastian blieb keine Zeit, über derartige Fragen nachzudenken, denn er war instinktiv von der Erkenntnis ergriffen, dass er seinem Schicksal nicht entkommen konnte. Hinter ihm stand eine lückenlose Häuserreihe mit geschlossenen Eingängen und Garagentoren - keine Chance für einen rettenden Rückzug vom Gehweg. Bastians einzige Hoffnung war, dass der SUV vor ihm in eine Wand einschlug oder knapp an ihm vorbeischlingerte.

Nichts von beidem geschah. Statt dessen krachte der SUV mit seinen drei Tonnen Gewicht gegen den Ampelmast, der dem Aufprall standhielt; doch durch die Erschütterung löste sich das Signalgehäuse aus seiner Verankerung, stürzte herab und traf Bastian auf Kopf und Schulter. Von einer Sekunde zur anderen stand der Verkehr still, als hätte jemand einen Filmprojektor auf Halt gestellt. Ein Kunde des Supermarkts stürzte herbei und beschwor den schwerverletzten Bastian, durchzuhalten. Doch obwohl die Rettungskräfte binnen weniger Minuten eintrafen, konnten sie nichts mehr für ihn tun.

Eine spätere Untersuchung, wieso sich das mehrfach verschraubte Signalgehäuse hatte lösen können, ergab eine Odyssee: Von unfachmännischer Anbringung über mangelhaftes Material bis hin zu Nachlässigkeiten bei der Überprüfung der Ampelanlagen wurde jedes mögliche schuldhafte Vergehen in Betracht gezogen, aber von allen in Frage kommenden Verantwortlichen anwaltlich abgestritten. Die Beweisführung war kompliziert, so dass es zu keiner Anklage kam.

Polizeihauptmeister Kessler, der den Unfall protokollieren ließ und Bastians Mobilphone sicherstellte, ging die Anrufe durch. Letzter Eintrag: Britta. Er rief sie nicht an, sondern tippte auf seinem eigenen Mobilphone die Nummer seines Dezernats an. "Ich brauche Susanne für einen Besuch. Jetzt gleich. Sag ihr: Höchststufe. Dann weiß sie, was sie erwartet."

Als Britta die Klingel schrillen hörte, warf sie wütend den Kochlöffel in die Spüle und drehte die Herdplatten aus, auf denen sie das Essen warmgehalten hatte. Schusselig, wie Bastian war, hatte er wohl wieder den Haustürschlüssel verlegt und sich wegen der vergeblichen Suche nach ihm verspätet. Hundertmal hatte Britta ihn gebeten: "Vergiss den Schlüssel und drück einfach auf die Klingel. Zum Suchen des Schlüssels hast du den ganzen Nachmittag Zeit." Nichts zu machen: Bastian war kein Mensch, solange er etwas Verlegtes nicht wiedergefunden hatte. Die Suche danach ging vor, und dafür nahm er verkohlte Bratkartoffeln und kaltes Gemüse in Kauf.

Vielleicht hatte sich Bastians Boss aber auch wieder den Sadismus geleistet, ihn im letzten Moment für einen "Sonderfall mit höchster Priorität" einzuspannen, denn glückliche Familienleben waren ihm seit seiner Scheidung ein Dorn im Auge. Trotzdem, dachte Britta mit Wut im Bauch, hätte Bastian ihren Anruf beantworten können. Er wusste doch, dass sie im siebten Monat ihrer Schwangerschaft keine Aufregung gebrauchen konnte, und das Letzte, wonach ihr der Sinn stand, war, sich wegen banaler und alltäglicher Katastrophen Sorgen zu machen.

Doch als sie die Tür öffnete und Kessler in Polizeikluft erblickte, wich ihr Ärger einem Gemisch aus Sorge und Angst. Neben ihm stand eine junge Frau in Zivil, deren erster Blick auf Brittas gewölbten Leib fiel und die versuchte, dabei keine Emotionen zu zeigen. Kessler stellte erst sich, dann Susanne vor. "Meine Kollegin Susanne Baumgart. Polizeipsychologin." Er wies sich mit seiner Dienstmarke aus.

