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Sonstiges und Experimentelles Andersartige, experimentelle Texte und sonstige Querschläger.

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Alt 12.07.2015, 18:41   #1
juicyfruit27
 
Dabei seit: 07/2015
Beiträge: 1

Standard Gib dir Stimme

Gib dir Stimme
Ich möchte eine Stimme haben
Eine Stimme, die nicht zerspringt, wenn sie hinaus soll,
die nicht zerbricht, wenn sie erklingen soll

Ich will Klarheit und Sicherheit,
eine Meinung, einen Standpunkt,
eine Stimme, die erhört wird und nicht erdrückt,
die nicht zerschmettert im Rachen, erwürgt wird, zerdrückt
verschluckt wird, sodass der Magen voller Worte ist,
die er nur erbrechen kann.
Und heraus kommt ein klebriger, dickflüssiger Brei, den keiner versteht.

Eine Stimme, die nicht verschluckt wird und im Gefängnis der Bronchien verweilt,
sodass das einzige, was man heraus bringt ein Husten, ein Prusten ist.

Mach dich nicht lächerlich,
erstick deine Worte nicht.
Gib ihnen Freiheit, gib ihnen Mut.
Denn wir leben in Demokratie,
wo jeder was zu sagen hat
und doch hast du das Gefühl,
dass niemand deine Meinung hören will.

Und so erstickst du sie im Keim,
hast tausend Gedanken gefasst, tausend Antworten parat,
aber denkst, dass niemand sie hören will.
Und so erstickst du sie im Keim,
lässt sie verrotten, verfaulen,
bis die Gedanken sich um sich selbst drehen, Karussell fahren
bis ihnen schwindelig wird,
doch du lässt sie nicht frei, hast keine Gnade.

Keine Gnade deinen Gedanken,
weil du fürchtest, sie könnten anders sein,
zu anders für die Welt um dich herum,
auch wenn du weißt, du machst dir was vor.
Anders sind alle. Du bist keine Ausnahme.

Und doch schaffst du es nicht deinen Gedanken eine Stimme zu verleihen
Du sprichst und redest, aber alles ist nur Schall und Rauch.
Das Echo der anderen, du das lange nicht mehr tragen kannst
hallt aus deinem Mund.
Das Lächeln, das Nicken,
das beherrschst du gut.
Freundliche sein, schweigen, konform gehen mit anderen,
niemals auffallen, niemals laut sein, aus der Reihe tanzen,
ins Kalte springen.

Du willst Sicherheit und Klarheit, einen festen Standpunkt, eine Meinung,
aber deine Stimme versagt jedes Mal, wenn du beginnst, sie zu erheben.
Du hast keine Kraft zu reden,
aber hast Kraft zu schlucken,
hast keine Kraft zu schreien, zu streiten, zu treten,
doch in denen eigenen vier Wänden tobt die Hölle, kocht und brodelt es.
Du weißt nicht, wohin, in welche Richtung,
weil du niemandem in die Augen schaust, nach dem Weg fragst.
Und niemand fragt dich,
weil du gelassen an ihnen vorbei ziehst,
so cool wirkst, als hättest du alles im Griff.

Die braucht mich nicht, denkt er leise und geht an dir vorbei
und merkt nicht, wie dein Herz vergeblich nach ihm schreit.
Denn dein Herz kann nicht sprechen,
du musst deiner Stimme den Klang verleihen.
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