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Zeitgeschehen und Gesellschaft Gedichte über aktuelle Ereignisse und über die Menschen dieser Welt.

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Alt 05.07.2012, 14:10   #1
Thing
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Standard Stalingrad

Für jeden galt: im Gewehr, wieviel Schuß?
Und: da drüben! ein Freund? ein Russ?
Überleben, leben ! Gott, ich nicht, nein!,
laß die Andern, Herrgott!, die Toten sein!

Für jeden galt: Wo ist mein Gewehr?
Hab ich geschlafen? Hinterher!
Die nächste Mauer kann Schutz mir sein.
Gott, lieber Gott, laß mich jetzt nicht allein!

Für jeden galt: der Sprung ins Hinaus,
Mutter! ins Flammenwerfergebraus
und rein! in den Tod gesprungen!
Sieg Heil! hat keiner gesungen.

Für jeden galt: halte Dich wach,
hol Dir Lumpen, gib den Füßen nicht nach!
Friß die fünf Erbsen, dies Achtel Brot ,
Dein Oberst leidet heut gleiche Not.

Für jeden galt: ob es stimmt oder nicht,
dies ist das vorletzte Weltgericht.
Das Liebste, das wartet zuhaus ganz allein,
und ich: ich bin Ernte für Hein.
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Alt 05.07.2012, 14:51   #2
männlich Ex-Peace
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Das gefällt mir richtig gut, Thing!
Diese Verse sind unglaublich intensiv.
Ein wichtiges Thema, toll umgesetzt.
Prima!

Liebe Grüße
Peace
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Alt 05.07.2012, 15:20   #3
Thing
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Lieber Peace,


danke für das Lob.
Ich glaube, daß man an das Thema wirklich nur knapp und sachlich herangehen kann.
Es hatte jemand die vielen Ausrufezeichen moniert, aber d i e Schreie waren ja in den Soldaten drin, falls sie nicht schon lethargisch dem gewissen Tod ins Auge sahen (Spital, Bunker, Schnee, Sappe, Lazarett).

LG
Thing
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Alt 06.07.2012, 10:58   #4
männlich Sonnenwind
 
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Das ist beeindruckend!

Und deswegen - überarbeitungswürdig.

LG
Sonnenwind
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Alt 06.07.2012, 12:40   #5
Thing
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Danke, Sonnenwind.
Was würdest Du denn ändern?


LG
Thing
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Alt 06.07.2012, 21:36   #6
männlich Sonnenwind
 
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Vierter Abschnitt, Zeile drei: da würd ich das Komma etwas weiter
an den Text heranziehen.
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Alt 06.07.2012, 21:38   #7
Thing
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Leider blicke ich Armitschkerl nicht ganz durch,
zeigst Du mir das bitte am Text?

Vielleicht bin ich selbst zu nah dran.

LG
Thing
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Alt 06.07.2012, 21:43   #8
männlich Phönix-GEZ-frei
 
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Hallo R u.S.

stimmt, Sonnenwind!
hi Thing, was ist das für eine Aussage?

Koma - Freiraum

GL rück!

Frei
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Alt 06.07.2012, 21:53   #9
Thing
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Zitat:
Zitat von Phönix-GEZ-frei Beitrag anzeigen
Hallo R u.S.

stimmt, Sonnenwind!
hi Thing, was ist das für eine Aussage?

Koma - Freiraum

GL rück!

Frei
Phönix - Du bist mir manchmal ein Rätsel!

LG!
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Alt 06.07.2012, 22:03   #10
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Was ich sagen wollte: Der Text ist es wert ist, selbst den allerkleinsten Fehler zu beseitigen -- und ihn trotz einiger genialer Wendungen auf die Frage hin zu untersuchen, ob man ihn mit ein paar Rafinessen nicht doch noch verbessern kann.

LG
Sonnenwind
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Alt 06.07.2012, 22:04   #11
Thing
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Hallo, Sonnenwind -

ich bin für jeden Verbesserungsvorschlag dankbar.
Her mit den Anregungen!


Lieben Gruß
von
Thing
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Alt 08.07.2012, 09:02   #12
männlich Twiddyfix
 
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Standard Hallo Thing

das Gedicht ist -für mich- sehr beeindruckend, ich habe damals, als dreizehnjähriger, erlebt, wie täglich um uns herum viele Mütter ihre Männer und Söhne verloren naben.
Es gab eine Frau, die alle drei Söhne und auch ihren Mann verloren hat, sie hatte sich kurz darauf erhängt.
Stalingrad war das Schrecklichste was ein Soldat erleben musste, aber egal wo, überall, in Europa oder Afrika, wurde gemetzelt, gemordet und geschändet.
Dein Gedicht ist ein -wahres- Gedicht, doch wenn wir uns einmal umsehen, sind wir (Deutsche) immer wieder in Kriegsereignisse verwickelt.
Wir sind einer der größten Waffenlieferanten der Welt, (Geld blutet nicht) nein, Geld nicht, es macht uns (Deutschland) dick und fett, wir haben unsere (eigentlich blutigen Hände) überall drin. Hitler war brutal, wir haben gelernt nicht selbst brutal zu sein.
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Alt 08.07.2012, 10:10   #13
weiblich Ex-Nitribitto
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Standard Stalingrad