Britta wurde schwarz vor Augen, aber nur für den Bruchteil einer Sekunde. Als sich die Schwärze gelichtet hatte, war sie so klar im Kopf wie nie zuvor. Unbewusst legte sie beide Hände auf ihren Bauch, als müsse sie das werdende Leben vor einer fremden Macht schützen, die es zu vernichten drohte. "Bastian", sagte sie mit trockener Stimme. "Er kommt nicht mehr heim." Es hätte eine Frage sein sollen, statt dessen kam ihr der Satz wie eine Gewissheit über die Lippen. Britta hatte die Wahrheit in den Augen ihrer beiden Besucher gelesen.

Sie flüchtete in das Innere des Hauses. Wortlos traten Kessler und Baumgart ins Wohnzimmer, setzten sich zu ihr und schilderten den Unfall. "Wenn Sie mich brauchen …", sagte Susanne Baumgart und legte ihre Visitenkarte auf den Clubtisch. Britta wirkte auf stoische Art gefasst. "Besser tot, als gelähmt oder sonstwie behindert." Doch im nächsten Moment kippte ihre Stimmung. "Wissen Sie, Bastian war immer in Bewegung, er brauchte das. Wir gingen viel wandern, fast an jedem Wochenende. Und er lief einmal im Jahr den Marathon mit. Das Schlimmste für ihn wäre gewesen, in einem Rollstuhl sitzen zu müssen. Er war immer in Bewegung. Immerzu in Bewegung, also …"

Aus Britta toste ein Wasserfall. "Seine Mutter erzählte, dass er früh laufen konnte. Er war immer stramm auf den Beinen. Kaum ein Jahr alt marschierte er bereits lange Strecken mit, ohne müde zu werden. Und im Sport …"

Und so sprudelte es endlos aus ihr heraus, bis Baumgart ihr die Hand auf die Schulter legte und sagte: "Wir müssen gehen. Sie haben meine Karte. Rufen Sie mich an, wann immer sie mich brauchen." Britta nickte stumm, und Baumgart fügte hinzu: "Tag und Nacht."

An der Tür hielt Britta die beiden auf. "Finden Sie den Hund. Ich will wissen, welche Bestie meinen Mann umgebracht hat."

"Es war nicht der Hund, sondern sein Halter, der für den Unfall verantwortlich ist."

"Dann finden Sie den Halter!"

"Die Kollegen von der Ermittlung arbeiten dran."

Doch in den Wochen und Monaten nach dem Unfall konnte weder der Hund aufgegriffen, noch sein Halter ermittelt werden, so dass der Fall eingestellt wurde.

Britta brachte einen Sohn zur Welt, den sie nach ihrem verunglückten Mann Bastian nannte. Sie ging eine Liebschaft ein, wollte aber nicht mehr heiraten. "Ich komme zurecht", pflegte sie zu sagen. So zog Zeit ins Land, bis ihr Sohn nach seinem Vater fragte und Britta ihm erzählte, wie er in der Blüte seiner Jahre durch einen Unfall, der ihr lächerlich erschienen war, aus dem Leben gerissen wurde. "Es war ein Hund, ein von der Leine gelassener Schäferhund, von dem niemand weiß, was ihn in Panik versetzt hatte."

Dann kam der Herbst, und in der Stadt begann ein rätselhaftes Hundesterben. Jemand legte vergiftete Köder aus, an denen vom Dackel bis zur Dogge jeder Hund qualvoll verreckte. Frau Sonnemann hatte sich deshalb das Recht genommen, ihren Dalmatiner in den Supermarkt mitzunehmen, anstatt ihn draußen anzubinden, wo sie ihn nicht mehr unter Kontrolle gehabt hätte. Sie hatte Flecky, wie sie ihn nannte, in den Einkaufswagen gesetzt und ihn mitsamt ihrer Warenbeute durch die Gänge geschoben. Doch als sie ihn einmal kurz aus den Augen gelassen hatte, um die Regale zu inspizierten und ihre bevorzugten Produkte einzusammeln, musste jemand Flecky ein Leckerli zugeschoben haben, denn noch bevor Frau Sonnemann zu Hause ankam, wand sich ihr Liebling im Todeskampf.

Hart traf es auch den Forstwirt Harry Hensler, denn seine beiden Pulis "Seneca" und "Cicero" waren Zuchthunde gewesen, die seinem Halter eine geregeltes Zusatzeinkommen garantiert hatten. Nach dem Tod der Hunde konnte Harry seine Verträge mit den Züchtern nicht mehr erfüllen. Da die Anschaffung eines preisgekrönten, für die Zucht zertifizierten Hundes schwierig und kostspielig ist, brachen diese Einnahmen weg, so dass Harry monatelang das Bankdarlehen für sein Haus nicht mehr bedienen konnte.

