welken bei Poetry.de

Dunkelblau · 15.05.2006, 22:10

Mich vor mir her treibend
treib ich vor mich hin
im wetterlosen Land

Forme Hüllen um mich
wie Baumkuchen
bis das Innre nur noch
Schatten gleicht

Doch die Gewohnheit wohnt darin
trägt mich fort
zur Trägheit hin

An allen Tagen herrscht Alltag
und du verblasst langsam

bist schon weg

perle · 16.05.2006, 18:38

Sehr schönes Dahinwelken... Und dann die letzte Zeile: Ein plötzliches Gewahrwerden, wahres Erschauern; schon verwelkt. Macht Das Vorangegangene noch tiefer, wahrer, dringender. Toll!
Nur das Wort "Baumkuchen" irritiert mich etwas...

cute_fighter · 16.05.2006, 19:02

ich kann mich nur anschließen. Schöne, tiefe, verwelkende Zeilen, die einen Schritt für Schritt in die Wahrheit eindringen lassen.

Baumkuchen...ist irgendwie ein schöner Neologismus...ein interessantes Wort.. Vielleicht könnte man es wirklich beim Namen nehmen, denn wenn man aus Holz Kuchen formt, wird man davon noch lange nicht satt und so könnte man es im Übertragenen Sinn auch auf die Gefühle deuten. Wenn man sich die Liebe vortstelle bei jemandem, den man nicht liebt, kann man ihn auch nicht wirklich lieben, am ende kommt ja: "bist schon weg". In dem zusammenhang würde ich das so interpretieren, dass man sich die Liebe bei jemand anderem nur vorstellen kann, sie aber nicht existieren kann.sag mir bescheid, dunkelblau, ob ich richtig liebe

vlg

Dunkelblau · 16.05.2006, 22:15

Erstmal vielen Dank für die Antworten.

Der Kuchen kann für das schöne Leben (im Gegensatz zu Brot) stehen und somit vielleicht für eine Traumwelt, in die man sich spinnt. (wie Baumkuchen). Baumkuchen hab ich speziell genommen, weil er auch aus Hüllen besteht, die beim Backen nacheinander aufgetragen werden (soweit ich weiß) und deshalb die in der Zeile darüber angesprochenen geistigen Hüllen unterstützen. Wahrscheinlich ist das nicht besonders verständlich

Auch den Rest kann man bestimmt verschieden interpretieren. Ich hab es eigentlich einfach so gemeint, dass man sich immer weiter in seinen Alltag reinlebt, bis die Dinge, die wirklich zählen, allmählich verblassen und man irgendwann (wenn es vielleicht schon zu spät ist) merkt, dass sie eigentlich nie wirklich da waren.

mfg

perle · 18.05.2006, 20:18

Achso... Ich kannte das Wort Baumkuchen gar nicht, aber mit deiner Erklärung jetzt... doch, macht Sinn

Sehr schön (wie gesagt), sollte man überall als Warnung für alle Dahinwelkenden aufhängen

15.05.2006, 22:10	#1
Dunkelblau Dabei seit: 03/2006 Beiträge: 129 Meine Gedichte	welken Mich vor mir her treibend treib ich vor mich hin im wetterlosen Land Forme Hüllen um mich wie Baumkuchen bis das Innre nur noch Schatten gleicht Doch die Gewohnheit wohnt darin trägt mich fort zur Trägheit hin An allen Tagen herrscht Alltag und du verblasst langsam bist schon weg

16.05.2006, 18:38	#2
perle Dabei seit: 04/2006 Beiträge: 55 Meine Gedichte	Sehr schönes Dahinwelken... Und dann die letzte Zeile: Ein plötzliches Gewahrwerden, wahres Erschauern; schon verwelkt. Macht Das Vorangegangene noch tiefer, wahrer, dringender. Toll! Nur das Wort "Baumkuchen" irritiert mich etwas...

16.05.2006, 19:02	#3
cute_fighter Dabei seit: 02/2006 Beiträge: 1.123 Meine Gedichte	ich kann mich nur anschließen. Schöne, tiefe, verwelkende Zeilen, die einen Schritt für Schritt in die Wahrheit eindringen lassen. Baumkuchen...ist irgendwie ein schöner Neologismus...ein interessantes Wort.. Vielleicht könnte man es wirklich beim Namen nehmen, denn wenn man aus Holz Kuchen formt, wird man davon noch lange nicht satt und so könnte man es im Übertragenen Sinn auch auf die Gefühle deuten. Wenn man sich die Liebe vortstelle bei jemandem, den man nicht liebt, kann man ihn auch nicht wirklich lieben, am ende kommt ja: "bist schon weg". In dem zusammenhang würde ich das so interpretieren, dass man sich die Liebe bei jemand anderem nur vorstellen kann, sie aber nicht existieren kann.sag mir bescheid, dunkelblau, ob ich richtig liebe vlg

16.05.2006, 22:15	#4
Dunkelblau Dabei seit: 03/2006 Beiträge: 129 Meine Gedichte	Erstmal vielen Dank für die Antworten. Der Kuchen kann für das schöne Leben (im Gegensatz zu Brot) stehen und somit vielleicht für eine Traumwelt, in die man sich spinnt. (wie Baumkuchen). Baumkuchen hab ich speziell genommen, weil er auch aus Hüllen besteht, die beim Backen nacheinander aufgetragen werden (soweit ich weiß) und deshalb die in der Zeile darüber angesprochenen geistigen Hüllen unterstützen. Wahrscheinlich ist das nicht besonders verständlich Auch den Rest kann man bestimmt verschieden interpretieren. Ich hab es eigentlich einfach so gemeint, dass man sich immer weiter in seinen Alltag reinlebt, bis die Dinge, die wirklich zählen, allmählich verblassen und man irgendwann (wenn es vielleicht schon zu spät ist) merkt, dass sie eigentlich nie wirklich da waren. mfg

18.05.2006, 20:18	#5
perle Dabei seit: 04/2006 Beiträge: 55 Meine Gedichte	Achso... Ich kannte das Wort Baumkuchen gar nicht, aber mit deiner Erklärung jetzt... doch, macht Sinn Sehr schön (wie gesagt), sollte man überall als Warnung für alle Dahinwelkenden aufhängen