Thing, du schilderst eindrucksvoll, wie Hitler-Soldaten in Stalingrad, als es nichts mehr zu siegen gab, zumute war - Heulen und Zähneklappern, soo klein mit Hut, ein einziges Häufchen Elend. Wenn "wir" nicht mehr siegen, werden wir sentimental und heulen Rotz und Wasser - siehe aktuell auch die Reaktionen zum Ausscheiden beim EM-Spiel gegen Italien. Was ich an diesem Text mit dem Titel "Stalingrad" vermisse, der ja einen großen Anspruch darstellt, ist der große Bogen, den dieses Thema unbedingt erfordert. Eigentlich unterscheidet sich dein Gedicht nur graduell von dem unrühmlichen Machwerk von AndreDimension, vorsichtig gesagt. Du versuchst Emotionen aufzupulvern, Mitgefühl mit den Angreifern, den deutschen Soldaten, zu erzeugen, wobei deine Sympathie eindeutig bei der Hitler-Wehrmacht liegt und nicht bei der überfallenen Sowjetunion.

Nun kann man die Geschichte nicht mehr zurückdrehen, und es ist ja unbezweifelbar, dass der Verlierer mehr leidet als der Gewinner, und die Soldaten Hitlers haben wahrlich gelitten, es war das Dantesche Inferno - aber hast du dir in Vorbereitung auf das Gedicht schon mal die Frage gestellt, was Hitlers Soldaten eigentlich so weit im sowjetischen Hinterland gesucht haben, wer sie dort hingeschickt hat, warum sie sich haben schicken lassen? Was aus der Welt geworden wäre, hätte es die deutsche Niederlage bei Stalingrad nicht gegeben? Bei diesen Fragen hättest du ansetzen müssen, dann hättest du auch eine Chance gehabt, ein wirklich gutes Gedicht zum Thema Stalingrad schreiben zu können. So aber weist dieses Gedicht für mich jedenfalls nur schlecht verhüllte Sentimentalität und theatralische Dramatik auf, einen ernstzunehmenden Protest gegen den damaligen und die heutigen deutschen Kriege stellt es nicht dar, sondern bedient sogar mit Pathos das Märchen vom sauberen Hitler-Krieg.

Gruß, Keinreim
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Alt 08.07.2012, 10:55   #14
männlich Twiddyfix
 
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Standard Hallo Keinreim

Wer schreiben kann sollte auch lesen können, lesen und verstehen.
Thing hat eindrucksvoll das Leiden und die Ängste der Menschen geschildert, o h n e jeden Pathos.
Du bist es, der hier Emotionen aufpulvert, hier wird nicht das Mitgefühl mit den Angreifern erzeugt, sonder für den Menschen.
Deine völlig unqualifizierbare Frage..."warum haben sie sich schicken lassen" zeigt doch, daß Du keine Ahnung hast, von der damaligen Situation in Deutschland.
Ließ das Gedicht noch drei-oder viermal durch, dann wirst Du vielleicht erkennen, dieses Gedicht soll kein Mitleid mit den deutschen Soldaten erzeugen, sondern einzig und allein mit dem Menschen.
Dieses Gedicht ist so wahrheitsnah geschildert worden, wie leider Deine ganzen Ausführungen daneben liegen, in keiner Zeile wird hier mit " schlecht verhüllter Sentimentalität, noch mit theatralischer Dramatik" etwas geschildert.
Die letzte Zeile Deines "Ergusses" ist besonders blöd.
Twiddyfix ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.07.2012, 11:18   #15
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Guten Morgen Thing

egal zu welchem Thema ich ein Gedicht schreibe, es gibt immer auch eine zweite oder dritte Wahrheit, deshalb sind so manche Diskussionen... wie sie einige hier immer anzetteln...völlig daneben - denen müsste man erst mal erklären was ein Gedicht ist - aber dazu habe ich weder Lust noch Zeit. Was anderes ist es...wenn ein G.G. ein politisches Gedicht schreibt...denn der bekennt sich als politischer Mensch und wird in der Öffentlichkeit als solcher
auch wahrgenommen. In diesem Kontext ist " Was gesagt werden muss..."
nicht einfach nur ein Gedicht und so ist denn auch ok, wenn man sich politisch damit auseinandersetzt. Dein Gedicht jedoch...beschreibt nur einen Ausschnitt...eine bestimmte Situation...eine Facette...ohne die Wahrheit
für sich zu beanspruchen - und das ist vollkommen in Ordnung!