Kessler, kurz vor dem Ruhestand, ahnte einen Zusammenhang zwischen dem Unfall, den er vor fünfzehn Jahren aufgenommen hatte, und stöberte in den verstaubten Akten. "Wir sind keine Ermittler", herrschte ihn der Leiter seines Dezernats an. "Wir haben genug anderen Mist am Hals, also verschwenden Sie keine Zeit an olle Kamellen. Haben Sie keine anderen Tassen im Schrank, als sich für tote Köter zu interessieren?"

"Habe ich", dachte Kessler. "Die Tassen von Sonnemann und Hensler." Er rief Krüger zu sich. "Finden Sie raus, ob die Daten noch stimmen. Wenn nicht, recherchieren sie die neuen. Ich muss mit dieser Frau sprechen, besser noch mit ihrem Sohn. Sie hieß damals Britta Kilbert, ihr Sohn heißt Bastian. Wie sein Vater." Er drückte Krüger die Akte in die Hand und zwinkerte ihm zu. "Der Alte muss es nicht wissen."

Bastian Kilbert, noch jugendlich, bekam als Strafe ein halbes Jahr Sozialdienst in einem Pflegeheim für Senioren aufgebrummt. Eine Schwemme an digitalen Hassbriefen von Hundeliebhabern machte ihn landesweit bekannt. Hundehasser nannten ihm Namen und Adressen von Hundehaltern und riefen dazu auf, deren "Tölen" ins Jenseits zu befördern. Dafür, versprachen sie, wollten sie großzügig spenden.

Bastian nahm weder Spenden an, noch beantwortete er einen der Briefe. Er legt das Gift noch immer aus, freut sich über jeden verendeten Hund und pflegt hingebungsvoll den Schrein seines Vaters, den er nie kennenlernen durfte. Er liest ihm jeden Zeitungsartikel vor, der über sein neuestes Opfer berichtet, und beendet seine Andacht mit den Worten: "Ich hasse diese Wolfsschnauzen!"
__________________

Workshop "Kreatives Schreiben":
http://www.poetry.de/group.php?groupid=24
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.10.2023, 17:36   #2
männlich Eisenvorhang
 
Benutzerbild von Eisenvorhang
 
Dabei seit: 04/2017
Ort: Erzgebirge
Alter: 38
Beiträge: 2.692


Hallo Ilka,

gut geschrieben! Wenn das Schicksal zuschlägt und man einen Schuldigen braucht und sich in Projektionen verliert.

Im Moment ist das Thema ja am brodeln (Österreich und England) und in der Tat fürchte auch ich um meine Tiere. Denn der Hass gegenüber Hunde wird gegenwärtig immer größer.

Ich hoffe Bastian wird es nicht bereuen.


Lg

EV
Eisenvorhang ist gerade online   Mit Zitat antworten
Alt 19.10.2023, 17:59   #3
weiblich Ilka-Maria
Forumsleitung
 
Benutzerbild von Ilka-Maria
 
Dabei seit: 07/2009
Ort: Arrival City
Beiträge: 31.111


Zitat:
Zitat von Eisenvorhang Beitrag anzeigen
Im Moment ist das Thema ja am brodeln (Österreich und England) und in der Tat fürchte auch ich um meine Tiere. Denn der Hass gegenüber Hunde wird gegenwärtig immer größer.
Ist das so? Meine Geschichte ist aus einem völlig anderen Blickwinkel inspiriert. Sie hat nur einen Aufhänger, alles andere ist Phantasie.

Was meinst du mit Österreich und England? Und mit deiner Furcht um deine Hunde?

Klär mich auf.
__________________

Workshop "Kreatives Schreiben":
http://www.poetry.de/group.php?groupid=24
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.10.2023, 18:08   #4
männlich Eisenvorhang
 
Benutzerbild von Eisenvorhang
 
Dabei seit: 04/2017
Ort: Erzgebirge
Alter: 38
Beiträge: 2.692


In England und in Österreich wurden zwei Menschen durch Hundeangriffe getötet.

Grobe Fahrlässigkeit war der Grund in England – ein völliger Idiot als Halter und die falsche Rasse. In Österreich ermittelt die Staatsanwaltschaft, da die Halterin die Hunde abgesichert hatte (Maulkorb und Leine). Eine 60-jährige Joggerin kam auf dem Feld entgegen, und irgendwie eskalierte die Situation mit drei angeleinten Hunden mit Maulkorb. Die Frau wurde derart zugerichtet, dass ihr Mann sie nur noch an der Kleidung identifizieren konnte. Den Schaden richtete ein Hund an, der seinen Maulkorb herunterriss. Es gibt viele Spekulationen und viele "Zeugenaussagen", die jedoch der Gemeinde keinen guten Ruf bescheren und, aus einer "woken" Perspektive betrachtet, victim-blaming betreiben würden.

Als "Side-Effect" jedoch nehmen die Aufrufe in den sozialen Medien, ausgehend von Hundehassern, an Fahrt auf, was besorgniserregend ist.

Das deine Geschichte aus einer anderen Perspektive geschrieben wurde, war mir klar. Aber am Ende wurde Bastian halt zum Hunderhasser, der seiner Rache nachging. Und von diesen Typ Mensch gibt es viele, vor allem im Moment.

Lg

EV
Eisenvorhang ist gerade online   Mit Zitat antworten
Alt 19.10.2023, 18:17   #5
weiblich DieSilbermöwe
 
Benutzerbild von DieSilbermöwe
 
Dabei seit: 07/2015
Alter: 61
Beiträge: 6.721


Hallo Ilka,

deine letzten Geschichten fand ich nicht besonders, diese hier ist wirklich gut geschrieben.

Hallo Eisenvorhang,

nicht Bastian, sondern sein Sohn, der auch Bastian heißt, ist der Hundehasser.

Zitat:
.Wenn das Schicksal zuschlägt und man einen Schuldigen braucht und sich in Projektionen verliert.
Wenn man einen Schuldigen braucht? Die Schuld steht doch - in der Geschichte - eigentlich fest.

LG DieSilbermöwe
DieSilbermöwe ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.10.2023, 18:41   #6
weiblich Ilka-Maria
Forumsleitung
 
Benutzerbild von Ilka-Maria
 
Dabei seit: 07/2009
Ort: Arrival City
Beiträge: 31.111


Ich mag Hunde und ging als Kind sorglos mit ihnen um - oft zum Entsetzen meiner Eltern, die mich von Hunden wegrissen, denen ich Kekse ins Maul schob.

Heute sehe ich den Umgang mit Hunden kritischer und hielte es für angebracht, nur Leute mit nachgewiesenen Kenntnissen in artgerechtem Umgang einen Hund halten zu lassen. Schließlich steckt in jedem Hund immer noch ein Wolf. Zu viele Menschen legen sich einen Hund als Ausgleich für etwas Verlorenes oder als ein Spielzeug zu und verkennen, dass auch so ein Tier einen eigenen Charakter und seine Bedürfnisse hat. Der Mensch steht dem Hund gegenüber in der Verantwortung, nicht umgekehrt.

In meiner direkten Nachbarschaft - ich hatte Blick vom Küchenfenster auf den Vorgarten - kam es einmal vor, dass ein Kleinkind, maximal zwei Jahre alt, unbeaufsichtigt das Tor des Gatters geöffnet hatte und zusammen mit dem Familienhund, einem noch jungen braunen Setter, auf dem Zufahrtsweg herumtollte. Ich düste hinunter und stellte mich solange zu dem Kind und dem Hund, bis die Mutter erschien - das Mobilphone am Ohr. Sie hatte die Intelligenz eines Kleinkindes völlig unterschätzt, und der Hund hatte noch nie den Funken einer Erziehung genossen. Ich hätte Manschetten, einen großen Hund, der noch keine Hackordnung kennt, mit einem kleinen Kind alleinzulassen.

Meine amerikanische Tante - Gott sei ihr gnädig -, hatte immer Hunde und war darin erfahren, sie zu trainieren. Aber auch sie scheiterte in einem Fall. Es war ein Rottweiler, ein Muskelpaket. Sie konnte machen, was sie wollte, er gehorchte ihr nicht. Da sich in ihrem Haushalt fünf Kinde befanden, war ein Hund dieser Charakterstärke nicht tragbar, und so gab sie ihn zurück. Sie nahm dafür einen Schäferhundwelpen, eine Seele von Tier.