Wollte man ein Gedicht über Stalingrad schreiben, welches die ganze Geschichte erzählt, wäre es das längste Gedicht der Welt.

Die Freiheit in der Kunst ist sehr wichtig und muss gewährleistet bleiben.
Eingreifen sollte man nur dann, wenn der Künstler sein Werk instrumentalisiert.
Es gibt hier leider nur wenige...die in der Lage sind sich künstlerisch mit einem
Gedicht auseinanderzusetzen...deshalb stürzen sie sich dann auf Inhalte - hauptsache irgend etwas gesagt...dabei ist es manchmal angebrachter die Klappe zu halten. Es gibt ja auch noch andere schöne Hobbys.

Zu deinem Gedicht:

Was mir nicht gefällt ist, dass Du mit keinem durchgängigen Reimschema arbeitest und in Vers 3 mit den Kadenzen brichst. Das kann durchaus mal angebracht sein um einem inhaltlichen Bruch das äussere Gewand zu verleihen...aber ich sehe ich die Notwenigkeit nicht.
Grundsätzlich mag ich Wiederholungen (Für jeden galt) als Stilmittel...denn sie geben einem Gedicht oft einen besonderen Schwung. Bei deinem Gedicht
fehlt mir hierzu das durchgängige Versmaß...dadurch konterkarierst Du die Wiederholungen...anstatt sie zu stützen.

Zum Inhalt mag ich mich nicht äussern...dazu wurde schon genug Unsinn erzählt.

Viele Grüße, A.D.
AndereDimension ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 08.07.2012, 11:53   #16
Thing
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Hallo, Twiddy -

danke für Deine beiden Kommentare! Wie recht Du doch hast. Heute sind die Waffenfabrikanten samt der laxen Gesetzgebung lauter kleine Pilatusse, die im Handtuch das eingestickte "Arbeitsstellen" tragen.
Auch für den zweiten Kommentar, der aber - wie ich fürchte - wirkungslos bleiben muß.

Hallo, AD -

ich hab mal grad nach den Reimen geschaut: aabb, durchgängig. Sei mir nicht böse, aber ich weiß bis heute nicht, was Kadenzen sind.
Schon Sonnenschein riet zu Verbesserungen, aber ich bin etwas ratlos, wo ich denn ansetzen sollte. Alles umschreiben? Dann geht mir der Impetus verloren, der mich dieses Gedicht schreiben ließ, was ich weiter unten erklären werde.

Hallo, Keinreim -

ich weiß nicht, was in Deinem Koipf vorgeht.
Von Rotz- und Wasser-Heulen kann bei meinen Versen nicht die Rede sein.
Ich sehe weder Pathos noch emotionales Aufpulvern der Gefühle.

Die politischen Hintergründe von "Stalingrad" sind bekannt und spielen für mein Gedicht auch keinerlei Rolle. Ich habe über den Mau-Mau-Aufstand geschrieben, da war es auch nicht vonnöten, den Auslöser zu nennen.Heutzutage setze ich voraus, daß jeder Mensch mit etwas Verstand im Hirnkasten die Auslöser und Hintergründe kennt.
Mit keinem einzigen Wort wird ein angeblich sauberer Hitlerkrieg geschildert; das ist, mit Verlaub, die blödsinnigste Bemerkung in Deinem Kommentar, den ich eigentlich gar nicht beantworten soltel, weil Deine Worte davon zeugen, daß Du nichts, aber auch gar nichts verstanden hast.
Im Übrigen bedaure ich die russischen Soldaten nicht weniger als die deutschen, denn sie waren genauso bedauernswerte Menschen, nur, daß sie n o c h unbarmherziger vorangetrieben wurden.

Noch zu "ein achtel Brot": - das ist noch beschönigend, denn in Wahrheit war es eine halbe Scheibe Knäckebrot. Das und 5 Erbsen waren die Tagesration in den letzten Tagen!

So, jetzt:
Ich habe etwa 1955 das "Stalingrad"-Buch von Theodor(e) Pli(e)vier gelesen, das ziemlich zeitnah geschrieben wurde.
Ich habe es 2009 noch einmal gelesen.
Aus diesem Buch habe ich einen kleinen Ausschnitt zum Thema meiner Verse gemacht.
Mich verwundert auch nicht Dein Verriß von ADs Gedicht, da weiß ich mich in guter Gesellschaft.

Daher kann ich zu Deinem Kommentar nur verwundert mein altes Haupt schütteln.

Mit Grüßen in den Sonntag:
Thing
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