Es reicht nicht, einem Tier Futter hinzustellen und zu glauben, damit könne man es auf die eigenen Befürnisse abstellen.
__________________

Workshop "Kreatives Schreiben":
http://www.poetry.de/group.php?groupid=24
Ilka-Maria ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 19.10.2023, 18:55   #7
männlich Eisenvorhang
 
Benutzerbild von Eisenvorhang
 
Dabei seit: 04/2017
Ort: Erzgebirge
Alter: 38
Beiträge: 2.692


Zitat:
Zitat von Ilka-Maria Beitrag anzeigen
Heute sehe ich den Umgang mit Hunden kritischer und hielte es für angebracht, nur Leute mit nachgewiesenen Kenntnissen in artgerechtem Umgang einen Hund halten zu lassen.
Das ist richtig, leider reicht selbst das nicht. Es ist viel zu einfach, sich einen Hund kaufen zu können. Ein Hundeführerschein wäre ja erstmal was Gutes; andererseits fahren auch viele Idioten Auto. Durch die Prüfung sind die ja auch gekommen.

Der große Sachkundenachweis ist auch gut und in manchen Ländern wie Niedersachsen Grundvoraussetzung. Aber auch das lässt sich "erschleichen". Das Problem schiebe ich den Züchtern zu und dem Staat, der zu wenig illegale Importe prüft und es zulässt, dass jeder Minusmensch in seinem Hinterhof privat Hunde vermehren und verkaufen kann.

Was die Halterin in Österreich betrifft: Sie war geschult, legte sämtliche Prüfungen ab, die man ablegen kann, und der Hund war in der Region von den Hundetrainern für seine ausgeglichene und ruhige Art bekannt. (Es gibt eine Mail von dem Hundetrainerverband in der Region.)

Das Tier selbst stammte aus dem ÖCAST, der strenge Vorlagen vor der Abgabe fordert.

Krankheit wie Hirntumor wurde mittlerweile ausgeschlossen. So verbleiben nur noch die Gerüchte der Zeugen: Ein lesbisches Ehepaar in einem sehr kleinen Ort voller christlicher Konservativer, die angeblich viel Repression in der Vergangenheit erleben mussten, und der Hund sei wohl angeblich Opfer von Angriffen und Steinwürfen gewesen. Eine persönliche Wertung lasse ich dem jetzt nicht zukommen.

Ich sehe das emotionslos: Hunde sind aus wissenschaftlicher Sicht Raubtiere, und nur eine geringe Prozentzahl kennt seinen Vierbeiner. Und die derzeitige Generation von Hundehaltern ist beschämend. Ich mag sie nicht; viele sind ungebildete Vollpfosten mit einem zu großen Mundwerk. Sehe ich einen in weiter Ferne, gehe ich direkt Umwege. Und jeder, der mit mir über Genetik diskutieren will, sollte vorher besser die Populationsdynamik von Prof. Irene Stur gelesen haben.

Lg

EV
Eisenvorhang ist gerade online   Mit Zitat antworten
Alt 20.10.2023, 14:02   #8
weiblich Emilie
 
Dabei seit: 05/2020
Beiträge: 39


Grüße Dich Ilka-Maria,

wird der Sohn zu einem Serienkiller? Das Bastian einen Schrein für seinen unbekannten Vater errichtet hat und Zeitungsartikel von getöten Hunden vorliest ist harte Kost.

Ich schließe mich dem Lob an, die Geschichte ist sehr gut und spannend geschrieben.
Emilie ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen für Ein Hund. Ein Leben.



Ähnliche Themen
Thema Autor Forum Antworten Letzter Beitrag
Nur ein Hund Ilka-Maria Geschichten, Märchen und Legenden 0 02.09.2023 13:15
Dein Leben, mein Leben – unser Leben? oktopussi Gefühlte Momente und Emotionen 0 14.01.2019 22:29
wie ein Hund dr.Frankenstein Lebensalltag, Natur und Universum 1 20.01.2016 15:10
DAS LEBEN-EIN TRAUM (für meinen 16 Jahre alten Hund Jack) hermann8332 Lebensalltag, Natur und Universum 1 27.01.2014 14:34


Sämtliche Gedichte, Geschichten und alle sonstigen Artikel unterliegen dem deutschen Urheberrecht.
Das von den Autoren konkludent eingeräumte Recht zur Veröffentlichung ist Poetry.de vorbehalten.
Veröffentlichungen jedweder Art bedürfen stets einer Genehmigung durch die jeweiligen Autoren.